Die berüchtigte, alljährliche tobsucht-party 2012 @birkenhain buxtehude, 21.07.2012 1 TOBSUCHT-Party auf der Buxtehuder Waldlichtung ging in die nächste Runde, bei freiem Eintritt und billigen Getränken wurde von einem zur Bühne ausgebauten Anhänger rustikaler Punk versprochen und eingehalten und die beschauliche Ruhe des Geländes empfindlich gestört. Auch hier kam ich mal wieder vornehm zu spät und verpasste 72 JUNGFRAUEN & 1 BOMBE (oder so), die nach meinen Berechnungen eine Coverband gewesen muss, die sich in erster Linie an RAMONES-Material vergriff. ULTRAPENIS war dann die Zwei-Mann-Ukulelen-Combo, die witzige Eigenkompositionen irgendwo zwischen MIKE KRÜGER und EISENPIMMEL sowie diverse Coverstücke zum Besten gab und die Stimmung hob. Der Fanclub war auch anwesend und entrollte ein eindrucksvolles „We love Ultrapenis“-Transparent. Fantastisch! T.B.C. schockierten erst mit ihrem Äußeren – wieder eine Zwei-Mann-Combo, diesmal in Bundeswehr-Jogginganzügen (oder so) und Drummer Tim mit schlimmstem Lippenspoiler – und im Anschluss mit ihrer Musik: Gefühlt 60 30-Sekunden-Songs, mit Drums und Gitarre instrumentiert und hektisch runtergeknüppelt. In seiner Konsequenz durchaus beeindruckend, Musik muss eben auch mal wehtun. Die Reaktionen fielen gemischt aus, O-Ton aus dem Publikum: „Hau ab, du Terrorist!“

tobsucht-party 2012 @birkenhain buxtehude, 21.07.2012 2Auf den HAMBURGER ABSCHAUM konnten sich dann wieder alle einigen, schon lange ist die achtköpfige (!) Band inkl. Kettensägenspieler sehr gut eingespielt und verdammt souverän. Auch hier war der Sound übrigens zumindest im Zuschauerbereich sehr gut, die deutschsprachigen, hörenswerten, von zwei Sängern vorgetragenen Texte sogar recht gut verständlich und manch Refrain zum Mitgrölen einladend, während musikalisch optimaler Pogo-Punk geboten wurde. HAMBURGER ABSCHAUM eben, sollte man mal gesehen haben. Mittlerweile war man gut am Feiern und nötigte den Herren auch noch ’ne Zugabe ab. TOBSUCHT bescherten dann wie üblich den Rest. Das abgetaucht geglaubte Bandmitglied Micha war sogar überraschend zurückgekehrt, fand zurück auf die Bühne und präsentierte sein ungewaschenes Genital. Der betont simpel gehaltene deutschsprachige Pogopunk versprühte ein Höchstmaß an Authentizität und ging direkt ins Bein. Das machte eine zeitlang eine Menge Spaß. Doch mittlerweile scheint man im Laufe des gefühlt 25-jährigen Bandbestehens über so viele Songs zu verfügen, dass der Gig kein Ende nehmen wollte und sich irgendwann etwas abnutzte. Das Schöne an TOBSUCHT: Unbeirrt spielen sie weiter und ziehen ihren Stiefel durch, bis kaum noch jemand vor der Bühne ist. Respekt! Nach Beendigung des „offiziellen“ Teils kletterte der ebenfalls überraschende Besuch aus Lüneburg auf die Bühne und versuchte sich volltrunken an manch NDW-Klassiker etc… während dort also fleißig weiter gelärmt wurde, trank man noch das eine oder andere Abschiedsbierchen und zog irgendwann von dannen. Am nächsten Tag erzählten die Organisatoren mir, dass man diesmal anscheinend tatsächlich einige Gäste weniger als im Vorjahr vorzuweisen hatte, so dass finanziell nichts wirklich hängenblieb. Dafür kann ich aber mit Gewissheit sagen, dass das anwesende Volk die von mir erwartete, angenehme Mischung durch alle Altersklassen hindurch, von den üblichen lokalen Verdächtigen über lang nicht mehr gesehene Gesichter bis hin zu Leuten von Außerhalb und natürlich den örtlichen Alkoholikern und etwas zerfeierten, schrägen Existenzen bot. Diese Leute einmal im Jahr friedlich zusammenzubringen und eine geile lokale Party zu feiern, ist, besonders, wenn das Wetter auch noch so gut mitspielt, immer wieder eine feine Sache. Die Musik wird zur Nebensache, Klönschnack und Gesabbel sowie Urlaub vom Alltag, auch dem gewohnten Konzert-Alltag, stehen im Vordergrund. Danke an TOBSUCHT für die Party und alle beteiligten Bands, die die Sause mitgemacht haben. Und natürlich an alle, die wieder einmal den Weg ins abgelegene Areal gefunden hatten.