(www.taugenix-fanzine.de)
Das erklärte Deutschpunk-Kampfblatt, dessen Debüt ich als „entweder NIX-GUT-Katalog mit Fanzine-Seiten oder Fanzine mit NIX-GUT-Katalog-Seiten“ bezeichnete, geht in zweite Runde. Noch immer finde ich es sehr verdächtig, sich so dermaßen auf „Deutschpunk“ zu versteifen und gleichzeitig von Jürgen „mir schwillt der“ Kamm herausgegeben zu werden, der mit seinem NIX-GUT-Label jede mögliche und unmögliche Kellercombo, die halbwegs unserer Muttersprache mächtig ist, veröffentlicht. Roch mir die Erstausgabe noch sehr nach Hype der labeleigenen Produktionen, verschob sich hier der Inhalt etwas zugunsten von beispielsweise Interviews mit BELA B. und Atze von den TROOPERS, die ich recht gelungen finde, wobei Erstgenannter stellenweise schon ziemlichen Stuss von sich gibt und mich zwischenzeitliche Bierbestellungen in einem ohnehin gekürzten Interview nun wirklich einen Scheiß interessieren. Gar nicht so scheiße sind auch die ausführlichen Vorstellungen der auf der CD-Beilage enthaltenen Bands sowie der diesmal wirklich gute Artikel über Punk in der DDR. Etwas wirr erscheint mir die eine oder andere Kolumne, insbesondere die von Mad Jazz Morales (IRRENOFFENSIVE), wobei dieser Effekt in seinem Falle vermutlich beabsichtigt war. Mitunter ganz schön pubertärer Humor für so einen alten Mann, haha. Interessant ist sicherlich auch das Interview mit Torte, einem schwulen Punk in eben seiner Eigenschaft als solcher. Gefallen fanden auch der zweite der beiden G8-Berichte sowie die Kolumne vom Rentnerpunk. Überhaupt scheint mir in dieser Ausgabe mehr Wert auf Informatives aus dem politischen Bereich gelegt worden zu sein. So gibt es eine Abhandlung über Nazis in der Tierrechtsszene und Aktuelles zur Köpi in Berlin, leider aber auch eine hippieske Predigt, die schon ganz richtig „Das Wort zum Sonntag“ betitelt wurde. Weitere Interviews wurden mit Messerfocke (wat’n Name) von LUSTFINGER und Turbotorben vom (R)OHRPOST-Zine geführt, deren Antworten ich mitunter etwas seltsam finde… was zur Hölle soll ein „Oi“ sein, lieber Torben? Als nach Meinung des Autors zu Unrecht in Vergessenheit geratene Band wird diesmal KONSUMTERROR ins Gedächtnis gerufen und Leserbriefe, ein Comic, einige Konzert- und Festivalberichte, Neuigkeiten und Termine fanden ihren Weg ins Heft – ebenso wieder gruselige Bands wie ZAUNPFAHL, völlig unkritische Reviews und peinlicher, kindischer Quatsch wie die grottige „Foto-Punk-Story“. Insgesamt eine deutliche Steigerung zur Erstausgabe, aber das ständige Überbetonen des (Un?)Wortes „Deutschpunk“ geht mir auf den Sack und für vieles fühle ich mich aber tatsächlich einfach zu alt mittlerweile… Kost’ übrigens 3 Taler, zumindest in Deutschland. Günni