Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger S (page 4 of 5)

EIGHT BALLS / SMALL TOWN RIOT / THE DETECTORS / JESUS SKINS – LET THE BOMBS FALL… Split-LP/-CD

(www.true-rebel-records.de)

Vierer-Split-Album norddeutscher Bands, die alle aus Hamburg und/oder Umgebung kommen. Geile Idee, wie ich finde, da bietet sich sowas doch mal an. Wenn’s nach mir ginge, würd’s ohnehin viel mehr solcher Scheiben geben; allein schon, weil sich dadurch die perfekte Möglichkeit bietet, etwas unbekanntere Bands durch größere Namen zu pushen und zu Popularität zu verhelfen und nicht zuletzt auch den Horizont des Konsumenten hinsichtlich interessanter Bands oder etwas abweichender Stilrichtungen zu erweitern. Um es gleich vorweg zu nehmen: Diese Platte tritt Arsch!
EIGHT BALLS: Vier neue Kracher der Hamburger Oi!-Entdeckung, endlich neuer Stoff nach dem zurecht abgefeierten Debüt-Album. „Das Germania-Haus brennt“ ist eine Kampfansage an Nazi-Geschmeiß in Form von Studenten-Burschenschaften, in „Musikindustrie“ wird zum Boykott von Kotzkrampf verursachenden Musikrichtungen wie R’n’B, RAC und Dance aufgerufen, „Proud Of Myself“ geht musikalisch Richtung JEWDRIVER 😉 und „Kings Of Asi“ ist jetzt schon die Proll-Asi-Hymne des Jahres. Alles schön dreckig gesungen und produziert, jeder Song ein Hit! Glatte 1.
SMALL TOWN RIOT: Vier extrem melodische Streetpunk-Songs inkl. von einem Profi-Chor eingesungenem Intro. Natürlich kann ich da nur schwerlich objektiv sein, da ich den Werdegang der Band schon seit dem ersten Demo verfolge und die Bandmitglieder zu meinem Freundeskreis zähle. Ist aber scheißegal, da es hier nix zu meckern gibt. Die englischen Songs über’s Arbeiten, Leute, die immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen, die alten Zeiten als Jungpunks und das Festhalten und Leben seiner Träume bis in die Gegenwart haben Hit- und Ohrwurmcharakter, bieten allein schon durch die drei verschiedenen Sänger Abwechslung und können voll überzeugen. Verglichen mit der letzten „Skulls & Stripes“-EP sind die Songs zwar etwas poppiger geraten, durch ihre Credibility aber meilenweit von konturlosem Pop-Punk entfernt. 2
JESUS SKINS: Wie die drei Könige bringen uns die Hamburger Missionare drei Botschaften vom Jüngsten Gericht, Gottes Stadion („…im Leben nach dem Tod, da ist Hooligan’s Heaven und kein Stadionverbot“) und Boykotts und Sabotagen gegen die Band. Mit letztem Song wird übrigens ein gewisser Knastbruder gegrüßt, für den ich bzgl. Himmel und so aber schwarz sehe. Oi! Oi! Amen! 2
THE DETECTORS: Überraschung! Bis zur Record-Release-Party war mir diese Band gänzlich unbekannt – völlig unverständlich, denn hier gibt’s vier mal flotten, geradlinigen, treibenden Streetpunk mit „snotty“ Gesang auf die schmalzigen Hörorgane, wie sie Bands á la VOICE OF A GENERATION, BOMBSHELL ROCKS und wie sie alle heißen auch nicht besser hinbekommen. Textlich dreht es sich um Aggressionen, Kritik an unserer verlausten Gesellschaft und der Suche nach Freiräumen und Ventilen innerhalb dieser. Wer bei dieser Mucke still sitzen bleiben kann, sollte sich mal auf eine Ganzkörperlähmung untersuchen lassen. Von dieser Band wird man noch was hören! 2
Ausgestattet wurde die CD mit einem Booklet mit allen Texten (über die man aber mal einen Lektor hätte schauen lassen sollen…) und vielen Fotos sowie drei Bonus-Videos (2x SMALL TOWN RIOT – „Madness“ und „Cheers & Goodbuye“, 1x EIGHT BALLS – „Asi-Skins United“).
Die LP kommt mit Textblatt, ’nem Poster (auf dem mir aber bischn viel Werbung enthalten ist…) und zwei Bonustracks: SMALL TOWN RIOT – Madness (auf CD nur als Video enthalten) und EIGHT BALLS – Hamburger Jungs (Akustik-Version; der Song vom 1. Album mit neuem, auf den Hamburger Fußball bezogenem Text – und zwar auf JEDEN Verein. DAS nenne ich mal Unity, haha.)
Ist insgesamt also eine echt geile, abwechslungsreiche, aber trotzdem – nicht zuletzt wegen des hohen Qualitätsstandards JEDER Band – homogen wirkende Platte geworden. Glückwunsch an Bands und Label! Günni

