Seit der „Metal Hammer“, immerhin Deutschlands erstes Heavy-Metal-Magazin, sich an den Springer-Verlag verkauft und in die journalistische Bedeutungslosigkeit verabschiedet hat, lese ich ihn eigentlich nicht mehr. Was ich aber mag, sind umfangreiche Specials in Postillen wie „Rock Hard“ oder „Deaf Forever“ sowie Sonderhefte zu Musikstilen oder Bands, die mich grundsätzlich interessieren, zu denen ich aber (noch?) keine dicken Schmöker wälzen möchte. Ein solcher Fall sind die britischen Metal-Pioniere, ja, gar Genre-Urväter BLACK SABBATH, in deren umfangreicher Diskographie ich immer wieder etwas Neues für mich entdecke und mit denen sich hin und wieder zu beschäftigen einfach Spaß macht. Dieses 132-seitige Sonderheft, die Nr. 2 der „Legenden“-Sonderheftreihe des Metal Hammers, kam mir daher recht, zumal es mir mein Tätowierer nach seinem Erscheinen 2015 empfohlen hatte. Nachdem es an den Kiosks vergriffen war, ließ es sich problemlos für 8,90 EUR nachbestellen und irgendwann kam ich dann auch tatsächlich zur Lektüre.

2015 war das Abschiedsalbum „13“ veröffentlicht und längst durch die Decke der Verkaufscharts gegangen, die Abschiedstour hingegen stand noch bevor. Kein schlechter Zeitpunkt für eine umfangreiche Historie und Bestandsaufnahme. Angereichert mit vielen tollen, großflächigen Fotos enthält das Heft damals aktuelle Interviews mit dem geschassten Original-Drummer Bill Ward sowie mit Bandkopf Iommi und Original-und-dann-wieder-Sänger Ozzy Osbourne, eine 15-seitige aufschlussreiche Bandgeschichte aus der Feder Frank Thiessies sowie Hintergrundinformationen und Kritiken zu jedem einzelnen Studioalbum, also auch aus der Dio- und Martin-Ära und den eher kurzen Gastspielen diverser anderer Sänger. Auch das unter dem Namen „Heaven & Hell“ veröffentlichte Comeback-Album mit Dio wird berücksichtigt. Auf Steckbriefe der Musiker der Urbesetzung folgen Fließtext-Portraits aller (!) verschiedenen BLACK-SABBATH-Mitglieder sowie von Produzenten und Managerinnen. Darüber hinaus werden Bands vorgestellt, die massiv von BLACK SABBATH beeinflusst sind, und huldigen unterschiedlichste Musiker in ein paar persönlichen Worten der Band. Anekdotensammlungen und ein „Experten-Quiz“ runden das Sonderheft ab, nicht zu vergessen das auf beiden Seiten bedruckte Poster (Bandfoto, andere Seite: Ozzy allein).

Das ist durchaus eine geballte Informationssammlung, die durchzuackern nicht nur recht erquicklich ist, sondern bestimmt auch das eine oder andere wieder ins Gedächtnis ruft bzw. erstmals denjenigen vermittelt wird, die die Entwicklung der Band weniger intensiv mitverfolgt haben. Zudem werden einem der Status der Band und die Gründe für diesen noch einmal vor Augen geführt. Schade ist, dass überhaupt nicht auf die unterschiedlichen Live-Alben eingegangen wird. Ferner begehen Redakteure wie Thiessies oder Matthias Weckmann den Fehler, im Diskographie-Teil den Leserinnen und Lesern ggü. ihren eigenen Geschmack durchdrücken zu wollen, statt zu versuchen, ein wenig sachlicher zu bleiben. Manch guter Song oder auch eindrucksvolles Plattencover bleibt dabei von ihnen unerkannt, Irrtümer hinsichtlich der Qualität bestimmter Alben werden wiedergekäut. Gerade auf den letzten Seiten des Hefts hätte man sich zudem manch Gossip verkneifen können, der „Bravo“ & Co. besser zu Gesicht gestanden hätte. Der Umgang mit Grammatik und Zeichensetzung ist mitunter auch, sagen wir mal, „originell“. Alles in allem hat das Heft für mich persönlich aber seinen Zweck erfüllt und eine weitere Vertiefung der Auseinandersetzung mit der Band und ihrem Werk ermöglicht. Wer bereits alles über BLACK SABBATH weiß, braucht es sicherlich nicht; wer hingegen wie ich die Band erst langsam und nach und nach für sich entdeckt (hat), kann ja mal nach einem gebrauchten Exemplar Ausschau halten. Ich hoffe derweil, nach dem offiziellen Ende der Band doch noch einmal die beiden Tonys Iommi und Martin zusammen die Götteralben „Headless Cross“ und „Tyr“ live aufführen sehen zu können…