Günnis Reviews

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TERRORGRUPPE – SÜNDIGE SÄUGLINGE HINTER KLOSTERMAUERN …ZUR LUST VERDAMMT DVD+Audio-CD

„Großer Parteitag, Reden zum Gähnen / Deshalb fließt das Bier in Strömen / Dann nach Haus im neuen Wagen / Landet man im Straßengraben / Keine Airbags für die CSU / Und FDP und CDU / Auch die SPD dazu / Keine Airbags für die CSU!“

Die TERRORGRUPPE trat Mitte der ‘90er u.a. auf den Plan, um der grassierenden Humorlosigkeit und politischen Korrektheit insbesondere der Hardcore-Szene etwas entgegenzusetzen. Obwohl die Gründungsmitglieder Archi „MC“ Motherfucker und Johnny Bottrop aus Bands wie INFERNO und HOSTAGES OF AYATOLLAH und somit selbst aus der HC-Punkszene stammten, verschrieben sie sich einem melodischeren, eingängigerem Stil, der starke Einflüsse des Orange-County-Punks aufwies – damals fast so etwas wie ein Novum unter deutschsprachigen Bands.

Sie konnten durchaus guten Gewissens als „Funpunk“ bezeichnet werden – jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, nicht wie andere Bands dieses Bereichs sinnentleerte, auf ein jugendliches Mainstream-Publikum hin ausgerichtete inhaltsarme Songtexte zu verarbeiten, sondern verstärkt relevante Themen mittels Sarkasmus, Ironie und gespieltem Zynismus aufzubereiten und zu provokanten Songs zu formen, gepaart mit in Teilen der damaligen HC-Szene verpönten Themen wie Alkohol-/Drogenkonsum, Hedonismus und Sexualität. Die Band selbst bevorzuge allerdings die Bezeichnung „Aggropop“, womit man sich bereits ein Stück weit der Punk-Polizei zu entziehen versuchte. Die ersten Alben und 7-Zöller sind zu absoluten Klassikern des Genres gereift, die Konzerte waren anarchische Punk-Partys und die extrem humorvolle, selbstironische Band für jeden Unfug zu haben, ohne auch nur ansatzweise in Richtung Ballermann-Publikum zu schielen. In guter Erinnerung sind auch die zahlreichen TV-Auftritte der Band, u.a. in diversen Ausgaben unsäglicher Nachmittags-Talkshows, in denen sich seinerzeit auch gern andere Punkbands oder deren Mitglieder tummelten. So wie die Privatsender ihre skurrilen Gäste zum Quotemachen nutzten, so nutzten die Bands wiederum dieses Medium, um die jeweiligen Formate zu verarschen und/oder Nachwuchs für die Szene zu rekrutieren und damit das Land zu verderben. All das waren echte Lichtblicke in den düsteren 1990ern, die mit dazu beitrugen, dass auch ich mich der Szene anschloss.

Als die TERRORGRUPPE 1998 mit dem „Keiner hilft euch“-Album dann doch versuchte, sich größere Publikumskreise zu erspielen und dafür ihren Sound anpasste, hatte ich den Eindruck, dass man dann doch zu glatt geworden sei und verlor die Band aus den Augen – zumal sie ihre Wirkung als eine von vielen Einstiegsdrogen getan hatte und ich längst tiefer im Untergrund wühlte. Mit ihrem gelungenen Beitrag zum (sehr geilen) Soundtrack des (grottenschlechten) Films „Oi! Warning“ nahm ich sie noch einmal positiv wahr, bevor sie sich 2005 auflöste (um sich 2013 neu zu formieren).

Ein Mammutprojekt war der Dokumentarfilm „Sündige Säuglinge hinter Klostermauern …zur Lust verdammt“ der Regisseurin Nanny Karius, dessen Titel eine Anlehnung an reißerische alte Exploitation-Filmtitel ist und anscheinend  mehrere Jahre Arbeit in Anspruch nahm, bevor er 2013 noch vor der Reunion in DVD-Form veröffentlicht wurde. Er dröselt rund zwei Stunden lang streng chronologisch die Band-Geschichte auf und vermengt historische Aufnahmen unterschiedlicher Quellen (Privat- und Amateuraufnahmen, TV) mit Interviews/Statements aktueller und ehemaliger Bandmitglieder sowie unterschiedlicher zeitweiliger Weggefährten der Band wie den BEATSTEAKS, MUFF POTTER, RADIO DEAD ONES oder auch Karl Nagel, Wolfgang Wendland und Bela B.  Zwar führt eine Off-Sprecherin durch den Film, vor allem aber hangelt man sich von Anekdote zu Anekdote, wobei gilt, je absurder oder bizarrer, desto relevanter. Und das ist auch gut so, denn das Letzte, was zur TERRORGRUPPE gepasst hätte, wäre eine staubtrockene Bandbiographie.

