Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger M (page 1 of 2)

MISSBRAUCH – VORHANG AUF CD

(www.aggressivepunkproduktionen.com) / (www.myspace.com/missbrauch)

Das fünfte Album der Weißwurst-Punks knüpft quasi beim letzten Album „Strafbar“ an und bietet flotten Punkrock mit Hardcore-Einflüssen und deutschem Gesang samt rollendem „r“, der engagierte, gesellschafts- und systemkritische Texte vorträgt, ab und an begleitet von einem Saxophon (obwohl, gab’s das vorher überhaupt auch schon?). In kurzen Songs wird die übliche Themenpalette, diesmal erweitert um das leidige „Grauzonen“-Thema und ein Liebeslied an Irland, serviert und abgefrühstückt, wobei manch Text mir diesmal ein wenig emotionaler als auf dem meines Erachtens zu biederen Vorgänger erscheint. Ein paar Melodien bleiben auch wohlig im Ohr. So richtig was gegen dieses Album sagen kann man eigentlich nicht, will ich auch gar nicht, aber mir persönlich ist das irgendwie zu überraschungsarm – das hat man alles schon woanders so oder so ähnlich gehört und dort mitunter auch aggressiver, rotziger oder wat weiß ich. Mir läuft die Platte zu glatt durch und klingt auch irgendwie ein wenig dünn. Sorry… Als ehrlicher „Deutschpunk“ aber sicherlich nicht verkehrt. Zur Aufmachung kann ich nix sagen, da mir nur eine Vorab-Version mit kopiertem Cover vorliegt. 14 Songs in 35 Minuten. 3-. Günni

MOFAKETTE – RESTSCHLUCK CD

(www.toxic-toast.de) / (www.mofakette.de)

MOFAKETTE stammen aus Stuttgart und spielen auf ihrem Longplay-Debüt sehr eingängigen, deutschsprachigen Punkrock mit Melodie, Chören und immer einem Bein im Rock’n’Roll. Das läuft ganz angenehm durch, tut aber auch keinem so wirklich weh, wozu die zwar unpeinlichen, aber auch unspektakulären Texte über Wochenendgestaltung, Liebe und ein wenig Gesellschaftskritik das Ihrige beitragen. Das klingt für mich an bisschen, als wäre das dem Versuch geschuldet, besonders eigenständig und klischeearm zu sein, wobei mir einfach das gewisse Etwas fehlt. Der Sänger singt größtenteils leicht angeraut und die Produktion ist gelungen; nicht zu dünn, nicht überproduziert. MOFAKETTE fallen nicht sonderlich auf, weder angenehm, noch unangenehm. Live zur Untermalung einer Party aber bestimmt nicht schlecht und spannender als aus der Konserve. Das im Comic-Stil gezeichnete Cover ist dafür ein echter Hingucker und im Booklet gibt’s alle Texte mit- und nachzulesen.
13 Songs in nur 30 Minuten. 3. Günni

THE MOCHINES – THE EAGLE HAS LANDED CD

(www.nicotinerecords.com) / (www.myspace.com/themochines)

Vor ein paar Jahren hatte ich das Debüt-Album dieser südafrikanischen, seinerzeit von mir noch fälschlicherweise als US-Band bezeichneten, Combo bekommen, das ich zwar nicht schlecht fand, aber auch kein wirklicher Hammer war. Deshalb kann ich den MOCHINES eine gewaltige Steigerung attestieren, die ihnen auf dem nun vorliegenden Folgewerk gelungen ist. Knackiger, flotter, frischer Punk’n’Roll, der richtig Laune macht und neben der mitreißenden Mucke besonders durch den frechen, rotzigen Gesang punktet, der das Ganze noch weiter nach vorne peitscht. Der kann ebenso aggressiv singen wie in ungeahnte Höhen vordringen. Wer dabei stillsitzen kann, muss unter Ganzkörperlähmung leiden. Super produziertes Partybrett, das sofort Lust auf ekstatische Zuckungen macht. Nicht zu lahm, nicht zu prollig, einfach genau richtig und verdammt wild. Yeah, Baby, Yeah! Vom ersten bis zum letzten Song wird hier am Rad gedreht, wobei bei mir am meisten die Hymne auf den jüngst verstorbenen Stuntman EVIL KNIEVEL hängen blieb – klasse! Vom Rock’n’Roller über den Punkrocker bis zur Glam-Tunte dürfte diese Platte jeden wegblasen. Mein Highlight der letzten Wochen! Lediglich das ROSE-TATTOO-Cover „Nice Boys“ find’ ich mittlerweile etwas ausgelutscht. Leider kann ich so gar nichts zur Aufmachung des Albums sagen, da mir nur ’ne Vorab-Version fast ohne alles vorliegt. Zwölf Songs in 43 Minuten. 2. Günni

