Günnis Reviews

Kategorie: Fanzines (page 3 of 4)

PLASTIC BOMB #63

(www.plastic-bomb.de)

Die aktuelle Kunststoff-Bombe wartet mit einem bunten Strauß für mich persönlich hochinteressanter Dinge auf, die da wären: Interviews mit KNOCHENFABRIK, UPRIGHT CITIZENS (Helge Schreiber bringt u.a. so einiges über die Entstehung der alten Scheiben sowie manche Anekdote in Erfahrung), SS-KALIERT (mehr ein Verhör als ein Interview, aber interessanter Spagat der Band zwischen „zu ihrem Ding stehen“ und Rechtfertigungen…), GARRY BUSHELL (Klasse Fragen, klasse Antworten, klasse Interview!), REAGAN YOUTH (bzw. deren neuer Sänger), DIE STRAFE (kurzweilig, humorvoll), Anne von der POP (ex-APPD, hier hätte ich mir ein paar kritischere Fragen bzgl. angeblichen Sexismus’ etc. gewünscht), außerdem wurden die MAD PIGS, ESCAPADO, die Ami-Pop á la GOOD CHARLOTTE hörenden grönlandischen Kid-Punks LOST INSULT und Konzertfotograf Bomber (www.punkasfuck.de) befragt. Ansonsten halt die üblichen Rubriken: Ausführliche Vorworte (Michas „Geht gar nicht“-Liste zum Umgang mit Bullen, sehr geil, Helge völlig un-p.c. über nervige Insekten, Sport, Saufen etc., Ronja über Michas Umzug, Konzerte mit den ARTLESS-Bauern und umsich beißende Aggro-Typen sowie Swen über Leben & Tod. Nur Kuwe hat immer noch nichts zu sagen.), ’ne spaßige Kolumne über die letzte PB-Bootstour, Vascos großartige „Wunderbare Welt der Propganda“, diesmal „vom ‚anders sein’ und vom ‚sich anders fühlen’“, Kritiken und Verrisse, Kleinanzeigen, Zepps Zoom, Stanley Heads Ska-Ecke, „Anders leben“ (diesmal mit der Myspace-Alternative (na ja) www.hxcspace.com und der Freiburger Straßenzeitung „FREIeBÜRGER, außerdem berichtet der Verein „Bon Courage“ über schlimme Nazi-Umtriebe in der sächsischen Provinz), Exoten-Punk-Tonträger-Kritiken, Neuigkeiten und Termine plus natürlich Chris Scholz’ Kolumne, die mir wie so oft aus der Seele spricht. Grünen-Wähler, geht doch kacken!!! Insbesondere interviewtechnisch diesmal eine starke Ausgabe! Schlägt immer noch mit 3,50 € zu buche und kommt mit „Pay to Play“-CD. Günni

VERBOTENE FRÜCHTE NR. 14

(www.verbotenefruechte.de.tl)

Nettes kleines Fanzine – bedingt durch das A6-Format im wahrsten Sinne des Wortes – von Karsten Conform (ex-NON CONFORM) und Albert (BIRD COCAINE), das neben einigen Kolumnen hauptsächlich aus Rezensionen und Konzertberichten besteht und damit in erster Linie von regionalem Interesse sein dürfte (Barntrup und Umgebung). Positiv fällt das Nichtvorhandensein musikalischer Scheuklappen auf, negativ das Interview mit irgendwelchen Hip-Hop-Spacken, die „Aggro Berlin“ toll finden. Kost’ nix und kommt mit Postkarte. Günni

OI! THE PRINT #25

(www.oitheprint.at)