Die TERRORGRUPPE stand für den nichts und niemanden und am wenigsten sich selbst erstnehmenden, rotzfrechen Teil der Punkszene, half bei ihrer Verjüngung, verhob sich irgendwann etwas am Ausflug in kommerziellere Gefilde – und macht immer noch Spaß. Ihre alten Songs avancierten zu Evergreens, damals Überhörtes bietet Entdeckungspotential. So wenig ich einst mit einer Nummer wie „Neulich Nacht“ anfangen konnte, so sehr muss ich heute über sie schmunzeln.  Dank Bands wie TERRORGRUPPE und ihrem damaligen Semi-Erfolg fand der Spaß in großen Anteilen in die Szene zurück und durfte man mitunter das Gefühl haben, tatsächlich noch mal ein bisschen so etwas wie einer Bewegung anzugehören. Dieses Gefühl fängt „Sündige Säuglinge hinter Klostermauern …zur Lust verdammt“ bestens an, zeigt aber auch, woran sich die Geister damals (wie heute) schieden und woran es der Band mangelt(e). Wer mit der teilweise clownesken Sunnyboy-Attitüde nichts anzufangen wusste, war bei den Berlinern dann doch eher falsch und sah sich anderweitig um. Ich für meinen Teil feiere Songs wie „Keine Airbags für die CSU“, „Gestorben auf dem Weg zur Arbeit“, „Sabine“ oder „Schöner Strand“, nicht zu vergessen die Chaostage-’95-Hymne „Wochenendticket“ bis heute.

Bonusmaterial gibt’s übrigens auch noch en masse in Form von Live-Videos unterschiedlichster Qualität und einer Audio-CD mit rarem Songmaterial. Schöner, kurzweiliger und extrem unterhaltsamer D-Punk-Geschichtsunterricht!

STRASSENJUNGS – DAUERLUTSCHER-REPORT 1 DVD

Die Frankfurter STRASSENJUNGS werden oftmals zur ersten Generation deutscher Punkbands gezählt und tatsächlich waren sie 1977 mit ihrem Debüt „Dauerlutscher“ verdammt früh am Start. Dass es sich um so etwas wie ein Industrieprojekt auf einem Major-Label handelte, das vom auch kommerziell interessanten Punk-Boom ein Stück abbekommen wollte, handelte ihnen in der Punkszene jedoch auch den Ruf ein, wenig authentische Pseudos zu sein, zumal es sich musikalisch mehr um „angepunkten“ Straßen-Rock’n’Roll handelte. Dabei wird jedoch gern übersehen, dass Bandkopf Niels Selzer nach der ersten LP im Prinzip eine ganz neue Band formierte, die ohne die etablierte Musikindustrie auskam. Mit dem selbstgegründeten Label „Tritt Records“ folgte er dem D.I.Y.-Prinzip und veröffentlichte Alben wie „Wir ham ne Party“ und „Los!“ in Eigenregie. Auch in den Folgejahren blieb man stets mehr oder weniger aktiv und brachte es schließlich auf eine stattliche Anzahl an Plattenveröffentlichungen.

2012 schließlich entwickelte Selzer den bandbiographischen Dokumentarfilm „Dauerlutscher-Report 1“, der von seinem „Tritt“-Label auf DVD gepresst wurde. Mit Sonnenbrille sitzt er vor Computer-Monitoren in seinem Homestudio o.ä. und führt streng chronologisch durch die Band-Historie, von Jahr zu Jahr bzw. von Album zu Album. Gespickt mit der einen oder anderen Anekdote wird anhand alter Live- und TV-Aufnahmen, Videoclips und Fotos der Werdegang dokumentiert, angefangen beim „Dauerlutscher“ über die Neugründung bei weiterhin rock’n’rolligerem Sound, die ‘80er, in denen man sich klanglich deutlich der Neuen Deutschen Welle zuneigte bis in die ‘90er, in denen man anscheinend deutlich hardrockiger wurde und öffentlichkeitswirksam zusammen mit dem damaligen Eintracht-Frankfurt-Trainer „Stepi“ den Verein besang, sich musikalisch an einem Anti-Hooligan-Fanprojekt beteiligte und sogar im unsäglichen „Bärbel Schäfer“-Trash-Talk auftrat. Auch in den 2000ern ging’s für die STRASSENJUNGS weiter, u.a. mit einem vom „WDR Rockpalast“ übertragenen Live-Gig. Dass man sich den „Arsch abgetourt“ habe, avanciert zum geflügelten Wort der Doku.