MR. BLUE – FREE BORN MAN CD

(www.sunnybastards.de)

Keinen Punk, sondern erdigen, dreckigen Country mit Bluesrock-Einlagen kredenzen uns hier MR. BLUE, die mir schon auf dem genialen „A Street Tribute To Bud Spencer & Terence Hill“-Sampler positiv auffielen. Hier nun also ein Longplayer, der vermutlich (bei vielen Songs weiß ich es einfach nicht) aus Coverversionen besteht, allerdings nicht irgendwelcher Punk- oder Pop-Songs, die in Country-Gewand gekleidet wurden, sondern bekanntere und weniger bekannte Klassiker traditioneller US-amerikanischer Musik aus den Bereichen Country (is klar), Rhythm & Blues und Rock’n’Roll von Johnny Cash, Charlie Walker, Elvis Presley, John Denver etc. Find ich nicht schlecht, macht live in einer verrauchten Kneipe aber bestimmt noch mehr Spaß als auf CD. Wer gut auf sowas kann, wird hier möglicherweise eine hochinteressante Platte für dich entdecken. Allerdings klingen die Höhen dann und wann produktionsbedingt etwas dünn. Das fette Booklet enthält viele Fotos, aber leider keine Hinweise auf die Ursprünge der Songs. 18 Songs in 50 Minuten. Einer Wertung enthalte ich mich mal, da etwas zu „exotisch“. 😉 Günni

MIDDLE CLASS FANTASIES – F§%K DICH SELBST CD

(www.weirdsystem.de)

