Klugscheißerhumor

„Das Campus-Wörterbuch“, 1998 gut 100 Seiten stark im Eichborn-Verlag erschienen, steht in der Tradition vom späteren Rock- und Metal-Literaten Frank Schäfer in Koautorschaft mit Kollegen wie Gerald Fricke verfasster „lexikalischer Werke“, die sich vielmehr der humoristischen, persiflierenden Auseinandersetzung mit ihrem jeweiligen Themenkomplex verschrieben haben. „Unter Mitarbeit einiger Fachgelehrter“, also inklusive einigen Gastbeiträgen, knöpfen sich Fricke und Schäfer den kompletten universitären Wortschatz „von Abitur bis Zwangsexmatrikulation“ vor und grasen damit einen allein schon aufgrund seines elitären Vokabulars sehr dankbaren Bereich ab. Und selbst, wenn man wie der Verfasser dieser Zeilen bereits im fünften Semester ist, wird man noch nicht ohne Weiteres alle hochtrabend klingenden Begriffe korrekt zuzuordnen wissen. Da hilft dieses Taschenbuch, das sprachlich zwischen wissenschaftlichem Duktus und deftiger Polemik fast alles auseinandernimmt, was mit Unis und dem Studierendendasein zu tun hat. Beides wird kräftig aufs Korn genommen, manchmal vielleicht etwas sehr selbstverliebt in die Fähigkeit zur eigenen akademisch verschwurbelten Schreibe und nicht immer unter Rücksichtnahme auf die Rezipierenden, die mitunter nur Bahnhof verstehen, wenn es allzu Insiderwissen-voraussetzungsreich wird.

Stand des Buchs ist indes 1997 und seitdem hat sich doch einiges geändert. Da „Das Campus-Wörterbuch“ jedoch auch immer wieder Bezug auf historische Ereignisse oder Personalien nimmt, vermittelt es einen durchaus aufschlussreichen Eindruck von der Vergangenheit – und davon, was sich anscheinend nie ändert. Manch einer bekommt ganz schön sein Fett weg und auch die Beurteilung der unterschiedlichen deutschen Universitätsstädte dürfte aufgrund ihres bisweilen beißenden Spotts nicht vorbehaltlos auf Gegenliebe stoßen. Kein Buch zum Durchackern am Stück, sondern zum immer mal wieder Hervorholen und sich alphabetisch Vorarbeiten, flankiert von einem Vorwort, einem – natürlich – Literaturverzeichnis sowie, als besondere Pointe, einem vernichtenden Gutachten dieser „Diplomarbeit“ durch Prof. Dr. Hanno Hackmann, eventuell bekannt aus Dietrich Schwanitz’ „Der Campus“-Roman.