Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger F (page 1 of 2)

FRUEHSTUECKSPAUSE – FUX DU HAST DIE GANS GESTOHLEN CD

(www.bandworm.de) / (www.myspace.com/fruehstueckspausepunkrock)

Wenn ich den Bandnamen irgendwo las, dachte ich zunächst stets an die avantgardistischen MITTAGSPAUSE, mit denen die Thüringer aber so gar nichts gemein haben. Das schon dritte Album fällt vielmehr in die Sparte Möchtegern-LOKALMATADORE, ohne dabei aber deren Qualitäten zu erreichen – dafür wirkt mir die Komik zu oft zu bemüht auf die Asi-Schiene getrimmt. Ich muss der Band aber dennoch ein paar gute Ideen zugestehen, so z.B. einen Song über das leidige Thema „Thailand-Docs“ oder der Anti-Thor-Steinar-Song „Scheitelzecke“. Rein musikalisch betrachtet ist das fröhlicher, melodischer Punkrock mit ziemlich in den Vordergrund gemischtem Gesang, der lediglich mit seinen unlustigen, gleich in dreifacher Ausführung vorhandenen Variationen des „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“-Kinderliedes nervt. Wer nicht genug von dieser Art Punkrock bekommen kann, ist mit der FRUEHSTUECKSPAUSE sicherlich gut bedient, ich persönlich find’s trotz aller Ambitionen eher überflüssig. Die Texte sind allesamt im Booklet des Digipaks nachzulesen und von „Männertag“ gibt’s (als Bonus-Track?) ’ne Live-Version in sehr guter Qualität zu hören. Eine Vinyl-Fassung soll’s auch geben, limitiert auf gerade mal 250 Exemplare. 14 Songs in 33 Minuten. Ohne Wertung. Günni

FEUERWASSER – STÜRME DER ZEIT CD

(www.feuerwasserpunk.com)

Zweites, in Eigenproduktion veröffentlichtes Album der Ruhrpottler FEUERWASSER, die mir erstmalig mit ihrem Beitrag zum Slime-Tribut-Sampler „Alle gegen Alle“ aufgefallen sind. Zu melodischem HC-Punk mit starkem Metal-Einfluss irgendwo zwischen späten BOSKOPS, PARANOYA, …BUT ALIVE und DRITTE WAHL werden mitunter recht gute kämpferische, sozialkritische Texte in deutscher Sprache unpeinlich von einem angenehm rauen Organ vorgetragen, die sich im stilvoll gestalteten Booklet nachlesen lassen. Das hat Substanz und wurde auch gut produziert, allerdings klingen mir die Chöre ein wenig zu kraftlos. Ansonsten aber keine verkehrte Scheibe. Wer mit o.g. Bands etwas anfangen kann, sollte hier ruhig mal reinhören! 13 Songs in 36 Minuten. 2-3. Günni

FEINE SAHNE FISCHFILET – BACKSTAGE MIT FREUNDEN CD

(www.myspace.com/diffidatirecords) / (www.myspace.com/feinesahnefischfilet)

Ska-Punk aus Meck-Pomm, allerdings nicht die kirmeskompatible Everybody’s-Darling-Variante, sondern die dreckige aus dem Plattenbaukeller. Bodenständige, Authentizität versprühende Straßenpunkplatte, nicht abgehoben-elitär, aber auch nicht stumpf oder doof. Also genau richtig. Die ersten beiden Songs kommen dann auch noch gänzlich ohne Offbeat-Einlagen aus, Songs Nummer drei, „Ostrava“, eine umgetextete Coverversion von ACHIM REICHELs „Aloha Heja He“, läutet den Ska-Einfluss ein. Aber auch zwischendurch gibt es immer mal wieder den einen oder anderen reinrassigen HC-Punksong. Die Texte sind sowohl persönlicher als auch systemkritischer Natur, dabei immer kämpferisch und auf den richtigen Standpunkten stehend. Die räudige Produktion rundet diese Platte ab, die ursprünglich schon vor über einem Jahr erschien und aufgrund der Nachfrage nun noch einmal als Cheapo-Variante im Pappschuber veröffentlicht wurde. Einziger Ausfall ist meines Erachtens „Meine Cora“, ein alberner Song über ein trauriges Thema, nämlich den Verlust eines geliebten Hundes. Zehn Songs + eine gesprochene, offensichtlich nicht ganz ernst gemeinte Grußliste als Outro in 33 Minuten. 3+. Günni