Vom Cover der Jubiläums-Ausgabe der österreichischen Fanzine-Institution lächeln mich die KASSIERER mit ihren verbesserten Gehirnen an, denen ein Spezial mit Interview gewidmet wird, inkl. Worten von Labelboss Rüdiger Thomas – sehr schön. An weiterem Inhalt werden die slowakische Oi!-Band CENZURA, die Ösi-Ska-Band DIE KEULEN, die deutschen Punkrocker THE HIGGINS, die Band PFLANZER, die mit üblen Fascho-Coverversionen ihrer Songs zu kämpfen hat, Doku-Filmer Daniel Schweizer („White Terror“, Skinhead Attitude“ etc.), die türkische (!) Skinhead-Szene (interessant), Offbeat-Legende LYNN TAITT und das Label CONTRA RECORDS (klasse!) vorgestellt, die FORBIDDEN KINGS (neue Band von ex-PROLLIGANS, sympathisch), die US-Oi!-Legende THE PRESS und die Wiener Punkrock-Pioniere DIE BÖSLINGE werden ausgequetscht. Die GUMBLES steuern einen Studiobericht von den Aufnahmen zu ihrem neuen Album bei, OHL-Sänger Deutscher W. kommentiert den just auf SUNNY BASTARDS erschienenen Tribut-Sampler „Waffenbrüder“ und Phil von STOMER 98 und den TEMPLARS darf diesmal mit seiner Plattensammlung protzen. Sehr gefreut hat mich die D.R.I.-Retrospektive, klasse Band mit genialen vier ersten Alben und eher untypisch für ein Skinhead-Zine. Der Bomml war außerdem investigativ dem Rotlicht-Milieu auf der Spur und berichtet über dessen Anfänge, außerdem lässt er die Ausgaben 06 bis 10 des OTP Revue passieren. Neben einer kritischen Kolumne über die Szene und ihre Veröffentlichungen gibt’s die üblichen Platten-, Zine- etc. Kritiken sowie eine witzige, weil wahre Polemik über die unterschiedliche Denke von Männlein und Weiblein, die allerdings irgendwo aus dem Netz gefischt worden sein dürfte. Bei derlei Inhalten stört es mich dann doch ein wenig, dass bei keinem der Artikel ein Autor angegeben oder bei Fremdinhalten wenigstens darauf verwiesen wird, dass diese aus fremder Feder stammen. Außerdem verstehe ich nach wie vor nicht, weshalb sich einerseits über rechtsoffene Scheiße in der Szene ausgekotzt wird, entsprechende Tonträger und Zines aber nicht als solche bezeichnet und/oder gar für gut befunden werden. Etwas mehr Konsequenz würde dem OTP hier sicherlich gut zu Gesicht stehen. Ansonsten aber Glückwunsch zum Jubiläum und einer Ausgabe, die trotz dessen ohne nervige Selbstbeweihräucherung oder dergleichen auskommt und wieder voll auf interessante, abwechslungsreiche Inhalte setzt. Dann mal auf die nächsten 25! Kost’ 1,50 € „Schutzgebühr“. Günni

DER GESTRECKTE MITTELFINGER #5

(www.dergestrecktemittelfinger.de)

Exakt hundertseitiges Pamphlet des Wiesbadeners und Betreibers des Matula-Rec.-Labels Falk Fatal, der nach zwei Jahren tatsächlich wieder eine Ausgabe zusammengeschustert hat. Auf den schwarz/weiß gedruckten Seiten im punkigen Schnipsellayout mit Schreibmaschinenfont gibt’s in erster Linie ein fettes Special zum Punk im Land der Schoki und der Schwarzkonten, der Schweiz. Sehr ausführlich mit massig Infos und Interviews; dürfte Pflichtstoff sein für jeden, den’s interessiert. Ansonsten sind neben einem Interview mit M.O.T.O. Kolumnen und Kurzgeschichten angesagt, für die Falk einige Mitschreiber um sich scharrte. Recht gut gefielen mir der ausführliche und bereichsübergreifende Artikel zum Thema Stasi 2.0, Datenschutz etc. sowie die kurzweilige Geschichtslektüre über die Anfänge des Punks da unten, der Rest ist durchwachsen: Teils heftig klischeebeladen (Falk himself über’n Ghetto), witzig-unterhaltsam (Jens Jekewitz über Kinder), albern (Möb Maßlos über seinen Flug zum Mond), atmosphärisch-beklemmend (Jürgen Landt über den Besuch im Swinger-Club), elitär (wieder Falk), kurz (Andy übers Nicht-die-Schnauze-aufkriegen in der Bahn), nichtssagend (L. Lilith), verklemmt und weinerlich (Jens Jekewitz über Sex-Shops und Einsamkeit), unter aller Sau (Bronzo Sensuale über seinen Narzissmus), mir schon von woanders her bekannt (Falk Fatal über Rocchigiani in der Kneipe, fiktiv), an den Haaren herbeigezogen (Daniel Kaiser über Meerschweinchenbücher und alte Nazi-Tanten), veranschaulichend übertrieben (Möb Maßlos über Mad Schäuble on the loose), nihilistisch-verzweifelt (Marc Mrosk über prekäre finanzielle Situationen in beschissenen Wohnungen), unglaublich realitätsgetreu (Gizmo über die Klositzung nach dem extrascharfen Döner, die ich als Liebhaber scharfer anatolisch-deutscher Gerichte GANZ GENAU SO bestätigen kann) und noch bischn mehr so Zeugs. Ach ja, der Anarcho Alexandre Marie Jacob wird uns noch ins Gedächtnis gerufen und ein paar Reviews gibt’s noch. Teilweise wird der Lesefluss etwas durch das hippiemäßige, falsche Verwenden von „mensch“ statt „man“ und ein paar andere Sonderlichkeiten gestört, ansonsten ist es aber gut und flott durchlesbar. 2,50 EUR. Günni

