banda bassotti + bolanow brawl @monkeys music club, hamburg, 18.04.2015 1

banda bassotti + bolanow brawl @monkeys music club, hamburg, 18.04.2015 2Nachdem Hard & Smart Booking seine Konzerte bisher im Indra-Club auf dem Kiez oder auch im Knust an der Feldstraße veranstaltet hatte, machte man sich Anfang des Jahres von diesen Läden unabhängig und errichtete im ehemaligen Kir in der Barner Straße in Altona den Monkeys Music Club. Nach Konzerten mit THE CRACK, OI POLLOI, EVIL CONDUCT etc. stand das italienische Ska-Punk-Orchester BANDA BASSOTTI auf dem Plan. Eigentlich sollten wir Freitag zusammen mit ADHS aus Jena in der Kiezkneipe Pooca-Bar spielen, denn ADHS hatten einen Support gesucht und PROJEKT PULVERTOASTMANN uns freundlicherweise vermittelt. Den Laden kannte ich nur vom Hörensagen und die Kommunikation gestaltete sich sehr schwierig: Mails wurden nicht beantwortet und wir über den Ablauf komplett im Dunkeln gelassen. Immerhin konnten ADHS, als sich der Termin näherte, in Erfahrung bringen, dass das Konzert auf jeden Fall stattfände. Wenige Tage aber vorher dann das, was ich irgendwie erwartet hatte, mein negatives Gefühl wurde bestätigt: Die Pooca-Bar sagte den Gig kurzfristig ab, die Begründung wolle man „am Montag auf unsere(r) fb seite, Website, lokalen Medien via Pressemitteilung veroeffentlichen“ (Original-Zitat). Um ADHS ebenfalls davon in Kenntnis zu setzen, sah man offenbar keinen Anlass und die angekündigte Begründung lässt bis heute auf sich warten. Ich muss aber zugeben, gar nicht unbedingt so unglücklich damit gewesen zu sein, denn am Wochenende zuvor hatte ich mir eine Hardcore-Erkältung aufgesackt, die besonders auf Hals und Kehle schlug. Ich klinkte mir diverseste Medikamente ein, versuchte es in meiner Verzweiflung mit Fenchel-Honig, Voodoo und Reiki und hoffte, am Wochenende wieder halbwegs fit zu sein. Daran tat ich auch gut, denn noch kurzfristiger als die Pooca-Absage erreichte uns die Anfrage von Hard & Smart, ob wir den Support für BANDA BASSOTTI einen Tag später machen könnten. Natürlich sagten wir zu, denn somit ergab sich nicht nur doch noch ein vielversprechender BOLANOW BRAWL, sondern auch für mich die Gelegenheit, mir erstmals den Monkeys Music Club anzusehen. So feilte ich weiter an meiner Gesundheit und fühlte mich Samstag glücklicherweise wieder einigermaßen hergestellt. Gegen 17:00 Uhr trafen wir ein, kurze Zeit später folgten die Italiener in Fußballmannschaft-Größe und eröffneten uns, keinerlei Backline dabei zu haben. Wir hatten unsere komplett am Start, so dass das kein Problem darstellte. Wir bauten auf und machten uns über das kalte Büffet her, schauten uns um. Da ich auch nie im Kir gewesen war, war der Ort für mich quasi vollkommen neu: Der Club befindet sich auf einem Gewerbegelände und weist mal so ganz andere Ausmaße als eine typische kleine Muckebutze auf, hat reichlich Platz, gleich drei Tresen, einen abgetrennten Pub-Bereich mit britischem Bier vom Fass, ’nen recht großen Backstage-Bereich, professionelle P.A., reichhaltige Getränkeauswahl etc. – und das alles, ohne spröden, kalten Hallen-Charme zu versprühen, im Gegenteil: Der stilvoll eingerichtete Laden wirkt einladend und gemütlich. BANDA BASSOTTI hatten ihren eigenen Mischer dabei, der den ausführlichen Soundcheck mit seinen Jungs durchführte, was mit reichlich Blechbläser-Getröte einherging. Unser Soundcheck ging dann natürlich etwas flotter über die Bühne und beruhigt nahm ich zur Kenntnis, dass meine Stimme in befriedigendem Maße regeneriert war. Der lockere, sympathische und kompetente Soundmensch des Clubs bastelte uns einen 1A-Bühnensound, vielleicht den besten, den wir je hatten. Und diesmal dachten wir sogar wieder daran, unseren Banner aufzuhängen… Der offizielle Beginn wurde mit ca. 21:15, 21:30 Uhr angegeben und wir bekamen etwas mehr Spielzeit als zuletzt im Hafenklang, der Zeitplan war nicht allzu straff. So flogen diesmal nur „Fame“ und unser OXYMORON-Cover aus dem Set. Allein schon, um nicht doch noch zeitlich in die Bredouille zu kommen, bliesen wir pünktlich wie die Maurer zum Angriff, was Clubchef Sam zunächst etwas zu überraschen schien. Schnell zeigte er sich jedoch überzeugt von unserem Vorhaben und scheuchte uns auf die Bühne. Um auf Nummer sicher zu gehen, ließ ich mir noch ’nen Schluck Whisky einschenken, der in meiner Vorstellung jegliche Bakterien abtötet. Von diesem von mir angestrebten Placebo-Effekt schien der Barmann jedoch nie etwas gehört zu haben, war er doch der Ansicht, das würde meiner Stimme eher schaden. Zu seinen Worten „Was für eine Verschwendung!