FOIDAL – THE SPIRIT OF 1669 CD

(www.kb-records.com) / (www.myspace.com/foidal)

FOIDAL ist wohl so etwas wie die Nachfolgeband der Hallenser Asi-Punkband SÜFFIG-WÜRZIG, die sich neben einem neuen Namen aber auch gleich mal ein neues Konzept geleistet hat: Man gibt sich ganz „foidal“ dem Spirit der Aristokratie des 17. Jahrhunderts verpflichtet und macht einen auf Monarchie-Freaks. Und was diese einem bieten, würde ich mal grob als Mischung aus RAUSCHANGRIFF (Mucke, Stimme) und KNORKATOR (Texte) bezeichnen. Die Songs heißen „Schimpfe Oi“, „Badehose“, „Reneeboy“ (!), „Candlelightdöner“ oder auch „Wallhalla la la long“, wobei letzterer eine eigenwillige Coverversion des schweinischen Pop-Reggae-Hits von INNER CIRCLE ist. Spätestens da war ich der Band erlegen, das muss man mal gehört haben! Funpunk mit abgefahrenem Humor, der gut bei mir ankommt und mit seinen simplen, ungehobelten Riffs wesentlich erfrischender klingt als das xte Klischee-Oi!-Brett. Aufgelockert wird das Ganze durch kurze Samples u.a. aus Monthy-Python-Filmen, einem aus SYMARIPs „Skinhead Girl“ entlehnten Ska-Part (bei „Reneeboy“), nach Mittelalter klingenden Instrumenten bin hin zu Gejodele („Divisionen nach Bavaria“), was RAUSCHANGRIFF allein schon aufgrund ihrer Herkunft aber wesentlich besser beherrschen. Schade nur, dass die Texte im absichtlich potthässlich gestalteten Booklet nicht abgedruckt wurden. Ich würde die Band sofort als Hofnarren engagieren! 13 Songs in 41 Minuten. 2. Günni

FALSE ALARM – FUCK ’EM ALL WE’VE ALL READY (NOW) WON! CD

(www.nicotinerecords.com) / (www.myspace.com/falsealarmrecords)

Die L.A.-Chaoten von FALSE ALARM haben sich bereits zu Beginn der 80er gegründet, aber nicht soviel gebacken bekommen. 1996 gab’s die erste Reunion mit ’nem Mini-Album und 2001 die zweite. Seinerzeit schrieb man ein komplettes Album (für das Dee Dee Ramone das Cover zeichnete), veröffentlichte dieses aber erst 2006. Dieses wurde dank des italienischen Labels „Nicotine Rec.“ nun auch in Europa veröffentlicht. Währt halt alles etwas länger bei dieser Band – aber wird auch alles gut? Kann man schon so sagen. Diese Platte enthält herrlich authentischen, altmodischen Punkrock mit 1000 klassischen Einflüssen, hat Ecken und Kanten, Melodien, geile Mid-Tempo-Grooves und Angepisstheit. Für Freunde der gediegenen Old-School-Unterhaltung dürfte das was Leckeres sein, bei mir kommt’s jedenfalls ganz gut an. Der Anfang von „Youth Gone Mad“ klingt aber so dermaßen nach „Chaos“ von den 4-SKINS, dass ich schon mit ’ner Cover-Version rechnete. Is’ aber nich’. Leider kann ich so gar nichts zur Aufmachung des Albums sagen, da mir nur ’ne Vorab-Version fast ohne alles vorliegt. 14 auf dem Cover angegebene Songs + einem Bonustrack in 44 Minuten. Anspieltipp: „Horrible Life“. 2-3. Günni

DIE FROHLIX – KEIN MANN FÜR EINE NACHT Maxi-CD

(www.suppenkazper.de) / (www.frohlix.de)