Die MIDDLE CLASS FANTASIES waren Anfang der 80er neben den BÖHSEN ONKELZ die Aushängeschilder der Frankfurter Punkszene – und zugleich ihre einzigen nennenswerten Erzeugnisse. Die wenigen Songs, die sie veröffentlichten, waren mit ihrer textlichen Raffinesse und Radikalität und der dazu passenden musikalischen Umsetzung allerdings von hervorragender Qualität und landeten zum Teil auf den richtigen Samplern, weshalb sie bis heute (hoffentlich) noch vielen ein Begriff sind. „Helden“, „Party in der Gaskammer“, „Publikum“ usw. waren und sind provokante Kultsongs, die tatsächlich noch richtig aneckten und denen sogar eine „Veredelung“ durch die BPjS zuteil wurde, indem diese die Zensur des erstgenannten Stückes veranlasste (welches in dieser Version als bizarr anmutender Bonustrack enthalten ist). Nun wagte sich das Hamburger Weird-System-Label daran, das Gesamtwerk in Form dieser CD neu zu veröffentlichen. Enthalten sind die Stücke vom „Soundtracks zum Untergang“-Sampler, der „Tradition“-EP und der unter dem Namen „Killerpralinen“ veröffentlichten EP, welche experimenteller ausfiel und im direkten Vergleich etwas abfällt. Als besondere Überraschung wartet diese Kompilation zusätzlich mit fünf bisher unveröffentlichten seinerzeit von der Band gespielten Songs auf, die zusammen mit Leuten von (Rubber-)Slime neu eingespielt wurden. Als ich davon hörte, war ich zugegebenermaßen sehr skeptisch und befürchtete das Schlimmste – doch weit gefehlt: Christoph Schnees Stimme klingt noch immer Klasse und die neuen Songs besitzen zwar keinen Kultstatus wie das alte Material, brauchen sich aber nicht hinter ihm zu verstecken. Insbesondere „Zeitung“ ist ein Knaller und versetzt mich in Verzückung. Ich hätte nicht geglaubt, irgendwann noch mal „neues“ MCF-Material zu hören zu bekommen, schon gar nicht in dieser überzeugenden Qualität. Das Booklet kommt mit einer ausführlichen Band-Geschichte mit zahlreichen Hintergrundinfos, die allerdings von einem Schweizer geschrieben worden zu sein scheint – sie enthält kein einziges „ß“!? Ansonsten liest sie sich aber sehr gut. Details wie die Tatsache, dass Sänger Christoph jahrelang für die ONKELZ als Grafiker tätig war, scheint man mir aber absichtlich unerwähnt gelassen zu haben. Was der Seitenhieb in Richtung „Loud, Proud & Punk“-Records sollte, die im Rahmen der genialen Raritäten-Kompilation „Die Deutschen kommen zurück“ seinerzeit schon die „Killerpralinen“-EP wiederveröffentlichten, hier aber als „Ratten von der Bootleg-Front“, die das ohne Absprache mit der Band gemacht hätten, verunglimpft werden, erschließt sich mir nicht ganz. Ist da jemand neidisch, weil er nicht der Erste war? Darüber hinaus wurden alle Texte abgedruckt und die Profile vieler ehemaliger Frankfurter Subkulturangehöriger veröffentlicht, die dem „Prominenz“-Fanzine von 1981 entnommen wurden. Sehr geile Zeitdokumente, die den Ruf der damaligen Frankfurter Szene als Spontihassende Prolls unterstreichen und die Ausnahmestellung, die MCF dabei einnahmen, verdeutlichen. Aber wer zur Hölle hat sich eigentlich den Scheiß ausgedacht, die CD kopierzuschützen, so dass sie angeblich nicht im PC abspielbar wäre, dort bei mir aber wunderbar läuft und lediglich in meinem normalen CD-Player den Dienst versagt?! Weiß man bei Weird System nicht, dass a) jeder Kopierschutz heutzutage leicht zu knacken ist, b) Filesharer erwiesenermaßen mehr Originaltonträger kaufen als andere und c) ’nem Kumpel oder seiner Liebsten ’ne CD aufzunehmen kein Verbrechen ist? 0% Punkrock, das gibt Abzüge in der B-Note. JETZT ABER ALLE: „HELDEN! In blutigen Uniformen. HELDEN! Zum töten bereeeeeit!“ Ohne Wertung. Günni

MONSTERS OF LIEDERMACHING – SITZPOGO CD

(www.monstersofliedermaching.de)

Liedermacher. Aber nicht so Reinhard-Mey-mäßig, auch nicht wie Degenhardt, mehr Richtung Kabarett… oder auch Quatsch-Comey-Club. Komplett live vor Publikum aufgenommen, bemühen sich die sechs „Monsters“ um Humor mit etwas Provokation und ’ner Prise Gesellschaftskritik und schrammeln sich auf ihren Klampfen einen ab – leider ohne wirklich meinen Humor zu treffen, sorry. Fans des Genres werden aber wissen, was sie an den MOL haben. Ich kann auch nicht behaupten, dass das alles schrecklich unsympathisch rüberkäme. Trotzdem hab ich mich durch die 22 Songs in 77 Minuten Spielzeit mehr gequält, als dass ich sie genossen hätte. Puh… Das Booklet enthält ’ne Menge Fotos, persönliche Worte etc. Ohne Wertung. Günni

MESSERSTECHER HERZENSBRECHER – GEBOREN ALS PSYCHO LP/CD

(www.asphalt-records.de)