“ kippte ich das Zeug („Gib mir den Stärksten, den du hast!“) herunter und begab mich gen Bühne. Der Laden war längst beachtlich gefüllt und unser Gig ging erstaunlich reibungslos über die Bühne. Ich hab’ jedenfalls keine Texte durcheinandergewürfelt und mir sind keine nennenswerten Verspieler aufgefallen. Das Brawl’sche Bühnenchaos hielt sich also in Grenzen, aber natürlich nicht ohne das Gesabbel zwischendurch, das ich zu meinem Leidwesen aufgrund des erwähnten Bühnensounds diesmal wieder komplett verstand – zumindest akustisch. Wenn ich mich so umsah, bestätigte sich, was ich ohnehin erahnt hatte, nämlich dass uns heute wieder ein weitestgehend neues Publikum gegenüberstehen würde. Doch auch ohne polizeiliche Aufforderung verließ niemand den Raum und dem Applaus nach zu urteilen schienen wir ganz gut anzukommen. Beide Sechssaiter gaben alles und spielten sich gegenseitig die Bälle zu, gebettet auf das sichere Fundament der Rhythmus-Fraktion um Stulles Bass, den nach dem Soundcheck noch mal lauter zu drehen sich als gute Entscheidung erwies, und Raouls Präzisionsdrums, die der Doppelbelastung mit den Background-Chören immer besser standhalten. Einziger möglicher Wermutstropfen: Hinterher wurden ein paar Stimmen laut, dass der Gesang etwas zu leise abgemischt gewesen sei. Nun allerdings war es Zeit für den musikalischen Kontrast, auf unseren Melodicrotzstreetpunk folgten BANDA BASSOTTI mit ihrem Working-Class-Ska-Punk. Die Band gibt es schon seit einer halben Ewigkeit und hat sich nicht nur streng antifaschistischen, sondern klassenkämpferischen Inhalten verschrieben, nimmt Bezug auf alte Klassenkampflieder und covert diese ebenso wie manch Szeneklassiker – bei „Revolution Rock“ schien mich der Sänger auf die Bühne zu bitten, als er mein entsprechendes Clash-T-Shirt erspäht hatte, aber ich traute mich nicht, außerdem war’s da oben schon voll genug. Zahlreiche eigene Stücke dürften in dieselbe Kerbe schlagen und die Truppe zeigte sich äußerst fit und spielfreudig, brachte die rappelvolle Tanzfläche zum Kochen und spielte derart lange, dass ich zugegebenermaßen nur ca. die Hälfte des Sets sah – backstage gab’s nämlich, neben Bier satt, das eine oder andere Interessante zu bequatschen. So endete irgendwann ein wieder mal spitzenmäßiger Abend, an dem wir sogar noch alles komplett wieder abbauten und in den Proberaum verfrachteten, für Stulle und mich die After-Show-Party aber erst am nächsten Tag mit dem Abpfiff des siegreichen Altona-93-Spiels endete, zu dem es uns bei klasse Wetter getrieben hatte. Danke an Sam und sein Team für die Einladung, an Holger P. für manch helfende Hand als sechster Mann, die Jungs von BANDA BASSOTTI allein schon dafür, dass sie dank ihres Bandnamens den Abend zu einem der B-Alliterationen machten und das aufgeschlossene Publikum! Das Monkeys hat einen prima Eindruck auf mich hinterlassen und was die Eintrittspreise etc. betrifft, bin ich überzeugt, dass die Kohle bei den Richtigen landet – das ist nun mal kein autonomes Zentrum, aber ein Laden von der Szene für die Szene und wenn Personal, Hauptact, Support (das kann ich nämlich bestätigen) etc. fair entlohnt werden, tue ich dafür auch gern den einen oder anderen Taler mehr raus. Ich wünsche Sam & Co. viel Glück, hoffe, dass es weiter so gut läuft wie an diesem Abend und das Monkeys sich mit seinen Konzerten, Nightern und Partys als feste Größe etabliert – sowie ein stets glückliches Händchen bei der Bandauswahl. 😉