Die wiedervereinten FROHLIX nahmen sich hierfür des Klassikers der SUURBIERS an und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Original gar nicht kenne. Die hier vorliegende Version kommt auf jeden Fall überraschenderweise richtig gut und entpuppt sich mit ihren Offbeat- und Bläser-Einlagen als echter Hit! Auch die anderen beiden Songs können sich hören lassen: „Zugezogen“ schildert witzig-sarkastisch, wie man vom Regen in die Traufe kommt, wenn man blauäugig meint, durch einen Umzug einem feindlich gesinnten Umfeld entfliehen zu können, denn (Zitat): „Den geistigen Schnauzbart rasiert hier keiner ab“. Es folgt eine weitere Coverversion, nämlich „Ritter Rost hat Geburtstag“ aus dem gleichnamigen Hörspiel, das ich ebenfalls nicht kenne. Aber auch dieser Song gewinnt mit seinem weiblich/männlichen Wechselgesang und dem Text, der uns alten Säcken hier wie auf den Leib geschneidert scheint, haha. Inhaltlich also eine echt gut Scheibe, bei der mich nur das Format etwas stört: Whatever happened to the good old 7“? Drei Songs in acht Minuten. 2. Günni

FLIEHENDE STÜRME – LUNAIRE …SPIELT MIT DEM LICHT LP/CD

(www.nix-gut.de) / (www.fliehendestuerme.de)

Das ist tatsächlich schon das siebte Album der Gruft-Punks? Hut ab vor soviel Beständigkeit und Ausdauer. Allerdings verwundert mich etwas, dass man für die CD-Version ausgerechnet bei „Nix Gut“ gelandet ist – da hätte es doch sicherlich Labels mit einem qualitativ hochwertigerem und damit besser zur Band passendem Backkatalog gegeben, oder? Wie dem auch sei, der Sound der STÜRME hat sich über die Jahre hinweg von Düsterpunk á la CHAOS Z hin zu angepunktem Gothic Rock/Dark Wave entwickelt, der nun wirklich nicht zu meinen favorisierten Musikrichtungen zählt, mir bei den STÜRMEN aber mal mehr, mal weniger gefällt. Dieses Album läuft mir jedenfalls besser rein als die Split mit SUBSTANCE OF DREAM und sollte jeden Freund gotischer Düsterklänge zufrieden stellen. Die Texte bestehen größtenteils aus malerisch aneinander gereihten melancholischen, traurigen, depressiven und schwermütigen Zeilen, punkig-direkt wird’s nur bei „Bakterien“ („Die Uniform sieht nach Bulle aus / auf dem Weg zur Arbeit / eine Nazi-Sau (…) Bakterien und Gestalten / sie sind überall“). Mein Favorit ist „…mehr als mich“, ein herrlich trauriger Song über das Abschließen mit einem ungeliebten Lebensabschnitt mit einer ergreifenden Melodie. Alles in allem haben die FLIEHENDEN STÜRME mit „Lunaire…“ eine atmosphärisch dichte Platte geschaffen, den passenden Soundtrack zur nächsten Selbstmordparty. Viel Mühe gab man sich auch bei der Gestaltung des dicken Booklets, das alle Texte (und spanische Übersetzungen) enthält, wovon jeder einzeln mit anderen stimmigen Farben und Bildern untermalt wurde. Die LP kommt vom Major Label. Zehn Songs in 44 Minuten. Ohne Wertung. Günni

FREIBEUTER AG – BEWEGT EUCH CD

(www.nix-gut.de) / (www.freibeuter-ag.de)

