Tarzan, „Affenmensch“ und Bewohner des afrikanischen Urwalds, wurde 1912 vom Schriftsteller Edgar Rice Burroughs erfunden und somit Protagonist von rund 30 Abenteuerromanen. Der französische Journalist Guy Deluchey ist beinharter Fan dieser fiktiven Figur und Autor dieses rund 290-seitigen, 2010 in Frankreich und übersetzt 2011 im Knesebeck-Verlag erschienen Buchs, einer Mischung aus Bildband und Filmographie. Neben Burroughs’ Büchern existieren nämlich nicht weniger als 43 Tarzan-Verfilmungen und diverse TV-Serien mit insgesamt 21 verschiedenen Tarzan-Darstellern, darunter Namen wie Johnny Weissmuller, Lex Barker, Miles O’Keeffe und Christopher Lambert. Zwischen etlichen großformatigen, raren Set- und Aushangfotos, Filmplakaten etc. schlüpft Deluchey als besonderer erzählerischer Kniff in die Rolle Tarzans und lässt ihn im großzügig gesetzten Textteil all seine Verfilmungen in chronologischer Reihenfolge nicht nur beurteilen, sondern auch interessante Anekdoten und Details von den Dreharbeiten berichten. Das ist filmgeschichtlich auch für Nicht-Tarzan-Fans überaus interessant, zumal auch sämtliche Stummfilme abgehandelt werden und der Rezipient erfährt, inwiefern die Verfilmungen von den literarischen Vorlagen abweichen – teils nämlich beträchtlich. Interessanterweise sind insbesondere die Stummfilme wesentlich vorlagengetreuer als die späteren, viel populäreren Tonfilme. Dass sich Tarzan von Liane zu Liane schwingt war beispielsweise ebenso wenig Intention Burroughs’ wie sein jodelnder Schrei – und auch Tarzans Doppelleben als Herr des Urwalds auf der einen und zivilisierter Lebemann auf der anderen Seite wurde häufig unterschlagen. Zwischendurch wird in Exkursionen auf Tarzan-Comics, -Fernsehserien, -Zeichentrickfilme und -Fanartikel eingegangen. Das liest sich alles recht gut und liefert einen schönen Überblick über das Tarzan-Universum und seine Hintergründe unter Berücksichtigung des jeweiligen Zeitgeists. Auch optisch wie haptisch macht das großformatige Buch im Hardcover-Einband einiges her. Das matte Kartonpapier ist wertig und riecht gut und unabhängig vom Text macht es insbesondere für cineastisch Interessierte Spaß, durch all die Fotos und Illustrationen zu blättern. Die Krux ist jedoch, dass das Buch von außen inkl. Rückentext den Eindruck erweckt, die gesamte Geschichte Tarzans abzudecken, während der Inhalt sich eben vornehmlich den Verfilmungen widmet. Dies könnte für Frust beim ein oder anderen Käufer sorgen, denn „Wie er wurde, was er ist“ erläutert Deluchey nicht wirklich. Zudem hätte eine sorgfältigere Qualitätskontrolle sicherlich verpixelte Bilder sowie hier und da etwas ungelenkte Formulierungen getilgt. Mit meinem Faible für Filmgeschichte und meinen Erinnerungen an die alten Weissmuller-Filme aber konnte ich viel mit diesem schönen Werk anfangen.