STEAKKNIFE – PARALLEL UNIVERSE OF THE DEAD CD

(www.rookierecords.de)

STEAKKNIFE melden sich mit ihrem vierten Studioalbum zurück, für das Gitarrist Demon zur Band zurückkehrte und der charismatische Lee Hollis (SPERMBIRDS, 2BAD) wieder seinen wütenden lyrischen Ergüssen freien Lauf ließ. Die Platte wirkt mit seinen oft recht kurzen Mid- und Up-Tempo-Nummern kompakt und wie aus einem Guss, kommt aber auch abwechslungsreich genug daher, um gut zu unterhalten. Gekonnt vorgetragener, ehrlicher Punkrock ohne Schnörkel, aber alles andere als stumpf oder altbacken, im Gegenteil. Wer STEAKKNIFE kennt, wird wissen, was ich meine. Der Hollis kann’s halt noch immer, auch wenn ich mich nach wie vor mit einigen Songs schwer tue, die mir nicht so recht reinlaufen wollen. Aber das war bei STEAKKNIFE schon immer so, von daher in jedem Falle eine solide Platte, die STEAKKNIFE-Fans verzücken wird. Kommt im matten Digipack mit allen Texten im Booklet aus Kartonpapier. 14 Songs in 32 Minuten. Anspieltipp: “Brainboy”. 3. Günni

SPLIT IMAGE – TOD UND TEUFEL CD

(www.impact-records.de) / (www.splitimage.de)

SPLIT IMAGE aus Paderborn melden sich mit diesem Album zurück, nachdem sie sich gegen Ende der 90er nach nur zwei Alben aufgelöst hatten. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Band nur von Samplern kannte und als relativ nervig in Erinnerung hatte. Umso mehr hat mich das neue Album überrascht. Gut produziert, kräftiger, rauher Gesang, abwechslungsreiche Mucke zwischen Oi! und „Streetrock“ mit Hardrock-Einschlag und durchdachte, teils angenehm provokante deutsche Texte („Ihr steckt mit euren Köpfen im Arsch der Demagogen / So bleibt der Kopf zwar warm, doch man ist blind und wird betrogen / Ich bin sicher, ich kenne eure Reaktion / Schreit und kotzt Kritiken, zum Wohle der Nation“) über das eigene Selbstverständnis, Religion, Lokalpatriotismus und Persönliches. Eine verdammt geile optische Gestaltung in Form eines Digipacks mit Klappcover, über das sich „Das letzte Abendmahl“, nachgestellt mit Bandmitgliedern und Freunden, erstreckt sowie eines Booklets mit allen Texten rundet den positiven Gesamteindruck ab. Freund Pathos lässt natürlich kräftig grüßen, tropft aber nicht aus den Boxen und bleibt stets unpeinlich. Gute Comeback-Scheibe! Elf Songs in 39 Minuten. Anspieltipp: „Freiheit ist Punk“. 2. Günni

FLIEHENDE STÜRME / SUBSTANCE OF DREAM – KÖRPER OHNE NAMEN SPLIT-LP/CD

(www.majorlabel.de) / (www.fliehendestuerme.de) / (www.substanceofdream.de)

