Dr. phil. Frank Schäfers 250 Seiten starke Essay- und Glossensammlung aus dem Jahre 2003 kann als Nachfolger zum ein Jahr ebenfalls im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf vorausgegangenen „Ich bin dann mal weg – Streifzüge durch die Pop-Kultur“ betrachtet werden, widmet sie sich doch erneut der Populär-, Alltags- und Trivialkultur und deckt dabei vornehmlich die Bereiche Musik, Film und Literatur ab. Um ein Lexikon im eigentlichen Sinne handelt es sich nicht, vielmehr wurden die Kapitel alphabetisch in ihre Anfangsbuchstaben unterteilt und ansonsten lose aneinandergereiht. Grundsätzlich eine schöne Idee, eigentlich Unzusammenhängendes unter einem solchen Titel zusammenzufassen und seltener als beim Vorgänger verstehe ich nur Bahnhof. Vielmehr freue ich mich über fundierte Rezensionen auf einem sprachlichen und inhaltlichen Niveau, das die Veröffentlichung in Buchform rechtfertigt und die durchaus den eigenen Horizont erweitern – wenngleich ich mit Doom Metal und Stoner Rock noch immer nichts anfangen kann (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ganz großartig ist beispielsweise die „Minority Report“-Buchbesprechung inklusive ihres nur kurzen, aber umso treffenderen Schlenkers gen Verfilmung. Als überaus treffend empfand ich auch die Gedankenblitzsammlungen zu den 1980ern und 1990ern, auf den Punkt. Schäfer verfasst auch selbst das eine oder andere Gedicht, verarbeitet Alltagsbeobachtungen und -anekdoten, interviewt (!) „Miss Wyoming“-Autor Douglas Coupland und reiht Tagebucheinträge aneinander. Der stets Stoff gebende Pünschel ist auch mit von der Partie. Schäfers Abhandlungen sind häufig gespickt mit herrlich trockenem Humor, manches erscheint indes auch sinn- und pointenlos, was glücklicherweise, wie auch die Wiederverwendung bereits in Buchform veröffentlichten (bzw. mir aus später erschienenen Büchern bekannten) Materials, die Ausnahme ist. Der Großteil dürfte dennoch bereits in der Journaille oder verschiedenen Periodika erscheinen sein. Regelmäßig geht Schäfers gehobener Schreibstil mit ihm durch, wenn er sich – ausgerechnet in einem Werk über Popkultur – stets für den ungebräuchlichsten aller möglichen Begriffe entscheidet, was immer dann nervt, wenn sich dessen Bedeutung nicht zweifelsfrei aus dem Kontext erschließt. Seinen diametral entgegengesetzten unelitären, mit viel Sympathie für Pop- und Subkultur sowie Interesse an ehrlichen Unterschicht- und Außenseiter-Thematiken versehenen Aussagen verdankt „Pop! Alltag! Wahnsinn!“ aber seine Relevanz über feuilletonistische Klugscheißerei hinaus. Es unterhält und informiert zu etwa gleichen Teilen (was eine Leistung ist) und vermittelt (erneut) den Eindruck, Schäfer habe wirklich Ahnung, wovon er schreibt. Etwas Egoistisches, Selbstverliebtes nach Art einer wild durcheinandergewürfelten Nabelschau persönlicher Interessen schwingt dennoch stets mit, sodass man sich schon auch selbst wenigstens ansatzweise für E-Gitarrenmusik, Underground-Literatur, jüngere populärkulturelle Phänomene und Science-Fiction-Storys interessieren und etwas gewöhnungsbedürftigem Humor mit Blick fürs erst bei näherer Betrachtung ungewöhnliche Detail aufgeschlossen gegenüberstehen sollte.