Günnis Reviews

Kategorie: Fanzines (page 4 of 4)

TAUGENIX #2

(www.taugenix-fanzine.de)

Das erklärte Deutschpunk-Kampfblatt, dessen Debüt ich als „entweder NIX-GUT-Katalog mit Fanzine-Seiten oder Fanzine mit NIX-GUT-Katalog-Seiten“ bezeichnete, geht in zweite Runde. Noch immer finde ich es sehr verdächtig, sich so dermaßen auf „Deutschpunk“ zu versteifen und gleichzeitig von Jürgen „mir schwillt der“ Kamm herausgegeben zu werden, der mit seinem NIX-GUT-Label jede mögliche und unmögliche Kellercombo, die halbwegs unserer Muttersprache mächtig ist, veröffentlicht. Roch mir die Erstausgabe noch sehr nach Hype der labeleigenen Produktionen, verschob sich hier der Inhalt etwas zugunsten von beispielsweise Interviews mit BELA B. und Atze von den TROOPERS, die ich recht gelungen finde, wobei Erstgenannter stellenweise schon ziemlichen Stuss von sich gibt und mich zwischenzeitliche Bierbestellungen in einem ohnehin gekürzten Interview nun wirklich einen Scheiß interessieren. Gar nicht so scheiße sind auch die ausführlichen Vorstellungen der auf der CD-Beilage enthaltenen Bands sowie der diesmal wirklich gute Artikel über Punk in der DDR. Etwas wirr erscheint mir die eine oder andere Kolumne, insbesondere die von Mad Jazz Morales (IRRENOFFENSIVE), wobei dieser Effekt in seinem Falle vermutlich beabsichtigt war. Mitunter ganz schön pubertärer Humor für so einen alten Mann, haha. Interessant ist sicherlich auch das Interview mit Torte, einem schwulen Punk in eben seiner Eigenschaft als solcher. Gefallen fanden auch der zweite der beiden G8-Berichte sowie die Kolumne vom Rentnerpunk. Überhaupt scheint mir in dieser Ausgabe mehr Wert auf Informatives aus dem politischen Bereich gelegt worden zu sein. So gibt es eine Abhandlung über Nazis in der Tierrechtsszene und Aktuelles zur Köpi in Berlin, leider aber auch eine hippieske Predigt, die schon ganz richtig „Das Wort zum Sonntag“ betitelt wurde. Weitere Interviews wurden mit Messerfocke (wat’n Name) von LUSTFINGER und Turbotorben vom (R)OHRPOST-Zine geführt, deren Antworten ich mitunter etwas seltsam finde… was zur Hölle soll ein „Oi“ sein, lieber Torben? Als nach Meinung des Autors zu Unrecht in Vergessenheit geratene Band wird diesmal KONSUMTERROR ins Gedächtnis gerufen und Leserbriefe, ein Comic, einige Konzert- und Festivalberichte, Neuigkeiten und Termine fanden ihren Weg ins Heft – ebenso wieder gruselige Bands wie ZAUNPFAHL, völlig unkritische Reviews und peinlicher, kindischer Quatsch wie die grottige „Foto-Punk-Story“. Insgesamt eine deutliche Steigerung zur Erstausgabe, aber das ständige Überbetonen des (Un?)Wortes „Deutschpunk“ geht mir auf den Sack und für vieles fühle ich mich aber tatsächlich einfach zu alt mittlerweile… Kost’ übrigens 3 Taler, zumindest in Deutschland. Günni

TAUGENIX #1

(www.taugenix-fanzine.de)

