Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger H (page 1 of 2)

HAGBARD CELINE – AM ENDE DIE GUTEN CD

(www.nix-gut.de) / (www.myspace.com/hagbardcelinepunk)

Mit der Titelmelodie der Kult-Jugend-Science-Fiction-Serie „Die dreibeinigen Herrscher“ als Intro punktet man bei mir schon mal. Und zu meiner Überraschung klingt das Album ganz anders als noch der Vorgänger, der mir als schlechter KNOCHENFABRIK/CHEFDENKER-Möchtegern-Klon in Erinnerung ist. Das ist hier glücklicherweise nicht mehr der Fall. Der Sänger grölt sich jetzt leicht schief und heiser durch zwölf deutschsprachige Songs mit zu einem großen Teil recht schwermütigen Texten, in denen viel Persönliches von Chris de Barg, dem Kopf der Band, steckt und mich vom Gesangsstil her an z.B. WEHRLOS erinnert. Dazu passend die vernünftig produzierte Mucke, die flotten, aber trotzdem getragenen, mitunter auch melancholisch wirkenden Punkrock souverän darbietet. Die Abwechslung bleibt dabei allerdings auf der Strecke und die immer gleiche Art des Vortragens kann durchaus ermüdend wirken. Wer aber Lust auf ein Album hat, auf dem sich jemand durch seine persönlichen Abgründe wühlt und dabei auch immer mal gegen System und Gesellschaft schießt, kann hier genau das finden, und zwar ohne aufgesetzte Attitüde oder Poser-Schnickschnack. Zum „Easy Listening“ gänzlich ungeeignet, weil irgendwie runterziehend und auf Dauer monoton, aber besser als der xte halbherzige Klischee-„Deutschpunk“-Aufguss. Letztendlich werden sich die Geister am Gesang scheiden, der alles andere als schön, dafür aber inbrünstig und energisch klingt. Mir persönlich fehlen aber einfach die Abwechslung, die Auflockerung und der Überraschungseffekt. Im farbigen und passend illustrierten Booklet lässt sich, stellenweise sogar mit Kommentaren versehen, nachlesen, was dem Sänger so auf der Seele brennt. Zwölf Songs in 40 Minuten. 3-. Günni

HIGHSCHOOL NIGHTMARE – NIGHTMARE HIGH CD

(www.true-rebel-records.com) / (www.pukemusic.de) / (www.myspace.com/highschoolnightmare)

Nachdem Timo von SMALL TOWN RIOT vor einiger Zeit eine Solo-Horrorpunk-EP unter dem Namen HIGHSCHOOL NIGHTMARE ganz allein eingespielt hatte, hat sich, zunächst nur für Live-Auftritte, schnell eine richtige Band bestehend aus Ritchy (THE VARANES) und Benny um ihn geschart, die nun unter Beteiligung am Songwriting den Longplayer eingezimmert hat. Dieser ist verdammt abwechslungsreich ausgefallen, man hat das enge Horrorpunk-Korsett also abgestreift und bedient sich auch weiterer Spielarten des Punkrocks, covert sogar gekonnt die BEATLES („Should Have Known Better“). Will sagen: Glücklicherweise kein weiterer überflüssiger MISFITS-Klon. Das Album beginnt vielversprechend mit dem Ohrwurm „Sick Sad World (Hellcome To Well)“ und, siehe da, es hält dieses Niveau fast durchgehend. Die melodischen Songs zwischen poppig, melancholisch und wütend schmeicheln mit ihren Refrains und Chören den Gehörgängen des Zuhörers und überraschen hier und da mit dezent eingesetzten Gastinstrumenten wie Klavier oder Mundharmonika. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Melodien sich jedes Mal aufs Neue aus drei Akkorden zaubern lassen und muss Timo & Co. hier abermals attestieren, dafür ein verdammt gutes Händchen zu haben. Ein Blick in die Texte (nachzulesen im sehr schön gestalteten Booklet) macht deutlich, dass durchaus „punktypische“ Themen abgedeckt werden, aber eben alles ein wenig dicker aufgetragen, morbider und/oder schnulziger als üblich, was der Verbundenheit zum Horrorpunk-Subgenre geschuldet ist und eben die Besonderheit dieser Band ausmacht. Die vier Hits der EP wurden übrigens neu aufgenommen und zwischen die neuen Songs gefügt. Bei ihnen vermisse ich etwas den ungehobelten Lofi-Klang der EP-Versionen, aber dafür fügen sie sich gut in das Gesamtwerk ein, das – keine Sorge – auch alles andere als überproduziert oder glattpoliert wurde. Mit „Song For The Blue“ gibt es übrigens die Fortsetzung des VARANES-Hits „Travelling Heart“ in Form einer sehr geilen Ballade, neben dem genialen „Are You Lonely“ DIE Oberschnulze (im positiven Sinne) des Albums. Als Fazit sach ich ma: Horrorpoppunk’n’roll vom Feinsten, der da an der Nightmare High unterrichtet wird! Vinyl soll übrigens Ende Mai aus dem Presswerk kommen. 16 Songs in 44 Minuten. 2. Günni

