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16.01.2016, Bagehl, Rostock: BOLANOW BRAWL + TORTENSCHLACHT + DER STAAT

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Der gute Peer wurde genötigt, seinen Geburtstag zu feiern, und zwar am besten mit einem Konzert im zum kleinen, feinen Veranstaltungsort ausgebauten Keller des seit Jahren von Punks, Artverwandten und Sympathisanten bewohnten Wohnkomplexes am Rostocker Bagehl. Nachdem ich ihn und den einen oder anderen Bewohner im Sommer persönlich kennenlernen durfte, brachte die gute Katharina kurzerhand uns ins Spiel, kurzfristig wurden die beiden Lokalmatadore/-innen TORTENSCHLACHT und DER STAAT dazugebucht und so stand das Aufgebot für Peers Privatparty bei geschlossener, aber guter Gesellschaft. Nach geteilter Anfahrt – zwei Brawler fuhren von Kiel mit dem Auto, die anderen per Bahn – lud das arschwinterliche Wetter nicht unbedingt zu ’nem entspannten Bummel durchs Rostocker Zentrum ein, also wurde nur schnell feste Nahrung gesucht und dann das Geburtstagskind in spe aufgesucht, denn er feierte rein. Nach der Begrüßung und dem Bühnenaufbau ging’s dann auch schonrecht zeitig los mit dem lokalen Nachwuchs von DER STAAT. Meine Erwartungshaltung hatte man im Vorfeld gleich mal auf ein Minimum reduziert, doch die Jungspunde sollten ihre Kritiker Lügen strafen: Das Trio bot kritischen, politisch engagierten deutschsprachigen Punk, wie man ihn allgemein „Deutschpunk“ schimpft und er vor zehn Jahren sofort von Nix Gut Rec. verpflichtet und veröffentlicht worden wäre. Das fand’ ich ja damals immer fragwürdig und auch für DER STAAT wäre das sicherlich zu früh, aber Entwicklungspotential ist definitiv da. Schlecht war’s nicht, was das Trio da authentisch rüberbrachte, wobei man sich das KASA-Cover besser gekniffen hätte, aber dafür mit WIZOs „Kein Gerede“ überraschte – das Ding ist nämlich bestimmt nicht unbedingt leicht zu zocken. Weitermachen, aber nächstes Mal ruhig die Iros aufstellen! 😉

TORTENSCHLACHT sind ebenfalls ein Trio aus der nordostdeutschen Hansestadt, das im Gegensatz zu DER STAAT – wie es der Name bereits suggeriert – aus drei Mädels besteht. Man hat sich dem deutschsprachigen Oi!-Punk verschrieben und besetzt bewusst manch Thema aus weiblicher Sicht, so z.B. Songs über Sexualität oder in einem Stück namens „Lästerschwester“. Der Hauptgesang wird sich schwesterlich geteilt, wobei Gitarristin Biene den rauen, gröligeren Part übernimmt und Elfriede an der Schießbude mit akzentuiertem Klargesang aufwartet. Bassistin Shifty überrascht mit einer kraftvollen, melodischen Stimme, die sich auch sehr gut im Background macht. Auf der Gitarre wird überwiegend halbverzerrt durchgeschrammt und der allgemein etwas rumpelige Charme steht der Combo gut zu Gesicht, die mich damit nicht von ungefähr an die Hamburger Deerns FAST SLUTS erinnert hat. So gesellt sich zu den beiden SCHLEIMKEIM-Coverversionen dann auch „Durstige Männer“ der DIMPLE MINDS, wofür hat man anscheinend unabhängig voneinander dieselbe Idee wie die Hamburgerinnen hatte und es ebenfalls textlich leicht angepasst hat, indem man „wir“ durch „ihr“ ersetzte und es so auf die männliche Zuhörerschaft münzt. Sympathischer Gig, der sehr viel Spaß gemacht hat und für beste Stimmung sorgte.

Als wir dann im Anschluss die mit reichlich Girlanden und Luftschlagen dekorierte Bühne betraten, hatten wir dementsprechend schon gut einem im Tee, alberten alkoholschwanger herum und erlaubten uns ein paar kleinere Patzer, wobei ich mich gleich dreimal leicht versang. Der Stimmung tat das keinen Abbruch und wir brachten mit unserem Streetpunk das Volk sogar zum Tanzen. Ole unternahm mit seiner Klampfe mal wieder einen Ausflug ins Publikum und ich armes Schwein kam gut ins Schwitzen und konnte mich nicht abtrocknen, weil Raoul fieserweise mein Handtuch versteckt hatte. Als geforderte Zugabe gab’s noch mal den Opener „Total Escalation“, bevor schließlich noch bis tief in die Nacht weitergefeiert wurde. Die DER-STAAT-Jungs griffen noch mal zur Gitarre und coverten Zeug wie „Abend in der Stadt“, später hallte herrlicher ‘80er-Pop aus der P.A. Danke an Thomas, der für prima Sound sorgte, an Peer für die Einladung und die ganze Bagehl-Bande für die Gastfreundschaft!

Kategorien: Konzertberichte

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1 Kommentar

  1. Na, da freuen wir uns aber drüber, ein innerer Kaffeklatsch ^o^
    Grüße von der Küste
    Deine Torten

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