„Deutschpunk-Fanzine“ steht auf diesem 68seitigen, 3,- € teuren Hochglanz-A4er, das auf dem Mist von Jürgen „NIX GUT“ Kamm gewachsen ist, der von einem gewissen Steff (etwa der Christ von CHRISTCORE/ALARMSIGNAL?) tatkräftig unterstützt wird. Im Vorwort stellt man erstmal klar, was man von Kritik am geliebten „Deutschpunk“ hält, nämlich nicht viel, und bemüht sich, so oft und penetrant wie möglich, jenes Unwort im Heft fallen zu lassen. Von den bemühten Kolumnen, Artikeln über Tierrechte und einen vermeintlichen „Kampf der Kulturen“ sowie veganen Rezepten (gääääähn…) mal abgesehen kommt mir das Ganze oft wie ein Werbeblättchen für NIX GUT vor; ähnlich wie seinerzeit das „Slam“-Magazin, als es noch mitsamt A.M.-Music-Katalog ausgeliefert wurde – der eine oder andere wird sich erinnern. Ich kenne nun zwar weiß Odin nicht das Labelprogramm aus dem FF, trotzdem erweckt sich mir der Eindruck, als würden in erster Linie hauseigene Bands interviewt (MOLOTOW SODA, LAK, FAHNENFLUCHT, DDP) und vorgestellt (ÜBERFLÜSSIG, KREFTICH, NI JU SAN, ÜBERDOSIS NICHTS und natürlich die 20 Songs umfassende CD-Beilage mit na ratet mal was für Bands?). Ausführliche Konzert-Berichte gibt’s von ALARMSIGNAL + T.B.C. und der „NIX-GUT-Dagegensein“-Tour, klar. Ok, RASTA KNAST und VKJ sind nun meines Wissens wahrlich keine Labelbands, wobei ich besonders das Interview mit ex-VKJler Micha sehr witzig fand’ – der hat mit Punk nämlich fast gar nichts mehr zu tun und hört RAMMSTEIN und ROBBIE WILLIAMS, kommt dabei aber wesentlich sympathischer rüber als ein großer Teil des NIX-GUT-Klientels. Der absolute Höhepunkt waren für mich aber die Tonträgerrezensionen. Man wies extra darauf hin, dass man wisse, wie viel Arbeit in so einer Platte stecke und dass man deshalb so fair wie möglich bleiben wolle – und fand’ einfach jeden einzelnen Tonträger toll! Herrlich, wie sich Steff für jeden einzelne Scheibe dafür eine neue Formulierung aus den Finger saugen musste, haha. Da lacht das Herz des Rhetorikers. Der Sänger der unsäglichen TAKE SHIT durfte dann noch über seine Ossi-Punk-Zeit berichten, „Alf + Cobi“ begaben sich auf Punkrock-Spurensuche in den Harz, Fred vom UNDERDOG-Fanzine wurde ausgequetscht und die Hakenkreuz-Affäre wurde nochmal beleuchtet. Obligatorisch die Neuigkeiten, Termine und ein paar dümmliche Comics. Ok, die Idee, unterbewertete „Deutschpunk“-Bands aus der Mottenkiste zu holen und posthum abzufeiern (in diese Fall AD NAUSEAM) ist ja wirklich ganz nett und mit den Beiträgen von COR, KONFUZ, WEHRLOS, PROPAGANDA NETWORK und FRUSTKILLER sind auch tatsächlich ein paar gute Songs auf der beiliegenden CD. Alles in allem ist das aber entweder ein NIX-GUT-Katalog mit Fanzine-Seiten oder ein Fanzine mit NIX-GUT-Katalog-Seiten, in jedem Falle aber weder das eine, noch das andere. Grenzwertig. Günni

VOICE OF THE STREETS #9

(www.vots.tk)

Meine erste VOTS-Ausgabe – und wat soll ich sagen? Starkes A5er aus dem Österreich! Schön dick, ansehnlich gestaltet und kompetent geschrieben. Obermotz MaZ stellte zusammen mit seinen zwei Mitstreitern einen ganz schönen Schinken zusammen. Vor allem der sehr ausführliche Interviewstil gefällt mir. Man merkt, dass sich da individuell auf jeden Partner vorbereitet und nicht irgendein Standardprogramm durchgezogen wurde. Da wird auch mal gut nachgehakt und ins Detail gegangen. Kurioserweise geht’s hier, wie bereits im neuen OI! THE PRINT, um Kolumbien- und Singapur-Oi! mit ULTIMATUM und THE RUCTION (die scheinen ja per Internet gut für Aufmerksamkeit gesorgt zu haben, hehe) und die TOWERBLOCKS, die auch hier zum Interview gebeten wurden. Ach, und auch ’n Tattoo-Special gibt’s, allerdings über CLOCKWORK TATTOOS in Italien. Darüber hinaus wird man aber mit Tipps zum Erstellen von Samplern versorgt, kommt in den Genuss von Interviews mit LOUSY, den CRUSADERS (deren Torsten ein paar Seiten weiter nochmal speziell zum Thema Kampfsport ausgequetscht wurde), den WHISKEY REBELS, SKOIDATS, NOBLE CAUSE (deren „Hardcore ist…“-Aussagen mir aus der Seele sprechen), vielen Reviews (teilweise mit Cover-Scans!) und Kolumnen zu so weltbewegenden (*hust*) Themen wie „CD oder Vinyl?“ oder „Straight Edge“. Kommt insgesamt sehr sympathisch rüber und man scheint über einen breiten musikalischen Background und entsprechendes Hintergrundwissen zu verfügen. Gutes, lohnenswertes Teil! Günni