PLASTIC BOMB #62

(www.plasticbomb.de)

Gleich negativ fällt auf, dass der Heftumschlag nun im gleichen dünnen Papier daherkommt wie der Rest des Heftes, was ihn wesentlich anfälliger für Beschädigungen macht und dem Heft mehr einen Zeitungs-Charakter verleiht. Und irgendwie scheint das PB insgesamt dünner geoworden zu sein…? Kurz nachgezählt, aha: Acht Seiten weniger als zuletzt, zum gleichen Preis, wohlgemerkt… In den Vorworten beschreibt Micha seinen Auszug aus seiner Siffbude, Helge gedenkt Mikey Offender (R.I.P.!), Swen geht auf den ebenso populistischen wie heuchlerischen Nokia-Hass ein und Kuwe hat mit 43 seine Umschulung geschafft und lästert gegen Willi Wucher. Interviews gibt’s mit Andreas Geiger, dem Macher so genialer Dokumentation wie „Punk im Dschungel“ oder „Heavy Metal auf dem Lande“, das mir sehr gut gefällt, der Band PASCOW, die recht sympathisch rüberkommt, den Ruhrpott-Punk-Urgesteinen ARTLESS (Erstes Interview überhaupt! Vorsicht, wieder auf Tour!), den Polen von UTOPIA, den Spaghettifressern von KLASSE KRIMINALE, den Kanadiern NO MEANS NO, Fabsi von den MIMMI’S (der Mann wird zwar ständig interviewt, hat aber auch stets ’ne Menge zu erzählen), den Chinacken-Skins von MI SAN DAO (der Bandname könnte auch bayrische Mundart sein, ähem), der Sängerin von PENETRATION (war bereits auf dem Titelblatt der letzten Ausgabe angekündigt) und Andrea von den PESTPOCKEN (wurde auch mal Zeit, dass eine der Pestpöckinnen zu Wort kommt). Außerdem wird die schwule Hardcore-Kampagne „Gay.Edge.Liberation“ in Form eines kurzen Interviews vorgestellt. Neben den üblichen Kolumnen (Exoten-Punk, Zepps Zoom, Stanley Heads Ska-Ecke, Kleinanzeigen, Reviews und Verrisse, Konzerttermine sowie leider oftmals ziemlich lieblos per Kopieren/Einfügen zusammengeschusterte News) wartet Micha mit einem ausführlichen Konzert- und Erlebnisbericht des CRASS-Events „Feeding of the 5000“ in England auf, der sich sehr gut und humorvoll liest, aber leider nicht ohne hochnäsige Kommentare gegen vermeintlich inhaltsleere Bands wie THE BUSINESS auskommt. Stark ab fällt dagegen seine zweite Kolumne, in der sich Micha in alkoholbedingter Kater-Paranoia über arme Omis beim Bäcker auslässt. Über jeden Zweifel erhaben hingegen ist erneut Cris Scholz’ Kolumne sowie Vascos großartige „Wunderbare Welt der Propaganda“, diesmal zum Thema Schein und Sein der EU. Dem immer aktuellen Thema „Freiräume erkämpfen und verteidigen“ wird durch Berichte über „Panka hyttn“ in Wien, „Rabatz“ in Paderborn und „Köpi“ in Berlin Tribut gezollt. Der Initiative B.A.F.F., die sich gegen Nazis in Fußballstadien engagiert, wird ebenfalls Platz eingeräumt und das Oberhausener Friedensdorf vorgestellt. Unterm Strich also eine inhaltlich solide Ausgabe ohne Ausfälle. 3,50 € inkl. CD. Günni

