„Was ist das Geheimnis einer erfüllenden Beziehung? Begleiten Sie die unglückliche Beziehungswaise Mali dabei, wie sie ihre Antwort auf diese Frage aller Fragen findet. Hilfe erfährt sie dabei von dem erleuchteten Beziehungsweisen Malik, dem einst von Buddha und Jesus die ,Kunst des Herzens’ und das Wissen um den ,siebenstufigen Pfad zu einer erleuchteten Beziehung’ gelehrt wurden.“ (Klappentext)
Der Musiker und Verfasser von Büchern „zu mystischen und spirituellen Themen“ (Wikipedia) Ralph Valenteano veröffentlichte im Jahre 2011 über den Darmstädter Schirner-Verlag dieses 80-seitige Büchlein mit Lettern großzügigen Formats, das angereichert wurde mit iStock-Illustrationen, die an fernöstlichen Buddhismus gemahnen sollen, aber vielmehr an all diese bis unter die Decke mit überteuertem, überflüssigem Krempel vollgepackten, penetrant nach Räucherstäbchen müffelnden Esoterik-Läden erinnern. In Form eines kitschigen Märchens, in dem die hübsche Mali, die stets an die falschen Partner gerät, auf den weisen Heiler Malik trifft, der sie an die Hand nimmt und lehrt, wird die universelle Botschaft vermittelt, dass man erst einmal sich selbst finden muss, bevor andere einen lieben können. Diese simple Formel ist sicherlich nur allzu wahr. Um keine ungesunden emotionalen Abhängigkeiten zu entwickeln und jedes Mal aufs Neue denselben Mist durchzumachen, sollte man sich darüber bewusst werden, welche eigenen Charakterzüge, Fehler und unverarbeiteten Verletzungen bis hin zu Traumata einem die jeweils falschen Partnerinnen oder Partner eigentlich widerspiegeln, und daraufhin in seiner eigenen Seele mal kräftig entrümpeln, aufräumen und feucht durchwischen, um mit sich selbst im Reinen zu sein und dadurch Partnerinnen oder Partner kennenlernen zu können, die dies auch sind und mit denen eine erfüllende Beziehung auf Augenhöhe möglich wird, in der man sich gegenseitig ergänzt statt sich herabzuziehen.
So weit, so gut. Die Besserwisserei des Allwissenheit für sich beanspruchenden Malik in diesem Büchlein ist jedoch ebenso befremdlich wie die undifferenzierte Aufforderung zur Vergebung. Natürlich kann man unaufgeräumten Ex-Partner(inne)n, mit denen man chaotische und turbulente oder schmerzhafte Zeiten hinter sich hat, verzeihen, ist man erst einmal mit sich selbst im Reinen und sich darüber bewusst, wie und weshalb man diese Partnerschaft heraufbeschworen und was man für seinen weiteren Lebensweg an Lehren daraus gezogen hat. Mit keiner Silbe geht Valenteano jedoch darauf ein, dass sich mitnichten alles vergeben lässt, schon gar nicht, wenn etwas vorgefallen ist, was seinerseits Traumata o.ä. ausgelöst hat. Auch esoterischer Humbug wie „Alle Menschen sind auf der geistigen Ebene miteinander verbunden“ ist abzulehnen. Das wäre ja furchtbar! Dieses Büchlein propagiert ferner unverbesserlichen Optimismus – als müsse man nur fest genug an etwas glauben, damit es in Erfüllung geht. Auf komplexere, weitergehende Fragen jedoch weiß auch Valenteano keine Antwort und wirft stattdessen munter mit Jesus- und Buddha-Zitaten um sich und bringt auch noch Gott ins Spiel. Diese verquaste Vermengung religiöser Konnotationen mit esoterischem Geschwurbel ist ärgerlich, aber letztlich typisch für diese Klientel in ihrer Erklärung psychologischer Phänomene mittels übernatürlicher „Mächte“.
So hilfreich es sein mag, innerhalb einer auf Effizienz, Konkurrenzkampf und Technologiegläubigkeit ausgerichteten Welt zu sich selbst zu finden, sein persönliches emotionales Gleichgewicht auszutarieren und sich eine gewisse Spiritualität zu wahren, so kontraproduktiv ist es, einfache Wahrheiten esoterisch aufzuladen und bedeutungsschwanger mit Begriffen wie „Erleuchtung“ u.ä. um sich zu werfen, um eine weltfremde Klientel entsprechend zu bedienen, statt an den gesunden Menschenverstand zu appellieren.
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