In ihrer hessischen Heimat dürften die STRASSENJUNGS einen wesentlich höheren Stellenwert genießen als hier im Norden und so kannte ich als einziges vollständiges Album bisher lediglich die „Wir ham ne Party“, die ich etwas, nun ja, speziell empfand. Das eingedeutschte „Do you wanna dance“-Cover „Immer weiter gehn“ ist mir jedoch dauerhaft im Ohr geblieben, wenngleich mir die Band eher ein Rätsel blieb. Dies hat sich mit dem „Dauerlutscher-Report 1“ ein gutes Stück weit geändert. Rund 90 Minuten lang plaudert Selzer nicht unsympathisch und durchaus humorvoll aus dem Nähkästchen. Dass dabei nicht viel Zeit für Tiefergehendes oder Details bleibt, liegt auf der Hand; um den Zuschauer anzufixen langt’s aber dicke, wenngleich die STRASSENJUNGS irgendwie ein Kuriosum bleiben: Pubertäre Sex-Texte mischen sich mit antikapitalistischen Statements, raue Straßenlyrik trifft auf Albernheiten und biederer Altherren- bzw. breitbeiniger Prollrock auf künstlerisch ambitionierten NDW auf frechen Punk etc. pp, seitens des Zuhörers Fremdschämpotential auf ehrlichen Respekt – auch nach einem groben Durchhören der bei Spotify hinterlegten Songs scheint mir das STRASSENJUNGS-Œuvre vor allem eine große Wundertüte zu sein, in der herumzuwühlen und nach Perlen zu tauchen bestimmt Spaß machen kann, weshalb ich es mir ausdrücklich vorbehalte.

Die Dokumentation wirkt semiprofessionell und wurde augenscheinlich ebenfalls in D.I.Y.-Manier zusammengeschustert, was durchaus seinen Charme hat, wenngleich Selzer offenbar auf ein paar alberne Computereffekte nicht verzichten konnte. Bei all seinem Engagement für die Band ist schwer vorstellbar, dass es eine Bandphase gab, in der er sich aus gesundheitlichen Gründen im Hintergrund halten und seinen Sängerposten abgeben musste – was sicherlich auch eine spannende Zeit war, von der man gern mehr erfahren hätte. Bei aller Kritik an den STRASSENJUNGS, deren Punk-Anspruch ihnen die Szene nicht immer abnimmt, haben sie es doch anscheinend geschafft, eine Nische derart zu besetzen, dass ihre Musik noch immer einträglich ist. Bei genauerer Betrachtung ist dies eine Nische, mit der andere aus der Punk-Subkultur stammende, etwas jüngere Bands es zu wesentlich größeren Erfolgen gebracht haben; zumindest drängen sich gewisse Vergleiche auf. Insofern ist einer meiner ersten Eindrücke nach Sichtung des Films dann auch, dass die Punkszene mitunter zu hart mit der Band ins Gericht geht, die es immerhin irgendwie verstand, ihrem D.I.Y.-Prinzip jahrzehntelang treu zu bleiben. Ich liege sicherlich nicht komplett verkehrt, wenn ich der Band attestiere, öfter mal einen Spagat zwischen dem, worauf man selbst gerade am meisten Bock hatte und gewissen kommerziellen Experimenten probiert zu haben. So oder so ist der „Dauerlutscher-Report 1“ gerade auch ein pop- und subkulturell interessantes Zeugnis, bei dem die Zeit wie im Flug verging – möglicherweise aber eben auch deshalb, weil ich bereits im Vorfeld neugierig auf diese für mich nie richtig greifbar gewesene Band gewesen bin. Wer hingegen eine anarchische Punkumentary erwartet, wird woanders sicherlich besser bedient.

THE SEX PISTOLS – THERE’LL ALWAYS BE AN ENGLAND Blu-ray/DVD

„I’m a very pretty big cunt!“

Die Scheibe zeigt ein Live-Konzert der Sex Pistols in der Brixton Academy anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des „Never Mind the Bollocks, Here’s the Sex Pistols“-Albums im November 2007. Es wurde unter der Regie niemand Geringeren als Julien Temples aufgezeichnet, mit dem die Band immer gut konnte und der mit ihr zuvor bereits „The Great Rock’n’Roll Swindle“ und „The Filth and the Fury“ gedreht hatte. Temple gelang es, die gespannte Stimmung vor Konzertbeginn einzufangen. Als „There’ll Always Be an England“ als Intro vom Band ertönt, singt das Publikum dann bereits lauthals mit. Temples Kameras fangen fantastische Publikumsbilder ein, Detailaufnahmen vieler Individuen in der großen Masse, und als Zuschauer begreift man, wie unverzichtbar das Publikum für ein Live-Konzert wie dieses ist, welch gewichtige Rolle es einnimmt. Die nicht mehr ganz junge Band liefert eine einwandfreie Vorstellung, scheint topfit zu sein und Johnny Rotten überrascht mit makellosen hohen Tönen und Vibrato in der Stimme. Obligatorisch ist sein nicht minder unterhaltsamer schnoddriger Humor, der sich durch den Gig zieht. Es wirkt, als habe beinahe jeder, quer durch die Subkulturen, diesem Konzert beigewohnt; ein Indikator für die massive Beeinflussung und Inspiration durch diese Band. Wer Bock auf ‘ne richtig amtliche, hochqualitative „Hochglanz“-Live-Aufnahme der Sex Pistols hat und ihnen zugesteht, auch im mittleren Alter noch die Bühne unsicher zu machen, dem sei diese Blu-ray bzw. DVD wärmstens ans Herz gelegt – zumal sich Rotten im Bonus-Material noch herrlich durch London pöbelt.

