Günnis Reviews

Autor: Günni (page 53 of 107)

06.03.2015, Goldener Salon, Hamburg: THRASING PUMPGUNS + MORBITORY + TRÜMMERRATTEN

thrashing pumpguns record release party @goldener salon, hamburg, 06.03.2015Die Hamburger Hardcore-Punk/Thrash-Metal-Crossover-Band THRASHING PUMPGUNS lud zur Release-Party ihres Albums „The Lord is Back“ in den Goldenen Salon und als ich eintraf, spielten gerade die TRÜMMERRATTEN, die ich noch vom letztjährigen Elb-Tsunami-Festival kannte, ihren eingängigen deutschsprachigen Punkrock. Einfach, aber bestechend, mit Charme und Humor und einigen echten Hits wie der Schwarzfahrer-Hymne oder der musikalischen Verarbeitung des von den Bullen erlogenen „Überfalls“ auf die David-Wache, der letztes Jahr für Rauschen im Blätterwald sorgte. So sehr ich manch frühen Genre-Klassiker und Prototypen à la POSSESSED, die erste DEATH, PESTILENCE und MORBID ANGEL auch schätze, ist Death Metal ansonsten eher nicht so meins, da mir entweder zu monoton, zu langsam oder zu frickelig. Gern gefallen lasse ich mir aber flotten Death mit Thrash-Einflüssen der alten Schule. MORBITORY lieferten ein ordentlich Brachialbrett, das Tempo stimmte meist und das Aggressionspotential ebenfalls, so dass ich durchaus meinen Spaß daran hatte. Um sämtliche Grundsatzdiskussionen abzuwürgen, ob Death Metal Spaß machen darf bzw. das in diesem Zusammenhang der richtige Begriff ist, schnell weiter zum Hauptact, wobei „schnell“ hier auf jeden Fall passt: Die Songs der Band sind blitzschnell und eruptiv, erinnern an alte D.R.I. und Konsorten. Die Metal-Kante findet sich vornehmlich im Riffing wieder, das aber – natürlich – zu genereller Hektik neigt. Frontmann Rolf, mittlerweile mit Frisur, shoutet sich sehr souverän und mit Entertainer-Qualitäten durch das Set, die ganze Band wirkt bestens eingespielt und hat sichtlich Spaß bei ihrem Tun. Der Sound war auch nicht mehr so krachig wie bei den frühen Gigs, alles in allem ’ne prima Sache für Oldschool-HC- und -Crossover-Freaks sowie alle anderen Hektiker. War ein sehr gelungener, musikalisch abwechslungsreicher und Subkultur-übergreifender Abend, an dem glaube ich alle Anwesenden – und die Bude war rappelvoll! – Gefallen gefunden haben!

28.02.2015, El Dorado (Gaußplatz), Hamburg: DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS + BOLANOW BRAWL