HAFERSLIME – GESCHRAMMELTE WERKE (DEMO) CD-R

(www.haferslime.de.vu)

100% Oldschool-HC-Punk auf deutsch mit Uffta und den üblichen Texten knallt einem die von manch einem schon als „Legende“ bezeichnete Warendorfer Punkband HAFERSLIME auf ihrem Demo vor den Latz und bewegt sich damit soundtechnisch irgendwo zwischen SCHLEIMKEIM und URLAUB IM ROLLSTUHL, würd ich jetzt mal so spontan sagen. Der Sound ist ok und die Scheibe ist’s auch. Zu den 17 Eigenkompositionen gesellen sich noch vier Coverversionen von den üblichen Verdächtigen. Hätte in den 90ern gut auf die „Sicher gibt es bessere Zeiten…“-Samplerreihe gepasst. Gerne so weitermachen! 21 Songs in 37 Minuten. 2-3. Günni

CHIP HANNA & THE BERLIN THREE – OLD SOUTH JAMBOREE LP/CD

(www.peoplelikeyourecords.com) / (www.chiphanna.com)

CHIP HANNA, seines Zeichens Drummer der US BOMBS und der ONE MAN ARMY, kam mal wieder nach Berlin, um mit den BERLIN THREE ein Country-Album mit Rockabilly- und leichter Punk-Kante einzuspielen bzw. einzusingen. Im Country und Bluegrass liegen nämlich seine musikalischen Wurzeln, da bereits seine Mami in Country-Clubs und im Lokalradio sang. Herausgekommen ist dabei eine tolle Platte, die, wenn ich das richtig sehe, ausschließlich Eigenkompositionen enthält. Diese sind mal flotter und rockiger, mal getragener und melancholischer, aber immer auf verdammt hohem Niveau. Da haben sich nicht ein paar Punks und Psychos durch etwas Country gerumpelt, weil es gerade angesagt wäre; nein, da waren Leute am Werk, die diese Musik seit Jahren oder Jahrzehnten im Herzen tragen und deren Leidenschaft in jedem einzelnen Song zu vernehmen ist. Wer auf diese Art Musik kann, wird hier gewiss nicht enttäuscht werden. Zu Aufmachung oder Texten kann ich aber nix sagen, da mir nur eine Vorab-Version im Pappschuber vorliegt. Insofern weiß ich auch nicht wirklich, was ich von einem Song wie „Jesus Ain’t Gone“ halten soll. Die LP kommt übrigens in fettem 180g-Vinyl. 14 Songs in 37 Minuten, Anspieltipp: „The Chosen One“. 2. Günni

DIVISION FICHTENGEBIRGE – PUNKROCKELITE / HIGH SOCIETY – SPLIT-CD

(www.contra-net.com) / (www.myspace.com/highsociety44)

