Ich war am Sonntag beim „Thrashfest“ mit KREATOR + EXODUS + DEATH ANGEL + SUICIDAL ANGELS in der Hamburger Markthalle. Ich sollte alle Bands zum ersten Mal live sehen.
Ging wie üblich in der Markthalle, die übrigens ausverkauft war, superpünktlich los, diesmal um 19:00 Uhr. Durch das Gefilze am Eingang und das anschließende Anstehen an der Garderobe hab ich ’ne ganze Ecke der griechischen Newcomer (kann man glaub ich noch so sagen) SUICIDAL ANGELS verpasst, die mir auf einem Sampler positiv aufgefallen waren. Was ich hörte, war ziemlich heftiger Thrash irgendwo zwischen alten SLAYER und alten SEPULTURA, der es aber etwas an Eigenständigkeit vermissen lässt. Weiter ging’s mit den Bay-Area-Thrashern DEATH ANGEL, von denen ich nur die erste Platte und einen Samplerbeitrag kenne. Vom ersten Album wurde nichts gespielt, aber die hatten auf jeden Fall ihren ganz eigenen Sound und boten eine beeindruckende Vorstellung. Der indianische Sänger wirbelte seine meterlangen Dreadzöppe durch die Gegend und schrie sich die Seele aus dem Leib. Man hat der Band zu keiner Sekunde angemerkt, dass die auf dieser Tour mehrere Abende hintereinander solch ein Programm haben. Hut ab! War sehr interessant mit anzusehen und am Ende gab’s dann auch endlich „Thrown To The Wolves“, besagter Sampler-Song und Hit. Es folgten EXODUS, von denen mich bisher nur das Debüt-Album interessiert hatte; eine Position, die ich nach meinen Konzerteindrücken evtl. überdenken sollte, denn was der „neue“, bullige Glatzkopf-Sänger (ist vermutlich alles andere als neu, aber eben nicht mehr der Originalsänger) mit seinem coolen DEAD-KENNEDYS-Shirt an Dampf abgelassen hat, war schon ein ziemlicher Hammer und erinnerte mehr an eine Hardcore-Show als an Metal. Das Publikum wurde quasi musikalisch nach Strich und Faden verprügelt und Bandkopf und Gründungsmitglied Gary Holt an der Gitarre grinste sich eins dazu und sah sehr zufrieden aus. Auch hier wirkte alles sehr authentisch und nicht geschauspielert. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie der Sänger mehrere solcher Auftritte hintereinander durchziehen kann. Prospekt!
Dann aber endlich der Headliner: Ruhrpott-Thrash-Legende KREATOR! Ging los mit einem Johnny-Cash-Intro („The Man Comes Around“) und weiter mit sehr starkem Songmaterial aus verschiedenen Phasen der Band. Das hat richtig gut geknallt und mich zum spontanen Mehrtrinkenalsicheigentlichwollte und manch ekstatischer Zuckung verleitet, aber für meinen Geschmack etwas plötzlich war Schluss. Keine Zugaben, kein nix. Ich finde, da wäre mehr drin gewesen und Songs wie „Extreme Aggression“ oder „Blind Faith“ habe ich schmerzlich vermisst. Sparen können hätte Frontsau Mille sich auch das anbiedernde, einstudierte Eingeschleime beim Publikum nach dem Motto „Wir haben uns ganz besonders auf
Die letzte Bahn zu bekommen, konnte ich trotz des gefühlt frühen Schlusses vergessen, denn nun hieß es erst recht, stundenlang an der Garderobe anzustehen. Dabei konnte ich mir aber das Merchandise-Zeug etwas genauer ansehen: Tonträger gab’s kaum, Vinyl eh nicht, dafür überteuerte Klamotten ohne Ende. 20,- EUR für ein Kreator-Shirt?! Klarer Fall von Arsch offen! Oder diese hässlichen „Thrashfest“-Fetzen, die sogar von vielen Metal-Deppen gekauft wurden… boah, wat für Idioten. Überhaupt, das Publikum: Einerseits waren viele lässig wirkende Oldschool-Kuttenträger und anderes vernünftiges Volk anwesend, andererseits aber auch so ganz arme Pfannen mit „Manowar – Kings Of Metal“-Shirt, Schnurri und zu großer Jeansjacke etc. Die Stimmung war aber völlig friedlich und ausgelassen. Letzteres lag mit Sicherheit zum Teil auch daran, dass Busladungen voll Auswärtiger rangekarrt wurden, die Bock auf KREATOR hatten.
Letztendlich hat es sich auf jeden Fall gelohnt, ich hab’s nicht bereut. Jetzt habe ich trotzdem mal wieder echt die Schnauze voll von diesem Drecksladen „Markthalle“ mit seinem sterilen Ambiente, Wucher-Getränkepreisen und Personal, das einen zu keiner Sekunde daran zweifeln lassen, dass man nur geduldet wird, um in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Kohle dazulassen und sich anschließend möglichst schnell wieder zu verpissen. Fick dich, Markthalle!
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