eine bravo/mtv-band wie billy talent in der hamburger ultrakommerzhalle – das musste ich mir einfach mal geben. zuviele größere bands, die ich sehr schätze und deren alben sich regelmäßig auf meinem plattenteller drehen, habe ich ich nicht live sehen können. entweder, weil sie sich bereits aufgelöst hatten, als ich sie für mich entdeckt habe, oder weil ich bisher jede gelegenheit aufgrund höherer eintrittspreise o.ä. habe verstreichen lassen. als billy talent vor sieben jahren im molotow spielten, kannte ich sie noch gar nicht und nach der tour zum zweiten album habe ich mich geärgert, nicht auf eines der konzerte gegangen zu sein. also biss ich jetzt in den sauren apfel, kaufte für ca. 35,- € ein ticket und wohnte dem hamburger konzert der tour zum dritten album in der color line arena bei. dort war ich noch nie zuvor, ging aber vom schlimmsten aus – und meine erwartungen wurden bestätigt. das publikum bestand zu einem nicht unerheblichen anteil aus bravo-kids in begleitung ihrer eltern oder großeltern und teenie-pickelfressen allenthalben. in der arena selbst dann überteuerte fressstände, wohin man blickte. das meiste davon hoffnungslos überteuerter schlangenfraß, den man den verkäufern eigentlich um die ohren hauen sollte. bierpreise wie im puff (0,5l 3,90 € + 2,- € becherpfand) und kein einziger indoor-raucherbereich bei absolutem rauchverbot.

pünktlich um 20:00 uhr begann dann die erste vorgruppe „cancer bats“ und wir nahmen auf unseren uns zugewiesenen sitzplätzen platz, irgendwo hinten rechts. mein erstes konzert, das ich auf einem sitzplatz in einer übrigens verdammt engen sitzreihe verbrachte… vor mir frauen mittleren alters, die mit bescheuerten knicklichtern rumwedelten, hinter mir teenies der emo-generation. die „cancer bats“, wie auch die anderen beiden bands aus kanda, spielten modernen, harten metal mit hardcore-anleihen und waren dem großteil des publikums zu hart. einige zeigten sich überrascht ob der gebrüllten ansagen des sängers, die meisten langweilten sich aber einfach. kein wunder, waren von den meisten positionen der sitzplätze aus die musiker lediglich als minifigürchen auszumachen, da nur die hauptband per kamera auf die videoflächen projiziert wurde. somit war das ganze vollkommen unpersönlich und nicht sonderlich aufregend. die zweite band „silverstein“ kam hingegen weitaus besser an, viele schienen die band zu kennen. der erste song hat mich positiv überrascht, klang fast wie ein guter, hymnischer horror-punk-song. danach flachte die band aber sehr ab, emo-gejaule mit eingestreutem rumgerülpse. das gerülpse gefiel mir, der rest nicht. nun hatte ich es aber überstanden – beide vorbands spielten keine zugaben und endlich sollten „billy talent“ loslegen. die band betrat die bühne, sämtliche sitzplatzinhaber erhoben und meine bei den vorbands eingeschlafene (!) freundin wurde schlagartig hellwach. eröffnet wurde mit zwei oder drei hits von den ersten beiden alben und endlich wurden die bilder auf die beiden video-monitore übertragen. kameraleute und regie machten ihre sache gut und fingen die stimmung auf der bühne ein. der sänger war agil und verlieh, wie von mir gehofft, den richtigen songs im vergleich zu den studio-versionen noch mehr aggression. der gitarrist sah fast die gesamte zeit über derbe angestrengt aus und schwitzte und tropfte wie die sau. klasse darbietung auf der bühne und der sound war auch ok (gesang manchmal etwas blechern). in die songauswahl wurden natürlich einige schwächere songs des zwiespältigen aktuellen albums aufgenommen, aber ein „turn your back“ beispielsweise entpuppte sich als absolute live-granate. mein persönlicher höhepunkt war aber „this is how it goes“, einer meiner lieblingssongs. vermisst habe ich lediglich „voices of violence“, aber ich ging ohnehin nicht davon aus, dass dieser vermutlich straighteste, punkrockigste song der band es ins set geschafft hätte. nach drei zugaben war dann schluss.

letztendlich habe ich den besuch des konzerts kein bisschen bereut, wenigstens einmal muss man sowas mal mitgemacht haben. die 35,- € eintritt, fairerweise inkl. freier hvv-nutzung und shuttle-service zum veranstaltungsort, fand ich jetzt auch weniger wild, so manches exzessive punk-konzert mit anschließendem kiez-besuch kam mich da teurer zu stehen. trotzdem war das natürlich alles 0% punkrock.

aber dafür kann ich jetzt ein häkchen hinter „billy-talent-konzert besuchen“ machen.