Beide Bands dieser Split-Scheibe stammen aus Ostdeutschland, wobei der “DIVISION FICHTENGEBIRGE”-Part schon mal in kleiner Auflage auf Vinyl veröffentlicht wurde. Die DIVISION versorgt uns mit rudimentärem Punkrock mit sarkastischen, zynischen Texten in deutscher Sprache, immer irgendwo zwischen erfrischend anders und grenzwertig bis krank. Kommt immer dann besonders gut, wenn der Sänger einem völlig überdreht seine Klumpen hinrotzt und mich dabei z.B. an SEKRETSTAU erinnert. Auszüge gefällig? „Die dritte Welt, sie kann mich mal, ich hasse S.I.K. und DRITTE WAHL“, „Die verschissenen grünen Menschenfreunde, die Sozis mit ihrer Heuchlermeute, das ganze Pack ist kotzbeschissen, diese Friedenspisser, die alles besser wissen“, „Jeder Erste ist hier die Nachahmung des Zweiten, und im Fernsehen heulen Wölfe, die die Hammelherde leiten. Erschlag den Typ von nebenan, keiner wird ihn vermissen, er ist nur ’ne Kopie und die ist beschissen“ und zu guter Letzt aus dem Hundehasser-Song „Sex zwischen Mülltonnen“: „Denn Glasscherben und auch Reißzwecken kann man in Wurstscheiben verstecken. Im Park verstreut, welch große List – es klappt auch gut mit Rattengift“. Insgesamt neun Songs lang tobt sich die selbsternannte „Contergan-Elite“ ohne Rücksicht auf Verluste aus. Ich mit meinem Grottenhumor find’s lustig, andere werden sicherlich pikiert aufschreien.
Die HIGH SOCIETY; die mit lediglich fünf Songs vertreten ist, kann mit ihrem lahmen COTZRAIZ-Rip-Off da nicht gegen anstinken. „Stolz und frei“, „Punks & Skins“, die zu ihrem Land stehen gegen links und rechts, „Oi! Oi! Oi!“ etc… gääähn. Das kommt viel zu gewollt rüber, hat man alles schon viel besser gehört und langweilt mich eigentlich nur noch. Egal, ob man nun jemanden damit provozieren will oder das alles wortwörtlich ernst meint – mir geht’s am Arsch vorbei.
Das Booklet birgt fast alle Texte in sich, die Aufmachung geht klar. 14 Songs in 33 Minuten. Die Gewinner sind für mich die DIVISION FICHTENGEBIRGE, vergeb’ ich mal ’ne 3. Musikalisch ist da nämlich noch Steigerungspotential. Die HIGH SOCIETY muss sich mit ’ner 4- begnügen, denn das ist mir – trotz der ironischen Ansätze und der klaren Absage an braunes Pack im Song „Hitlers Erben“ – einfach zu wenig. Günni

HEITER BIS WOLKIG / DIE ROTEN RATTEN – AUFERSTANDEN AUS RUINEN / NICHTSALSROCKEN CD

(www.weserlabel.de) / (heiterbiswolkig.com) / (roteratten.de)

Genauso wenig, wie man sich hier auf einen Bandnamen oder auf einen Albumtitel einigen konnte, erschließt sich mir der Sinn bzw. Witz des Ganzen. HbW waren zwar schon immer etwas durchwachsen… aber wenn ich da an alte „Terroristen“-Zeiten oder an geniale Songs wie „Killer-Clowns“ denke, erfüllt es mich doch mit Wehmut, diese Scheibe rezensieren zu müssen. Die ist nämlich absolut unlustig, flach und belanglos. Der Biss ist weg und musste austauschbaren, albernen Phrasen weichen. Ein paar alte Songs nahm man neu auf und ich frage mich, was es soll, eine Hymne wie die „Ballade von den Seeräubern“ (BRECHT) so kraftlos vorzutragen und zu verhunzen. Gecovert werden JOINT VENTURE mit „Holland“, womit man natürlich auf der sicheren Seite ist. Damit kann man nun glücklicherweise nicht viel falsch machen. Vielleicht hätte man sich bei Widmann & Co. mehr Inspiration holen sollen, was das Schreiben witziger bis sarkastischer Texte betrifft. So geht mir die Scheibe ziemlich am Arsch vorbei. Booklet kommt mit einigen Texten. 22 Songs in 67 Minuten, davon einige aber doppelt in verschiedenen Aufnahmen. 5. Günni

HIGHSCHOOL NIGHTMARE – SANTA CRYPT EP

(www.true-rebel-records.de)

Leck mich am Arsch, gibt’s das??? SMALL-TOWN-RIOT-Drummer Timo begibt sich auf Solo-Pfade, lässt seiner dunklen Seite freien Lauf und spielt mal eben lässig aus dem Handgelenk eine Horrorpunk-EP ganz alleine ein – und dann kann sich das auch noch verdammt nochmal hören lassen! Die vier Songs haben für mich mehr Charme als diese ganzen nervigen MISFITS-Klone. Zwei verfügen über Gänsehaut-Melodien und traurige Lyrik, während die anderen beiden flotter und textlich wütend bis bissig-sarkastisch daherkommen. Live gab’s das Ganze übrigens auch schon um die Ohren, mit Gastmusikern auf der Record-Release-Party. Geile Mucke, nicht nur für Misfits-Jünger. Timo setzt aber noch einen drauf und zeigt mit seinem Statement im Faltcover allen „kind of weird Rocka-Psychobilly-Nazis that are still around in our scene“ den Arsch! Den Vogel schießt allerdings die beiliegende Armbinde im DEAD-KENNEDYS-Stil ab: „NAZI-BILLYS FUCK OFF!!!“ auf lila Hintergrund mit Mond und umgedrehtem Kreuz. Geile Scheiße! 1-. Günni