disillusioned motherfuckers + bolanow brawl @el dorado, hamburg, 28.02.2015DMF-Gitarrero und Eierkopp Kai hat sich erlaubt, mal wieder ein Jahr mehr auf s Kerbholz zu kriegen und lud deshalb zur öffentlichen Gratis-Geburtstags-Eska(i)liererei auf den altehrwürdigen Hamburger Gaußplatz ins El Dorado, die kultige Platzkneipe. Wir Motherfuckers sollten spielen, kündigten nach längerer Zeit ohne richtige Proben in weiser Voraussicht aber eine „öffentliche Probe“. Als zweite Krachmacher wünschte er sich ausgerechnet meine andere Combo BOLANOW BRAWL. So wurd’s der erste Abend überhaupt, an dem ich mit beiden Bands ran musste und ich hatte keine Ahnung, ob das klappen würde – aber wo, wenn nicht auf dem Gaußplatz kann man so was mal probieren? Der Abend ließ sich bei Bier und Nudelsalat dann auch gut an, bis wir uns mit BOLANOW BRAWL zu fünft in der kleinen Hütte verteilten, um unser Set durchzurocken. Die Bude war wie üblich gefüllt mit Platzbewohnern und anderem Volk und eigentlich lief alles gut durch, Wurzel besorgte den passenden Sound, Getränke gab’s satt und den Anwesenden schien’s zu gefallen. Ab und zu vernahm ich seltsam schiefe Töne, schob das aber auf den Alkoholkonsum meiner Mitstreiter. Erst hinterher erfuhr ich, dass Bassist Stulle zwischendurch sein Plektrum zerschredderte und in der Enge des Kneipe auch mal ein ganzer Gitarren-Amp runterflog – das Plek war unwiederbringlich verloren, dem Amp geht’s aber nach wie vor gut. Beim vorerst letzten Song „Where is my Hope“ verpasst e ich glatt den Einsatz zur zweiten Strophe, aber das hat vermutlich keine Sau gemerkt. Da Publikum, allen voran „Organisator“ Kai sprang zu Teilen vergnügt vor meiner Nase herum und mittlerweile habe ich mich ja schon fast daran gewöhnt, dass man mir in die Brustwarzen kneift, an den Sack greift und mich mit Bier bespritzt. Dass ich mitten im Song abgeknutscht werde, war jedoch selbst mir neu – an dieser Stelle hätte ich gut das Schild gebrauchen können, das seit einiger Zeit im Internet kursiert: „Während des Auftritts bitte nicht am Sänger lutschen!“ Als Zugaben ließen wir es uns nicht nehmen, KACKSCHLACHT zu covern (again: Wenn nicht hier, wo dann?!) und noch mal „Total Escalation“ zu diddeln. Dann war für die anderen Brawler Feierabend, während ich mich notdürftig für den nächsten Gig zu regenerieren versuchte. Ein nicht ganz so einfaches Unterfangen, denn wie ich feststellen musste, war der Sauerstoffgehalt in der Bude mittlerweile längst unters Existenzminimum gesunken. Demensprechend im Arsch war ich dann, als wir mit DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS begannen – wenn wir denn überhaupt begannen, denn die dreiköpfige Saitenfraktion hat erst mal einen Sound fabriziert, von dem ich nicht wusste, wo er herstammte, jedenfalls nicht aus unserem Proberaum! Gefühlte Stunden wurden dann damit verbracht, die Instrumente und sich aufeinander abzustimmen zu versuchen, und irgendwie blieb’s beim Versuch… Kai hatte als Geburtstagskind die deutlichste Schlagseite und so richtig fit waren wir alle nicht mehr, der Alkohol forderte seinen Tribut und so gab’s ein reichlich chaotisches Set, zerhackstückt durch etliche Stimmpausen, während derer ich immer wieder darauf hinwies, dass es sich eine Probe handelt. Hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass wir wie im Proberaum Kippenpausen einlegen… Das Publikum hielt uns trotzdem die Treue und war selbst alles andere als nüchtern – ich möchte wetten, der eine oder andere bemerkte gar keinen Unterschied :D. Die Live-Premiere des neuen Stücks „IS-SS“ sah dann so aus, dass einfach irgendetwas gespielt wurde, auf das ich es immerhin schaffte, den gesamten Text unterzubringen. Ich war mittlerweile völlig fertig, bekam gegen Ende kaum noch einen Ton heraus und japste nach Luft, war froh, als es vorbei war – böse Zungen mögen behaupten, ich wäre nicht der einzige gewesen. Die Party allerdings ging anschließend noch fröhlich weiter und war vom Feinsten! Danke an Kai und den Gaußplatz, speziell an Wurzel und die Tresen-Mann- und Frauschaft sowie das unverstörbare Publikum! Fazit: Astreine Party und aufschlussreiches Experiment, aber so’nen Doppel-Gig mach ich nicht noch mal. Und um Geburtstags-Motherfucker Kai in Bezug auf den DMF-Gig zu zitieren: „Das einzige, was gestimmt hat, war der Alkoholpegel!“

Philipp Möller – Isch geh Schulhof. Unerhörtes aus dem Alltag eines Grundschullehrers

