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Neues Material der Band aus Celle, deren zweites Album mir auch schon gut gefiel. Musikalisch gelang hier in jedem Falle eine weitere Steigerung zum Vorgänger „Nazis nehmen uns die Arbeitsplätze weg“: Schneller, abwechlungsreicher Pogopunk mit Melodie, rotzigem Gesang und mitgrölkombatiblen Refrains, vernünftig produziert im Braunschweiger Whiteline-Studio. Die Texte fallen sehr kämpferisch aus, man gibt sich, passend zum Titel, revolutionär, ohne in peinliche Parolen zu verfallen. Ok, dass Solidarität eine Waffe ist, hört man hier nun wahrhaftig nicht zum ersten Mal, aber, hey, es stimmt nun mal und ebenso ist es immer noch Tatsache, dass dieses System zum kotzen ist und ums uns herum jede Menge Scheiße passiert – warum also nicht darüber singen? Diese Themen sind aktueller denn je. Wirklich zu berühren vermag mich ein Text wie „In Gedenken“, der von in jüngster Vergangenheit traurige Popularität erlangten Kindesmisshandlungen und –verwahrlosungen berichtet. Kneifen können hätte man sich meines Erachtens aber einen technologiefeindlichen zurück-auf-die-Bäume-Song wie „Leider festgestellt“, der ist aber glücklicherweise der einzige Totalausfall. Angereichert wurden die Aufnahmen mit paar passenden Samples, u.a. aus Kultfilmen wie „Verlierer“, die die Scheibe zusätzlich auflockern. Das fette Booklet mit allen Texten, Kommentaren zu selbigen, Fotos etc. ist absolut vorbildlich ausgefallen. Eigentlich müsste ich der Band zugestehen, zum besten zu gehören, was der sog. „Deutschpunk“-Bereich derzeit zu bieten hat, zumindest musikalisch. Wäre da nicht die Tatsache, dass zwei der Bandmitglieder tief religiös sind und sich meines Wissens in üblen missionierenden christlichen Sekten herumtreiben, die gezielt Jagd auf Jugendliche machen. Fairerweise muss ich anerkennen, dass sich außer bei den Grüßen („Jesus – ohne Dich hätte ich nichts!“) davon nichts, nichtmal andeutungsweise in den sehr diesseitsorientierten Texten niederschlägt, bei mir also nicht der Eindruck einer christlichen Rattenfängerband entsteht. Organisierte Religion ist und bleibt aber die letzte Pisse und hinterlässt bei mir in Verbindung mit Punk-Subkultur stets einen sehr, sehr faden Beigeschmack. Klammere ich das aber aus, bleibt ein klasse Punkrock-Album. 16 Songs in 37 Minuten, Anspieltipp: „Jolly Roger“. 2. Günni