…und ANTI-HEROS. Die waren mein primärer Grund für den Konzertbesuch, sollte die US-Oi!-Band, die bereits seit den 1980ern besteht, doch erstmals seit über 20 Jahren drei Gigs in Deutschland absolvieren: in Essen, tags darauf in Hamburg, anschließend in Berlin. Dazu später mehr. Wäre nicht viel potenzielles Publikum bereits zum „Spirit of the Streets“-Festival aufgebrochen gewesen, wäre das Monkeys an diesem Donnerstag sicherlich noch um einiges besser besucht gewesen. Trotzdem bot sich eine ordentliche Kulisse, als ich mir endlich meinen zweiten RED-BRICKS-Gig anschauen konnte. Die machen sich ja eigentlich nicht gerade rar, aber seit sie ihren neuen Sänger haben, hat es irgendwie nie bei mir gepasst. Im Vorprogramm von THE OPPRESSED hatte ich sie zuletzt sogar nur knapp verpasst. Nun ging aber alles klar: Die Hamburger spielten sechs Song ihres im vergangenen Jahr erschienenen Debütalbums, dazu ein paar jüngere Songs, u.a. das brandneue, am Tag nach dem Gig online veröffentlichte Stück „They Shall Not Pass“. SHARP-Attitüde traf auf die hohe Musikalität erfahrener Bandmitglieder; zwei Gitarren zauberten unkitschige Streetpunk-Melodien, auf die der Sänger mit kräftigem Organ durchdachte Texte mit unwiderstehlichen, oft zum Fäusterecken einladenden Refrains legte. Abgerundet wurde der tolle Auftritt bei ziemlich gutem, differenziertem Sound vom „Ultra Violence“-Cover mit gesanglicher Unterstützung des Publikums. RED BRICKS, die kürzlich auch auf dem englischen Rebellion-Festival aufgetreten sind, sind definitiv eine der Bands der Stunde. Schade nur, dass Bassist Keith an diesem Abend unabkömmlich war. Ersetzt wurde er vom ANTAGONIZERS-Bassisten, der angesichts der kurzen Vorbereitungszeit seine Sache erstaunlich gut machte.
Die ANTAGONIZERS als Atlanta begleiten ihre Nachbarn ANTI-HEROS auf deren Europatour und traten ebenfalls als Quintett mit zwei Gitarren auf. Der Sänger der anscheinend seit den 2010ern existenten Band sorgte von der ersten Sekunde an für Stimmung; völlig entfesselt peitschte er vom Bühnenrand das Publikum an und haute mit kräftiger Background-Unterstützung einen feinen Singalong nach dem anderen heraus, dass es die reinste Freude war. Anfänglich wurde der Gesang noch stark von einer der Gitarren überlagert, aber der Tonmann besserte im Laufe der ersten Songs nach. Der Funke jedenfalls sprang über, einige Gäste (inkl. euer werter Chronist) schwangen fröhlich das Tanzbein und durften sich über das BLITZ-Cover „Warriors“ freuen, für dessen Refrain der Sänger sich ins Publikum begab und die Meute mitsingen ließ. Auf Ansagen verzichtete man größtenteils, als habe man keine Zeit zu verlieren und wolle dem europäischen Publikum so viele Songs wie möglich präsentieren. Einer davon war zudem brandneu. Ein begeisternder Gig, doch die gute Stimmung konnte leider nicht bis zum Ende des Abends gehalten werden…
…denn nachdem die ANTI-HEROS Backing-Band (zu der auch einer der beiden ANTAGONIZERS-Klampfer zählt) als Intro eine ziemlich geil aufgepimpte Version des 4-SKINS-Instrumentals „The Spy from Alaska“ gezockt hatten, betrat Sänger und Bandkopf Mark die Bühne mit einem T-Shirt, das seine Sympathien fürs Trump-Lager mehr als nur erahnen ließ. Das machte dann auch rasch im Publikum die Runde, woraufhin sich ein nicht unbeträchtlicher Teil der Anwesenden in den Pub-Bereich zurückzog und lieber miteinander trank, als die Band vor der Bühne zu unterstützen. Da auch ich dazuzählte, kann ich hier zum Gig nichts weiter schreiben. US-Oi!-Legende hin oder her, auf so etwas habe ich keinen Bock. Nach dem Gig habe Mark dann noch etwas von „Joe Biden ist schlimmer als Hitler und Stalin zusammen, man erzählt euch in Deutschland nicht die Wahrheit!“ gefaselt und auf Facebook hat er Videos von Alt-Right-MAGA-Deppen gepostet. Der dürfte sich aber mal ganz kräftig im Geflecht aus Verschwörungsideologien, Rechtspopulismus und Fehlinformationen verheddert haben. Das Monkeys-Team war davon genauso überrascht wie wir. Schade, denn diese Band bedeutete mir mal etwas und ich hatte mich wochenlang auf den Gig gefreut. Zeichen der Zeit…
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