moeller, philipp - isch geh schulhofDas Thema Schule ist ein Dankbares, denn fast jeder war selbst auf einer und ist somit irgendwie mit dem Thema vertraut, erlaubt sich häufig auch Meinungen, und vergleicht seine eigene Schulzeit mit aktuellen Berichten – gerade auch kritischen, Stichwörter „Pisa-Studie“, „Bildungsmisere“, „Rütli-Schule“ -, meist spätestens dann, wenn der eigene Nachwuchs da ist. So stieß auch ich auf Bücher, die sich auf sehr amüsante Weise mit dem aktuellen Schulalltag auseinandersetzen, ob aus Schüler- oder aus Lehrersicht. Besonders Lehrkörper Stephan Serin hatte es mir mit seinen herrlich selbstironischen Bänden „Föhn mich nicht zu“ und „Musstu wissen, weißdu!“ angetan und mich einerseits zu wahren Lachanfällen animiert, mir andererseits aber auch aktuelle Bildungsprobleme vermittelt und zum Nachdenken angeregt. Vor diesem Hintergrund stieß ich kürzlich beim Stöbern in einer Buchhandlung auf „Isch geh Schulhof“ von Philipp Möller, der aus der Erwachsenen-Pädagogik kommt und als Quereinsteiger an einer Grundschule in einem Berliner Kiez landete. Im Gegensatz zum bewusst überzeichneten und komödiantischen Stil Serins vergewissert Möller, dass es bei ihm keinen Unterschied zwischen Erzähler und Autor gäbe, also bis auf die Namen sich alles tatsächlich so abgespielt habe. Und was er nach seinem Sprung ins kalte Wasser zu berichten weiß, ist wahrlich haarsträubend. Seine Schule in einem sog. Problembezirk befindet sich in einem desolaten Zustand und das Bildungsniveau ist erschreckend niedrig. Die zusammengewürfelten Klassen mit Schülern unterschiedlicher Herkunft (bzw. mit Schülern mit Eltern unterschiedlicher Nationalitäten) hinken sämtlichen Lehrplänen hinterher; an normalen Unterricht ist kaum zu denken, denn zunächst einmal müssen die grundlegendsten Benimmregeln vermittelt und die Sprachbarrieren überwunden werden, von ethischen Selbstverständlichkeiten einmal ganz zu schweigen. Möller beschreibt sehr anschaulich die Herausforderungen, vor die er sich gestellt sah und die Probleme nicht nur seiner Schule, sondern im Prinzip des derzeitigen Bildungssystems, adäquat auf diese geänderten Anforderungen zu reagieren. So bekommt der Leser einen sehr praxisorientierten, sicherlich auch stark vereinfachten, aber eben auch veranschaulichenden Einblick in reformistische Ansätze und ihren Sinn. Gleichzeitig entwickelt der Leser ein Bewusstsein – sofern noch nicht vorhanden – für die Ursachen der Lernschwächen und sozialen Inkompetenz von „Problemschülern“, wie sie „Herrn Mülla“ konfrontieren. Diese Abschnitte trafen besonders meinen Nerv, denn frei jeglichen dann unangebrachten Humors und Zynismus scheut er sich weder, mit dem Migrationshintergrund manch Schülers offenbar verbundene Gründe zu benennen, noch xenophoben Ressentiments die Zähne zu ziehen, indem er allgemeine soziale Missstände und Versäumnisse sowie Ungerechtigkeiten des Systems aufzeigt. Ansonsten regiert aber auch gern mal der, bisweilen auch etwas derbere, (Galgen-)Humor, wenn auch weit weniger als beispielsweise in Serins o.g. Büchern. Möller beschreibt darüber hinaus seine Versuche, sich nach anfänglicher Skepsis mit den Gegebenheiten zu arrangieren und seine Arbeit so gut wie möglich zu machen, seine Erfolge, aber auch seine Rückschläge – und seine vermutlich oft als Kampf gegen Windmühlen empfundenen Erfahrungen mit demotivierten bis unfähigen Kolleginnen und Kollegen, den Behörden etc. Auf den Verwaltungsapparat wird kein sonderlich gutes Licht geworfen, wenn man liest, wie einerseits Quereinsteiger ohne jegliche Erfahrung auf die (bzw. vor allem diese) Kinder losgelassen werden, wodurch der Sinn des Lehramtsstudiums natürlich angezweifelt werden darf, und andererseits diese im Idealfall dann motivierten, frischen Nachwuchskräfte schließlich geschasst werden, nachdem sie glaubten, ihre Berufung gefunden zu haben. „Hire & Fire“ im Bildungsbereich – unfassbar und wenig zielführend. Dadurch mutet „Isch geh Schulhof“ bisweilen auch etwas wie eine Abrechnung mit dem starren und ignoranten Schulapparat an, was sich jedoch im akzeptablen und vor allem verständlichen Rahmen hält. Aus seinem antiklerikalen, liberalen/sozialen und freidenkerischen Weltbild macht Möller keinen Hehl und erteilt falscher Toleranz (nämlich der ggü. Intoleranz) klare Absagen, ohne zum verweichlichten Gutmenschen zu werden – ganz im Gegenteil, er legt sich ein erstaunlich dickes Fell zu. All dies natürlich vorausgesetzt dem Fall, dass es Möller mit der Wahrheit hier tatsächlich immer ganz genau nahm. Als störend erweist sich nämlich gerade auch hin und wieder seine Selbstgefälligkeit, nicht selten scheint er sich selbst auf die Schulter zu klopfen und vermischt seine beruflichen und pädagogischen Erfahrungen zudem mit Einblicken in sein Privatleben und seine Sozialisation, und beide erscheinen fast schon befremdlich harmonisch und perfekt, als habe er nie etwas auszustehen gehabt. Tatsächlich entstammt er dem Bildungsbürgertum der Mittelschicht, einer klassischen Lehrerfamilie, und das Schicksal scheint es stets gut mit ihm gemeint zu haben. Jedoch ist sich Möller dessen anscheinend bewusst und zieht in entscheidenden Fragen meines Erachtens meist die richtigen Schlüsse – beispielsweise den, dass ein Buch wie dieses ein durchaus sinnvoller und niedrigschwelliger Beitrag zur Debatte um das Schulsystem und die Bildungspolitik sein kann, und quasi nebenbei eine persönliche Aufarbeitung turbulenter Jahre – oder umgekehrt. Mich hat das Buch jedenfalls gut unterhalten, beginnend auf „Asi-TV-Niveau“, jedoch lediglich, um sein Publikum dort abzuholen und mit ihm gemeinsam hinter die Kulissen zu blicken, Missstände anzuprangern, Widersprüche aufzuzeigen und auszuhalten und Lösungsansätze zu liefern. Dass er dabei, besonders gegen Ende, wie unter Zeitdruck stehend auch noch arg oberflächlich und hektisch Psychologie und Philosophie einbringt, möchte ich seinem Komplettierungseifer zuschreiben und sei ihm verziehen. Seine Selbstgefälligkeit an der Schwelle zur Arroganz wiederum mag – immer noch unter der Prämisse, dass sich tatsächlich alles so wie beschrieben abgespielt hat – seinen ungeahnten und respektablen Erfolgen zuzuschreiben sein, die er unter diesen schwierigen Bedingungen an jener Schule erreicht hat und ihn zunächst sicherlich um Jahre altern lassen, schließlich jedoch klüger und weiser gemacht haben, geschuldet sein, doch so sehr man sich auch darüber freuen darf, über sich selbst hinausgewachsen zu sein, so wäre doch gerade angesichts derart trauriger Schicksale wie derjenigen, derer sich Möller in Form seiner Schüler ausgesetzt sah, etwas Demut angebracht, statt mit seinem intakten Bilderbuch-Familienleben anzugeben. Dies war zumindest mein Empfinden. Kritiker behaupten, Möller habe sich am Erfolg der unter dem Pseudonym „Frau Freitag“ veröffentlichten Blog-Einträge und Bücher zum ähnlichen Thema stark und wenig originell orientiert, was ich nicht beurteilen kann, da ich diese noch nicht kenne – aber gern als Empfehlung mitnehme.