Straßenkinder in Deutschland VHS

straszenkinder in deutschland vhs-cover front (weboptimiert)Die VHS-Kassette mit der 34-minütigen Dokumentation „Straßenkinder in Deutschland“ war Teil des von „D2 Mannesmann“ in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Off Road Kids“ anberaumten „Buddy-Projekts“, einem pädagogischen Präventionsprojekt für die Sekundarstufe aus dem Jahre 1999. Für den von Sönke Wortmann produzierten Film führte Arne Feldhusen („Stromberg“, „Der Tatortreiniger“) Regie.

Vier Berliner Jugendliche gewähren einen Einblick in ihr Leben auf der Straße und berichten von den Umständen, die sie aus ihrem Elternhaus dorthin trieb – unterlegt von Bildern: Die 16-jährige Sunshine wird beim Schnorren gezeigt und der gleichaltrige Stricher Chris hängt in einer Kneipe ab. Patrick wiederum ist sogar noch ein richtiges Kind; er ist gerade einmal zwölf Jahre jung, bezeichnet sich als Zecke und Punk und wird von der Kamera ausgehend von Konsolenspielen im Einkaufszentrum in ein leerstehendes Haus begleitet, wo er raucht, von seiner kleinkriminellen Karriere berichtet und schließlich randaliert. Renate ist mit ihren 19 Jahren die Älteste und sie hat es am härtesten erwischt: Seit einer Drogen-Überdosis ist sie gelähmt und versucht, mit therapeutischer Hilfe ins Leben zurückzufinden. Bei Chris überrascht die Nonchalance, mit der er sich prostituiert, weil er keine Lust zu schnorren habe.

Diverse ehrenamtliche Helfer geben verschiedene Statements ab und es wird auf typische Krankheiten der Klientel eingegangen, vergnügt kommentiert von Sunshine, für die das alles ein großer Spaß zu sein scheint – oder ist es provokativer Trotz? Ein weiterer Straßensozialarbeiter weist noch vor den Schluss-Statements der Porträtierten darauf hin, dass es viele Anlaufstationen und Hilfsmöglichkeiten gäbe, von denen viele Straßenkinder gar nichts wüssten. Leider versäumte man die Chance, hier anzusetzen und viel stärker zu hinterfragen, weshalb Sunshine, Chris und Co. diverse Angebote ausschlagen oder nur unzureichend annehmen, wo genau die Probleme und/oder Ablehnungsgründe liegen.

Wer vorher kein Verständnis für diese Lebensweise dieser Menschen hatte, wird es auch durch Sichtung dieses Films nicht entwickeln – so gut er gemeint gewesen sein mag. Zumindest Renate und Chris jedoch dürften stärkere abschreckende Wirkung auf die eigentliche Zielgruppe, Schüler der Sekundarstufe, haben, während Sunshine mit ihrer lebenslustigen Art den dokumentierten erfolglosen Schnorrversuchen zum Trotz auf den einen oder anderen gar einladend wirken könnte – und manch Präpubertärer vielleicht Lust entwickelt, mit jemandem wie Patrick in Einkaufszentren abzuhängen, Ruinen zu erkunden und „Scheiße zu bauen“.

Machtmaschine Strauß – Rudolf Augstein über seinen Widersacher DVD

machtmaschine strausz dvdDieser 28-minütige Nachruf des „Spiegel“-Herausgebers Rudolf Augstein auf den reaktionären, urbayrischen CSU-Politiker Franz Josef Strauß wurde am 9. Oktober 1988, also kurz nach dessen überraschendem Tod, unter dem Titel „Tod und Verklärung des FJS“ in „Spiegel TV“ auf RTL plus ausgestrahlt und 2012 auf DVD wiederveröffentlicht.

Mit der „Spiegel-Affäre“ im Jahre 1962 eskalierte der Konflikt zwischen Augstein und Strauß und auch im Nachhinein hatte man sich gegenseitig gern auf dem Kieker und setzte sich nie dem Verdacht aus, in eigener Weise miteinander befreundet zu sein. Anhand aneinandergereihter Originalaufnahmen zeichnet dieser Film grob Strauß’ politische Karriere sowie noch einmal die Eckpunkte der „Spiegel-Affäre“ nach, in süffisant-entspanntem Tonfall aus dem Off von Augstein kommentiert, assistiert von Stefan Aust. Es dürfte Augsteins Art des Abschieds von seinem Intimfeind gewesen sein, der so gern Bundeskanzler geworden wäre, es mithilfe des „Spiegels“ aber glücklicherweise nie wurde. In demonstrativer Gelassenheit und gönnerhaften Teilrespektsbekundungen triumphiert Augstein mit seinem Film über Strauß, der damit nicht nur Nachruf und Abschied, sondern auch eine Art Endabrechnung ist.

