Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger (page 5 of 28)

ZWANGSRÄUMUNG – RUNDUMSCHLAG Demo-CD

(www.myspace.com/zwangsraeumung)

Die gepresste (!) Demo-CD der jungen Band aus Gotha hat mich leider „nackt“ und ohne jegliche Infos erreicht. Zu hören bekam ich aber elf, soweit ich es heraushören konnte, klischeebehaftete, deutschsprachige Stücke, die mal in Richtung HC- und mal mehr in die Streetpunk-Ecke gehen und von einem ganz gut krächzenden Sänger begleitet werden. Es geht um Anarchie, Punks & Skins united und das ganze Zeug und zumindest Teile der Band zählen wohl zur Casualties-Shirt tragenden Irofraktion. Ich denke, damit weiß jeder, wo ZWANGSRÄUMUNG grob einzuordnen sind. Die Aufnahme geht für ein Demo ok und wenn die Jungs etwas mehr Eigenständigkeit entwickeln, wird man sicherlich noch mal von ihnen hören. 35 Minuten Spielzeit. 3. Günni

FRUEHSTUECKSPAUSE – FUX DU HAST DIE GANS GESTOHLEN CD

(www.bandworm.de) / (www.myspace.com/fruehstueckspausepunkrock)

Wenn ich den Bandnamen irgendwo las, dachte ich zunächst stets an die avantgardistischen MITTAGSPAUSE, mit denen die Thüringer aber so gar nichts gemein haben. Das schon dritte Album fällt vielmehr in die Sparte Möchtegern-LOKALMATADORE, ohne dabei aber deren Qualitäten zu erreichen – dafür wirkt mir die Komik zu oft zu bemüht auf die Asi-Schiene getrimmt. Ich muss der Band aber dennoch ein paar gute Ideen zugestehen, so z.B. einen Song über das leidige Thema „Thailand-Docs“ oder der Anti-Thor-Steinar-Song „Scheitelzecke“. Rein musikalisch betrachtet ist das fröhlicher, melodischer Punkrock mit ziemlich in den Vordergrund gemischtem Gesang, der lediglich mit seinen unlustigen, gleich in dreifacher Ausführung vorhandenen Variationen des „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“-Kinderliedes nervt. Wer nicht genug von dieser Art Punkrock bekommen kann, ist mit der FRUEHSTUECKSPAUSE sicherlich gut bedient, ich persönlich find’s trotz aller Ambitionen eher überflüssig. Die Texte sind allesamt im Booklet des Digipaks nachzulesen und von „Männertag“ gibt’s (als Bonus-Track?) ’ne Live-Version in sehr guter Qualität zu hören. Eine Vinyl-Fassung soll’s auch geben, limitiert auf gerade mal 250 Exemplare. 14 Songs in 33 Minuten. Ohne Wertung. Günni

KRANK – BIER, BLUT, BOLZENSCHUSSGERÄT CD

(www.radikalabnormal.com) / (www.snaylerecords.ch)

Schweizer Deutschpunk kann durchaus besser sein als deutscher Deutschpunk. Das beweisen jedenfalls KRANK, die nach einer EP und Debüt-CD, beide mir unbekannt, ihr zweites Album mit der interessanten Alliteration im Titel veröffentlichen. Ganz so krank wie durch die blutverschmierte Coverzeichnung sowie Band- und Albumnamen angedeutet gibt man sich dann zwar nicht, dafür aber durchaus eigenständig mit teils absurden, banalen aber emotionalen, teils aber auch interessanten, kritischen Texten mit sarkastischer bis depressiver Tendenz, zu denen der überdrehte Gesang gut passt. Musikalisch ist das auch nicht verkehrt, „moderner“, wütend-melodischer Punkrock ohne allzu starke Metalkante oder dergleichen, der einige kleine Hits vorzuweisen hat, die im Ohr bleiben – allen voran „Anders als wie du“ und „Lange nicht genug“. Aber auch der Opener „2000 jetzt“ bollert gut los und einen Totalausfall findet man eigentlich nicht. Textlich fallen „Sie will“ („…nur ficken“) und das sinnfreie „Bratwurst“-Lied am stärksten ab, der Rest befindet sich auf einem gewissen Niveau. Ich vermute, dass am meisten der Gesang polarisieren wird und empfehle Fans von NOVOTNY TV bis RAZZIA, der Band eine Chance zu geben. Die Liveshows sollen übrigens unter Zuhilfenahme von reichlich Kunstblut über die Bühne gehen. Eine Schweizer Mischung aus ALICE COOPER und GWAR? Das mit roten Spritzern illustrierte Booklet bietet, leider nicht ganz rechtschreibfehlerfrei, alle Texte der in rund 41 Minuten vorgetragenen, inkl. „verstecktem“ Bonusstück 15 Songs des Albums. 2-3. Günni