DER ZWERGPIRAT #10

„Gestern auf dem ENDSTUFE-Gig warst du der Fahne treu, doch heute auf dem Punk-Konzert bist du nur noch Oi!“. Diese etwas abgewandelte Textzeile der VERSAUTEN STIEFKINDER beschreibt ganz gut die Klientel, mit der wir es in diesem kopierten bayrischen A5er-Skinhead-Fanzine zu tun bekommen. Keine Abgrenzung zu rechtsradikalem Scheißdreck, stattdessen wird bei Konzertbesuchen, Plattenkritiken und Anzeigenkunden auf allen Hochzeiten getanzt. Bei so einer beschissenen Attitüde könnte ich kotzen, da reißen auch die Piraten-, Dracula- und ONE-WAY-SYSTEM-Storys nichts mehr. Günni

BIG SHOT #4 – DEZEMBER 2007

(www.bigshotzine.net)

Sehr professionell gestaltetes Skinhead-A5er auf dickem Glanzpapier, das sich in erster Linie mit Reggae, Ska und Soul auseinandersetzt. Ist die erste Ausgabe, die ich in die Finger bekomme. Inhaltlich bekommt man Geschichtsunterricht über die Southall-Riots von 1979, Interviews mit Lord Helmchen, RHODA DAKAR, MAX ROMEO, RICO RODRIGUEZ, die Geschichte des Acid Jazz Teil II, sowie Kolumnen, Neuigkeiten, Platten- und Zine-Kritiken etc… Vieles davon interessiert mich ehrlich gesagt nicht wirklich und den Plattenkritiken nach zu urteilen kann die Redaktion mit vielem, was eher meinem Geschmack entspricht, nichts anfangen. Wer Skinhead und in erster Linie im Ska, Reggae und Soul denn im Punk/Oi!/HC zu Hause ist, wird sich aber ganz bestimmt 64 Seiten lang gut informiert und unterhalten fühlen. Kostet lächerliche 2,- EUR. Günni

PANKERKNACKER #11 + #17

(www.pankerknacker.com)