Aus meiner heutigen Sicht handelt es sich damit um ein interessantes Stück deutscher Polit-TV-Geschichte, das jedoch nie angetreten war, ein sachliches Porträt Strauß’ zu zeichnen, weshalb ich zwar wie Augstein von Strauß bis auf dessen tumbe Polterigkeit, sein Polarisierungs- und Feindbild- und nicht zuletzt Unterhaltungspotential nichts halte, mich aber doch ein wenig wundere, dass ausgerechnet dieser Film 1989 mit dem silbernen Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.

Die Blitzkrieg-Legende – 1940: Der deutsche Überfall auf Frankreich DVD

blitzkrieg-legende,-die-dvdDie „Spiegel TV“-Autoren Hans von Brescius und Michael Kloft widmen sich in dieser mehr als dreistündigen Dokumentation aus dem Jahre 2010 dem Westfeldzug Nazi-Deutschlands, an dessen Ende die überraschend schnelle Kapitulation Frankreichs stand. Im Mai 1940 war die Wehrmacht durch Luxemburg und Belgien Richtung Kanalküste vorgerückt, um schließlich das wenig wehrhafte Frankreich einzunehmen.

Ein Sprecher aus dem Off führt durch den Film, der Originalaufnahmen, Videos und Fotos en masse präsentiert und sie gern aktuellen Bildern ehemaliger Kriegsschauplätze gegenüberstellt. Zahlreiche Zeitzeugen kommen zu Wort, die sich in ihren Aussagen nicht selten dem militärischem Duktus des Sprechers anschließen und ihre Faszination für das damalige kriegstaktische Kalkül kaum verhehlen. Die Ereignisse werden nach Art einer spannenden Geschichte nachzuzeichnen versucht. Dies lässt zwar Raum für NS-interne Querelen und Uneinigkeiten, in denen Hitler mit anscheinend bisweilen gefährlichen Fehleinschätzungen keine sonderlich gute Figur abgibt, so gut wie keine Zeit wird jedoch darauf verwendet, was die Okkupierungen für die Bevölkerung bedeutete, wie sie darauf reagierte, sich ggf. arrangierte und in welchem Ausmaße Tod und Elend mit Hitlers West-Expansion einhergingen. Nichtsdestotrotz wird der Krieg minutiös Stück für Stück, Etappe für Etappe abgehandelt, was auf seine trockene Weise recht schnell ermüdend wirkte und den Eindruck erweckte, man wohne als Unbeteiligter einem Strategiespiel bei.

Noch fragwürdiger jedoch erscheint mir die inhaltliche Herangehensweise und Ausrichtung, die beispielsweise Churchills mindestens ambivalente Rolle in Kriegsentwicklung und -geschehen komplett ausspart und zudem mit keiner Silbe die vorausgegangene Kriegserklärung Frankreichs erwähnt – was, wie ich fürchte, Wasser auf die Mühlen von Geschichtsrevisionisten und „Lügenpresse“-Krakeelern sein dürfte.

Der Hetzer. Joseph Goebbels – Der Mann, der Hitler machte DVD

hetzer, der dvdDie Dokumentation „Der Hetzer. Joseph Goebbels – Der Mann, der Hitler machte“ von „Spiegel TV“-Autor Michael Kloft aus dem Jahre 2010 widmet sich rund 77 Minuten lang der Person Joseph Goebbels’, einem der Wegbereiter der Nazi-Diktatur und späterem Propagandaminister des Dritten Reichs. Sie basiert auf der damals neuen Goebbels-Biografie des Historikers Peter Longerich.

Dieser hat u.a. Goebbels’ Tagebücher studiert und stellt zu Beginn der Dokumentation die These auf, Goebbels habe bereits in früher Kindheit eine narzisstische Persönlichkeitsstörung entwickelt, die ihn sich derart faszinieren für Hitlers Führerkult lassen habe, den er schließlich mithilfe seiner Propagandamaschinerie in die Köpfe der Bevölkerung injizierte und dem er bis zum Ende durch die Niederlage im Zweiten Weltkrieg treu verbunden bis zur Selbstaufgabe war. Die Dokumentation wurde dahingehend konzipiert, dass sich O-Ton-Aussagen des in einem Studio gefilmten Longerichs abwechseln mit Klofts Kommentar aus dem Off, der Goebbels privaten wie beruflichen bzw. politischen Lebensweg grob nachzeichnet und partiell ins Detail geht. Dies wird illustriert durch zahlreiche Original-Filmaufnahmen der Jahre bis 1945, wofür auf Unmengen an teil seltenem Archivmaterial zurückgegriffen wurde.

