Die schweizerische Comiczeichnerin und Illustratorin Kati Rickenbach ist Mitherausgeberin des Comicmagazins „Strapazin“ und veröffentlichte 2007 auf ihr Engagement für die Comicserie „Zyri“ im „Züritipp“-Stadtmagazin hin ihre erste Graphic Novel „Filmriss“ im Verlag Edition Moderne. Auf rund 80 in Graustufen gehaltenen, handgeletterten Seiten zwischen festen Einbanddeckeln erzählt sie die Geschichte der jungen Erwachsenen Lela, die nach einer Party mit einem Knutschfleck aufwacht, sich jedoch an nichts erinnern kann und versucht, die Ereignisse der letzten Nacht zu rekonstruieren. Die Leserinnen und Leser folgen ihr dabei auf eine Reise durch Partys und Flirts, ungesunde zwischenmenschliche Beziehungen, Verunsicherung und Wut bis hin zu Wahnsinn und Verzweiflung. Eine Attraktion des Bands ist der verschachtelte Erzählstil mit seinen vielen Perspektivwechseln und Rückblenden, der zu einer spannenden Geschichten heranwächst, die letztlich alle Handlungsfäden zusammenführt – weshalb über diese hier nicht mehr verraten werden soll. Im karikierenden, eigenwilligen, aber nicht uncharmanten Funny-Stil kann die ironische bis sarkastische Leichtigkeit der blocktextfreien Zeichnungen und Dialoge nicht übertünchen, dass hier ins Gegenteil verkehrt wird, was gemeinhin als Inbegriff von jugendlichem/adoleszentem Spaß, als sorgenarmes Freizeitvergnügen gilt. Das starre Grid-Korsett mit je acht Panels pro Seite wirkt wie die Grenze einer Realität, der die Figuren ohne Aussicht auf Erfolg zu entkommen versuchen. Ein Spiegelbild einer Generation? Das weiß ich nicht. Ich würde es Rickenbach aber vorbehaltlos abkaufen, wenn das, was sie hier verarbeitet, ausnahmslos auf realen Beobachtungen und Erfahrungen beruht, weshalb einem das Lachen insbesondere zum Ende hin gleich mehrmals im Halse stecken bleibt. Beachtlich ist zudem, wie es ihr gelingt, all dies auf lediglich 80 Seiten komprimiert wiederzugeben. Ein hoffnungsvoll stimmendes Debüt über Hoffnungslosigkeit aus der Perspektive eines gesellschaftlichen Mikrokosmos, der damit zu kämpfen hat, sich damit abzufinden.
Schreibe einen Kommentar