OI! THE PRINT #22

(www.oitheprint.at)

Die Referenz in Sachen deutschsprachiges Oi!-Fanzine ist wieder da, natürlich wieder mit schickem Farbcover, das diesmal MELANIE mit ihrer SECRET ARMY ziert, die auch im Heft ausgequetscht wurde. Blättert man auf, erwarten den Leser ein Report über Skinheads und Oi! in Singapur (!) und Kolumbien, eine interessante und sehr gut geschriebene JUDGE-DREAD- sowie SLAUGHTER-AND-THE-DOGS-Story, ein Tattoo-Special über Black Lemon Tattoo in Wien, wat über den APPD-Ableger APPÖ und, nanu, was ist das denn? Ein PERKELE-Interview, geführt von PLASTIC-BOMB-Schreiberling Björn Fischer? Tatsache. Hintergrund: Eigentlich war das Teil fürs PB geplant – dort weigerte man sich aber, es abzudrucken, da es angeblich „zu unkritisch“ sei und man Protest-E-Mails etc. fürchtete, worauf man keine Lust habe, da man sich angeblich nie mit der Band beschäftigt habe. Nun, dann frage ich mich, wie diverse abwertende Aussagen zur Band in vergangenen PB-Ausgaben, die maßgeblich zum schlechten, sich langsam wieder rehabilitierenden Ruf der Band in deutschen Landen beitrugen, zustande kamen. „Unkritisch“ ist das Interview zu keinem Zeitpunkt, es wies wohl lediglich nicht die Tendenz auf, die dem PB in den Kram gepasst hätte. Armselige Scheiße! Außerdem besuchte man ein MURDER-JUNKIES-Konzert, fühlte den TOWERBLOCKS auf den Zahn, bricht ’ne Landse für Staffordshire-Köter, tratschte mit den Tanten von SUCUBUS, widmete sich den HIPPY BOYS (geiler Bandname, haha), die später als UPSETTERS und WAILERS zu Ruhm gelangten, ließ DARKBUSTER auf die Frage nach der Meinung zu Kriegen um den heißen Brei herumreden (arm!), kritisierte MySpace, lud sich SKAOS zum Tanztee ein, quatschte mit den STYRIAN BOOTBOYS, CLOSE COMBAT und mit Misa von PILSNER OIQUELL, lässt Thomas von ROIMUNGSTRUPP mit seiner Plattensammlung angeben und und und… z.B. eine völlig halbgare und konzeptlos erscheinende Kolumne über Casting-Shows, eine Asi-Story übers Besoffen-Frauen-abschleppen-und-Kotzen und massig Reviews, in denen man anscheinend Endstufe-Interviews in anderen Zines ganz normal findet und sich fragt, wie der Sänger „über politische Verwirrte auf seinen Konzerten denkt“. Meines Erachtens stehen die dort auf der Bühne… aber von sowas, wenn auch Ärgerlichem, mal abgesehen, gibt’s ’ne Menge souveränen bis guten Lesestoff in dieser starken Ausgabe. Kostet immer noch nur lächerliche 1,50 EUR für satte 64 Seiten – da kann man nicht viel falsch machen. Günni

