Geil, die brasilianischen Thrasherinnen mal wieder in Hamburg – und diesmal als Headliner! Da frohlockte natürlich mein Metal Heart und so sicherte ich meiner Lady und mir zwei Karten im VVK. Im gut ge-, aber nicht überfüllten Logo bekleideten die Schleswiger REZET (mit denen zusammen ich NERVOSA vor drei Jahren auch im Bambi gesehen hatte) den Support-Slot und legten saupünktlich los – was uns an diesem Dienstagabend berufsbedingt sehr entgegenkam. Ihren deutlich hörbar Oldschool-MEGADETH-beeinflussten Thrash servierten die sympathischen, in SLIME- und GG-ALLIN-Shirts gewandeten Herren ultralaut und druckvoll sowie in technisch eiskalter Perfektion, was beim vierten Song, dem großartigen „Minority Erazer“, den Mob vor der Bühne zum Durchdrehen brachte – wenngleich er recht bald wieder aus der Puste war. Für Soli stellten sich die Gitarristen gern mal auf die Monitorboxen, ein bisschen Posing darf sein. Vorm superschnellen Oldie „Have Gun, Will Travel“ wurde ein Intro vom Band eingespielt, für den letzten Song „Dead City“ legte der Sänger/Gitarrist seine Klampfe ab. Die Mischung aus Midtempo-Thrash und pfeilschnellen Attacken mundete gut und war weitaus abwechslungsreicher und aggressiver, als die (ja auch von mir) vielbemühten MEGADETH-Vergleiche vermuten lassen würden. Das neue Album „Deal With It!“ ist ziemlich stark geworden, seltsamerweise scheinen REZET den klasse Titelsong aber gar nicht gespielt zu haben…? Wie dem auch sei, REZET sind ‘ne sackstarke Liveband für Freundinnen und Freunde des etwas technischeren und dennoch frickelfreien Thrash Metals, die das Logo kräftig angeheizt hinterließen.
Das infernalische Trio NERVOSA hat sich mit seinem dritten und jüngsten Album „Downfall of Mankind“ noch etwas mehr dem Death Metal angenähert, was meines Erachtens prima passt und den Sound der Band noch etwas düsterer und brutaler macht. Fernanda, Prika und Luana machten von Beginn an unmissverständlich klar, wo der Hammer hängt, Fernanda fauchte, growlte und keifte, was die Kehle hergab, während sie parallel den Tieftöner bediente, Prika riffte zugleich hart und atmosphärisch und die eigentlich so zierliche Luana verprügelte ihr Drumkit nach allen Regeln der Kunst. Dass eine ausschließlich aus weiblichen Mitgliedern bestehende Band einen solchen Sound fabriziert, es dabei überhaupt nicht nötig hat und daher auch unterlässt, mit diesem Umstand zu kokettieren und stattdessen ihre hochqualitativen, authentisch bösen und extremen Songs für sich sprechen lässt, empfinde ich als positives Zeichen der Zeit, wäre mir andererseits aber auch reichlich egal, wäre die Band für mich musikalisch irrelevant. Stattdessen trifft sie aber voll meinen Evil-Thrash-Geschmack, den ich seit den 1980ern pflege. Anfänglich hatte Fernanda ein paar Probleme mit ihrem Bass-Amp, die zusammen mit einem Techniker aber bald gelöst werden könnten. Ihrem fiesen Sound zum Trotz strotzte sie zwischen den Songs vor positiver Energie und kämpferischer Entschlossenheit, wenn sie die antirassistischen und progressiven Inhalte der Songs in ihren Ansagen anriss. Selten dürfte ein Aufruf zu mehr Toleranz derart bösartig geklungen haben wie in „Intolerance Means War“. Herrlich! Die Setlist war gut durchmischt, aktuelles Material inkl. dem portugiesischen „Guerra Santa“ kam ebenso zum Zuge wie Stoff der beiden vorausgegangenen Alben, sogar bis hin zu „Masked Betrayer“ vom 2012er Demo, bevor man nach locker 15 oder gar noch mehr Songs mit „Into Moshpit“ den Abend besiegelte. „Victim of Yourself“ hätte ich mir noch gewünscht und auf den Demosong „Invisible Oppression“ werde ich vermutlich ewig vergeblich warten müssen, ansonsten war’s aber ein Killerset, das reihenweise Kehlen durchschnitt und Köpfe rollen ließ. Die Band war bestens aufgelegt, das Publikum sorgte ebenfalls gut für Bewegung und die P.A. dröhnte dankenswerterweise nicht mehr so arg in den Ohren wie bei REZET. Am erstaunlichsten ist für mich, wie Fernanda es schafft, auf ausgiebigen Touren wie dieser jeden Abend derart in Mikro schreien zu können, ohne ihre Stimme zu verlieren. Mir soll’s recht sein und ich freue mich schon jetzt diebisch auf den nächsten NERVOSA-Gig, dann hoffentlich erneut als Headliner für den maximalen Genuss statt eines kurzen Gastspiels im Vorprogramm irgendeiner weit weniger beachtlichen Kapelle. Wenn schon „Untergang der Menschheit“, dann bitte mit diesem geilen Sound!
