Mein Kumpel Martin ist erst letztes Jahr aus seiner serbischen Heimat nach Hamburg gezogen, hat flugs zusammen mit ein paar anderen Rabauken ‘ne Krachcombo gegründet und lud zur CRACKMEIER-Live-Premiere ins Eidelstedter Ackerpoolco. Da müssen andere empfehlens- und unterstützenswerte Veranstaltungen zurückstecken, denn ein solches Spektakel kann ich mir unmöglich entgehen lassen. Das Ackerpoolco war mir allerdings vollkommen unbekannt, per Bus, Bahn und Google Maps aber bald gefunden. Der Schuppen ist ein ‘nen recht guten Eindruck machendes Jugendzentrum inkl. Skatehalle, wo bereits seit 17:00 Uhr dem halsbrecherischen Rollbrettsport gefrönt wurde. Das Ganze war wohl die Geburtstagsparty eines Einheimischen, Eintritt war frei, Dithmarscher gab’s gegen paar Kröten Spende und ein Kaminfeuer sorgte an diesem arschkalten Tag („Too old to skate“? Too cold to skate!) für Wärme. Ließ sich also ganz gut an. Den einen oder anderen CRACKMEIER, so der geschmackvolle Name des neuen Sterns am Hamburger Hardcore-Himmel, hatte ich allerdings noch nie so sichtlich nervös erlebt. 😉
Diese warteten händeringend auf ihren zweiten Gitarristen Fokko, der einfach mal ganz lässig direkt zum Auftritt (ok, zum Soundcheck) erschien. Irgendwann zwischen neun und halb zehn ging’s dann los, Sänger Jesche positionierte sich vor der Bühne, nahm erstmals im Leben seine Mütze ab (hatte ihn noch nie ohne gesehen!) und wütete, brüllte, pöbelte sich durchs Set mit seinen angepissten, deutschsprachigen Hasstiraden gegen alles mögliche Verachtenswerte. Dank der beiden Gitarren der ehemaligen KAOS-KABELJAUer Fokko und Jerome (auch bei AUS DEM RASTER) und der anpeitschenden Rhythmussektion, bestehend aus dem schön dominant abgemischten Brutalo-Bass Böllers und Martins derbem, dabei technisch einwandfreiem Drumming, gab’s ein sattes Soundbrett dazu, das die Songs weder zu trocken noch monoton klingen ließ. Für einen ersten Gig überraschend tight! Hier und da gab’s etwas Background-Mitgebrüll und ein Song wurde vornehmlich von Jerome gesungen, wenn auch ohne dritte Strophe – kenn‘ ich, so wat… Das klopfte jedenfalls alles echt gut aufs Mett und provozierte auch den einen oder anderen Freudentanz im wesentlich stärker als erwartet vertretenen Publikum. Würde gern mal mit DMF zusammen mit CRACKMEIER zocken, wird hoffentlich mal möglich sein. Ein Einstand nach Maß! Bin jetzt Fan.
THE MUTTNICKS hatten leider kurzfristig abgesagt, also ging’s nach kurzer Pause direkt mit SCOOTER KIDS MUST DIE (oder auch SCOOTER KIDS UND KAI) weiter. Hatte ich noch nie von gehört, scheinen auch noch nicht sooo lange zu existieren. Mit dem Startschuss brach jedoch die Hölle los. Hatte ich es vorher schon recht optimistisch gefunden, den Tisch mit Mischpult etc. unmittelbar an der Tanzfläche aufzubauen, wurd’s nun echt gefährlich für die Technik: Bier spritzte durch die Gegend, Buddeln zerbarsten, Körper flogen herum. Ich hielt mich aus Sicherheitsgründen im Hintergrund, wie man auch den Fotos ansieht. Befürchtete ich anfänglich noch, der Sound könnte in Richung Screamo oder so gehen, wurde ich schnell eines Besseren belehrt: Astreiner, pfeilschneller Oldschool-Hard-/Trash-/Skatecore, hektisch und hysterisch, kurze Songs, englische Texte und ein Megahit auf Deutsch: „Ihr seit [sic!] schlau“ – doch „wir sind besoffen“. „Keine Bücher – wir wollen Bier!“ Perfekt auf den Punkt gebracht – nicht nur dieser Song, sondern der ganze Gig. Bekommt man hoffentlich auch öfter mal zu Gesicht.
Während der Zigarettenpause vor der Tür wurden die Scherben zusammengekehrt, anschließend musste ich mich erst mal wieder ‘ne Viertelstunde am Kamin aufwärmen. Mit ‘nem Bier to go ging’s in den Bus und zurück nach Altona, wo wir noch ‘nen Abstecher ins Monkeys machten, das seinen dritten Geburtstag feierte – also von einer Geburtstagsfeier auf die nächste, was perfekt passte, denn immerhin war ich ebenfalls mit einem Geburtstagskind unterwegs. Eigentlich hatten wir darauf spekuliert, dort nach dem Liveteil des Programms aufzuschlagen und gratis reinzukommen, waren dafür aber etwas zu früh am Start. So mussten wir noch jeder ‘nen Zehner für die letzten Songs der JUDGE-DREAD-Coverband latzen, aber sei’s drum: Ist ja für ‘nen guten Zweck… Die Band mit dem dicken Sänger im engen Superman-Shirt machte ihre Sache ohrenscheinlich ziemlich gut, könnte man sich wohl auch mal gezielt und abendfüllend geben. Einen Teil der Verlosung sahen wir uns noch an, ansonsten gaben wir uns im Pub-Bereich bei Mucke eines sehr geschmackssicheren DJs in angenehmer Atmosphäre den Rest, jedoch nicht ohne diverse Begrüßungen und Schnacks mit bekanntem Volk und natürlich Gratulationen ans Monkeys – auf die nächsten drei und noch viel mehr Jahre!
16. März 2018 — 20:32
Horni, Danke für deine Dumps.