Fast exakt ein Jahr nach der letzten Album-VÖ haut die FREIBEUTER AG aus Franken den dritten Longplayer raus. Man wechselte den Sänger, versucht sich aber nach wie vor an pogo-tauglichem Mid- bis Uptempo-HC-Punk mit kritischen deutschen Texten. Diese holpern immer noch stellenweise recht arg, bedienen sich der einen oder anderen Parole und die zwanghaften Reime nerven dann doch ziemlich. Schlimmstes Beispiel: „Doch irgendwann ist das Maß voll / jetzt tret’ ich diesen dummen Proll / bei mir machst du dich nicht mehr wichtig / ich schlag ihn tot und das mal richtig“ (aus „Arbeitsamt“). Da gefiel das zweite Album besser, das erschien mir frischer und abwechslungsreicher. Von allen heute durch mich besprochenen Platten weist diese CD aber die liebevollste Aufmachung auf: Verdammt fettes, mit passenden Fotos illustriertes Booklet mit allen Texten und Liner-Notes der Band. Vielleicht sollte sich die Band bis zur nächsten Veröffentlichung aber etwas mehr Zeit nehmen und länger an ihren Songs feilen. 15 Songs in 45 Minuten, Anspieltipp: „Polizei-Paranoia“. 4+. Günni

FLIEHENDE STÜRME / SUBSTANCE OF DREAM – KÖRPER OHNE NAMEN SPLIT-LP/CD

(www.majorlabel.de) / (www.fliehendestuerme.de) / (www.substanceofdream.de)

FLIEHENDE STÜRME: Nach dem Album „Licht vergeht“ aus dem letzten Jahr schon wieder neues Material der Darkwave-Punks aus Stuttgart in Form von fünf Songs. Nur leider immer mehr Richtung Gothic bzw. eben Darkwave denn Richtung Punk. Ist mir oft zu depri, getragen und schwer. Der erste Songs „Abschalten“ hatte noch was, „25 Stunden“ aber scheint mir schon tatsächlich 25 Stunden lang zu sein. „Zurück bleiben“ ist dann zwar wieder fixer, aber haut mich auch nicht vom Hocker. „Erinnerung“ und „Gas“ schlagen in die gleiche Kerbe. Spricht mich alles nicht mehr so an. Irgendwie fehlen die wirklich guten Melodien und der Funke Aggressivität der älteren Aufnahmen.
SUBSTANCE OF DREAM: Band um den FLIEHENDE-STÜRME-Drummer Münch, seit einigen Jahren fester Tourpartner von FS. Strunzlangweiliger Gothrock in englischer und deutscher Sprache, kann ich überhaupt nix mit anfangen. Dann lieber THE CURE. Der Song „Krass“ ist übrigens ein Cover der FS-Vorgänger CHAOS Z.
Die Texte sind abgedruckt, zumindest bei der CD-Version, die mir vorlag. Zehn Songs in 41 Minuten. Ingesamt kommt für mich grad noch so ’ne 4 bei rum – bin halt kein Knochenlutscher. Günni

FRAU DOKTOR – WER MICH LEIDEN KANN, KOMMT MIT PicLP / CD

(www.rookierecords.de) / (www.ritchierecords.de) / (www.fraudoktor.de)

Nach vier Jahren Studioabstinenz meldet sich die zehnköpfige, hessische FRAU DOKTOR mit einem neuen Album voll tanzbarem, poppigem Ska-Punk zurück. Das Tempo ist recht abwechslungsreich und schwankt zwischen ruhigen, balladesken Nummern wie „O.k.“ und schnelleren, punkigeren Stücken wie „Generation anspruchslos“. Ausgeliehen hat man sich „Babylon’s Burning“ von den RUTS und „Maggie May“ von ROD STEWARD. Ehrlich gesagt sind mir die langsameren Songs zu öde und soft, der Rest ist aber so übel nicht – nur eben nicht so unbedingt meins. Wo poppige, saubere Punkklänge auf traditionelle Ska-Elemente treffen, bin ich einfach nicht zu Haus. Schade, dass man sich für ein so dünnes CD-Booklet entschied, in dem lediglich ein, zwei Songtexte Platz fanden. Ich geb’ mal ’ne faire 3 und merke noch an, dass FRAU DOKTOR ihr Handwerk aber durchaus versteht, so dass sich diejenigen unter euch mit Entzugserscheinungen mal ’ne neue Dosis von ihr spritzen lassen sollten. 12 Songs + Dub-Bonus-Track in 45 Minuten. Günni

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