Unabhängig davon, inwieweit man bereit ist, Longerichs Erklärungsversuch für Goebbels’ Wahn zu akzeptieren, bekommt man recht kompakt die Entwicklung der Nazi-Diktatur mit Schwerpunkt auf der Rolle Goebbels’ nachgezeichnet und auch der durchschnittlich politisch-historisch gebildete Zuschauer dürfte das eine oder andere neue Detail erfahren, jedoch keine grundlegend neuen Erkenntnisse erlangen. Die Kriegsjahre werden relativ schnell abgehandelt, doch für einen groben Überblick und ein recht stimmig wirkendes skizziertes Porträt Goebbels halte ich den Film für passabel geeignet. Auf die ideologischen Hintergründe im Vergleich mit anderen Kräften zu Zeiten der Weimarer Republik indes wird wenig eingegangen, was jedoch sicherlich dem Schwerpunkt auf die Person Goebbels geschuldet ist. Insgesamt bietet sich wie so oft in Filmen, die sich mit dieser Zeit auseinandersetzen, ein gruseliges Bild Deutschlands. Dass Goebbels Propaganda-Mechanismen aus heutiger Sicht so unfassbar durchschaubar erscheinen, nährt die Hoffnung, dass eine durch diese Mittel begünstigte Wiederholung nicht mehr ohne Weiteres möglich scheint, lässt aber auch den Kopf darüber schütteln, wie willfährig viele Deutsche all jenem auf dem Leim gegangen sind – und lässt angesichts der wieder in verstärktem Ausmaße um sich greifenden Geschichtsvergessenheit und des Zulaufs rechtsextremer Demagogen mit den vermeintlich einfachen Antworten, ihrem völkischen Duktus, ihrer Sündenbockmentalität und ihren dumpfen Parolen erschaudern.

PLASTIC-BOMB-PARTY 1995 + 1996 DVD-R

In den 1990ern war Olli Prien fleißig auf Konzerten unterwegs und hat gefilmt und die Ergebnisse anschließend auf seinem D.I.Y.-Videolabel „Olli Videos“ auf VHS angeboten, in einer Zeit, in der es noch kaum Internet, kein Youtube gab und noch nicht jeder Hans und Franz mit HD-Equipment herumgelaufen ist und mitgeschnitten hat. Ollis Kassetten waren – vermutlich dem Medium geschuldet – nicht ganz billig und vor allem streng amateurhaft, aber für so manchen im Prä-DVD-Zeitalter eine schöne Möglichkeit, sich den unbearbeiteten Geist von Punkkonzerten ins heimische Wohnzimmer zu holen oder sich Erinnerungsstücke von beigewohnten Veranstaltungen zu sichern. Witzigerweise habe ich erst kürzlich mein „Olli-Video“ eines frühen KASSIERER-Konzerts digitalisiert, als mir die digitale Version der alten Aufnahmen Ollis von den Plastic-Bomb-Partys 1995 und 1996 im Oberhausener „Druckluft“ als gebrannte DVD ins Haus trudelten. Dieser hat nun vor, seine alten Tapes – entsprechendes Interesse vorausgesetzt – auf DVD-R jeweils im Doppelpack und ohne Drumherum für 5,- EUR + 1,45 EUR Porto zur Verfügung zu stellen. Eine gute Sache, wie ich finde, handelt es sich doch um authentische Zeitdokumente von Bands, von denen es teilweise gar keine offiziellen Videoaufnahmen gibt und damit um wichtige Kulturgüter voller Zeitkolorit. Wie gesagt, es handelt sich um Amateur-Aufnahmen aus dem Publikum heraus, erwartet also keine professionellen Hochglanzprodukte; auch ’ne Bildstörung muss man hin und wieder in Kauf nehmen. Bei den mir vorliegenden Plastic-Bomb-Partys kann man sicherlich auch streiten, welche Bands mehr und welche weniger Spielzeit verdient gehabt hätten, gerade auch natürlich im Rückblick mit dem Wissen von heute. Mit dabei waren jedenfalls SCHLAFFKE & ZEPP, LA CRY, DOG FOOD FIVE, DADDY MEMPHIS, STAGE BOTTLES, OXYMORON (1995) sowie NOVOTNY TV, RAWSIDE, PSYCHISCH INSTABIL, N.O.E., GROWING MOVEMENT, IMPACT und SICK, SUCK & FUCK (1996). Historisch Interessierte sollten also gerne mal den guten Olli unter Olli Prien, Plauener Straße 23, 30179 Hannover kontaktieren und ihm den einen oder anderen Mitschnitt aus den Rippen leiern. Ich für meinen Teil finde es jedenfalls klasse, dass es ihn noch gibt und er sein Zeug weiterhin zu einem sehr fairen Kurs vertreibt. Unfassbar allerdings, wie lange diese Zeit schon wieder her ist… Günni

NORMAHL – JONG’R DVD + CD

(www.7us.de) (www.normahl.de)