Komplett deutschsprachiger Psychobilly bzw. „Rotz’n’Roll“, wie die Band ihren Stil bezeichnet, von ein paar alten Hasen aus dem Ruhrpott – das ist ja schon mal was Besonderes. Der tiefe Röchelgesang kommt auch gut und wechselt sich mit einer klareren, klassischeren Rock’n’Roll-Stimme ab. Die meisten Songs werden eher im gesetzteren Tempo dargeboten, was mir eigentlich ganz gut gefällt. Sind einige schön relaxte Nummern dabei, die lässig aus der Hüfte kommen. Ist es schlimm, wenn ich die klischeebehafteten Texte nicht allzu dolle finde…? Die Aufmachung des im Digipak enthaltenen farbigen, mit zahlreichen Fotos versehenen Booklets macht ordentlich was her (wenn man von ein paar Rechtschreibfehlern absieht) und die rote Vinyl-Version ist auf 500 Exemplare limitiert. 13 Minuten Nettospielzeit inkl. einer versteckten (Lied 13 ab Minute 13…) Umsetzung des „Warte, warte nur ein Weilchen…“-Songs über Hannoveraner Prominenz von anno dazumal. Anspieltipp: „Engel der Nacht“. 3. Günni

MONDO GUZZI – LITTLE BEAST CD

(www.rookierecords.de)

Aus Mannheim kommend, präsentieren MONDO GUZZI einen sehr modernen Mix aus Schweinerock marke GLUECIFER, Punk und Indie-Rock; perfekt produziert und komplett in englischer Sprache. Mir ist das alles etwas zu weit weg vom Punkrock, hat aber dann und wann seine Momente. Zu Texten und Aufmachung kann ich mal wieder nichts sagen, da mir nur eine Promo-CD im Pappschuber vorlag. Genausowenig, wie sich die Band einem konkreten Genre zuordnen lässt, kann ich das Ganze beurteilen, da ich nicht weiß, nach welchen Maßstäben ich gehen sollte. “Selbst reinhören” lautet also die Devise. Zwölf Songs + In- und Outtro in 44 Minuten. Günni

MISSBRAUCH – STRAFBAR CD

(www.nix-gut.de) / (www.missbrauch-punk.de)

MISSBRAUCH? Die kenn’ ich doch; hatten sie doch seinerzeit eine geniale TON-STEINE-SCHERBEN-Coverversion mit neuem Text auf SCHLACHTRUFE BRD V. Boah, ist das schon wieder lange her… Seitdem ist mir die Band aber nie besonders aufgefallen, weder negativ, noch positiv. Nun also das neue Album der Punks aus Bayern. Punkrock mit engagierten, gesellschafts- und politkritischen Texten in größtenteils deutscher Sprache, man bemühte aber auch 3x das Angelsächsische. Erinnert mich manchmal positiv an TOXOPLASMA, und das nicht nur, weil Sänger Barney auch ganz gern mal ‚R’ rollt. Leider wirken viele Texte auf mich zu bemüht und lassen Zynik und „Fuck-Off-Attitüde“ vermissen, ja, sind zu „vernünftig“. Musikalisch schwankt man auch zwischen Hit und Belanglosigkeit. Nichtsdestotrotz sind aber einige wirklich gute Songs dabei und gerade für das Label ist die Platte im oberen Bereich anzusiedeln. Die Texte gibt’s im ansprechend gestalteten Booklet nachzulesen. 13 Songs in 36 Minuten. Anspieltipp: „Zwei im Unrecht“. 3. Günni

MR. IRISH BASTARD – ST. MARY’S SCHOOL OF DRINKING CD

(www.reedo-records.com) / (www.mririshbastard.com)

„Fine Irish Punk Drinking Music“ – Wieder so’ne Band, bei der alles streng auf irisch getrimmt wurde, die aber gänzlich unirish aus Düsseldorf und Münster stammt… den Iren aber trotzdem zeigt, wie geil Irish-Folk-Punk klingen kann. Schön versoffener Gesang, ’ne handvoll traditioneller Instrumente und unpeinliche Texte mit dem Gespür für die passenden Geschichten machen das ganze zu einer authentischen Angelegenheit nicht nur für Freunde von Kilkenny und Co. Musikalisch übrigens mehr FLOGGING MOLLY als DROPKICK MURPHYS, ums mal grob zu umreißen. Kommt im Digipak mit Texten und Fotos. Leider mit sieben Songs in 25 Minuten etwas kurz geraten. 2. Günni

Copyright © 2025 Günnis Reviews

Theme von Anders Norén↑ ↑