1983, 1984 und 1985 hieß es im Cinema-Verlag noch „Sex im Kino“, wobei 1985 erstmals der Hardcore-Bereich ausgespart worden war. Die nur noch 100-seitige Vorschau aufs Jahr 1986 im gewohnten Softcover, aber auf jetzt mattem Papier verspricht statt Sex nun Erotik im Kino, spart reine Pornos ebenfalls aus und geht ohne jedes Vorwort oder Editorial nach einem Inhaltsverzeichnis direkt zum ersten Film über. Bei den meisten Texten handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen lediglich um Kurzvorstellungen, wobei gerne mal heftig gespoilert wird. Die Seiten werden aber ohnehin von den häufig großformatigen Filmfotos dominiert, die meist nackte Tatsachen zeigen und für viele den eigentlichen Kaufgrund dargestellt haben dürften – wenngleich sie mittlerweile in Teilen nur noch schwarzweiß abgedruckt wurden. Die meisten Filme müssen mit einer Seite auskommen; Michael Verhoevens „Killing Cars“ z.B. bekam hingegen gleich fünf Seiten spendiert, die vor allem das dänische Busenwunder Marina Larsen zeigen.
Der Vorschaucharakter wird vor allem dadurch deutlich, dass für viele Filme der deutsche Titel offenbar noch gar nicht feststand, weshalb sie unter ihren Originaltiteln enthalten sind: „Liebe und Gewalt“ mit Sophie Marceau, „Teufel im Leib“, „Der Käfig“, die französische Comicverfilmung „Entfesselte Lust“, „Beach Parties“ findet sich als „Where The Boys Are“. Der bereits 1983 veröffentlichte, jedoch erst 1987 in deutsche Kinos gekommene „Die Orgien der Cleopatra“ ist ebenso unter Originaltitel gelistet wie „Honeymoon“ (als „Lune de miel“). „Früchtchen mit Sahne“ aus dem Jahre 1977 ist wahrscheinlich der älteste der aufgeführten Filme, er findet sich unter dem Titel „Violette und François“.
Nie nach Deutschland geschafft haben es die dennoch im Buch enthaltenen französischen Comicverfilmungen „L’amour propre“ und „Gros dégueulasse“, das venezolanische Drama „La casa de agua“, der Film „La nuit porte jarretelles“ und der bereits 1982 erschienene „Plus beau que moi tu meurs“ (weshalb also überhaupt in diesem Buch aufgeführt?). Auch von „Salomé“ mit Tomas Milian ist mir kein deutscher Kino- oder Videostart bekannt.
Augenscheinlich hatte man damals Probleme, die 100 Seiten überhaupt vollzukriegen. Bereits unter den genannten Titeln befinden sich Filme, die nicht unbedingt explizit dem Erotikbereich zuzurechnen sind. Die damals noch junge „Meuterei auf der Bounty“-Verfilmung „Die Bounty“ ist wohl ausschließlich wegen ihrer Oben-ohne-Szenen enthalten, über Lina Wertmüllers „Camorra“ lässt sich ebenso streiten wie über „Der Panther“ mit Alain Delon. „Das Attentat“ ist als „Urgence“ drin und doch wohl nun auch kein Erotikfilm, ebenso wenig „Die Spur der Zeit“, der sich hier als „La trace“ findet. „Desiderio“ ist fälschlicherweise als „Desidero“ enthalten und kam nie nach Deutschland, scheint zudem auch nichts mit Erotik zu tun zu haben. Ähnliches dürfte für FSK-12-Filme wie beispielsweise die Komödie „Summer Rental“ gelten.
Überwiegend handelt es sich um europäische Filme, vor allem französische. Japan ist mit „Irezumi“ vertreten, Australien mit „Der Mann, der die Blumen liebte“, Jugoslawien mit „Papa ist auf Dienstreise“. Recht populäre Titel sind, neben bereits genannten, „9 ½ Wochen“, „Schuld daran ist Rio“, „Zeit der Wölfe“, „Lifeforce“ oder auch „Der Zwilling“ – und kaum einer von ihnen ist vorrangig dem Erotikbereich zuzuordnen.
Daraus lassen sich – bei aller Kritik an diesem Buch – damalige Trends ablesen, die im Prinzip aber für den Großteil der 1980er galten und kein spezielles Phänomen des Kinojahrs 1986 waren. Und nichtdestotrotz stößt man auf den einen oder anderen interessanten Film, der sich unabhängig von seinem etwaigen Erotikgehalt evtl. anzuschauen lohnt. So habe ich mir u.a. „Dance With a Stranger“ notiert.