Als mich der gute Hannes auf dem „Metal Bash“ fragte, ob ich nicht Bock hätte, mit DMF auf seinem Geburtstag am 15.07. im Gängeviertel zu zocken, staunte ich nicht schlecht, fiel das doch auch genau auf meinen! Zwillinge, bei der Geburt getrennt? Mitnichten, dafür bin ich viel zu jung… äh… Wie auch immer, jedenfalls waren wir natürlich dabei, um gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Hannes‘ Ehrentag zu feiern, meinen zu feiern, unser ausgefallenes Konzert mit UPPER CRUST nachzuholen und endlich unseren Live-Einstand in der neuen Besetzung mit Eisenkarl am Viersaiter zu geben. Als dritte Band konnte Hannes die Hamburger Metal-Punks THRASHING PUMPGUNS verpflichten. Zwischen 18 und 19:00 Uhr fanden sich an jenem zumindest etwas sommerlicheren Freitag schließlich nach und nach die Bands ein, wobei ich mich praktischerweise direkt nach der Arbeit zum Ort des Geschehens begeben konnte, während die übrigen Motherfucker mitsamt Kais Herzdame Jana und dem Equipment per Taxi anreisten (was den Taxifahrer offenbar leicht verstörte). Shakehands, Aufbau, Soundcheck, Nudelsalat, Dithmarscher und Jever – und mich von den Bandkollegen mit Geschenken wie dem „Selbstmord-Quartett“, dem „schwarzen Hamburg-Buch“ und Bud Spencers Autobiographie überhäufen lassen! Gegen 22:00 Uhr war’s dann gut gefüllt und wir bliesen zur Live-Premiere in aktueller Vierer-Besetzung, reduziert auf nur noch eine Klampfe. Bischn ungewohnt war es nach so langer Live-Abstinenz ja schon, ein komplettes Set ohne Kippenpause oder Toilettengänge durchzuziehen, Ansagen zu machen etc… Ich war im Vorfeld plötzlich wieder aufgeregt wie vor dem ersten Gig und meine Stimme war glaube ich durch die Probe am Abend zuvor nicht 100%ig auf der Höhe, dafür kamen wir aber schneller auf den Punkt, die Pausen zwischen den Songs wurden deutlich reduziert und an den Instrumenten waren wir souveräner als oftmals früher. Einen Songauftakt haben wir verkackt, aber ansonsten lief alles ohne gröbere Schnitzer – das lässt für die Zukunft hoffen, wenngleich vielleicht noch etwas am Sound gefeilt werden muss, um maximalen Druck mit nur noch einer Gitarre zu erzeugen. Das Ziel, räudigen Hatepunk möglichst ungehobelt herauszurotzen, darf jedenfalls als erreicht betrachtet werden.
Über zwei Gitarren verfügten dann die THRASHING PUMPGUNS, die den guten alten Hektiker-HC/Punk/Metal-Crossover-Sound ins Gängeviertel trugen. Shouter Rolf hielt es nicht lange auf der Bühne und sorgte stattdessen für Bewegung im Publikum, es wurde gebangt, gemosht und erstmals an diesem Abend mit Bier gespritzt. Bei „Too Old to Skate“ wurde ein Mikro ins Publikum gereicht und ich änderte den Text kurzerhand in „Too Drunk to Fuck“ um. Auf der Bühne sah man in erster Linie Gitarrenhälse und wild umherfliegende Haare, dazu pumpte im Hintergrund der unerbittliche Pumpgun-Beat eines der härtesten Drummer Hamburgs. Geile Show einmal mehr, die in aller gebotenen Kürze ein Maximum an Songs, Riffs und Themen unterbrachte. Rufe nach Zugabe verhallten jedoch ungehört; die Pumpguns nachzuladen pflege man grundsätzlich nicht, gab Rolf zu Protokoll.
Als UPPER CRUST an Position drei durchgereicht wurden, hatte ich ja ein leicht ungutes Gefühl, da ich bereits ein, zwei Mal erlebt hatte, dass es eine etwas undankbare Aufgabe sein kann, als letzte Band des Abends im Gängeviertel ran zu müssen. Viele Leute hatten in der Vergangenheit da bereits die Segel gestrichen. Bullshit, UPPER CRUST spielten um ihr Leben und rissen alles ab! Seit Kurzem um einen Shouter verstärkt, ist viel mehr los auf der Bühne und wirken die an alte D.R.I. etc. erinnernden HC-Punk-Eruptionen mit Mosh- und Crossover-Kante noch kompakter. Da wird giftig gekeift, wild geschrubbt, gehämmert und genagelt und Basser Jörg zappelt tranceartig zu seinen Tieftönen. Der nach wie vor vollzählig anwesende Mob drehte nun richtig durch und bescherte der Band verdientes „Headliner-Feeling“, auch ich stürzte mich ins Getümmel. Das war wohlgemerkt gar nicht mal so ohne, denn der Boden war arschrutschig und einmal hätte ich beinahe eine junge Dame unter mir begraben. Die Stimmung war auf ihrem Siedepunkt, die Temperatur ebenfalls und ohne Zugabe ließ man niemanden mehr von der Bühne. UPPER CRUST zockten drei Stück und besiegelten damit einen ihrer m.E. besten Gigs!
Im Anschluss wurde weitergefeiert, bis man uns ganz Hartnäckige zusammen mit dem Unrat hinausfegte, doch nebenan hatte die Gängeviertel-Punkbar noch geöffnet, die ebenfalls ausgetrunken wurde. Es war ein wahrlich desaströses Birthday-Disaster und an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Beteiligten und Verantwortlichen, insbesondere natürlich an Hannes, das gesamte Team der Gängeviertel-Konzert- und Kneipengruppe und alle Bands! Genial auch, dass manch Gesicht, das ich dort nun so gar nicht erwartet hatte, überraschenderweise auftauchte und meinen bzw. unseren Geburtstag mitfeierte. Ich kam das Wochenende gar nicht mehr aus dem Feiern heraus und zog ausnahmsweise zwei Tage durch. Außerdem danke an Jana und Bolanow-Christian für einen Großteil der Bilder. So macht Älterwerden Laune!
Weitere Fotos gibt’s dort:
=> DMF-Facebook-Album
=> Upper-Crust-Facebook-Album I
=> Upper-Crust-Facebook-Album II
22. Juli 2016 — 19:54
Danke für das starke Review! Das hat wirklich Laune gemacht. Geile Sause war das!