Wieder einmal feierte der Altonaer Bauwagenplatz in der Gaußstraße sein alljährliches Gratis-Open-Air-Festival, diesmal wieder bei Spitzenwetter. Der Bierpreis blieb stabil bei 1,- EUR (!), Essen gab’s auch, vor allem aber Livemusik und ein zahlreich erschienenes buntes Publikum von jung bis alt. Wie üblich ging die Sause zwei Tage lang, ich war am ersten da – einem Freitag, den 13. Ob das gutgehen konnte…? Ja, doch:
Die erste Band, HOBBY AUF’M DORF, habe ich verpasst, zu FREVEL aus Schleswig-Holstein war ich aber pünktlich am Start. Die haben einen neuen Basser namens Paul und zocken nach wie vor kompromisslosen deutsch- und englischsprachigen HC-Punk mit kräftiger Thrash-Kante. Der aggressive Sound mit Shouter Tims kehligem Gebrüll passt perfekt in die heutige Zeit, die Tim in klugen Ansagen kommentierte. Entsprechend fiel diesmal auch die Songauswahl aus, die auf spaßigere Lieder weitestgehend verzichtete. Für musikalische Abwechslung sorgte die eingestreute Funk-Punk-Nummer „Bombe“ (o.ä.). Vor der Bühne war ordentlich was los, immer mal wieder verließ Tim die Bühne und machte einfach mit. Der Sound klang anfangs hier und da noch etwas übersteuert, wurde mit der Zeit aber immer besser. Als lauthals geforderte Zugabe spielte man „Die Maschine“ ein zweites Mal, vermutlich hat sich der neue Mann am Viersaiter noch nicht das gesamte Repertoire draufgeschafft. Der ehemalige Bassist fand sich übrigens feiernd im Publikum wieder und werde, so hieß es, wohl eine neue Band gründen.
- Frevel
MALAKOV aus Braunschweig und Gelsenkirchen kamen nach einer rekordverdächtig langen Umbaupause auf die Bretter – und hatten prompt Probleme mit ‘nem Gitarrenkabel. Irgendwann ging’s aber los, und es kam mir von Anfang an bekannt vor. Spätestens beim Song mit der repetitiven „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen“-Aufforderung war mir klar, dass mir die schon mal irgendwo live untergekommen sein mussten. Mittlerweile weiß ich: Klar, genau hier, auf dem Gaußfest vor drei Jahren. Das Quintett ist zum Quartett geschrumpft, keine Ahnung ob dauerhaft oder nur temporär. Das bedeutet, dass der deutschsprachige Punkrock mit nur noch einer Gitarre gezockt wird. Mir kommt’s im Nachhinein – nach Vergleich mit meinen damaligen Eindrücken – zudem so vor, als habe die Band diesmal verstärkt melancholisches, mitunter gar balladeskes Material gespielt, das mir nicht so gut reinlief. Die Knüppelsongs hingegen waren geil und passten auch besser zum Organ des Sängers. Wie bei Frevel wurde ausgelassen getanzt, gefeiert und mit Bier gespritzt. Nach gleich mehreren Zugaben gab’s Pausenunterhaltung in Form einer Show-Einlage mit brennenden Fackeln vor der Bühne von lateinamerikanisch anmutenden Gauklern.
- Malakov
Als mit HUMAN BEHAVIOR die letzte Band des Abends loslegte, war es dunkel geworden, was der Atmosphäre zuträglich war. Als die ersten Riffs erklangen, erinnerte mich der Sound an S.O.D. und Konsorten, was mich vor die Bühne lockte. Dort war ich erstaunt, lediglich ein Duo vorzufinden, das Krach für ‘ne ganze Band machte: Die beiden Typen aus Berlin und Wien zockten tiefergestimmten (und dadurch basslastig anmutenden) HC-Punk mit deutschen und englischen Texten humorlos und zunächst ohne jegliche Ansagen herunter, zwischen den eher kurzen Songs gab’s dafür nicht zu knapp Feedback-Gequietsche auf die Ohren. Der Drummer trommelte pornös, der Gitarrist brüllte zwischen heiser und brachial die Texte. Gegen Ende fand dann doch ein bisschen Kommunikation mit dem von der Darbietung sehr angetanem Publikum statt und auch hier gab’s Zugaben. Respekt für diese Zwei-Mann-Leistung, die live bei perfektem Sound sehr geil kam.
- Human
- Behavior
Danke, Gaußplatz – hoffe, der zweite Tag war genauso gelungen!
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