Die Journalisten Ralf Heimann und Jörg Homering-Elsner sammeln seit einigen Jahren auf ihrer Facebook-Seite „Perlen des Lokaljournalismus“ (und deren Pendant „Kurioses aus der Presseschau“) Mumpitz, Stuss und Stilblüten, den deutschsprachige Zeitungen in Printform und auf ihren Web-Präsenzen anscheinend unablässig produzieren. Eine Art Best of bot bereits das im Münchner Wilhelm-Heyne-Verlag erschienene querformatige Taschenbuch „Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst“. Im Jahre 2017 folgte dessen Nachfolger „Bauchchirurg schneidet hervorragend ab“.
Auf rund 200 Seiten findet sich je eine verunglückte Meldung in Foto- bzw. (mitunter etwas pixeliger) Screenshot-Form samt amüsantem Kurzkommentar der Herausgeber. Orthographisches Versagen gibt sich mit inhaltlichen Fehlgriffen, missverständlichen Formulierungen und übersehenen, aber eigentlich sofort ins Auge springenden groben Patzern die Klinke in die Hand. Bei anderen Meldungen wollen Bild und Text partout nicht zusammenpassen oder ist der Inhalt derart absurd bzw. irrelevant, dass es – je nach Lesart – zum Verzweifeln oder aber die reinste Freude ist. Den Vogel schießt manch Layout-Fauxpas ab, wenn beispielsweise vergessen wurde, Platzhaltertexte vor Drucklegung zu ersetzen.
Wenngleich sich das eine oder andere Beispiel darunter befindet, das auch auf den Humor der Urheberin bzw. des Urhebers schließen lassen könnte und wie ein bewusst produzierter Sprachwitz anmutet, liefert der überwiegende Teil doch ein befremdliches Bild vom Qualitätsniveau des Lokaljournalismus und dem Zustand seiner Redaktionen. Mit einem seriösen Lektorat wäre das jedenfalls nicht passiert, aber da wird wohl einmal mehr am falschen Ende gespart.
Doch das Schöne daran: Es ist zum Totlachen! Ich weiß nicht, wann ich zuletzt während einer Lektüre derart Tränen gelacht habe wie bei diesem Büchlein geschehen. Somit sind Heimanns und Homering-Elsners Sammlungen zunächst einmal vorbehaltlos zu empfehlen, ob nun gratis im Internet oder für 9,99 EUR in Buchform. Es gilt indes dasselbe, was ich bereits zum kürzlich hier vorgestellten „Was wir tun, wenn der Aufzug nicht kommt: Die Welt in überwiegend lustigen Grafiken“ schrieb: Ob einem der Spaß Geld wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Doch ob am Strand, auf dem Klo oder wo einem auch immer der Sinn nach dieser Art Humor und Realsatire steht – oder eben auch als nettes Mitbringsel für nicht so webaffine Menschen: Das Printprodukt ist eine schöne (und bleibende) Ergänzung zur Sammlung im World Wide Web.
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