OI! THE PRINT #21

Holla, das ging ja fix diesmal. Bomml ist wieder am Start mit seinem Drinkingclass-Fanzine. Wieder mit Farbcover – besser is, ziert es doch diesmal die Punks von SS-KALIERT in voller bunter Iro-Pracht. Zum Schwatz gebeten werden die HUDSON FALCONS, OHL, SS-KALIERT, ANNEX 5, THE ROUGH KUTZ, die Lokalhelden THE INFECTED und MUMMY’S DARLINGS, Stories und Hintergründe gibt’s zu MR. SYMARIP, ANTISEEN, DANDY LIVINGSTONE, Franzosen-Oi!, OUT OF FRAME, Markus Messics Skinhead-Buch, den VANILLA-MUFFINS-Nachfolgebands, REAGAN YOUTH und in diesem Zusammenhang Killer Ed Gein, der Pate stand für Filme wie „Texas Chainsaw Massacre“. Außerdem enthalten ist ein SS-KALIERT-USA-Tourtagebuch, das sich verdammt witzig liest; der Benni hat ’ne gute Schreibe. Mit seiner Plattensammlung rumprollen darf diesmal Mex von den STYRIAN BOOTBOYS. Aufgelockert wird alles durch ’ne handvoll Kolumnen, in denen auch kritische Worte bzgl. der eigenen Szene und Leserschaft laut werden. Gut so! Das meiste davon kann ich gut nachvollziehen oder unterschreiben. Nicht zu vergessen die Reviews in hoher Anzahl und ein grenzwertiges Poster. Wieder ’ne verdammt gelungene Ausgabe dieser Institution in Sachen Oi!-Zines, wobei diese Bezeichnung dem Heft längst nicht mehr gerecht wird. Musikalisch wird ein breiteres Spektrum abgedeckt als in so manch klassischem Punk-Fanzine. Also, lächerliche 1,50 EUR + Porto gezückt und ab nach Ösi-Land damit! Günni

WORKING CLASS SKINS #5

(WCS Fanzine, c/o Andreas Falk, Im Hänfert 22, 66709 Steinkirchen, WCSFanzine@aol.com)

Saarländisches A5-Skinhead-Fanzine mit dem Schwerpunkt auf Oi!. Neben massig Reviews und Konzertberichten gibt es Interviews mit IRON FIST, BITCHES ’N’ BASTARDS, THE YOUNG ONES, PARIS VIOLENCE, STOMPER 98, SILVERCITY, UNE VIEN POUR RIEN?, ein Kreuzworträtsel + Gewinnspiel, eine Erzählung sowie Porträts der Urväter des Ska. Auffallend ist die Affinität zu Frankreich (ist beim Saarland also nicht nur ein Klischee, hehe): Es werden mehrere französische Bands ausgequetscht und locker die Hälfte (wenn nicht sogar noch mehr) der Reviews behandeln französische Veröffentlichungen. Haben da Labels wie Bords de Seine fette Promo-Pakete geschickt? Auf Aktualität legt man dabei nicht unbedingt wert und bespricht auch einiges älteres Material – warum auch nicht. Mir persönlich sind die Reviews oft zu nichtssagend und scheinen mir recht unkritisch, wenn ich sehe, was da alles abgefeiert wird. Aber wehe, es wagt sich jemand über den anscheinend recht engen musikalischen Horizont des Autors hinaus – ein gnadenloser Verriss ist die Folge, so geschehen mit den jüngsten Werken von 4 PROMILLE und den BROILERS. Die Konzertberichte umfassen oftmals nicht nur das Konzert an sich, sondern auch, was man vorher noch so machte (angefangen beim Aufstehen) und wann man sich letztendlich in die Furzmulde legte. Leider schien man hier nicht viel vom Korrekturlesen zu halten… neben Rechtschreibfehlern sind teils abenteuerliche Satzkonstruktionen die Folge. Die Interviews sind solide, besonders die Antworten von STOMPER-98-Sebi sind sehr ausführlich, persönlich und interessant. Wenn eine Band wie THE YOUNG ONES allerdings von sich gibt, das belgische „De Kastelein“ sei ein normaler Skinhead-Pub, der Interviewer dazu nichts weiter sagt und die vorangegangene Frage schon implizierte, dass man Kritik daran ohnehin für „PC-Getue“ halte, habe ich a) schonmal überhaupt keine Lust mehr, so eine Band zu supporten und nehme b) dem Zine die angeblich antifaschistische Grundhaltung nicht so recht ab. Der (selbstgeschriebenen?) Erzählung, die vor infantilen Oi!-Klischees nur so tropft, fehlt es irgendwie an einem Ende oder wenigstens einem Hinweis darauf, dass es sich möglicherweise um eine Fortsetzungsgeschichte handeln solle sowie um eine Angabe des Autors – wie übrigens ärgerlicherweise auch fast allen Reviews und der sehr guten und informativen Legenden-des-Ska-Story, die mir – sorry – irgendwo geklaut zu sein scheint. Positiv erwähnen will ich aber die selbstgebrannte CD, die dem Heft beiliegt und auf der sich diverse interviewte Bands ein Stelldichein geben, so dass sich der Leser gleich selbst ein Bild von ihren Qualitäten machen kann. Alles in allem ein Fanzine, das sich bemüht und in dem sichtlich viel Arbeit steckt (ist auch ein ziemlich dicker Schinken geworden), dem es aber für meinen Begriff an Identität, Standpunkten und Mut zur Kritik/Polarisation mangelt – und ich fürchte, dass man zugunsten einer „unpolitischen“ Haltung darauf verzichtete. Aber warten wir mal ab, wie sich das Ganze entwickelt.

