Das Konzert begann recht früh und hatte mit starker Konkurrenz zu kämpfen in Form von SLIME in der ausverkauften Markthalle und einem St.-Pauli-Heimspiel. Dementsprechen war das Molotow nun nicht gerade rappelvoll, aber einige Interessierte hatten sich doch eingefunden.
Für DOGS ON SAIL war’s der erste Auftritt mit neuem Sänger George, nachdem Stulle ausgestiegen war, und für KEIN HASS DA die Release-Party ihres „Hirntrafo“-Albums und -Buchs.
George hat sich sehr gut als Sänger der DOGS gemacht; war anscheinend die richtige Entscheidung, ihn zum Frontmann zu machen. Seine Stimme passt hervorragend zur Band und er ist allgemein einfach ein geiler und sympathischer Sänger. Man spielte sich durch ein Hit-Set, das überraschend gut saß, garniert mit Coverversionen wie „We’re The Problem“ und dem unvermeidlichen „Kids In America“ sowie in einer kurzen, saitenrissbedingten Unterbrechung „Walk This Way“. Das Publikum hat’s gefreut und Zugaben gab’s auch. Müßig zu erwähnen, dass die neuen Songs ebenfalls einwandfrei klangen und sofort zündeten. Schönes Ding, weiter so!
Anschließend fegte ein Orkan namens KEIN HASS DA mit seinen deutschsprachigen BAD-BRAINS-Coverversionen und wenigen eigenen Songs gleichen Stils über die Bühne, personifiziert in erster Linie durch den kürzlich 50 gewordenen Karl Nagel, der agiler wirkte, als mancher von uns es jemals war. Der Sound war astrein, die Songs sowieso und Karl zappelte und stolzierte tuntig umher, mischte sich unters Publikum und hatte die ganze Zeit etwas Wahnsinniges in der Mimik. Die alte Rampensau ging voll in ihrer Rolle auf, das sicherlich zunächst etwas gewöhnungsbedürftige Songmaterial mit seinen mitunter unkonventionellen Strukturen wurde den Anwesenden hervorragend „verkauft“ und irgendwann taute das Volk auch auf und bewegte sich, auch ich schwang auf meine gefürchtete grobmotorische Weise verzückt das Tanzbein und grölte Refrainfragmente mit (die Songs sitzen halt noch nicht so richtig…), bis ich mir am Ende irgendwie das Knie verdrehte – man wird halt auch nicht jünger. Hat aber keinen bleibenden Schaden hinterlassen. 😀 Zwischen den Songs kommunizierte Karl mit dem Publikum, man spielte Songs auf Zuruf, zog Leute auf die Bühne und machte unmissverständlich klar, dass man hier ist, um eine geile Party zu feiern. Obwohl die BAD BRAINS ja bekanntlich vor mittlerweile recht langer Zeit unterwegs waren, wirkt ein Projekt wie KEIN HASS DA heutzutage erfrischend anders und geradezu neuartig. Die Musiker sind erste Sahne und haben den Sound voll drauf, viel besser können die BAD BRAINS, die ich nie sah, auch nicht geklungen haben. Nagel ist ein hervorragender Entertainer, was er mal wieder eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Spitzenkonzert, das nach einem ausgiebigen Zugabenblock und einer halben Stunde Überziehung sein Ende fand. Vollgepumpt mit P.M.A. trat ich glücklich die Heimreise an und freute mich schon auf das nächste Konzert einer der beiden Bands.
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