(www.plasticbomb.de)

Gleich negativ fällt auf, dass der Heftumschlag nun im gleichen dünnen Papier daherkommt wie der Rest des Heftes, was ihn wesentlich anfälliger für Beschädigungen macht und dem Heft mehr einen Zeitungs-Charakter verleiht. Und irgendwie scheint das PB insgesamt dünner geoworden zu sein…? Kurz nachgezählt, aha: Acht Seiten weniger als zuletzt, zum gleichen Preis, wohlgemerkt… In den Vorworten beschreibt Micha seinen Auszug aus seiner Siffbude, Helge gedenkt Mikey Offender (R.I.P.!), Swen geht auf den ebenso populistischen wie heuchlerischen Nokia-Hass ein und Kuwe hat mit 43 seine Umschulung geschafft und lästert gegen Willi Wucher. Interviews gibt’s mit Andreas Geiger, dem Macher so genialer Dokumentation wie „Punk im Dschungel“ oder „Heavy Metal auf dem Lande“, das mir sehr gut gefällt, der Band PASCOW, die recht sympathisch rüberkommt, den Ruhrpott-Punk-Urgesteinen ARTLESS (Erstes Interview überhaupt! Vorsicht, wieder auf Tour!), den Polen von UTOPIA, den Spaghettifressern von KLASSE KRIMINALE, den Kanadiern NO MEANS NO, Fabsi von den MIMMI’S (der Mann wird zwar ständig interviewt, hat aber auch stets ’ne Menge zu erzählen), den Chinacken-Skins von MI SAN DAO (der Bandname könnte auch bayrische Mundart sein, ähem), der Sängerin von PENETRATION (war bereits auf dem Titelblatt der letzten Ausgabe angekündigt) und Andrea von den PESTPOCKEN (wurde auch mal Zeit, dass eine der Pestpöckinnen zu Wort kommt). Außerdem wird die schwule Hardcore-Kampagne „Gay.Edge.Liberation“ in Form eines kurzen Interviews vorgestellt. Neben den üblichen Kolumnen (Exoten-Punk, Zepps Zoom, Stanley Heads Ska-Ecke, Kleinanzeigen, Reviews und Verrisse, Konzerttermine sowie leider oftmals ziemlich lieblos per Kopieren/Einfügen zusammengeschusterte News) wartet Micha mit einem ausführlichen Konzert- und Erlebnisbericht des CRASS-Events „Feeding of the 5000“ in England auf, der sich sehr gut und humorvoll liest, aber leider nicht ohne hochnäsige Kommentare gegen vermeintlich inhaltsleere Bands wie THE BUSINESS auskommt. Stark ab fällt dagegen seine zweite Kolumne, in der sich Micha in alkoholbedingter Kater-Paranoia über arme Omis beim Bäcker auslässt. Über jeden Zweifel erhaben hingegen ist erneut Cris Scholz’ Kolumne sowie Vascos großartige „Wunderbare Welt der Propaganda“, diesmal zum Thema Schein und Sein der EU. Dem immer aktuellen Thema „Freiräume erkämpfen und verteidigen“ wird durch Berichte über „Panka hyttn“ in Wien, „Rabatz“ in Paderborn und „Köpi“ in Berlin Tribut gezollt. Der Initiative B.A.F.F., die sich gegen Nazis in Fußballstadien engagiert, wird ebenfalls Platz eingeräumt und das Oberhausener Friedensdorf vorgestellt. Unterm Strich also eine inhaltlich solide Ausgabe ohne Ausfälle. 3,50 € inkl. CD. Günni