TEENAGE ALZHEIMER #1

(0,50 € + Porto bei Ben Bauböck, Warschauer Str. 25, 10243 Berlin, ben_accident@hotmail.de)

Nach der Nullnummer die erste offizielle Ausgabe dieses A5er-Fanzines aus Berlin, das von Ben Accident und Antje T. rausgehauen wird. Beide haben eine sehr sympathische, kurzweilige Schreibe, so dass es echt verdammt Spaß macht, die Erlebnisberichte und manchmal mehr, manchmal weniger wirren Gedanken zu diversen wichtigen und unwichtigen Themen lesenderweise zu konsumieren. Mein persönlicher Höhepunkt ist die JERRY-LEE-LEWIS-Story, für mich ohnehin der wahre Erfinder des Psychobilly! Ehre, wem Ehre gebührt. Die vom Autor empfohlene „Live im Starclub“-Scheibe habe ich mir heute gleich per eBay gesichert – wehe, die taugt nichts! 😉 Darüber hinaus interviewt man ein paar unbekanntere, lokale Bands bzw. einfach sich gegenseitig, haha. Ein Heft im Oldschool-Schnipsel-Layout mit viel Humor, der – zumindest bei mir – gut zündet. Berliner Punkbands, die bereit sind, sich im Gegenzug für ein Interview fürs Titelblatt nackich zu machen, bitte dort melden! Günni

OI! THE PRINT #20

(www.oitheprint.at)

Wow, schon die 20. Ausgabe des „One & Only Drinkingclass“-Fanzines aus Österreich, das sich mittlerweile längst zum wichtigsten Zine für den Oi!-Punk-Bereich im deutschsprachigem Raum gemausert haben dürfte. Pros(t)pekt dafür nach Austria! So lässt Bomml auch genüsslich die ersten fünf Ausgaben Revue passieren, sehr kurzweilig und amüsant. Kaum zu glauben, dass das OTP mal als kopierter Stapel A4-Seiten anfing, der dilettantisch am Rand zusammengetackert wurde. Neben einer selbstverständlich vernünftigen Heftung gibt es diesmal sogar ein Farbcover, das Atze Trooper beim Fotoshooting zum letzten Albumcover zeigt, und satte 60 Seiten folgenden Inhalts: Abrechnung mit koksenden Szenezugehörigen, Massenmörder Fritz Haarmann (ihr wisst schon, „warte, warte nur ein Weilchen…“) wird uns nähergebracht, 180-GRAD-Studioreport, Plattensammler-Story (diesmal von Bomml persönlich), Interviews mit 4 PROMILLE, BOMBSHELL ROCKS, STOMPER 98, THE SENIOR ALLSTARS, ROIMUNGSTRUPP (sehr sympathisch, die Jungs) und EMSCHERKURVE 77 (wo auch auf den Labelwechsel eingegangen wird – auf der nächsten Seite schildert dann Mosh von Knock Out seine Sicht der Dinge), Vorstellungen der BATTLE CRUISERS, KING STITT, BORN TO LOSE, UNITED KIDS REC., CONDITION, ANTICOPS, PENETRAITORS und MENACE, Reviews, ein BAD-MANNERS-Poster in der Mitte (könnte man meiner Meinung nach auch weglassen – wer hängt sich denn so’n kleines schwarz-weiß-Poster auf; insbesondere, wenn die Rückseite noch mit Redaktionellem bedruckt ist?), ’ne American-Oi!-Story, in der Bomml uns unbekanntere US-Oi!-Punkbands schmackhaft machen will sowie zu guter Letzt ein erschreckender Erlebnisbericht aus einer Ösi-Kneipe, in der Staatsbedienstete vom gegenüberliegendem Gericht Nazi-Parolen gröhlen, den Arm zum Gruß heben und alle es völlig normal finden… wie immer macht Bomml den Großteil der Arbeit selbst, wird aber etwas von Sunny Bastards und Coretex unterstützt. Pork Pie ab vor dieser erneuten Glanzleistung. Klasse Heft! Günni

