Mehr oder weniger durch Zufall war ich darauf gestoßen, dass es nicht nur wieder einen Plattenladen in meiner alten Wahlheimat gibt, sondern dort an einem Freitagabend auch ein Gratis- bzw. Hutspenden-Konzert eines jungen, als „Psych-Pop“ bezeichneten Hamburger Quartetts namens DEEP DYED spielen sollte. Da ich Buxtehude ohnehin mal wieder einen Besuch abstatten wollte, bot es sich an, von der Maloche kommend statt nach Hause direkt in die andere Richtung zu gondeln. In der Este-Metropole angekommen, orderte ich erst mal ‘nen Burger (der teuerste, den ich jemals hatte – verdammte Inflation!) und ‘n Bierchen in der WaschBar, in deren Außenbereich kurioserweise die Band nur einen Tisch weiter von mir saß. Ich brauchte für mein Mahl etwas länger, sodass sie schon zu spielen begonnen hatte, als ich mich am Fleth in den gemütlichen Plattenladen mit Wohnzimmeratmosphäre drängelte und dem ersten Set beiwohnte, das fast ausschließlich auf die ruhigeren Stücke setzte, von denen ein Großteil vom just als LP, MC und CD veröffentlichten Debütalbum „Unmade Beds“ gestammt haben dürfte.
Die Instrumentierung war klassisch: Drums, Bass, zwei Gitarren, Gitarristin und Gitarrist teilten sich den englischsprachigen Gesang. Beide harmonierten gut miteinander; meist wechselten sie sich ab, manchmal ertönte der Gesang auch mehrstimmig. Eine musikalische Zuordnung fällt nicht leicht, Indie-Pop-Rock als Oberbegriff dürfte passen, in einer ein bisschen post-punkigen Ausrichtung, ohne allzu düster zu werden. Dieses erste Set klang sehr zurückgenommen, verträumt, melancholisch, dabei sehr musikalisch mit größtenteils unverzerrten Gitarren, denen zum genüsslichen Zuhören einladende Melodien und Harmonien entlockt wurden. Eine Coverversion befand sich wohl darunter, die ich aber zugegebenermaßen nicht erkannt habe. Kurz vor Ende des Sets ging der Hut rum, der vom spendierfreudigen Buxtehuder Publikum gut gefüllt wurde.
Anschließend war eine gute Stunde Pause angesagt, die prima genutzt werden konnte, um sich aus dem – mir bis dato auch vollkommen unbekannten – Laden nebenan, dem Flethensitzer, Buxtehuder Craft-Bier zu holen und sich damit an den mit einigen Tischen und Bänken ausgestatteten Fleth zu, äh, flethzen. Beinahe müßig zu erwähnen, dass mir auch dieses Buxtehude-eigene Bier vollkommen neu war. Der plötzlich eintretende Regen trübte die angenehm sommerliche Stimmung leider ein wenig, dafür traf ich aber erst jetzt eingetroffene alte Bekannte und konnte ein Pläuschchen mit Iso halten, der seinen Plattenladen als kulturellen Treffpunkt verstanden wissen will und ihn ohne kommerzielle Gewinnabsicht betreibt. Bei alldem wurde mir ein wenig warm ums Herz.
Dieser Zustand hielt auch beim zweiten, dem etwas „wilderen“ Set an. Ein Song, bei dem es etwas mehr zur Sache ging, hatte während des ersten Sets bereits einen Ausblick darauf geliefert. Die Klampfen wurden nun auch verzerrt gespielt, der Sound bekam mehr Nachdruck, die feinen Melodien und melancholische Ausrichtung blieben aber erhalten. Hin und wieder musste ich dabei an ursprünglichen Grunge denken, aber dieser Vergleich hinkt. Das machte nicht nur mir Laune, auch DEEP DYED hatten sichtlich Spaß und ließen sich zu gleich zwei Zugaben überreden. Ich bin nun wahrlich nicht alle Tage auf einem Konzert einer jungen, frischklingenden Indie-Band und kann mit vielem aus diesem Bereich auch so gar nichts anfangen, aber das hier war ‘ne wirklich coole Nummer in heimeligem, intimem Ambiente zwischen Platten von Hardrock bis Schlager und Alf-Hörspielen.
Am Donnerstag, 31.08.2023 spielen DEEP DYED ihre offizielle Record-Release-Show im Hafenklang.
DEEP DYED bei Bandcamp:
https://deepdyed.bandcamp.com/
Schreibe einen Kommentar