FLIEHENDE STÜRME: Nach dem Album „Licht vergeht“ aus dem letzten Jahr schon wieder neues Material der Darkwave-Punks aus Stuttgart in Form von fünf Songs. Nur leider immer mehr Richtung Gothic bzw. eben Darkwave denn Richtung Punk. Ist mir oft zu depri, getragen und schwer. Der erste Songs „Abschalten“ hatte noch was, „25 Stunden“ aber scheint mir schon tatsächlich 25 Stunden lang zu sein. „Zurück bleiben“ ist dann zwar wieder fixer, aber haut mich auch nicht vom Hocker. „Erinnerung“ und „Gas“ schlagen in die gleiche Kerbe. Spricht mich alles nicht mehr so an. Irgendwie fehlen die wirklich guten Melodien und der Funke Aggressivität der älteren Aufnahmen.
SUBSTANCE OF DREAM: Band um den FLIEHENDE-STÜRME-Drummer Münch, seit einigen Jahren fester Tourpartner von FS. Strunzlangweiliger Gothrock in englischer und deutscher Sprache, kann ich überhaupt nix mit anfangen. Dann lieber THE CURE. Der Song „Krass“ ist übrigens ein Cover der FS-Vorgänger CHAOS Z.
Die Texte sind abgedruckt, zumindest bei der CD-Version, die mir vorlag. Zehn Songs in 41 Minuten. Ingesamt kommt für mich grad noch so ’ne 4 bei rum – bin halt kein Knochenlutscher. Günni

STYRIAN BOOTBOYS – VIOLENCE & PROFIT CD

(www.baddogrecords.de) / (www.styrianbootboys.com)

Ordentlich weiterentwickelt haben sich Ösis und spielen nun eher Punkrock denn Oi!, aber das haben sie wirklich drauf! Die größtenteils auf Englisch vorgetragenen Songs besitzen ordentlich Energie, Melodien, Chöre und zudem gute Texte, da bleibt nicht viel zu meckern. Besonders angetan hat es mir „Conservative Punk“. „Ever Fallen In Love“ von den BUZZCOCKS wurde gecovert, auch das nicht schlecht. Leider ist Reihenfolge der 13 Songs auf dem Tonträger anders als in der Tracklist aufgeführt, da ist wohl was durcheinander geraten. Schade. Dafür sind Cover und Booklet schön gestaltet und meisten Texte abgedruckt. 34 Minuten langes Punkrock-Vergnügen ohne Ausfall.. Außerdem auf der CD enthalten sind Bilder der Band und ein Live-Video. 2. Günni

THE SHOEMAKERS – TURN ME ON LP/CD

(www.wandarecords.de) / (www.theshoemakers.de)

„Schuster, bleib bei deinen Leisten“, dachten sich vermutlich die vier Schuhmacher aus Sachsen und spielten dieses Album voll klassischem Punkrock ein. Im 77er-Stil wird gut nach vorne losgerockt und –gerotzt. Zwar nicht so geil wie beispielsweise bei den GEE STRINGS, für ’ne gute Party langt’s aber allemal. Der (glücklicherweise akzentfreie :P) Gesang könnte stellenweise noch bischn rotziger sein, die Chöre etwas kräftiger, aber passt schon. Solide 13 Songs, einer davon Vinyl-only-Bonus! Auch hier stimmt die Aufmachung: Dicke, mit Texten und Fotos bedruckte Innenhülle. 3. Günni

SOKO DURST / VERLORENE JUNGS – MAL WIEDER SAMSTAGNACHT SPLIT-LP

(www.psychotrecords.com) / (www.verlorenejungs.de)