Frank Schäfer – Heavy Metal

schaefer, frank - heavy metalNachdem ich Frank Schäfer durch seine Anekdotensammlung „Metal Störies“, die mich prächtig unterhalten konnte, kennengelernt hatte, habe ich mal recherchiert, was der Braunschweiger „Rolling Stone“- und „taz“-Journalist darüber hinaus an Büchern zum Thema Musik veröffentlicht hat. Zu seinen diesbezüglichen Frühwerken ist „Heavy Metal – Geschichten, Bands und Platten“ aus dem Jahr 2001 zu zählen, das sich grob in vier Abschnitte unterteilen lässt: Eine allgemeine, immer noch etwas oberflächliche und in Detailfragen sicherlich streitbare, ansonsten aber gelungene und informative Abhandlung zur Entwicklung und Geschichte des Musik-Genres, eine ausführliche, kritische Vorstellung der nach Schäfers Meinung sieben wichtigsten Bands, einige Plattenkritiken (exemplarische Klassiker als Streifzug durch seine Plattensammlung sowie zum Veröffentlichungszeitpunkt aktuelle Scheiben) und ein paar Konzertberichte. Leider bedient sich Schäfer unverständlicherweise eines angeberischen, vollkommen übertriebenen Geschwurbels, das möglichst viele weitestgehend unbekannte Vokabeln unterzubringen versucht. Wie überflüssig das tatsächlich ist, wird dadurch deutlich, dass seine Texte auch weitestgehend problemlos zu verstehen sind, ohne die Bedeutung seiner Spracheskapaden zu kennen. Das wiederum ist natürlich ein Pluspunkt, denn dadurch lassen sich seine durchaus unterhaltsamen und humorvollen, mit einer gewissen, aber nie abwertenden Ironie für sich selbst und das Genre versehenen Kapitel zügig konsumieren und dank Schäfers Meinungsfreudigkeit aus Fan-Sicht nickend bestätigen oder auch kopfschüttelnd ablehnen. Ein paar offensichtliche Fehler („Grunge“ entstammt nicht der Mittelschicht, wurde dieser mittels MTV & Co. aber massiv dargereicht, so dass zumindest die Speerspitze der „Bewegung“ Gefahr lief, von weißen Mittelklasse-Trendkonsum-Kids überlaufen zu werden; nicht „Strange World“, sondern „Invasion“ der Iron-Maiden-„Soundhouse Tapes“ wurde erst viel später noch einmal veröffentlicht) gehen natürlich mit den üblichen Geschmacksfragen einher. So musste ich gerade bei der ungewohnt kritischen Auseinandersetzung mit der „Black Sabbath“-Diskografie ziemlich schmunzeln und konnte vieles nachvollziehen, wenngleich ich „War Pigs“ für einen geilen Song halte. Von schwerer Geschmacksverirrung muss jedoch ausgegangen werden, wenn Schäfer dem Album „Dehumanizer“ jegliche Qualitäten abspricht. Auch irritiert doch stark, wenn er ausgerechnet „Seventh Star“ als einziges durchweg gelungenes „Black Sabbath“-Album bezeichnet; natürlich hat er ein Recht auf sein Lieblingsalbum, jedoch impliziert dies, ein „Headless Cross“ beispielsweise würde Füllsongs enthalten, was natürlich jeder Grundlage entbehrt – wie auch jegliche über den Sound hinausgehende Kritik am Iron-Maiden-Götterwerk „Seventh Son of a Seventh Son“, womit sich Schäfer jedoch in unrühmlicher Gesellschaft so vieler Musikkritiker befindet, die seinerzeit möglicherweise bereits zu alt waren, um für die besondere Magie dieses Albums empfänglich zu sein und der simplen Versuchung erlagen, es mit normalen Maßstäben messen zu wollen, dadurch keinen Zugang fanden. Wenn man dann andererseits lesen muss, wie Schäfer viel zu viel Southern Rock abfeiert, weiß man spätestens, dass da eben manchmal allzu sehr der kleine Redneck in ihm mit ihm durchgeht, der sonst erfrischend ehrlich verkopftes Prog-Gefrickel und verkifften Hippie-Blues kritisiert. Wenn er Kiss‘ „Space Ace“ mit „All-Atze“ übersetzt, muss ich lachen, wenn ich erfahre, dass er zum „Monsters of Rock“-Festival 1988 pilgerte, ohne sich Headliner Iron Maiden anzusehen, bleibt mir jedoch nur noch, die Hände überm Kopf zusammenzuschlagen (ich hätte mir damals ein Bein ausgerissen, um dabeisein zu dürfen). Seine eigene, höchst obskure Metal-Band „Salem’s Law“, mit der er in den späten ’80ern unterwegs war, erwähnt er hier übrigens noch mit keiner Silbe, aber gerade in den anekdotenreichen Konzertberichten ist bereits sein schöner Stil erkennbar, den ich bei „Metal Störies“ zu schätzen gelernt habe. Ein insgesamt durchschnittliches, dabei trotz allem sympathisches Buch für Genre-Affine, das jedoch in seinen Bewertungen nicht ernstgenommen werden und niemanden davon abhalten sollte, sich die erwähnten Alben selbst anzuhören. Drei weitere Frank-Schäfer-Schmöker sind bereits geordert.

