schumacher, michael - tankard - a life in beermudaAutor Michael Schumacher ist natürlich nicht zu verwechseln mit dem Formel-1-Weltmeister. Der Namensvetter des Rennfahrers ist Musikwissenschaftler und Doktorand an der Kölner Uni, aber was viel wichtiger ist: Fan der hessischen Thrash-Band TANKARD. So fühlte er sich berufen, einmal deren Biographie aufzuschreiben, was zu diesem 200 Seiten starken Schmöker geführt hat, der im schicken, festen Einband kommt und die Geschichte der Frankfurter rekapituliert. Die Schrift ist relativ groß, das Buch reich bebildert, mit zahlreichen eingestreuten Kommentaren von Musiker-Kollegen gespickt und um einen Anhang ergänzt, der eine komplette Konzertübersicht liefert. Verglichen mit anderen Biographien von Bands, die ähnlich lange existieren, bleibt also gar nicht allzu viel Platz, um wirklich in die Tiefe zu gehen. Dennoch klappert Schumacher die wichtigsten Stationen der Bandkarriere ab, hat viele witzige Anekdoten auf Lager (von denen natürlich viele mit Alkoholkonsum und Zerstörungswut zu tun haben) und schafft es, zu vermitteln, was es bedeutet, eine Band wie TANKARD als Hobby, aber dennoch professionell zu betreiben: Dies bedeutet nämlich keinesfalls, versagt oder „es nicht geschafft“ zu haben, sondern im Falle TANKARDs bodenständig zu bleiben, weitestgehend unabhängig zu sein und sich seine künstlerische Freiheit kompromisslos zu bewahren – sowie konstant abzuliefern, auch durch Täler hindurch, in der Thrash Metal gerade wenig populär ist. Das liest sich ebenso kurzweilig wie interessant, wobei natürlich die Anfangstage am spannendsten sind, aber auch die Zeit des Mauerfalls verdient besondere Aufmerksamkeit. Jede Plattenproduktion (derer es bei TANKARD viele gibt) wird zumindest einmal angeschnitten und die ersten vier Alben gehören meines Erachtens zur Pflichtausstattung einer Thrash-Sammlung. Was danach kam, empfand ich häufig als etwas durchwachsen und was das Buch leider nicht wirklich geschafft hat, ist es, mir jene Platten noch einmal schmackhaft zu machen, mich häufiger auf bestimmte Songs, evtl. vergessene oder übersehene Perlen hinzuweisen o.ä. Gerade auch in Bezug auf die Texte der Band, die zwar i.d.R. über viel Humor und Selbstironie verfügen, aber auch sehr kritische und ernste Töne anschlagen können, hätte ich mir mehr gewünscht, denn ich glaube, dass Shouter Gerre & Co. viel Leidenschaft und Herzblut in manch Song fließen lassen. Relevanter (und mitunter sehr aufschlussreich) sind da aber verständlicherweise die Interviews mit Ex-TANKARD-Musikern, Manager Buffo, Produzenten, Label-Betreibern und Cover-Künstler Sascha Krüger sowie die Abschnitte über das NDW- und Schlager-Cover-Nebenprojekt TANKWART (etwas arg unkritisch) und das Engagement für Eintracht Frankfurt. Alles in allem ein sympathisches Buch über eine ebensolche Band, die vor allem live ein absoluter Killer ist, sich selbst stets treu geblieben ist, noch immer aufopferungsvoll dem ehrlichen Thrash frönt und anscheinend nie weniger als 100% gibt. Den Charme der trinkfesten Hessen fängt „A Life in Beermuda“ gut ein und liefert einen gelungenen Einblick in ihr Selbstverständnis. Die „etwas andere Biographie“ dokumentiert ein wichtiges Stück deutsche Thrash-Geschichte und ist deshalb sowohl für TANKARD-Fans als auch -Kritiker und -Skeptiker von Interesse – Hauptsache Musikliebhaber. Überfordern sollte es niemanden, denn es liest sich innerhalb einiger Stunden schnell weg. Darauf ein Space Beer!