Unser dritter Gig in neuer Besetzung fand im schönen Goldenen Salon des Hafenklangs statt, der gegenüber dem „eigentlichen“ Hafenklang den Vorteil einer breiten Fensterfront mit Aussicht auf die Elbe sowie eines Tresens, an den gelehnt man weiterhin das Treiben auf der Bühne verfolgen kann, hat. Und auf der Fläche vor der Bühne befinden sich keine Stützsäulen, die den Blick erschweren könnten. Dafür muss man auf einen Backstage-Raum verzichten. Es handelte sich um ein Frühkonzert, das bereits um 20:00 Uhr beginnen sollte, weil die Räume im Anschluss für eine andere Veranstaltung benötigt wurden. Als wir um 17:00 Uhr ankamen, waren MAID OF ACE, die die Backline stellten, gerade mit dem Bühnenaufbau beschäftigt. Kurz darauf gab’s lecker Schmackofatz; zum ohnehin bereitstehenden kalten Buffett servierte mit Thommy einer meiner Hamburger Lieblings-Bandköche ein köstliches Kartoffel-Blumenkohl-Curry auf liebevoll angerichtetem gelben Reis. MAID OF ACE sind vier Schwestern (!), die offenbar alles selbst machen, jedenfalls fuhren sie selbst und hatten keinen Roadie oder Mercher dabei. Die Bassistin fehlte aufgrund eines dringenden anderen Termin leider, dafür war eine Freundin aus L.A. kurzerhand eingeflogen gekommen, die sich ihre Bassparts innerhalb knappster Zeit draufgeschafft hatte. Wow, ok! Es wurde soundgecheckt und als alles standesgemäß klang, waren wir an der Reihe. Allzu viel Zeit blieb allerdings nicht mehr, denn der Einlass war eigentlich für 19:00 Uhr geplant und das Volk begehrte denselben. Ein, zwei falsch ins fremde Equipment eingesteckte Kabel beschleunigten den Ablauf nicht unbedingt, aber irgendwas ist ja immer. Umso schöner, dass der Soundmann cool blieb und neben der P.A. den Bühnen- und Monitorsound bestmöglich mit uns aufeinander abstimmte.
Dieser Freitag lag inmitten zahlreicher relevanter Punkkonzerte, die an den Tagen zuvor stattfanden oder kurz darauf stattfinden sollten. Dennoch bot sich uns eine beachtliche Kulisse, als wir um kurz nach acht anfingen. Der interessiert dreinschauende Haufen gab sich zwar zunächst Hamburg-typisch etwas reserviert, aber mit ein paar dummen Sprüchen lockerten wir die Stimmung auf und brachten hier und da schließlich etwas Bewegung in die Bude. Es war der Tag der Veröffentlichung unserer ersten Digital-Vorab-Single („Cliché“) aus dem am 22. August bei Smith & Miller herauskommenden Album. Jenen Song spielten wir zusammen mit elf weiteren Nummern, wobei wir beim letzten Song trotz der einen oder anderen kurzen Stimmpause seltsamerweise irgendwie out of tune klangen. Die durch die eingangs erwähnte Fensterfront scheinende Sommersonne sorgte für eine für Indoor-Konzerte ungewöhnliche Tageslichtatmosphäre, gegen die die Nebelmaschine zumindest auf der Bühne ab und zu anarbeitete. Hat Spaß gemacht, gröbere Pannen waren ausgeblieben und die Anwesenden dürften passabel für den Hauptact aufgewärmt worden sein.
MAID OF ACE haben seit ihrer Gründung Mitte der 2000er eine für ‘ne D.I.Y.-Punkband ohne Plattenlabel beachtliche Größe erreicht. Drei Alben hat man herausgebracht und ist letztes Jahr mit GREEN DAY getourt. Derzeit sind sie auf Festland-Tour, was die fleißigen Ladies schon öfter waren, aber seltsamerweise hatte ich bisher keines ihrer Konzerte besucht und mich auch erst, als sich dieser Gig anbahnte, musikalisch mit ihnen beschäftigt. Asche auf mein Haupt, denn das ist wirklich geiler Scheiß: Klangen anfänglich noch herrlich dreckige Grunge-Einflüsse in ihrem rotzig-frechen UK-Punk durch, nahmen später die Streetpunk-Einflüsse zu. In jedem Falle aber geht’s immer kräftig in die Offensive, und als so umgänglich und freundlich sich die Mädels auch erwiesen, auf der Bühne wurden sie zu den reinsten Krawallschachteln, die aggressiv riffen, ballern und kehlig Gift verspritzen. Die Songs kommen dabei meist schnell auf den Punkt und bleiben dank mehrstimmiger Chants und Shouts sowie eingängiger Refrains haften. Der Sound im mittlerweile rappelvollen und entsprechend drängeligen Goldenen Salon war geil, das Publikum feierwütig und der Gig bis auf ein Manko ganz nach meinem Geschmack: Er hätte gern noch ‘ne Viertelstunde länger sein dürfen.
Unser Basser Urko hatte am nächsten Morgen eine wichtige Prüfung und verabschiedete sich daher frühzeitig, wir anderen halfen den Maids noch beim Equipmentschleppen und zumindest zu dritt plus Freunden führten wir sie noch zum Onkel Otto, wo sie bewiesen, auch am Glas ziemlich gut zu sein. Bei lauschigen Sommertemperaturen konnte man prima draußen sitzen und sich die Bettschwere antrinken. Und während wir den Rest des Wochenende freihatten, mussten MAID OF ACE am Nachmittag schon wieder auf die Bühne des Ruhrpott-Rodeos…
War ‘ne gelungene Sause! Danke an MAID OF ACE, ans Hafenklang-Team, die Besucherinnen und Besucher und nicht zuletzt Sandy für die Schnappschüsse unseres Gigs!
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