07.02.2015, Gängeviertel, Hamburg: FINAL EFFORT + BOLANOW BRAWL + DIE FETTE BOITE

bolanow brawl + final effort + die fette boite @gängeviertel, hamburg, 07.02.2015

Geplant war, dass die bayrischen Buam SPEICHELBROISS ihr 20-jähriges Jubiläum am 07.02. im Gängeviertel feiern und sich dabei mit den Sachsen SICK TIMES und uns, BOLANOW BRAWL, die Bühne teilen – doch es kam anders: Zunächst kam mit FINAL EFFORT eine weitere Band hinzu, dann mussten SICK TIMES verletzungsbedingt absagen und schließlich war es auch SPEICHELBROISS nicht möglich, an jenem Abend in die Hansestadt zu kommen, so dass das ganze Konzert kurz auf der Kippe stand. Die BeyondBorders-Crew, die die Sause organisierte, schrieb sich die Finger wund, um kurzfristig (das Konzert sollte in zwei Tagen stattfinden) Ersatz zu organisieren, möglichst etwas Bekannteren, der Publikum zieht – ohne Erfolg. Es erwies sich als alles andere als einfach, spontan Bands zu finden, die kurzfristig für einen gagenlosen Solidaritätsgig einspringen. Auch ich unterbreitete Vorschläge, hörte mich um und involvierte die anderen Brawler, so dass unser Basser Stulle schließlich einen Geistesblitz bekam: Bekannte von ihm, die Nachwuchspunks DIE FETTE BOITE aus HH-Niendorf, haben eben jene Band am Start, mit der sie aber bisher noch nicht aus dem Proberaum herausgekommen waren. Ein Telefonat und eine Absprache mit Melzi von den grenzenlosen Orgas später hatten wir einen neuen Opener – von dem noch niemand von uns jemals einen Ton gehört hatte. Stulle beschwor, „Ich lege meinen Schwanz für die ins Feuer!“, und so waren wir der Rettung des Konzertabends einen Schritt näher. Die unermüdlichen ABSTURTZ wären beinahe sogar noch als Überraschungs-Act eingesprungen, aber letztlich blieb’s bei den genannten Dreien und es wurde spannend: Würde überhaupt jemand kommen oder würden wir in einem gähnend leeren Gängeviertel die Strohbälle und Staubmäuse per P.A. von einer Ecke in die andere blasen? Egal, erst mal aufgebaut, lecker Nudeln mit Gemüsesoße verhaftet und der Dinge geharrt. DIE FETTE BOITE kam mit ihrem Steuerberater und als Opener oblag es ihr, den Soundcheck durchzuführen, der schon mal, nun ja, interessant klang. FINAL EFFORT, die wie die ausgefallenen SICK TIMES aus Sachsen kommen, machten vor ihrem Berlin-Gig Station in Hamburg und erwiesen sich als sympathische Zeitgenossen, die wussten, wie man am schnellsten nach Dresden kommt; ihnen wurde an einem Headliner-losen Abend die Rolle des Quasi-Headliners zuteil. Und alle Sorge war unbegründet, denn rasch füllte sich der Laden ordentlich und war schließlich – man glaubt es kaum – gerammelt voll mit Leuten, die sich erst mal den ersten Gig der FETTEN BOITE reintaten. Diese spielte keinesfalls Oi!-Punk, wie der Name evtl. zunächst vermuten ließ, sondern sehr eigenwilligen, experimentellen Freejazz-Punk voller Improvisationen, einem entfesselten Bass und philosophischen Texten der Marke „Bürgermeister, Saufen, Hauptbahnhof!“ Man hatte offenbar einige Freunde zusammengetrommelt und so lieferte sich der Mob vor der Bühne harten Pogo und die ersten Bierflaschen klirrten, sorgten für das richtige Schmuddelambiente. Der Spielfluss wurde von gleich zwei Saitenrissen jäh unterbrochen, aber mit der Ruhe und Souveränität ganz alter Hasen ließen sich die Jungspunde nicht aus dem Konzept bringen. Nach Beendigung des Sets mit beachtlicher Spieldauer war es unsere Aufgabe, die Stimmung aufrecht zu erhalten. Ab auf die Bühne, die Instrumentalfraktion spielt das Intro, ich mach die Ansage of Life… und dass wir das gleich mal wiederholen mussten, bevor’s wirklich losging, sollte zum Glück die einzige Panne bleiben. Wie im Rausch spielten wir uns durch unser Streetpunk-Set und das Publikum erwies sich von Beginn an als überaus dankbar, ging