AMOR & OPHELIA – INTIMPIERCING CD

(www.amorundophelia.de) / (www.bosworth.de)

Ein dauergewelltes blondes Mädel (Wer hat da „Püppchen“ gerufen?!) präsentiert sich acht Songs lang als selbstbewusste Nymphomanin und singt hauptsächlich über Lust und Leidenschaft, begleitet von glasklar produziertem, punkigem Pop-Rock mit Ohrwurmcharakter inkl. balladesken Ausflügen. Inwieweit die deutschen Texte tatsächlich die Gefühlswelt der Sängerin/Gitarristin widerspiegeln oder nur provokatives Mittel zum Zweck, möglichst aufzufallen und Tonträger zu verkaufen, sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Beurteilen kann ich aber, dass die Gute tatsächlich singen kann und die Texte nie niveaulos werden oder allzu sehr unter die Gürtellinie gehen. Das dürfte die einen beruhigen, den anderen aber zu bieder sein. Ich find’s eigentlich ziemlich unspektakulär, aber besser als das, was seit einigen Jahren so an deutschsprachigem Pop-Rock aus dem Radio dudelt. Im farbigen Booklet gibt’s neben allen Texten leider keine schlüpfrigen Bilder und die CD kommt mit ebenso unschlüpfrigem Video-Bonus, dafür allerdings gleich 3x hintereinander. Wem die PARASITEN zu hart sind, könnte hier fündig werden. Neun Songs in nur 28 Minuten. Ohne Wertung. Günni

FEUERWASSER – STÜRME DER ZEIT CD

(www.feuerwasserpunk.com)

Zweites, in Eigenproduktion veröffentlichtes Album der Ruhrpottler FEUERWASSER, die mir erstmalig mit ihrem Beitrag zum Slime-Tribut-Sampler „Alle gegen Alle“ aufgefallen sind. Zu melodischem HC-Punk mit starkem Metal-Einfluss irgendwo zwischen späten BOSKOPS, PARANOYA, …BUT ALIVE und DRITTE WAHL werden mitunter recht gute kämpferische, sozialkritische Texte in deutscher Sprache unpeinlich von einem angenehm rauen Organ vorgetragen, die sich im stilvoll gestalteten Booklet nachlesen lassen. Das hat Substanz und wurde auch gut produziert, allerdings klingen mir die Chöre ein wenig zu kraftlos. Ansonsten aber keine verkehrte Scheibe. Wer mit o.g. Bands etwas anfangen kann, sollte hier ruhig mal reinhören! 13 Songs in 36 Minuten. 2-3. Günni

ASHPIPE – WAITING FOR WAVE CD

(www.myspace.com/diffidatirecords) / (www.myspace.com/ashpiperock)

Bei ASHPIPE handelt es sich um eine italienische Band, die Streetpunk mit Folk- und Offbeateinflüssen auf englisch sowie in Landessprache mit zwei Sängern kredenzt und dabei einen recht ordentlichen Eindruck hinterlässt. Läuft ausfallfrei durch, wurde gut produziert und ist musikalisch als gelungen zu bezeichnen. Der Gesang ist oft angenehm rau und dreckig, die Melodien eingängig, ohne zu poppig zu werden. Die Texte, zumindest die englischen, scheinen aber eher zu vernachlässigen zu ein. Wer beiden Sprachen mächtig ist, kann alles im Booklet nachlesen. Wer auf Italo-Oi!/Streetpunk steht, kann bedenkenlos zugreifen. 16 Songs in 48 Minuten. 3. Günni

LAUTSTARK – SPURLOS AUFGETAUCHT CD

(www.7us.de) / (www.lautstark-rockt.de)

Ich dachte schon, es ginge nicht mehr mieser als EGOTRIP, doch weit gefehlt – das gleiche Label hat das Album von LAUTSTARK verbrochen: Auf Radiotauglichkeit getrimmter, deutschsprachiger Emo-Poprock, vorgetragen von drei Milchbubis der Sorte Schwiegermamis Liebling. Das hat nun wirklich so dermaßen überhaupt gar nichts mit Punkrock zu tun, dass ich beim dritten Song, einer ganz fiesen Heulsusennummer, ausgemacht habe und mich weigere, mir diese konstruierte gequirlte Kacke weiter anzuhören. Was soll ein Online-Fanzine wie Crazy United mit sowas?! Booklet mit Texten und pipapo, elf Songs in 36 Minuten. 6. Günni