THE HEARTBREAK MOTEL – HANDGUNS MAKE THE MOST LOVE… CD

(Limited Access Records / Brooke-Lynn-Promotion)

THE HEARTBREAK MOTEL spielen melodischen, teils poppigen, teils rockigen Punkrock mit starker Indie-Rock-Kante und angerauhtem Gesang, der mich manchmal etwas an die BEATSTEAKS erinnert. Nun liegt mir das dritte Album der Recklinghausener zur Rezension vor und mir wird klar, weshalb die Band auf Veranstaltungen wie dem „MTV Campus Event“ auftreten darf: Sie passen mit ihrem modernen Sound- und Stil-Mix gut dorthin, gut vor ein größeres, junges Publikum, gut in die Indie-Disco am Stadtrand. Wie so oft bei derlei Bands muss mir aber auch hier zu oft der klassische Punkrock anderen musikalischen Einflüssen weichen, so dass mich auch dieser Tonträger nicht 100%ig zu überzeugen weiß. Dann irgendwie doch lieber BILLY TALENT. Viel mehr kann ich hierzu jetzt übrigens auch nicht schreiben, da ich nicht mal weiß, wie die einzelnen Songs heißen – man schickte mir eine Vorab-Promo ohne Titelauflistung, Booklet, Texte oder sonst irgendwas; stattdessen einen Zettel mit dümmlichem Gefasel wie „Stelle dir vor, ein ungebremster Geisterzug rollt auf Dich zu, angetrieben von purer Leidenschaft und Hingabe, jedoch ziellos und unberechenbar…“ Ich würde gern mal wissen, vor wie viele Geisterzüge Label bzw. Vertrieb schon gelaufen sind. Nicht zu fassen, sowas. Zwölf Songs in 41 Minuten, Anspieltipp: Lied 1 (gefiel mir noch am besten). 3-. Günni

HAGBARD CELINE – IM NEBEL DER NACHT CD

(www.nix-gut.de) / (www.hagbard-celine-punk.de)

Oh Gott, miserabler KNOCHENFABRIK/CHEFDENKER-Rip-Off mit nervigem, total übersteuertem Gesang und Reimen, bei denen sich mir die Haare sträuben. Allerdings wie gehabt in Nix-Gut-typischer Aufmachung mit dickem, farbigem Booklet etc. 12 Songs in 41 Minuten. 5. Günni

HELLRATZ – RATTENGIFT CD

(www.razorblade-music.com) / (www.myspace.com/hellratzpunx)

Leck mich am Arsch, das nenn’ ich mal Kidpunk-Alarm! Die Bandmitglieder sind im Schnitt 16 Jahre alt und machen Krach wie die Großen. Musikalisch das volle HC-/Stachelpunk-Brett, pfeilschnell, mit derben Drums (der Schlagzeuger scheint vier bis acht Arme und Beine zu haben) und ohne Luft zu holen werden hier zehn Songs in deutsch mit teils englischen Refrains (klingt komisch, ist aber so) rausgerotzt, die einem ordentlich den Staub aus Boxen und Ohren pusten. Was für ein Brett! Die Texte können da nicht ganz mithalten – zwar stimmen die Grundaussagen soweit alle, holpern aber mitunter ganz schön und sind oft kurz und parolenartig gehalten. Und bei Texten wie „No Room For Us“ frage ich mich dann doch, inwieweit die Jungs da überhaupt schon eigene Erfahrungen mit gemacht haben (können). Macht aber alles nix, bei dem Sound-Gewitter hört man das eh alles nicht so genau raus. Kann man übrigens alles inkl. reichlich Rechtschreibfehlern im schicken Booklet nachlesen. 33 Minuten Spielzeit. Anspieltipp gebe ich mal keinen, da die Reihenfolge der Songs leider nicht mit der abgedruckten Tracklist übereinstimmt… Insgesamt ’ne 2-. Günni

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