über die volle Distanz fantastisch mit, neigte angenehm zur Eskalation, knallte zum Teil auf die Bühne und bescherte uns eine verdammt geile Zeit! Zum Dank kredenzten wir als Zugabe das allseits beliebte „Arbeit/Saufen“ von KACKSCHLACHT und noch einmal den Opener „Total Escalation“, den ich dem traurigerweise jüngst verstorbenen Altonaer Feindhammer, der Todesmaschine True-Rebel-Karsten widmete. Auch nach dem Gig ernteten wir viele positive Reaktionen, offenbar war der Sound „unten“ nicht von schlechten Eltern – und wären wir mittlerweile mal etwas geschäftstüchtiger und hätten so etwas wie Merchandise gehabt, hätten wir das eine oder andere Stück an den geschmackvollen Mann oder die stilbewusste Dame bringen können, was für unsere geplante Platten-VÖ (gut Ding will Weile haben…) hoffen lässt. Auch den Bühnensound bekam der kompetente Kerl am Mischpult auf Zuruf schnell so geregelt, dass zumindest ich mich gut hören konnte. Zur mittlerweile vorgerückten Stunde hatten FINAL EFFORT mit ihrem schnörkellosen Hardcore, der ohne Gepose oder sonstige Sperenzien auskommt, dann einen etwas schwereren Stand, denn der eine oder andere Pogokrieger war mittlerweile anscheinend müde und verließ den Laden. Andere aber blieben und erkannten die Qualitäten der Band! So endete ein unter widrigen Umständen begonnener Konzertabend, der letztlich doch noch zur Befriedigung aller verlaufen sein dürfte. Auch das Gängeviertel-Konzept, für Eintritt und Getränke (keine Billigplörre, sondern Störtebeker und Jever!) lediglich Spenden in beliebiger Höhe zu verlangen, ging auf, so dass kein Minus in der Kasse der BeyondBorders-Crew entstand, die die Nummer organisatorisch top und mit viel Engagement über die Bühne gebracht hat. Über Begleiterscheinungen wie den fäkalterroristischen Arzt Dr. B. aus Westerland, verpeilte Dorfmusikanten und „vertauschte“ Jacken schweige ich mich an dieser Stelle aus und bedanke mich lieber beim superfitten Publikum, den anderen Bands und insbesondere natürlich der BeyondBorders-Crew für Speis, Endlos-Trank und Auftrittsmöglichkeit! Geile Scheiße, gerne wieder!

23.01.2015, Kraken, Hamburg: LUCIFER STAR MACHINE

lucifer star machine @kraken, hamburg, 23.01.2015Nachdem Sänger Tor seinen Lebensmittelpunkt von London nach Hamburg verlagert hatte, hat er mit neuen Leuten seine Band LUCIFER STAR MACHINE neu aufgebaut. So sind nun u.a. Norman und Timo von SMALL TOWN RIOT als Gitarrist respektive Drummer dabei. Der erste Gig in neuer Besetzung fand am 23.01.2015 im Hamburger Kraken statt und natürlich war auch diesmal die sympathische Kiez-Punk-Kneipe voll mit interessiertem Mob. Ich hatte es vermieden, vorher in die alten Aufnahmen hereinzuhören, wollte mich überraschen lassen – mein erster Eindruck sollte LIVE entstehen. Meine schlimmsten Befürchtungen waren, dass mich biederer, prolliger oder schlicht belangloser Schweinerock erwarten würde, doch davon ging ich natürlich nicht ernsthaft aus. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich wurde sogar positiv überrascht. LCM zelebrierten dreckigen Punk’n’Roll mit, vor allem durch Tors Gesang, MISFITS- bzw. DANZIG-Kante, bei dem sofort der Funke übersprang. Das hatte Druck, Attitüde und Asi-Charme, wurde sehr souverän dargebracht und wusste bestens zu unterhalten – genau das Richtige nach einer stressigen Arbeitswoche im noch jungen Jahr. Dann und wann durfte ein Refrain durchs Mikro mitgegrölt werden und mit dem GG-ALLIN-Cover „I Kill Everything I Fuck“ bewies man guten schlechten Geschmack. Das Publikum nahm’s sehr gut an und entpuppte sich als gut durchmischt, Punks trafen auf Metal-Kutten und die Turbojugend (naja…) hatte sich auch unters Volk gemischt. War ‘ne feine Sause und dürfte in den Clubs nicht nur der Republik wieder gut durchstarten!