Geil, mal wieder so’nen Panknerknacker in der Hand zu halten. Als ich den zuletzt gelesen habe, war er gerade vom kopierten A5er zum kopierten A4er konvertiert – nu isses ein bonziges Zine mit hochwertigem Papier, gestochen scharfen Fotos und Mediengestalter-Prüfungsbester-Layout mit Farbcover. Respekt. Opa Knack nennt sich mittlerweile „Stefano Stiletti“ in Anlehnung an sein bevorzugtes Schuhwerk (Boots waren gestern!) und feuert mit seinen Mit- und Gastschreibern ein buntes Feuerwerk an Kurzgeschichten und Erlebnisberichten ab, der musikalische Teil in Form von Interviews und Reviews ist eher zweitrangig und nicht das Hauptaugenmerk der Postille. Und die Geschichten der Redaktion und von Leuten wie The Meia, Klaus N. Frick, Christoph Parkinson und Co. haben es so dermaßen in sich, dass ich fast alle gierig während meiner täglichen Bahnfahrten verschlang. Besonders Meias Schilderungen seines Englischunterrichts haben mich laut loslachen lassen, wodurch ich seltsame Blicke anderer Fahrgäste auf mich zog. Ganz zu schweigen von Parkinsons bin ins Detail geschilderten Koks-Exzessen auf irgendwelchen Möchtegernpromi-Parties. Neben Interviews mit eben jenem Meia, FRONTKICK, THE LURKERS (alle sehr gut) gibt’s in der #11 ein sehr ausführliches, mehrseitiges Gespräch mit L.C.N.-Sänger Jork, bei dem es nur sekundär um seine Band, primär aber um Sardinien, das um Unabhängigkeit bemühte Eiland Italiens geht, das offensichtlich Urlaubziel Nr. 1 der Pankerknacker-Redaktion ist. Allen, die sich für die Region interessieren, sei dieses Interview schwerstens ans Herz gelegt. Die 11er-Ausgabe umfasst 80 Seiten voll teilweise krass dekadentem Inhalt, der 100%ig SxE- und P.C.-untauglich sein dürfte. Den mahnenden Zeigefinger muss ich aber hinsichtlich des STREET-DOGS-Konzertberichtes heben: So war man zwar eigentlich gar nicht auf dem Konzert, meint aber zu wissen, dass es sich um eine chauvinistische „Conservative Punk“-Band handeln würde. Dass das absoluter Bullshit ist, hätte sich den Schreibern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erschlossen, hätten sie diesem Konzert beigewohnt.
Die #17, die nach meinen Berechnungen eigentlich #12 sein müsste (?!) kommt gleich in 108seitiger Stärke daher; neben meinem notorischen Zeitmangel einer der Gründe, weshalb ich sie erst zur Hälfte durch habe. Die erste Hälfte strotzt aber auch wieder nur so vor klasse geschriebenen Geschichten aus dem Alltag, lesenswerten Geschichten von Leuten wie Jan Off und The Meia und vor allem einem sacklässigen, ausführlichen Sardinien-Reisebericht, der Lust macht, sich „Florida-Rolf“ und dem unglaublichen „Sardinien-Peter“ anzuschließen, um Sardinien saufenderweise zu erkunden und auf alten Mopeds die sardische Polizei zur Verzweiflung zu treiben – wären da nicht die vielen schlimmen Fotos von Stiletti & Co. in unmöglichen Klamotten und/oder so gut wie nackt. Aber als ob das nicht schon genug Exotik wäre, kann man auf weiteren drei Seiten alles wissenswerte über Neuseeland nachlesen und dem Fernweh fröhnen. Ausgequetscht wurden diesmal DEAN DIRG (witziges Suff-Interview), Imre („Force Attack“-Organisator), die „Back To Future“-Organisatoren (zumindest die Überlebenden des letztjährigen Debakels), die Konstanzer HC-Newcomer CIVIL VICTIM, die TIGHT FINKS, HIROSHIMA MON AMOUR, darüber hinaus Konzertberichte, paar Reviews und und und… wie gesagt, hab’s noch nicht durch, ist einfach zuviel Lesestoff, an dem ich noch einige Pendelfahrten zur Arbeit lang meine Freude haben werde. Geniale Zines, vor allem, wer gut auf kurzweilige subkulturelle Kurzgeschichten und selbstironische Schilderungen des Alltäglichen Wahnsinns kann, MUSS das Teil abonnieren. (3,- Muscheln pro Ausgabe) Günni

TAUGENIX #3

(www.taugenix-fanzine.de)

