Die 1980 gegründeten SUBHUMANS touren seit geraumer wieder in schöner Regelmäßigkeit, bisher hatte es bei mir aber irgendwie nie gepasst. Das war an diesem Freitagabend endlich anders, zumal das Hafenklang auch mit der Wahl der Vorband Geschmack bewiesen hatte. Die alten britischen Anarcho-Punks haben sich ihren Anspruch an Bodenständigkeit und den D.I.Y.-Ethos bewahrt und achten stets auf faire Eintrittspreise, was die Entscheidung Pro-Konzertbesuch zusätzlich vereinfachte. Für EAT THE BITCH war’s der erste Gig im Hafenklang und der wurde bravourös gemeistert: Sängerin Jona schrie Zeter & Mordio, dass einem das Adrenalin durch die Adern schoss, und holte alles aus ihrer Stimme heraus, immer wieder unterstützt von den Backgrounds der Saitenfraktion und angetrieben von Lindas schnellem Punkdrumming. Wie immer Hamburger Hardcore-Punk mit jeder Menge Widerhaken, geil angepissten deutschen Texten und hohem Aggressionslevel. Eine echte Überraschung war das brandneue Stück „Fucking Fighter“, ebenso hart wie eingängig und – auf Englisch! So’n 100%iges Heimspiel war’s für EAT THE BITCH aber nicht, größeren Teilen des SUBHUMANS-Publikums dürften sie noch gänzlich unbekannt gewesen sein. Diesen wurde auf jeden Fall kräftig der Scheitel mit der Axt gezogen und eine Gruppe Jünglinge, die ein paar Songs lang interessiert vom Rand des Saals aus lauschte, zog’s irgendwann zum Pogo in die Mitte – Publikum erspielt! Der Sound klang anders als im Menschenzoo oder Gängeviertel, für meine Ohren aber nicht verkehrt, bischn differenzierter, weniger Soundwall. Lediglich die Stand-Tom schien mir nicht richtig abgenommen worden zu sein, das fiel mir aber erst beim letzten Song auf. Geiler Gig, während dessen ich mich aber erst mal warmtrinken musste.

Am Merch-Stand gab’s übrigens selbstgeklöppelte SUBHUMANS-Pullover zu erstehen, was meine Freundin Flo zu der Vermutung veranlasste, die Band treffe sich nicht nur regelmäßig zur Probe, sondern auch 1x wöchentlich zur Häkelgruppe. Evtl. auch eine Idee für die Menschenzoo-St.-Pauli-Siebdruckgedöns-Merch-Manufaktur, lieber Kai? Die SUBHUMANS weisen meines Wissens noch immer große Schnittmengen mit der ‘80er-Jahre-Besetzung auf, allen voran natürlich durch Sänger Dick. Sie zählen zur ersten Generation Anarcho-Punks und klingen grob wie ‘ne Mischung aus flotten CRASS und klassischerem UK-Punk. Das ist nicht der Sound, den ich mir ständig geben kann oder den ich beim Spazieren vor mich hin pfeife, aber die Zusammenstellung der legendären ersten vier EPs und das Debüt-Album „The Day The Country Died“ stehen natürlich in der Sammlung.  Ebenso unprätentiös wie die Songs klingen gibt sich auch die Band auf der Bühne. Dicks Vocals grenzen oftmals an agitativen Sprechgesang und die einfach gehaltenen Songs klingen irgendwie rustikal bis spröde, doch man bleibt an ihnen hängen wie an einem Holzsplitter, der sich schließlich ins Fleisch bohrt. Das Hafenklang ging gut ab, fast bis in die letzte Reihe vorm Mischpult war Bewegung in der Bude, es war eng, schwitzig und die Stimmung wurde immer euphorischer, je mehr Klassiker Dick, Bruce & Co. raushauten. Doch ebenso viel wie das Songmaterial zählte die Attitüde der Band, ihre von der Bühne wirkende Authentizität, an der nichts gekünstelt oder aufgesetzt wirkt – bei dieser Musik spielt Glaubwürdigkeit eine entscheidende Rolle und der drahtige Schmalhans Dick mit Sehhilfe und im Unterhemd, extrem transpirierend und dabei ebensolche Spielfreude ausstrahlend, verkörperte diese mit jeder herausgepressten Textzeile. Die SUBHUMANS müssen nichts heraushängen lassen, müssen weder auf besonders aggro, politisch oder schlau machen, sie sind einfach, wie sie sind. Das bedeutete dann auch gleich mehrere Zugabenblöcke, bis die Band an ihre konditionellen Grenzen gestoßen sein dürften. SUBHUMANS sind alles andere als Altherren-Punk, sondern treten definitiv noch kräftig Arsch. Eine schöne Erfahrung und ein erstklassiges Konzert!