02.01.2015, Kraken, Hamburg: HAMBURGER ABSCHAUM

„Der Abschaum, Abschaum aus dem Norden, vollgepackt mit zwei Akkorden“ eröffnete mein neues Jahr konzerttechnisch mit seinem Gig im Kraken, wo ich mich davon überzeugen konnte, wie gut der neue Gitarrist in den Haufen passt. Die Bude war natürlich wieder voll, die Band gut drauf wie eigentlich immer und wenn dutzende Kehlen gemeinsam den Song vom Lampedusa-Solidaritäts-Sampler, „We say it loud, we say it clear, refugees are welcome here“, mitsingen, bekommt man fast schon Gänsehaut. Etwas getrübt wurde der Auftritt von immer wieder auftretenden und ihn etwas fragmentierenden technischen Problemen in Form von Mikropannen, was mich schwer an unseren letzten Gig mit DISILLUSIONED MOTHERFUCKERS dort erinnerte. Ansonsten wie üblich ‘ne feine Sache und viel mehr Worte über die Band brauche ich wohl nicht zu verlieren, habe ich in der Vergangenheit schließlich schon zur Genüge getan.

12.12.2014, Kraken, Hamburg: DIE SHITLERS

shitlers, die - konzerte 11+12.2014Die Bochumer Fun-/Satire-Punk-Truppe DIE SHITLERS gab mir mit der im Hamburger Kraken stattgefundenen Release-Party ihrer neuen Platte (und das als Bochumer Band – haben wohl in Bochum keine Fans ;)) die Möglichkeit, nach dem Gig, den sie kurz zuvor im Vorprogramm der EIGHT-BALLS-Reunion absolviert hatten, sie mir einmal aufmerksamer zu begutachten, und tatsächlich zündete ihr Humor diesmal gleich bei mir. Dialoggefechte, in denen sich das Trio gegenseitig beleidigt, obskure alkoholische Getränke, die es sich einverleibt und viele bekannte Melodien mit die eigene Subkultur (und mehr) aufs Korn nehmenden Texten boten kurzweilige, angenehme, anarchische Unterhaltung einer Band, die sichtlich Spaß daran hat, was sie so treibt, gleichzeitig aber auch den Eindruck vermittelt, eine gewisse Distanz zum Punk-Zirkus zu wahren, um ja nicht mit den diversen Klischees in Verbindung gebracht zu werden. Quasi so, als behalte sie sich das Hintertürchen offen, jederzeit behaupten zu können, sich ja lediglich darüber lustig zu machen. Dem gegenüber steht aber das durchaus vorhandene musikalische Talent in Sachen melodischen Punks und Hardcores, das dazu führte, dass ich den einen oder anderen Song doch eigentlich ganz gerne komplett gespielt in den Originalversionen gehört hätte. Gefühlt war man meines Erachtens auch ziemlich schnell mit dem Programm und der Show durch, dafür mischten sich die Jungs anschließend unters Publikum des gut gefüllten Krakens, tranken mit und ließen sich in Gespräche verwickeln, was einen sympathischen Eindruck hinterließ. Die beiden zum Spottpreis von je 5 Eiern verscherbelten CDs hab ich mir dann auch gleich zugelegt, mir aber noch in derselben Nacht klauen lassen. Der arme Dieb – bzw. was muss der von mir und meinem Musikgeschmack denken?! 😀 Egal. Ich glaube, die SHITLERS wären reif für einen Gig mit BOLANOW BRAWL, z.B. im Bochumer Raum…

06.12.2014, Lobusch, Hamburg: SENSE + SCATTERED HOPES + THEMOROL

Während RANTANPLAN also noch im Übel & gefährlich spielten, zog es uns in die Lobusch, wo wir unsere Freunde wiedertrafen und THEMOROL gerade fertig waren, ich mir aber trotzdem meinen zweiten Stempel des Abends abholte. Für SENSE lohnte sich der Fünfer auch auf alle Fälle, denn die Bremer boten Hardcore-Punk mit männlich/weiblichem Wechselgesang, ordentlich Dampf und einigen feinen Melodien und coverten stilsicher „Tradition“ von den NEUROTIC ARSEHOLES – oder war’s der gleichnamige Song von den MIDDLE CLASS FANTASIES? Bin mir im Nachhinein nicht mehr sicher – sowie „Menschenfresser“ von RIO REISER. Gute Band, die wat kann! In sehr angenehmer Atmosphäre nahm so der fortgeschrittene Abend seinen Lauf, bis plötzlich SCATTERED HOPES mit ’nem Crust-Gewitter zu lärmen begannen und mich daran erinnerte, langsam mal nach Hause zu müssen, allein schon, weil ich mir aus Zeitgründen nicht die Nacht um die Ohren schlagen wollte. So trat ich den geordneten Rückzug an, gehe aber mal davon aus, dass in der Lobusch noch lange weitergefeiert wurde.