NORMAHL waren in ihrer mittlerweile (mit Unterbrechung) 30-jährigen Bandgeschichte für so manche Peinlichkeit gut – angefangen bei fragwürdigen Texten auf den frühen Schrammel-LPs über Funpunk auf einem Major-Label inkl. Matthias-Reim-Gedächtnisfrisuren bis hin zu erschreckend durchwachsenen Rock-Alben und Ausflügen in schmalzige Schlagergefilde. Doch trotz allem haben es die Schwaben um Energiebündel Lars Besa geschafft, eine ganze Reihe starker Songs, die eng mit meiner Punksozialisation verbunden sind, zu schreiben, die längst zurecht als Klassiker gelten – sowohl während der HC-Punk-Gehversuche als auch auf jüngeren, rockigeren Scheiben. Dabei hat man textlich nie ein Blatt vor den Mund genommen, starke, gesellschafts-, sozial- und politikkritische Songs kreiert und sich zum Sozialismus bekannt. Ein gutes Händchen bewies die Band oft bei Coverversionen, egal ob von alten Arbeiterliedern, Ennio-Morricone-Soundtracks oder gar Reinhard Mey („Diplomatenjagd“). Zum etwas verspäteten Jubiläum hatte man einen eigenen Spielfilm „von und mit NORMAHL“ (!) angekündigt und eigentlich hatte ich mich schon auf ein unfreiwilliges Trashvergnügen zum Fremdschämen eingestellt. Dieser Film liegt mir nun samt eigens von der Band eingespielten Soundtracks in einer Vorab-Promo-Version vor und ich bin positiv überrascht: Der Film ist nicht schlecht. Ja, wirklich. Bei „Jong’r“ (schwäbisch für „Junge“) handelt es sich um eine Low-Budget-Produktion auf gehobenem Amateur-Niveau, die in 60 extrem kurzweiligen Minuten autobiographisch das Lebensgefühl einer Handvoll junger Punks in einer schwäbischen Kleinstadt Ende der 1970er Jahre nachzeichnet. Es geht um Ärger mit Eltern und anderen Spießern, Prolls, Lehrern etc., um Erfahrungen mit Drogen und Alkohol , unglückliche Liebschaften und natürlich auch Chaos und Spaß. Das Drehbuch stammt von Emanuel Brüssau und Sandro Lang, Letzterer führte auch Regie. Nun, diese Namen sagen mir genauso wenig wie die der Jungdarsteller Aaron Frederik Defant, Julian Trostorf, Hasan Dere u.a., aber die machen ihre Sache wirklich allesamt ziemlich gut, in jedem Falle besser als so mancher Seifenoper-Darsteller im TV. Und da es nicht umsonst hieß „von UND MIT“ spielen die Bandmitglieder im Film doch tatsächlich die Elterngeneration und – Achtung, jetzt kommt’s – es funktioniert! Dank gekonnter Masken- und Make-Up-Arbeit wurden sie glaubwürdig auf alt und spießig getrimmt und Lars Besa, der von den Bandmitgliedern die größte Rolle als Vater (!) des Hauptdarstellers einnimmt, geht darin so richtig auf. Die Szenen, in denen die Dorfgemeinschaft in der Kneipe zusammensitzt und alkoholgeschwängerte Stammtischreden in breitestem, zum Glück untertiteltem Schwäbisch schwingt, sind überaus gelungen und gleichzeitig urkomisch, wenn man Besa als alternden Elvis-Presley-Fan, alleinerziehenden Vater und verbitterten Spießbürger erlebt. Doch damit nicht genug, irgendwie hat man es auch noch hinbekommen, Vorzeigeschwabe Gotthilf Fischer (FISCHERCHÖRE) für einen Kurzauftritt zu gewinnen!? Ich kipp vom Stuhl… Das geringe Budget sieht man dem Film immer dann an, wenn auf absichtlich dilettantische Animationssequenzen zurückgegriffen wurde, um Vorgänge in die Handlung einzuflechten, die z.B. einen anderen Drehort erfordert hätten. Gleichzeitig dienen diese Szenen aber auch als Zeitraffer, um den Film kompakt zu halten. Richtig kurios wird es allerdings, wenn die Punks Ende der ’70er ein NORMAHL-Konzert besuchen und Songs zu hören bekommen, die erst viele Jahre später geschrieben wurden, haha. Inwieweit „Jong’r“ authentisch ist, kann ich schlecht beurteilen, da ich die Zeit damals nicht miterlebt habe, aber Lebensgefühl und -umstände kommen gut rüber und die (diesmal freiwillige) Komik bleibt auch nicht auf der Strecke. Überhaupt tut es sehr gut, dass sich „Jong’r“ selbst nicht bierernst nimmt. Dass das Drehbuch nun sicherlich keinen Preis in Sachen Dramaturgie gewinnen wird und es kein typisches Ende mit einem richtigen Höhepunkt, einer Moral oder Ähnlichem gibt, kann ich dabei verschmerzen. Ich muss zugeben, dass ich das den NORMAHLos in dieser Form nicht mehr zugetraut hätte.
Außerdem enthalten ist eine 30-minütige Bandfeaturette mit Interviews mit den aktuellen Mitgliedern, die natürlich für eine umfassende Aufarbeitung der Bandhistorie viel zu kurz ist, einem aber die Musiker etwas näher bringt. Gespickt mit alten Fernsehaufnahmen und Videoclips wird u.a. auf die Kampagne „Kein Hass im wilden Süden“ eingegangen, die NORMAHL in den 1990er als Zeichen gegen Fremdenhass initiierten, nachdem in Deutschland reihenweise Wohnheime und Wohnungen von Immigranten brannten und Menschen durch feige Anschläge sinnlose Tode starben. NORMAHL haben damals die Öffentlichkeit gesucht und mit Mainstream-Künstlern zusammengearbeitet, was etwas seltsame Blüten trieb und im Nachhinein auch kritisch von der Band gesehen wird. Die Interviewszenen an sich wirken aber ziemlich unkritisch und etwas selbstverliebt und einige Aussagen kann ich so ganz sicher nicht unterschreiben. Lars Besa kommt aber sehr enthusiastisch und hochmotiviert rüber und scheint auch nach all den Jahren noch voller Elan dabei zu sein. Was die Frage nach der zwischenzeitlichen Bandauflösung betrifft, nimmt man es mit der Wahrheit nicht ganz so genau und erzählt augenzwinkernd eine abstruse Geschichte, die hoffentlich niemand glaubt.
Zusätzlich zur DVD wird eine CD mit dem Soundtrack mitgeliefert, der satte 19 von NORMAHL gespielte Songs umfasst inkl. nur zweier kurzer Instrumentalstücke und Coverversionen von ELVIS’ „Suspicious Minds“ (!) und „Holidays In The Sun“ von den SEX PISTOLS, die speziell für den Film angefertigt wurden und sich zu meiner erneuten Überraschung wirklich vernünftig anhören. Neben einer Live-Version von „Deutsche Waffen“ gibt es zwei brandneue Stücke und eine Art ganz kleinen „Best Of“-Querschnitt durch das Schaffen der Band, wobei alle Songs neu eingespielt wurden – darunter uralte Heuler wie „Rockabilly Jimmy“ oder „Verarschung total“ sowie eine LENNONS-Coverversion („Claudia“), und auch das kann sich wirklich hören lassen. Vermutlich stammen einige Neueinspielungen vom unbescheiden betitelten „Das ist Punk“-Album, das entzieht sich gerade meiner genaueren Kenntnis. Ein echter Lacher ist aber die bisher unveröffentlichte Neuaufnahme von „Durst“ im Bierzelt-Musikantenstadl-Sound. Die CD ist auch einzeln erhältlich.
Fazit: Gelungenes Jubiläumspaket, mit dem sich NORMAHL aus meiner Sicht tatsächlich einen Gefallen getan haben. 2. Günni

