1978 war es so weit: Meine Lieblingsfigur des Mad-Stammzeichners Don Martin, Käpt’n Hirni, feierte sein Debüt im Taschenbuchformat! Die Superhelden-Persiflage um einen in seiner Kindheit und Jugend Superhelden-Comic-süchtigen grenzdebilen, ausschließlich in Soundwords monologisierenden Tunichtgut, der von seinen Eltern, der Schule, dem Arbeitsamt und schließlich seiner Vermieterin herausgeworfen wird, dessen Schicksal aber eine entscheidende Wendung nimmt, als er sich in suizidaler Absicht von einem Hochhausdach stürzt und dabei versehentlich einen Bankräuber zur Strecke bringt, beginnt mit seiner Origin Story und erstreckt sich schließlich über vier wahrhaft heldenhafte Geschichten. So muss er es mit dem infantilen Superschurken Hugo Schlonz alias Babyboy ebenso aufnehmen wie mit einem widerspenstigen Aufzug, mit Gorgonzola, der Monsterspinne und als großes Finale Baldur, dem bösen Bomber. Hierfür hat er wie aus den Mad-Taschenbüchern gewohnt 160 Schwarzweiß-Seiten zur Verfügung, die sich meist auf ein, manchmal zwei Panels beschränken, sodass Don Martins klarer karikierender Strich in den kauzigen, bizarren Zeichnungen optimal zur Geltung kommt. Brutaler Slapstick und anarchischer, respektloser bis absurder Humor geben sich die Klinke in die Hand und verschmelzen zu einer satirischen Parodie klassischer Superhelden-Topoi. Darüber hinaus wird der Film-noir-Stil aufs Korn genommen, wenn Käpt’n Hirni bedeutungsschwanger wie ein Off-Sprecher in kurzen Blocktexten zu seinen Leserinnen und Lesern spricht, jedoch von den dazugehörigen Bildern konterkariert wird, wenn sie die tatsächlichen, wenig rühmlichen Umstände und Ereignisse zeigen. Das „Käpt’n Hirni“-Konzept ist mitsamt seinen Gags ziemlich gut gealtert und ich amüsiere mich nach wie vor köstlich über die Abenteuer des Helden in seiner gepunkteten Unterhose. Käpt’n Hirni for MCU!
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