Das von NIX GUT herausgegebene Magazin mit Schwerpunkt auf – wen wundert’s? – sog. „Deutschpunk“, das gleich in einer Megaauflage auf den Markt drang, liegt mir nun in der dritten Ausgabe vor, deren schlecht gezeichnetes Klischeecover (Punk mit grünen Spikes sitzt auf Straße, sabbert, säuft Hansa, ein Köter pisst…) gleich erstmal abschreckte. Nachdem ich mich irgendwann doch überwand, es aufzublättern, konnte ich mich dem Inhalt in Form von Interviews mit DAILY TERRORISTEN, A.C.K., „Chaostage“-Filmmacher Tarek, ZZZ HACKER und SOUTHSIDE CONCERTS, einer von den MIMMI’S selbst geschrieben MIMMI’S/WESER-LABEL-Story, SPRENGSATZ auf dem G8-Gipfel (interessant!), Behinderten, die Punk doof finden und deshalb „Ponk“ gründeten, um nicht mehr mit Punk-Maßstäben gemessen zu werden (ähm… ja nee, is klar), STAATSPUNKROTT-Tourbericht (beschissene Band, haut ab!), Tierrechten, Fußball spielenden PIGS (interessiert doch keine – Achtung, Wortspiel! – Sau), widmen, wovon mich diesmal wesentlich weniger interessierte, als in der #2. Drumherum wieder reichlich Kolumnen (durchwachsen), News, dümmlicher Comic und „Foto-Punk-Story“, Cocktail-Rezept, Leserbriefe, Vorstellungen der Bands der Heft-CD, Konzertberichte, -termine und DIE EINSAMEN STINKTIERE in der Rubrik für unterbewertete D-Punk-Platten (gefällt mir sehr gut). Die „Reviews“ allerdings habe ich mir diesmal so gut wie gar nicht erst angesehen, zu unkritisch waren sie mir in den letzten Ausgaben. Warum nicht gleich Preis und NIX-GUT-Katalognr. daneben schreiben? Gibt’s inkl. hässlichem Poster für 3,- Flocken beim Bahnhofsdealer.

PLASTIC BOMB #61

(www.plasticbomb.de)

Die Duisburger Fanzine-Institution mit ihrer Winter-Ausgabe, mittlerweile ja Aushängeschild eines richtigen Punkrock-Unternehmens. Kriegen wir die jetzt regelmäßig zum Rezensieren? Dann könnte ich mein Abo ja kündigen, hähä. 😉 Als erstes flattert mir ein cooler „Religionsfreie Zone“-Aufkleber entgegen, sehr schön. Bei den Vorwörtern ruft Micha zu Zivilcourage und aktivem Handeln auf, Helge berichtet von 1200 km langen Protestmärschen, Swen lässt wieder den sXe-Sportler raushängen, Kuwe erweckt immer noch mehr Mitleid als alles andere und ATAKEKS überspringe ich eh immer. Vors Mikro zog man BORN/DEAD (lang und politisch), COCKNEY REJECTS (kurz und unpolitisch), EA80, die VERSAUTEN STIEFKINDER (fein), SPRINGTOIFEL (interessant), Tati von ABOCALIPSTIX, Kollek vom TRIBAL AREA DVD-Mag und die STOPCOX (diesen Blödsinn vonwegen „Vollei“ glaubt ihr doch nicht wirklich, oder?!). Außerdem fand ein ausführlicher Bericht bzgl. der staatlichen Überwachnung von MONO FÜR ALLE! (Staat hau ab!) ebenso den Weg ins Heft wie die eine oder andere Kolumne (groß: Micha auf Stadtteilfest mit GUILDO HORN, den man aber immer noch mit UI schreibt und natürlich Chris Scholz, außerdem „Punx On Tour: Senegal“), Politisches (Zapatistas in Mexiko, Anti-Genfraß), die üblichen Specials (Exotenpunk, Ska, Zepps Zoom), der dritte Teil der „Punk in Wien“-Geschichte sowie Reviews, Kleinanzeigen, Leserbriefe, News, Termine, der ganze übliche Scheiß eben. Das Beste am ganzen Heft aber, wie seit einigen Ausgaben üblich: Vascos kritische „wundervolle Welt der Propaganda“, diesmal zum Thema Banken, Zins und Zinseszins. Diese Beiträge weitab von halbgarem, elitärem, arrogantem oder gar ideologiesiertem, dogmatischem Politgesabbel um seiner selbst willen gehören zum BESTEN, was es zurzeit in deutschen Fanzines zu lesen gibt. Sauber recherchiert, verständlich aufgeschrieben, aufs Wesentliche reduziert. Davor ziehe ich meinen Hut. Ich wünsche dieser Rubrik eine lange Zukunft und hoffe, dass sie noch viele, viele Leser finden wird. Souveräne Ausgabe der Bombe, die ohne mies recherchierte Meinungsmache oder Anderem, was ihr von Kritikern gern mal vorgeworfen wird, auskommt – allerdings anscheinend auch ohne PENETRATION, die auf dem Titelblatt angekündigt werden…? 3,50,- € inkl. CD. Günni

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