GLEICHLAUFSCHWANKUNG – KOTZ IN SCHRANK DVD

(www.saalepower-records.de) / (www.gleichlaufschwankung.de)

Wie es scheint, haut heutzutage jede Punkband, die was auf sich hält, eine DVD raus. Klar, dass die stetig am Puls der Zeit agierenden ostdeutschen Trash-Könige von GLEICHLAUFSCHWANLUNG sich diesem Trend nicht verschließen und das Medium voll ausreizen, um mittels modernster Videotechnologie ihre intellektuellen Gassenhauer und hintergründigen Schenkelklopfer visuell zu untermalen und endlich auch in die Heavy Rotation bei MTVIVA zu gelangen. So kam es, dass man gleich 18 formidable Videoclips zu Hits wie „Devotchka nimm Pflasterstein“, „Punks Understand No Fun“, „Sex in Portugal“ oder „Atomeisbrecher“ produzierte, deren hollywoodartige und Regisseure wie Francis Ford Coppola oder John Landis in den Schatten stellenden Rohentwürfe aufwändig nachbearbeitet und retuschiert wurden, um den GLEICHLAUFSCHWANKUNG-typischen, charmanten Amateurgeist zu versprühen und das perfekte Äquivalent zum schrägen Trash-Punk der Combo zu bieten. Als Nebendarsteller rekrutierte man die schönsten Frisuren, die Torgau momentan zu bieten hat sowie die China-Skins von MISANDAO und arbeitete viel mit dem auf zahlreichen Reisen Toralfs und Tanja Trashs gedrehten Material aus Asien und sogar dem weit entfernten Bayern. Und als ob das nicht schon reichen würde, bekommt der Zuschauer auch die höchst romantische Punker-Hochzeit der beiden präsentiert. Meine Highlight sind aber „Vokuhila“ („Vorne kurz und hinten lang – ich bin der Vokuhila-Punk!“), die Anti-Oettinger-Hymne „Scheiß Bier!“ und der Todesstoß eines jeden Vegetariers, „Essen für den Weltfrieden“ („Mir woll’n keene Rassisten sinn, drum schieben wir uns alles rinn!“) inkl. Kotzgarantie. Wer alle 18 Attacken auf den guten Geschmack überstanden hat und zu cool fürs Fremdschämen ist, kann sich dann noch 21 Live-Videos lang die ausgeklügelte Bühnen-Performance der Gruppe ansehen, aufgenommen an verschiedenen Orten zwischen 2007 und 2009. Die ganz Hartgesottenen erwartet dann sogar noch eine Diashow, für die hatte ich aber keine Zeit mehr. Fazit: Gehört ins Heimkino-Regal gleich neben Michael Jacksons Greatest Video Hits! 1. Günni

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