Die Anti Racist Skinhead Crew Lübeck hatte uns zu ‘nem Gig ins VeB eingeladen, mit THE UNMARKED aus Berlin und den Hamburger Kollegen von 1323 standen bald (THE UNMARKED) bzw. eher kurzfristig (1323) die anderen beiden Kapellen fest. Es sollte unser erstes Konzert in Lübeck seit unserem Auftritt mit THE NILZ im Jahre 2019 werden, zudem unser erster überhaupt seit Veröffentlichung unseres „First Shots!“-Albums und unser erster mit unserem zurückgekehrten Lead-Gitarristen Ole. Das VeB befindet sich auf dem „Walli“-Gelände direkt neben dem größeren Treibsand und in Bahnhofsnähe – ein gemütlicher kleiner D.I.Y.-Laden, in dem es zu fünft auf der Bühne etwas eng wird, der aber gerade für Auftritte kleinerer, keine Massen ziehenden Bands prädestiniert ist. Nebenan spielten die MONSTERS OF LIEDERMACHING, die mutmaßlich ein etwas größeres Publikum zogen…
Die Lübecker Skins versorgten uns mit einer reichhaltigen Getränkeauswahl, einer warmen Mahlzeit und für mich sogar einer „Extrawurst“ in Form eines köstlichen Risottos, nachdem ich die Frage nach etwaigen Lebensmittelunverträglichkeiten im Vorfeld recht ausführlich beantwortet und damit Aubergine, Rosenkohl und wie sie alle heißen ausgeschlossen hatte – wow, allein schon dafür besten Dank! Nachdem die Bühne aufgebaut war, wollte unsere weltbeste Fahrerin und gute Seele Sandy noch ‘nen anatolischen Imbiss aufsuchen, was wir kurzerhand mit einem Besuch des Weihnachtsmarkts verbanden. Gerüchten zufolge goss sich der eine oder andere lediglich heißen Kakao ein, was wiederum andere durch erhöhten Konsum alkoholhaltiger Heißgetränke glaubten kompensieren zu müssen und sich kaum wieder loseisen ließen, obwohl auch auf dem Walli-Gelände Glühwein ausgeschenkt wurde – herrlich bekloppt wieder.
Um kurz nach 22:00 Uhr machten 1323 dann den Auftakt mit überwiegend deutschsprachigem Hardcore-Punk der alten Schule, meist schön hektisch nach vorne peitschend, aber aufgelockert von diversen Offbeat-Parts und abwechslungsreich gehalten mit dem spanischen „La pinche soledad“, dem in doppelter Geschwindigkeit runtergeholzten CANALTERROR-Cover „Staatsfeind“ und als besonderem Bonbon „Police navidad“, das auf dem weltbekannten spanischen Weihnachtslied basiert. Gitarrist Phil und Basser Ali setzten sich Nikolausmützen auf, Drummer Andi ‘nen Bullenhelm und brüllte voller Inbrunst seine Festtagswünsche ins Mikro, während ich mich sorgte, dass unser spanisches Bandmitglied Urko einen Kulturschock erleidet. Ein grandioser Spaß. Ansonsten ging’s aber subgenretypisch eher ernst zu und nahm man in den Ansagen Bezug auf aktuelle politische Ereignisse. Weiteres bisher unveröffentlichtes Material klang vielversprechend, den Hauptgesang teilten sich der gesundheitlich angeschlagene Phil und Andi, und als geforderte Zugabe gab’s die Progrockoper „Bundeswehr“ von YACØPSÆ. Ein klasse Gig, bei dem in Sachen Raumakustik besonders der Basssound positiv hervorstach und optimal durchkam. Phil verabschiedete sich anschließend, um das Bett zu hüten (Gute Besserung und danke fürs Durchziehen!), während Ali offenbar solchen Gefallen an seiner Mütze gefunden hatte, dass er sie gar nicht mehr absetzte.
- 1323
THE UNMARKED sind irgendwie typisch Berlin: Die Band vereint Angehörige verschiedenster Nationalitäten, die in der ehemaligen Mauerstadt zusammenfanden, auf Englisch miteinander kommunizieren – und natürlich über die Musik! Und die hat’s in sich: Flott gezockter Streetpunk US-amerikanischer Prägung, rau, melodisch und mit fetten Chören. Es war ihr erster Gig in der aktuellen Quartettbesetzung, und der ging ohne viel Federlesens von null auf hundert. Ohne viel Gesabbel reihten sie Song an Song, darunter ein THE-GC5-Cover. Zusammen erzeugten beide Gitarren einen fetten Sound, den die Rhythmusfraktion arschtretend nach vorne blies und der von Sänger Johns kratzigem Organ durchdrungen wurde. Pures Adrenalin und ein verdammt beeindruckender Auftritt einer Band, von der man mit Sicherheit noch einiges hören wird. Gemeinsame Gigs sind bereits angedacht!
- The
- Unmarked
Das konnten wir natürlich nicht toppen, aber darum geht’s ja zum Glück auch nicht. Uns als letzte Band zu platzieren, kann durchaus so’ne Sache sein – irgendwo zwischen optimistisch und grob fahrlässig –, wir sind’s bisher kaum gewohnt. Zudem haben wir in Flensburg unser Banner im Suff verloren, dafür hat Christian eine programmierbare Leuchtreklame besorgt. Banner 2.0. Digitalisierung – da sind wir ganz vorne mit dabei… Wir zockten die zwölf Songs unseres Albums in an die Livesituation angepasster Reihenfolge durch, hatten aber Schwierigkeiten, einen echten Spielfluss zu entwickeln. Offenbar hatten wir den Line-Check vorschnell mit „Passt schon!“ beschieden. Das hatte zur Konsequenz, dass Christian während des Sets bemerkte, seine Gitarre auf der monitorlosen, aber bis auf den Gesang auch nicht über eine P.A. abgenommenen Bühne nicht richtig herauszuhören und ständig nachzujustieren versuchte. Bis es wirklich besser wurde, dauerte es aber einige Songs. Die Zwangspausen versuchten wir mit dem üblichen Blödsinngequatsche zu überbrücken, während Raoul an den Drums schon den nächsten Song anzählte. Wie aus einem Guss wirkte das wohl eher nicht und üblicher Kleinkram wie mal ein Texthänger kam hinzu. Die zweite Hälfte flutschte aber besser, Spielrauschgefühl kam auf und als nach Zugaben gerufen wurden, spielten wir noch zwei Stücke der alten EP. Insofern war’s ‘ne ideale Generalprobe für unsere Record-Release-Party kommenden Samstag in der Hamburger Lobusch.
- Bolanow
- Brawl
Ein geiler Abend war’s so oder so! Danke an die Anti Racist Skinhead Crew Lübeck, 1323, THE UNMARKED sowie das VeB samt allen Besucherinnen und Besuchern! Und nicht zuletzt danke an Sandy für die Schnappschüsse unseres Auftritts.


























