(www.plastic-bomb.de)

Und wieder platzt eine Bombe in der selbigen: Nach Atakeks verkündet nun auch Herausgeber Swen Bock seinen Ausstieg, weil er nicht schwul sein möchte (oder so). Dafür wurde Ronja mehr Verantwortung übertragen. Micha macht auf „Raab in Gefahr“ und berichtet von einem „Blind Date“ in einem Dunkelrestaurant sowie einem Besuch bei einer Thai-Masseurin und interviewt GOVERNMENT WARNING (steht kein Name des Fragestellers bei, ist also nur geraten, dafür wurden aber sinnloserweise die Fragen durchgestrichen…?), Helge schreibt vom bevorstehenden Fanziner-Treffen in Wermelskirchen und interviewt die Bands TELEMARK (kenne ich nicht) und M.D.C. (Dave scheint ein sehr lockerer und sympathischer Typ zu sein). Weil Ronja jetzt auch Swens Arbeit mitmachen muss, ließ sie ihr Vorwort amüsanterweise „ghostwriten“ – vermutlich, während sie Lizal von den bayrischen DORKS ausquetschte. Gibt es für die „Herstory Of Punk“-Rubrik keine Kandidatinnen mehr, so dass jetzt schon auf Bands zurückgegriffen werden muss, deren Tonträger im gleichen Heft verrissen werden und der Bandname auch noch falsch geschrieben wird? Neu dabei ist Jan, der das geniale „Grauzon-o-meter“ vorstellt, das aber leider im wieder immens großen Review-Bereich noch keine Verwendung fand. Basti gibt von oben herab, dadurch aber auch erheiternd einen Bericht über das „Punk im Pott“-Publikum zum Besten und gereicht in seinen „Geschichten aus der Gruft“ diesmal Emperor Norton I., dem ersten und einzigen Kaiser der USA und Schutzherrn von Mexiko, zu später Ehre. Latti interviewt Jim Rakete von „Abgefuckt liebt dich“ und liefert dadurch interessante Hintergrundinfos zutage. Sehr ausführlich und gelungen, auch wenn ich persönlich das Portal in erster Linie für Kinderkacke halte. Häktor interviewt AUTOZYNIK und irgendwer führt ein Dualgespräch mit DISTEMPER und MOSKOVSKAYA und möchte dabei zurecht wohl lieber anonym bleiben, denn in gefühlt jedem gottverdammten Fanzine dieser Welt werde ich mit den skankenden Russen konfrontiert. Es reicht langsam wirklich, lasst euch mal lieber etwas Neues einfallen. Dirk war mit den sympathischen Schotten OI POLLOI auf Tour und führte ein Tourtagebuch, das sich sehr kurzweilig liest. Vascos „wunderbare Welt der Propaganda“ fällt diesmal leider aus, statt dessen gibt’s ein Gewinnspiel. Dafür ist aber, wie auch in der vorausgegangen Ausgabe, endlich wieder Chris Scholz mit seiner herrlich sarkastischen Kolumne dabei. Exotisch wird’s im Gespräch mit dem Punk Timur aus Aserbaidschan, das ich mir aus Zeitgründen aber noch nicht durchlesen konnte. Endlich wurde auch der zweite Teil des Interviews mit dem Kolumbianer Marco vom CNA abgedruckt, das bereits in Heft Nr. 67 begonnen wurde. Auch hier verhinderten Zeitgründe bis jetzt, dass ich es mir durchlesen hätte können, sorry. Toxo liefert eine atmosphärische, düstere Kurzgeschichte und stellt die veganen Köche „Krisenherd“ vor. Wer das Interview mit den PESTPOCKEN führte, ist glaube ich nicht überliefert; es liest sich jedenfalls gut, bleibt aber für meinen Geschmack etwas oberflächlich. Im „Anders leben“-Teil dreht sich diesmal alles um homosexuelle Punks, wobei die direkten Gespräche mit schwulen Punks am interessantesten sind. Negativ hingegen fällt aus, wenn einer Organisation wie H.A.R.M., die laut PB Standpunkte vertritt wie „Schwule sind grundsätzlich gut“ und Nichtschwule auszugrenzen versucht, in diesem Zusammenhang nicht deutlich genug eine Absage erteilt wird. Denn wer in Guido Westerwelle irgendetwas Positives sieht, wird zu meinem persönlichen Feind erklärt. Zusammen mit den üblichen Rubriken wie Stanley Heads Ska-Ecke, Plattenverrissen, Klein- und Kontaktanzeigen, reichlich Neuigkeiten und Terminen etc. ergibt sich erneut eine durchaus interessante Ausgabe, die dennoch wie bereits seit einiger Zeit leider üblich wie ein eher unpersönliches Flickwerk unterschiedlicher Leute wirkt. Als negativ empfinde ich auch, dass anscheinend noch immer niemand die Artikel lektoriert, bevor sie in den Druck gehen, was man meines Erachtens von einem schon lange nicht mehr nur als Hobby betriebenem Magazin auf Billigstpapier für 3,50 Taler schon erwarten können sollte. Kommt wie immer mit „Pay-to-play“-CD. Günni