skull fist + evil invaders + full assault @bambi galore, hamburg, 13.06.2015

Der Gaußplatz feiert mit zahlreichen Gästen den zweiten Tag des Gaußfests mit Bands wie PROJEKT PULVERTOASTMANN und STAHLSCHWESTER, meine Freunde von IN VINO VERITAS besorgen’s zusammen mit CONTRA zeitgleich dem Kraken – und wofür entscheide ich mich? Trotz all dieser hochkarätigen Alternativen für ein Metal-Konzert, auf das ich mich schon seit langem gefreut hatte. Auf den letzten Drücker konnte ich mir noch eine Karte reservieren und schon war der Billstedter Club restlos ausverkauft! Viele andere hatten nämlich dieselbe Idee wie ich und damit Bock auf die Kanadier SKULL FIST und die belgischen EVIL INVADERS. Los ging’s aber erst mal mit FULL ASSAULT aus MeckPomm, die für die aufgelösten AGRIMM DOOMHAMMER eingesprungen waren und in Triogröße ruppigen, aggressiven Thrash boten, der mich bisweilen positiv an KREATOR erinnerte. Dementsprechend kam die Band auch gut an und wurde lautstark gefeiert, sichtlich zur Freude der Schweriner. Gut gemacht!

Der Hauptgrund meines Erscheinens waren die EVIL INVADERS, die ich bereits bei ihrem letzten Abstecher nach Billstedt live sehen durfte, seinerzeit zusammen mit STRIKER und SCREAMER. Das war der Hammer, doch als sie ein paar Monate später im Grünspan spielten, war ich nebenan im Indra und auf den Gig als Vorgruppe in der Markthalle zusammen mit zwei anderen Bands, die mich überhaupt nicht interessierten, verzichtete ich dann ebenfalls. Umso größer war meine Freude, als ich vom Gig in der sympathischen Bambi Galore erfuhr, wo faire Preise, Underground-Spirit und nette Betreiber locken. Die Belgier haben nach ihrer genialen Mini-LP nun ihr erstes Album draußen (und ein VHS-Livevideo, das für ungläubige Blicke und Verzückung am Merch-Stand sorgte…), das ich mir an diesem Tag direkt bei der Band kaufte und mir live um die Ohren ballern ließ. In veränderter Besetzung gaben die ‘80s-to-the-bone-Speedster um Joe Anus alles, wildestes Banging, thrashiger, höchst authentischer Oldschool-Twin-Guitar-Speed vom Feinsten, asoziales Geschrei und Gekreische noch und nöcher, dass ich Pipi vor Rührung in die Augen bekam, die sich allerdings mit dem Schweiß vermischte, der von Stirn und Decke tropfte, denn mittlerweile war’s natürlich knallevoll und vor der Bühne tobte ein entfesselter Mob. Die Nebelmaschine ratterte auf Hochtouren und sorgte für Endzeitatmosphäre, dass man kaum noch etwas sah und trotzdem scheint es einem der Gitarristen gelungen zu sein, zwischenzeitlich eine gerissene Saite in Rekordgeschwindigkeit zu wechseln, ohne dass der Song hätte unterbrochen werden müssen – wenn ich das richtig beobachtet habe. Respekt! Das Set erweiterte man um eine weitere Coverversion, mit der ich nun wirklich nicht gerechnet hatte: „Fabulous Disaster“ von EXODUS, m.E. einer der geilsten Thrash-Songs ever (und schönes Trostpflaster für meinen versäumten EXODUS-Gig)! Im Anschluss kippte mir ein netter Mensch Wasser in den Nacken, das im saunaähnlichen Klima sofort verdampfte. Einige Leute forderten beständig das bekannte EXCITER-Cover „Violence and Force“, das als Zugabe dann auch noch zum Besten gegeben wurde, was ich jedoch etwas schade fand – lieber hätte ich einen weiteren eigenen Song gehört, z.B. meinen Favoriten „Tortured by the Beast“ – und jetzt sagt mir bitte nicht, dass der ganz am Anfang gespielt worden wäre, als ich mich draußen festgesabbelt hatte!

Nach diesem Inferno dann der zweite Headliner (so nenne ich’s jetzt einfach mal), die offenbar ebenso aufopferungsvoll wie die EVIL INVADERS für den Oldschool-Metal lebenden SKULL FIST, ebenfalls eine Bande im positiven Sinne Bekloppter. Etwas weniger Tempo und Aggressivität, atmosphärischer Sound, tolle Ohrwurmmelodien, sympathische Ausstrahlung und Humor – Frontmann Jackie Slaughter hatte seine Mutter (!) dabei und widmete ihr einen Song: „Get Fisteeeeeeed!!!“ … Auch diesmal war sein Gesang gerade anfänglich wieder zu leise, aber auch diesmal wurd’s mit der Zeit besser, insgesamt jedoch ist seine Stimme doch um einiges dünner als die vergleichbarer Acts und so muss man beim Soundmix sicherlich sensibel genug sein, ihn nicht unter den Instrumenten mundtot zu machen. Mit seinem Mut zu hohen Tonlagen und Showeinlagen wie Crowdsurfen mit Klampfe gleicht er das jedoch aus, „Angel Witch“ der gleichnamigen Band gab’s als Cover, „Heavier than Metal“ war auch der 2,20-Meter-Riese, der mir zwischendurch auf den Fuß trat und „No False Metal“ setzte den gefeierten Schlusspunkt. Auch hier trieb man’s mit dem Kunstnebel übrigens auf die Spitze, so dass sich die zwischenzeitlich unsichtbar gewordene Band etwas weniger davon erbat, haha.

Anschließend sah ich ausschließlich verschwitzte, aber glückliche Gesichter und alle dürften sich einig gewesen sein, dass das ein verdammt lohnender Abend war. Was das Wetter betrifft, sah’s ‘ne ganze Zeit gar nicht so gut aus; als ich nachmittags beim Altonaer Punktreffen aufkreuzte, goss es aus Kübeln und ich fürchtete, in T-Shirt und Kutte leicht „underdressed“ zu sein… Abends und nachts war das jedoch überhaupt kein Problem mehr und obwohl ich auch zu diesem Metal-Gig mal wieder allein pilgern musste, fühlte ich mich vor Ort alles andere als das. Neben der Anwesenheit ein paar bekannter Gesichter und der allgemein spitzenmäßigen Stimmung und freundschaftlichen Atmosphäre trug dazu bei, dass ich einige interessante und sympathische Metaller kennenlernte, von denen einer sogar quasi den gleichen Rückweg wie ich hatte. Bambi Galore, ich komme jetzt öfter! Wirklich!