AUWEIA! auf Abschiedstour mit Halt in der Lobusch – also unbedingt mal hin da, jene achtbeliebteste (nach SLIME, DRITTE WAHL, TOXOPLASMA, CANALTERROR, VORKRIEGSJUGEND, BOSKOPS und RAZZIA) Deutschpunkband ever hatte ich schließlich lang genug mit Ignoranz gestraft – und ich weiß nicht mal, warum. Shouter Ullah machte in seinen Beiträgen zum „Plastic Bomb“-Fanzine i.d.R. einen sehr sympathischen Eindruck und die zwei, drei Songs, die ich kannte, konnten ‘ne Menge. Außerdem wurden sie allenthalben ziemlich abgefeiert und „Dat is Punk, dat raffste nie!“ zum geflügelten Wort. Weshalb ich mir trotzdem nicht mal ‘ne ganze Platte angehört hatte, kann ich echt nicht sagen – vielleicht gerade deshalb? Die Konzerte jedenfalls hab‘ ich anscheinend aus Zeitgründen immer verpasst. Genug des Blablas, erst mal zu den STACKHUMANS aus Itzehoe: Die hatte ich zuletzt im Februar im Gängeviertel gesehen. Seitdem haben die sich ganz schön gemacht: Was damals noch ziemlich rudimentär rumpelte, klang jetzt wesentlich gereifter nach recht tightem Aggro-HC-Punk mit Crust-Einschlag (oder so). Die Band, insbesondere der auch mal seine Bühne verlassende (und sich seiner Schuhe entledigende!?) Shouter, legte sich kräftig ins Zeug und konnte sich grundsätzlich eigentlich nicht über mangelndes Publikumsinteresse beklagen. Weshalb die Leute aber wie angewurzelt dastanden und die Band begafften, weiß ich nicht, doch auch Applaus scheint mittlerweile als uncool und unpunkig zu gelten. Mir gefiel’s über weite Strecken gut, halt die schön grobe, humorlose, radikale Kelle, allerdings täte die Band gut daran, ihr Set etwas zu kürzen – die STACKHUMANS schienen gar nicht mehr von der Bühne zu wollen, doch ihr Sound nutzte sich mit der Zeit spürbar ab und wurde monoton, zu sehr ähneln sich irgendwann die Songs.
- Stackhumans
THRASHING-PUMPGUNS-Rolf schien vor dem Gig etwas in Sorge um seinen Bassisten zu sein, der bereits bei meinem Erscheinen deutlich Schlagseite hatte. Beim HC-/Thrash-Crossover-Livesound schließlich schien das egal zu sein, die Band pustete den Laden kräftig durch, brachte die vorderen Reihen zum Tanzen und motivierte auch mich zu ekstatischen Ausdrucksformen. Der neue Gitarrist scheint bestens dazu zu passen und Shouter Rolf ist nach wie vor nicht zuletzt ein verdammt geübter Entertainer, der ebenfalls auf Tuchfühlung mit dem Mob ging. Geile Scheiße wieder!
- Thrashing Pumpguns
Als AUWEIA! gegen halb eins auf die Bühne kletterten, war ich längst zu breit und ausgepowert, um mir noch Details merken zu können. Fakt ist aber, dass der geschmackssichere Ullah & Co. die Fahne des relativ schnörkellosen, flotten, rauen und unprätentiösen deutschsprachigen Punkrocks bzw. HC-Punks, der irgendwann später mal „Deutschpunk“ getauft wurde, hochhalten (bzw. -hielten) und frei jeglichen aufgesetzten Images, intellektuellen Überaus oder affektierten Getues ordentlich auf die Kacke hauten, wie man es sich wünscht. Ullah sangbrüllschrie sich hektisch und inbrünstig durch etliche straßentaugliche Punk-Weisen und zappelte sich seinen Schnurri schwindelig. Tonnenweise Papierschnipsel wurden von der Bühne geworfen und flogen auf dieselbe zurück, bis die Lobusch aussah wie ein überdimensionierter Aktenschredder. Das Publikum war mittlerweile natürlich auch aufgetaut, bisweilen schwer besoffen, und feierte gut mit. Gegen Ende wurden Spezi und Tommy (beide ex-STAHLSCHWESTER) auf die Bühne gebeten und sangen zusammen mit Ullah, fragt mich aber bitte nicht, was. Nach dem Gig war ich hackedicht, quatschte Ullah noch mit irgendeinem Mist voll und trat schließlich den Heimweg an, das Bier schien auch irgendwie alle zu sein. Bands wie AUWEIA! gibt’s leider zu wenige in der Szene und insofern ist dieser Abschied durchaus ein etwas trauriger – obwohl gerade erst so richtig kennengelernt. Hoffentlich lässt man uns nicht über kurz oder lang mit all diesen „selbstironischen“ D-Punk-Bands allein…
- Au
- weia!
Schreibe einen Kommentar