PLASTIC BOMB #41

(www.plasticbomb.de)

[Abt. „Klassiker“: Mein ältestes Review überhaupt (man beachte das Datum), noch lange vor Crazy-United-Zeiten geschrieben, meines Wissens nie irgendwo veröffentlicht:]

Tja, das Plastic Bomb gibt es nun also auch an Bahnhöfen etc., und Frank ist ab sofort leider nicht mehr dabei. Wahrscheinlich im Streit um dieses „Unpolitisch“-Thema gegangen (worden). Schade, hatte er doch immer, gerade zuletzt, eine angenehme Lockerheit ins Heft eingebracht. Aber genau dieses Thema zieht sich mal wieder durchs gesamte Heft. So finde ich es zwar gut, dass ordentlich Leserbriefe abgedruckt wurden, nur sind leider alle zu diesem Thema und die meisten wenig kompetent. Da pöbelt der eine gegen dieses, der nächste gegen jenes und fast alle sind super-politisch und lehnen „Unity“ etc. ab. Natürlich werden auch viele Begriffe wieder völlig durcheinander geworfen, so dass das Ganze für mich doch eher sinnfrei bleibt. Überhaupt scheint das Plastic Bomb schon seit einigen Ausgaben auf negative Art „erwachsen“ geworden zu sein – die Lockerheit, das Unverkrampfte, ja, der SPASS der früheren Ausgaben fehlen fast völlig. Herausheben muss man allerdings wieder den „Plastic Girl“-Teil, der noch all dieses enthält. Ansonsten gibt’s Intis mit Abel (Projekt Kotelett), Billy Bragg (sehr interessant, da merkt man, dass da kein Freizeit-Revoluzzer erzählt, sondern jemand, der sich wirklich tiefergründig mit der Materie politischer Zusammenhänge etc. auseinandergesetzt und gut durchdachte Schlüsse gezogen hat), Scrapy, Bonehouse, Avail und Extrabreit. ATAKEKS labert mit Einleben über Politik (ausgerechnet mit denen… aber der labert wohl mit ALLEN über Politik. Da Fallen Begriffe wie „anarcho-syndikalistisch“ – das ist alles furztrocken, stinklangweilig und besonders über vier Seiten überflüssig wie ein Pappkarton voll Scheiße). Sehr gelungen der zweite Teil des Venezuela-Reiseberichts sowie der Afghanistan-Report vom afghanischen A.C.K.-Mitglied – hochinformativ und wohltuend kritisch, nicht langweilend-politisch und von oben herab! Ansonsten wieder Reviews, Reviews, Reviews, bei denen man merkt dass Michas Oi!-Abneigung anscheinend doch ein wenig zurückgegangen ist (vielleicht lag’s an den teilweise doch kritischen Zuschriften zu o.g. Thema?). Alles in allem ist das Plastic Bomb aber nach wie vor eines der informativsten Fanzines und hebt sich immer noch Meilenweit von solchen Langweilern wie dem „OX“ ab. Und auf der CD tummeln sich einige geile Stücke!

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