CERVELLI STANKI – 15 YEARS… OLD TUNES, NEW BLOOD CD

Violax Rec. / (www.myspace.com/cervellistanki)

Warum habe ich von dieser italienischen Band noch nie etwas gehört? Jetzt liegt mir eine Best-Of inkl. einiger neuer Songs vor – und die ist richtig geil! Schneller, druckvoller, treibender Punkrock/Streetpunk mit genialem Alarmgesang, fetten Chören und der richtigen Haltung ggü. Bullen, Faschisten und dem ganzen Gesocks. Aufpeitschender Pogo-Sound vom Feinsten. Mit seinem Clockwork-Orange-Cover erinnert mich das Ganze fast an eine italienische ADICTS-Variante auf Speed, zumindest musikalisch. Tipp! Enthält mit „Frana“ eine Coverversion von ERODE. Im Booklet wurden die italienischen Texte ins Englische übersetzt, allerdings nicht immer ganz fehlerfrei. 15 Songs in 33 Minuten. 2. Günni

EGOTRIP – S/T CD

(www.7us.de) / (www.myspace.com/meinegotrip)

Toto von NEVERMIND hat ein Solo-Album veröffentlicht. Da man mit dieser Nachricht zunächst erst mal niemanden hinterm Ofen hervorlockt, versucht er es anscheinend mit einer nackten Ollen auf dem Cover, während sein Label diese Scheißplatte versucht, mit „Fuldas Antwort auf Bela B.“ schönzureden. Hochgradig nervender, aalglatter Poprock mit schmalzigen Texten, zusammengesetzt aus sich wiederholenden Phrasen aus dem Liebeskummer-Songbaukasten. Unglaubwürdiger, weinerlicher Schrott von jemandem, der gerne wie die ÄRZTE mit ihren Schnulzen klingen würde, aber zu keiner Sekunde deren Witz, Charme oder sonst irgendetwas erreicht. Obwohl, ich hab schon lange kein aktuelles ÄRZTE-Album mehr gehört, vielleicht klingen die mittlerweile ja genauso. Pseudoeinfühlsame Texte, durch die man versucht, sich an kleine Bravo-Mädels ranzumachen. Ekelhaft. Zur üblichen Instrumentierung gesellen sich hier dann und wann Klavier, Synthesizer und Xylophon, was ich aber nur der Vollständigkeit halber erwähne. Zur Aufmachung kann ich weiter nichts sagen, da mir nur eine Vorab-CD im Pappschuber vorliegt. Neun Songs + Intro + zwei instrumentale Klavierlangweiler als Bonus-Songs (was soll das?!) in 46 verschwendeten Minuten. 5. Günni

FEINE SAHNE FISCHFILET – BACKSTAGE MIT FREUNDEN CD

(www.myspace.com/diffidatirecords) / (www.myspace.com/feinesahnefischfilet)

Ska-Punk aus Meck-Pomm, allerdings nicht die kirmeskompatible Everybody’s-Darling-Variante, sondern die dreckige aus dem Plattenbaukeller. Bodenständige, Authentizität versprühende Straßenpunkplatte, nicht abgehoben-elitär, aber auch nicht stumpf oder doof. Also genau richtig. Die ersten beiden Songs kommen dann auch noch gänzlich ohne Offbeat-Einlagen aus, Songs Nummer drei, „Ostrava“, eine umgetextete Coverversion von ACHIM REICHELs „Aloha Heja He“, läutet den Ska-Einfluss ein. Aber auch zwischendurch gibt es immer mal wieder den einen oder anderen reinrassigen HC-Punksong. Die Texte sind sowohl persönlicher als auch systemkritischer Natur, dabei immer kämpferisch und auf den richtigen Standpunkten stehend. Die räudige Produktion rundet diese Platte ab, die ursprünglich schon vor über einem Jahr erschien und aufgrund der Nachfrage nun noch einmal als Cheapo-Variante im Pappschuber veröffentlicht wurde. Einziger Ausfall ist meines Erachtens „Meine Cora“, ein alberner Song über ein trauriges Thema, nämlich den Verlust eines geliebten Hundes. Zehn Songs + eine gesprochene, offensichtlich nicht ganz ernst gemeinte Grußliste als Outro in 33 Minuten. 3+. Günni

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