Als ein gutes Geschenk zum sechzehnten Geburtstag bewarb der Frankfurter Eichbornverlag das im September 1993 herausgegebene großformatige Hardcover-Comicalbum „Frei ab 16“ des Autors und Zeichners Stefan Theurer, das mit 22,80 DM alles andere als ein Schnäppchen war. Auf rund 50 leider unnummerierten Seiten finden sich ein- bis dreiseitige, farbenfroh getuschte und großzügig gestaltete, weil nur ein bis zwei rahmenlose Panels pro Seite umfassende und mit riesigen Sprechblasen versehene, pointierte Gags im Funny-Stil, die sich mit favorisierten Themen Heranwachsender wie Liebe und etwas Sex, Musik und Zukunftsplänen befassen. Auffallend ist der starke jugendsubkulturelle Bezug; so finden sich immer wieder vor allem Punks und Headbanger unter den Protagonist(inn)en.
Herzstück des Bands ist jedoch die stilistisch aus der Reihe fallende, weil sich über ganze 20 Seiten erstreckende Geschichte „Suse und Kalle“, die in wesentlich klassischerer Comicform mit weit mehr Panels in variierenden Grids aufwartet. Sie erzählt von den titelgebenden Figuren, die sich ins nächtliche Partyleben stürzen und dabei u.a. ein Punk-Konzert besuchen (illustriert in Form eines schönen Wimmelbilds), Abenteuer mit den Bullen und Rocker-Rowdys erleben und schließlich am nächsten Morgen mit Mick, den sie gerade erst kennengelernt haben, an den Strand fahren. Anarchischer, antiautoritärer, wenn auch recht simpler Humor bestimmt die Handlung, deren Zeichnungen zudem mit echten Songtext-Zitaten damaliger (oder auch wesentlich älterer) Hits und authentischen Bandnamen auf T-Shirts, Plakaten u. ä. angereichert wurden.
Das hat seinen Charme, zeichnet aber auch ein reichlich naives Bild einer Jugend, wie sie 1993 längst nicht mehr war, und verwendet häufiger (zumindest mittlerweile) veraltete Jugendsprache. Als kleiner Spaß zwischendurch geht „Frei ab 16“ ebenso durch wie als Zeitdokument in Bezug auf die Präsenz von Jugendsubkulturen in Comics, der hohe Preis dürfte seinerzeit aber abschreckend gewirkt haben. Mein Exemplar bekam ich tatsächlich vor einiger Zeit geschenkt, wenn auch in antiquarischem Zustand. Passt super, denn als Punk bleibt man bekanntlich immer 16! (Wenn auch in mittlerweile möglicherweise ähnlich antiquarischem Zustand…)
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