Unter dem Motto „Punks meets Disco“ feierte die mir in erster Linie vom Sehen auf Gigs etc. bekannte Julia ihren 30. Geburtstag öffentlich in der altehrwürdigen Lobusch und hatte weder Kosten noch Mühen gescheut, zu diesem Anlass möglichst illustre Stimmungskapellen zu verpflichten. Fragte ich mich anfänglich noch, wo denn das ganze Partyvolk bliebe und ob es sich bei dem Typen im weiblichen Kängurukostüm wohl um BOUNCING BETTY handele, war nach den ersten paar Bierkannen die Bude ca. zur Hälfte gefüllt und CRASS DEFECTED CHARACTER gaben Gas – bzw. erst mal ein Ständchen zum Besten, natürlich für „das Julia“, und zwar auf der Melodie von Wolle Petrys „Ruhrgebiet“. Den Namen Petry wieder positiv besetzen – geglückt! Im Anschluss folgte die gewohnte Mischung aus explosivem deutschsprachigem HC-Punk, meist im Up-, seltener im Midtempo und mit Hits wie „Eine Handvoll Fick Dich“, „Protest durch Sachschaden“ oder auch „Geiz ist geil“. Der Sound war derart gut, dass nicht nur Manus Bass kräftig knatterte, sondern auch die Texte deutlich zu vernehmen waren, die größtenteils aus dem Munde des vermutlich erstmals auf seine obligatorische Mütze verzichtenden Sängers/Gitarristen des Trios kamen. Was kommt als nächstes? Manu nimmt seine Sonnenbrille ab?! Unfassbar! Es war anscheinend nicht ganz einfach, ausgelassene Stimmung in die Bude zu kriegen, so richtig traute sich kaum jemand zum gepflegten Pogo. Je öfter die Gastgeberin jedoch mit ihrem Schnapstablett die Runde machte, desto lockerer wurde die Meute. Natürlich musste ‘ne Zugabe her und CDC beschlossen ihren Gig, wie sie ihn eröffnet hatten: Mit ihrem Julia-Ständchen, diesmal jedoch mit vergnügt tanzendem Geburtstagskind auf der Bühne. Ein beeindruckender Gig voll kontrollierter Aggression, technischer Tightness und inhaltlicher Relevanz, dessen Tüpfelchen auf dem I „Life is too long“ mit Gastsängerin gewesen wäre, wie es in der Vergangenheit regelmäßig der Fall war – aber man kann nicht alles haben.
Die noch recht neuen, jedoch nicht mehr jungen LIQUOR SHOP ROCKERS hatte ich mittlerweile bereits zweimal gesehen, einmal davon hier in der Lobusch, und auch diesmal veranstaltete das sich aus alten Szenerecken zusammensetzende Quartett wieder ordentlich Rambazamba mit seinem derben Punk/HC-Mix. Die Jungs sowie die Dame am Bass waren bestens aufgelegt und ebenfalls mit einem klasse Sound gesegnet, der Ninas Hokus-Pokus-Fidibass fast wie ‘ne zweite Klampfe klingen ließ. Das drückte wieder einwandfrei von der Bühne und animierte zu mittlerweile vorgerückter Stunde auch den einen oder anderem mehr zum Ausdruckstanz. Schicke Shirts hat man nun am Start, von denen ich mir gleich mal eines sicherte. Eigentlich war ich nach diesem Gig auch schon bedient, weil völlig zufrieden und längst gut angeheitert, aber der Headliner scharrte bereits mit den Hufen.
Die BOUNCING BETTYS aus Limburg hatten nichts mit dem Kängurufraumann zu tun, sondern entpuppten sich als gitarrenloses Bass- und Drum-Duo, das seinen Stil „Powerdisco“ getauft hat und der Veranstaltung damit ihr Motto gab. Seit 2015 ist man anscheinend mit dieser Mischung aus Punk und analogem Disco-Sound unterwegs, der für mich ehrlich gesagt vielmehr nach Stoner Rock o.ä. klang, was ja so gar nicht meine cup of pee ist. Unterhaltsam anzusehen war’s aber allemal und der Sound immer noch erträglicher als tatsächliches Disco-Geskasper. Trinken ließ sich dazu gut und die flotteren Stücke waren mitunter gar nicht übel. Wie lange ich danach noch vor Ort war, kann ich gar nicht genau sagen, aber es war in jedem Fall ein spaßiger Abend, ‘ne gelungene Party in sehr angenehmer Atmosphäre und ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm. Daher: Danke an Julia, die Lobusch und die Bands!
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