28. Februar 2022 — 1:16
Ich war an diesem geilen Abend vorne rechts vor der Bühne voll abgegangen. Die Jungs von Rezet filmten mich begeistert nach Ihrem Auftritt bei dem Auftritt von Nervosa von Ihrem Aufenthaltsraum und baten mich nach der Veranstaltung vor dem Logo zum Interview und filmten wieder. Das war schon ein Erlebnis und Kompliment. Genauso kam Fernanda Lira nach dem Auftritt der Band durch die Menge zu mir und schenkte mir Ihr Plaid-Gitarrenspektrum mit Schriftzug Fernanda Lira, ein schönes Andenken und Komplimente. Leider sind ja Fernanda & Luana bei Nervosa ausgestiegen und haben zusammen mit Sonia „Anubis“ Nusselder und Taina Bergamschi „Crypta“ gegründet, die ich ja im Kulturpalast Billstedt (Bambi Galore) mit Deicide & Krisiun im April sehen wollte (wurde abgesagt, warum ??) im April bis dahin ?? Sonia „Anubis sah ich beim Rock Harz mit Burning Witches und war begeistert und hoffe auf den August-Auftritt im Logo mit der Neubesetzung „Nervosa“ mit Prita, hoffentlich bleibts.
Schönen Gruß von Hartmut „The Rockingman“ Raup genannt „Der Tänzer“ auch „Der 72-jährige mit dem Farhradkorb“, ältester Metal-Fan von Rezet wie diese mir verrieten, langjährigter Stammgast im Bambi Galore & Kulturpalast (u.a. The Iron Maidens, Girlschool, Konvent , Praying Mantis) und vom Logo , Markthalle, Molotow, Hafenklang, Maria’s Ballroom, ex Menschenzoo um nur einige zu nennen. Auch Liebhaber von Hardrock (u.a. Motörhead, Kreator, Accept, Sepultura), Punkrock (Social Distortion, Ramones), Desertrock (Rose Tattoo) und Bands wie Status Quo, Hole, Sheryl Crow, Lou Reed, The Kinks, The Yardbirds, The Trashman (noch live gesehen mit dem Song „Surfin Bird“ Gassenhauer aus den 60ern, Chuck Berry , The Lords, Bruce Springsteen, Johnny Cash, Emmylou Harris und und und breit gefächert mit Beatära, Punkära (u.a. Sex Pistols), New Wave, Psychedelic (Led Zeppelin, Black Sabbath), Shoegaze, Garagerock (u.a. Crucified Barbara, Thundermother). Ich sah auch Hammerfall, Slipknot, L 7, Nogge, Pay Pandora, Sabaton, ZZ Top na ja über 55 Jahre Musikgeschichte hinterlassen Spuren (Ich war noch 1966 bis zum Ende 1969 im Starclub zugange Chuck Berry, Fats Domino, Little Richard, The Move, Remo Four, The Rattles, The Liverbirds u.a.), Ich sah auch Joan Baez, Marianne Faithfull und war bei etlichen Festivals mit Halloween, Doro Pesch, Beyond The Black, Battle Beast, AC/DC-Cover „Bon Scott“ x-mal gesehen, Out & Loud-Festival in Geiselwind, Metal Hammer Paradise, Hörnerfest, Head Bangers und liebe auch Cover-Bands wie „Black Rosie Frauenband AC/DC)“, Gargarock mit Stonefield, L.A. Witch, The Ramonas, The Franklys, Frank Love, The Headlines, VA-Rock, Hinds, Blue Ruin The Soap Girls !!, Boytoy, nicht Live bei „Hole“ und „Rockbitch“ (Auftrittsverbot in GB wegen Nacktauftritten) aber bei „Den toten Crackhuren im
Kofferraum u. Lulu & Die Einhornfarm und vielen anderen nicht genannten. Ich komme zu sehr
ins „Schwärmen“, vielleicht sieht man sich mal. High Fighter und ein paar andere wollten auch Videos mit mir drehen, vielleicht nach Corona! einige haben schon gedreht aus DK, CAN, USA usw. – Bis bald
28. Februar 2022 — 12:32
Moin Hartmut, danke für deinen ausführlichen Kommentar und Respekt für deinen Rock’n’Roll-Werdegang – die „Gnade der frühen Geburt“ scheinst du ja voll ausgekostet zu haben. 🙂 Ich bin etwas jünger und hätte einiges dafür gegeben, Nirvana noch live zu sehen. Eine Konzertkarte für HH hatte ich 1994, aber dann… Hattest du noch das Glück oder war das musikalisch nicht dein Ding? Ja, ich hoffe, dass bald wieder unbeschwerte Konzerte möglich sind – dann wird man sich bestimmt mal sehen.
P.S.: Die Nervosa-Dame heißt Prika, nicht Prita 😉 Ich find’s sehr schade, dass Prika und Fernanda nicht mehr zusammen Nervosa machen und empfinde beide Alben, die die beiden seit dem Split veröffentlicht haben, als schwächer als das gemeinsame Nervosa-Material.