Nach der CD- und der limitierten Picture-LP ist diese Frucht der langjährigen Bandfreundschaft nun auch auf normalem Vinyl in hochwertiger Aufmachung mit Textpappe etc. erhältlich. Man präsentiert neue Songs, covert sich gegenseitig und andere. VJ-Seite: Der Opener „Schluss und aus“ ist ein absoluter Hammer, einfach nur geil! Und „Das letzte mal“ knüpft da nahtlos an. Die SOKO-DURST- und KNOCHENFABRIK-Cover sind überaus gelungen. SOKO-DURST-Seite: „Alles in Ordnung!?“ ist hier der Hit! Großartig! „Wie die Tiere“ durchschnitt, „Samstag Nacht“ gefällt mir im Original von VJ besser, die Neuaufnahme von „Mehr als nur ein Freund“ hingegen geht klar. Klasse Song, bei dem man nicht viel verkehrt machen kann. Für mich sind mit „Schluss und aus“ und „Alles in Ordnung!?“ zwei neue große Hits vertreten, die allein schon den Kauf rechtfertigen. Ggü. der CD-Version gibt’s hier sogar noch den Bonussong „Du nie“, der bislang nur als „hidden CD-Track“ auf dem letzten VJ-Album zu finden war. 2. Günni

SHEARER – MAKIN-A-MUNSON CD

(www.pukemusic.de) / (www.shearer.de)

Punk’n’Roll aus Berlin. Der Vierer hat schon reichlich Liveerfahrung im Vorprogramm manch bekannterer Band sammeln dürfen und hatte bislang zwei Demo-CDs draußen. Hier nun also der erste „richtige“ Longplayer mit Label im Rücken. Überzeugend produziert, geht ganz gut ab, kommt aber nie an Top-Acts des Genres wie THE BONES heran. Irgendwie will der Funke nicht so recht überspringen, mir fehlt etwas der Biss. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur etwas zu übersättigt zurzeit. Die Meisten Texte sind im Booklet abgedruckt und sind soweit ok, aber nicht Besonderes. Geilerweise gestattet die Band aber (Stichwort „Creative Common License“) die nicht-kommerzielle Vervielfältigung der CD und bietet das Album zum kostenlosen Download auf ihrer Website an. So kann sich also jeder sein eigenes Bild nach diesem zugegeben etwas halbgaren Review machen. 😉 14 Songs in 42 Minuten. 3. Günni

THE SIR WILLIAM HILLS – CHEER LP/CD

(www.baddogrecords.de) / (www.thesirwilliamhills.com)

Ach, sieh an, hier also das Gegenstück zu den SEX MACHINES, sprich, die neue Band um ex-VANILLA-MUFFIN Eddie Jr., benannt nach einem britischen Wettbüro. Sänger Steve kommt wohl auch von der Insel und allgemein ist der Stil „very british“: Punkrock alter Schule der 70er im Retro-Sound. Wird sicher seine Anhänger finden, Meins ist es von Platte nicht so 100%ig, live aber sicher ein Partygarant á la THE BRIEFS oder ähnlichen Bands. Und der „Basel Pop Song“ ist schon ein verdammt lässiger Hit! Textlich geht’s hauptsächlich um Mädels, Parties und sowas, aber natürlich vorgetragen im rotzig-selbstironischen Punkrock-Stil. Dickes Booklet mit vielen farbigen Fotos und allen Texten, 16. Songs lang kurzweiliges Retro-Vergnügen. 3. Günni

STAATSPUNKROTT – PIMP MY RIOT CD

(www.staatspunkrott.de) / (www.nixgut.de)

Langweilige, möchtegern-melodische Mucke ohne jegliche Aggressivität (Riot? Wo?) mit ultra-lächerlichen, deutschen Texten aus dem Leben ein paar Teenager in ihrer rebellischen Phase – inkl. dem peinlichsten Anti-Nazi-Text, den ich seit langem gehört habe. Zitieren wird mir jetzt aber zu doof. Booklet mit Texten, Fotos etc., 10 Songs + In-/Outro in 27 Minuten + PC-Video-Track, den ich mir aber mal wieder gar nicht erst angeschaut habe. Heutzutage wird echt jeder Scheiß veröffentlicht, den man früher im Dorf-JUZ noch von der Bühne gebuht hätte. PS: Ich lese gerade im Promo-Wisch, dass es sich hierbei bereits um das fünfte Album dieser Band handelt!? Himmel, hast du keine Flinte… 5. Günni

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