Ab Samstagnachmittag sollte an der Balduintreppe, die u.a. das Onkel Otto mit dem Ahoi verbindet, das Anti-Gentrifidingsbums-Solidaritätsfestival mit dem klangvollen Namen „Elbdisharmonie“ steigen, anlässlich dessen sich musikalische Beiträge unterschiedlichster Art angekündigt hatten. Wirklich interessant waren davon eigentlich nur die THRASHING PUMPGUNGS um ex-SMALL-TOWN-RIOT-Bassist Rolf, der seit geraumer Zeit Shouter dieser Oldschool-Thrash-/HC-Crossover-Combo ist. Das Ambiente hatte schon einmal was für sich: Die Bühne war auf ebenen Mitte zwischen den Treppenabschnitten aufgebaut worden und der Pöbel konnte bequem auf den Treppenstufen platznehmen. Vor der Bühen war aber auch genügend Platz für diejenigen, die sich „körperlich artikulieren“ wollten. Die THRASING PUMPGUNS boten ein derbes Brett schnellen, drückenden, brutalen Sounds, irgendwo zwischen CIRCLE JERKS und hektischem Trash, und Rolf hielt sich hauptsächlich im Publikum auf, sprang auf die Treppen, fegte wie ein Derwisch durch die Meute und keifte aggressiv ins Mikro. Zwischen den Songs gab’s ein paar erhellende Kommentare zu den Inhalten und etwas Kommunikation mit dem Publikum, alles souverän und auf den Punkt wie der ganze Gig. Auch ohne einen Riesen-Moshpit vor der Bühne war die Stimmung gut und die Band kam zurecht gut an. Feine Sache, für die es sich neben dem üblichen „Meet & Greet“ mit unzähligen bekannten Gesichtern gelohnt hat. Über das, was danach musikalisch folgte, hülle ich aber besser den Mantel des Schweigens. Selbstredend konnte das noch nicht alles sein, also brach man langsam, aber sicher auf in Richtung Altona, um der altehrwürdigen Lobusch mal wieder einen Besuch abzustatten:

Folk-Punk aus Frankreich, die Nachfolgeband von BÉRURIER NOIR – was Franzosenpunk betrifft, bin ich ja weitestgehend unbeleckt, was ich eigentlich mal ändern müsste. Ein Kumpel hatte mir kürzlich so einiges vorgespielt, unter anderem von der eben genannten Vorgängerband, und das klang alles verdammt gut. Außerdem ist „Les Rebelles“ ein verdammter Hit. Für ‘nen Fünfer konnte ich mir nun das aktuelle Projekt der Herren ansehen und -hören, eine wilde Mischung aus Folk und Punk mit Flöten und Elektro-Drums. Klingt erst mal reichlich befremdlich, hat es aber in sich. Ohnehin schon gut gelaunt und etwas angeheitert ging diese eigentümliche Mischung verdammt gut ins Bein. Die Lobusch war mittlerweile, nachdem es anfänglich noch etwas mau aussah, sehr respektabel gefüllt und die Leute gingen sehr gut mit, was die Bude innerhalb kürzester Zeit in die reinste Sauna verwandelte. Man wünschte sich einen Backofen zum Abkühlen, doch die Band hatte ein Einsehen und hörte irgendwann auf – jedoch nicht etwa, um das Konzert zu beenden, sondern um eine wohlverdiente Pause einzulegen! Diese eine Band erfüllte locker das Programm für zwei Bands und nach einiger Zeit ging’s tatsächlich weiter. Mich hielt dann irgendwann in Anbetracht der fast schon hypnotisierenden Mucke und der ausgelassenen, freundschaftlichen, schlicht fantastischen Stimmung auch nichts und ich begab mich in den schweißtriefenden Oben-Ohne-Mob vor der Bühne, wo das Bier in Sekundenschnelle verdunstete. Die Band schmetterte alte Arbeiterlieder in die hungrige Masse und wurde gebührend abgefeiert. Da war’s mir auch egal, dass es sich ab einem gewissen Punkt anhörte, als würden die Flöter die ganze Zeit mehr oder weniger dasselbe spielen. Am Ende war die Band glücklich und das Publikum befriedigt und besoffen. Nur ein paar Hartgesottene zogen noch weiter in die nächste Kneipe und ein Blick ins Portemonaine am nächsten Morgen verriet mir, dass ich einer davon war…