06.12.2014, Übel & gefährlich, Hamburg: TERRORGRUPPE + RANTANPLAN

Die TERRORGRUPPE gibt’s wieder und lassen Erinnerungen an die ‘90er aufkommen, als sie zu Zeiten meines „Szene-Einstiegs“ mit wunderbar eingängigem und dabei textlich herrlich bissigem, sarkastischem Fun-Punk auf ihrem Zenit waren, ‘ne Menge Spaß machten und den Soundtrack zu manch Party lieferten. Später versuchten sie sich dann anscheinend mit kommerziellerem Gewand an der Erschließung des Mainstreams, was glaube ich in die Hose ging, jedenfalls verfolgte ich den Werdegang der Band nicht mehr weiter. Im „Übel & gefährlich“, das im Turmgebäude an der Feldstraße seit einigen Jahren verschiedenste Veranstaltungen auf mehreren Etagen bietet, war ich vorher noch nie, denn aufgrund der Größenverhältnisse sind es eher größere Dinger, die da stattfinden. Nur für die TERRORGRUPPE wäre ich auch diesmal nicht hin, aber da ein Kumpel Gästelistenplätze zugespielt bekommen hatte, gab’s nicht viel zu überlegen. In der Annahme, dass TERRORGRUPPE Headliner wären, machten wir uns zu viert, im Hinterkopf einen Opener, von dem wir noch nie gehört hatten, habend, sehr gemächlich auf den Weg, um vor Ort beim Vorglüh-Bierchen vom Blechbläser RANTANPLANs zu erfahren, dass die Berliner gerade begonnen hätten. An der Kasse dann festgestellt, dass die Bude ausverkauft war, so dass derjenige von uns, der zahlen wollte, kurzerhand den GL-Platz von demjenigen bekam, den das alles am wenigsten interessierte und der mit seiner Flamme direkt gen Lobusch weiterzog. Also zu zweit hinein, mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock (!) und durchgedrängelt. Die TERRORGRUPPE war gut in Form, spielte einige alte Hits wie „Mein Skatebord ist wichtiger als Deutschland“, „Namen vergessen“, „Sozialer Misserfolg“ etc. und wurde gebührend gefeiert. Von mir aus hätte das Ganze gern auf sagen wir mal drei Stunden ausgedehnt werden dürfen, denn gute Songs hätte man genug gehabt. Aufgrund des für mich unverständlichen Vorgruppen-Status war die Spielzeit aber natürlich begrenzt und so verabschiedete man sich mit einem Schuss aus der Konfetti-Kanone (ist das noch Punk?) und wenigen Zugaben. Das nächste Mal bitte im Hafenklang, von mir aus zwei Tage hintereinander. Danke! Nun also RANTANPLAN, die sich mittels Hamburger Arroganz auf den Headliner-Posten gemogelt hatten und auf die ich eigentlich gar keinen Bock hatte. Die ersten beiden Alben damals waren erste Sahne, genialer, eigenständiger Ska-Punk mit geilen Texten. Dann aber verließ Markus Wiebusch leider die Band und so fehlte fortan die charismatische Stimme. Das nächste Album hatte ich mir nach einem für mich enttäuschenden Konzert im Schlachthof erst gar nicht mehr angehört, das ging anscheinend alles verstärkt in Richtung Teenie-Ska-Punk und wurde für mich uninteressant. Vor ‘nem Jahr oder so hatte ich dann mal ‘n Interview mit dem Kopf der Band im Plastic Bomb gelesen, das auch nicht unbedingt dazu beitrug, dass mir die Band sympathischer wurde. Nun waren wir aber schon mal da und beschlossen, der Band ‘ne Chance zu geben – doch direkt beim ersten Song war meine Schmerzgrenze erreicht. Austauschbarer, auf Fröhlichkeit getrimmter, deutscher Ska-Punk für ein junges Hipster-Publikum, dargeboten von (vom bereits erwähnten Bläser mal abgesehen) Menschen mit seltsamen Scheitelfrisuren und ausdrucksloser Stimme. Selbst ein alter Kracher à la „Zombie-Che“ klang plötzlich mistig, wie durch den Weichspüler gedreht. Nee, wir suchten das Weite bzw. Unweite, denn die Lobusch, die ein HC-Konzert zu bieten hatte, war nicht weit. Der Fairness halber sei aber noch erwähnt, dass das Ü&G-Personal vom Kassenknecht über Tresenteam bis zum Garderobenmenschen sehr entspannt und hilfsbereit trotz voller Bude war und die Örtlichkeit allgemein einen wesentlich besseren Eindruck auf mich machte als zuvor befürchtet.

Copyright © 2025 Günnis Reviews

Theme von Anders Norén↑ ↑