Auf ihrer Deutschland-Tour unternahmen die russischen Folk-Streetpunks ZUNAME auch einen Abstecher in den Menschenzoo, wo der ehrenwerte HAMBURGER ABSCHAUM den Vornamen (höhö…) machte. Gegen 22:30 Uhr blies der siebenköpfige Lokalmatador in gewohnter Manier zum Angriff, wenn auch diesmal aufgrund der Affenhitze im Zoo unter etwas erschwerten Bedingungen. Beide Sänger schwitzten sich den Arsch ab, bewiesen aber Durchhaltevermögen und boten Hamburger Trompetenpunk-Folklore der sympathischen Sorte. Das Publikum stand dichtgedrängt und kam dank des mit zahlreichen Klassikern sowie einigen neueren Stücken gespickten Sets auf seine Kosten. Los ging’s mit dem schon länger bekannten, kürzlich jedoch endlich auf Vinyl verewigten „Hetze“, für „Rasur“ wurde die Kettensäge ausgepackt, die den Raum mit wundervollem Benzingeruch erfüllte, die AfD bekam gleich zweimal „Auf’s Maul“, mit „Lauf“ erinnerte man an die Band LABSKAUS, der „Trekker Song“ freute nicht nur Hobbybauern und „Nich‘ mein Ding“ provozierte den obligatorischen „Döp-Döp“-Chor. Die „Refugees Welcome“-Nummer vom Lampedusa-Soli-Sampler fehlte ebenso wenig wie „Ein Schritt nach vorn“, das wie der Opener auf der neuen Split-7“ vertreten ist und Gitarrist Dauxis Talent in Sachen Gitarren-Leads unter Beweis stellt, mit dem er auch den einen oder anderen Song, der vor seiner Zeit entstanden ist, etwas aufmöbelt. Gänzlich unbekannt war mir eine düstere, fast metalige Nummer, die ebenfalls gut reinlief. Einzig zwischen den Songs hatte man mit fiesen Rückkopplungen zu kämpfen, die glücklicherweise verstummten, sobald weitermusiziert wurde. Als Zugabe wurde nochmals kräftig auf die Norm geschissen, denn „Nich‘ mein Ding“ musste noch mal herhalten und alle döpten wieder kräftig mit. Erwartungsgemäß geiler Gig!
Und was erwartete uns jetzt? Russen, die einen auf Irish Folk machen und Whisky statt Wodka saufen? DROPKICK MURPHYS in der Ostblock-Variante, THE POGUES mit russischem Akzent? Alles Quatsch, ZUNAME (die man wohl am ehesten „Tsunami“ ausspricht) tanzten auch nicht ihren Namen, sondern spielten mehrstimmigen rauen Streetpunk, kraftvoll und unaufdringlich melodisch, in russischer und englischer Sprache und begleitet von einer dauerlächelnden, offenbar sehr glücklichen Dudelsackspielerin, die für den Folk-Anteil sorgte. Dieser war also weit weniger dominant, als ich es erwartet hatte und das machte auch nichts. Diese Mischung hatte es in sich, denn die Songs gingen sofort ins Ohr, der Dudelsack fügte sich gut ein und dank zweier Gitarren blieb die Saitenfraktion stets im Vordergrund und sorgte für einen satten Sound. Der Bassist und einer der Gitarristen wechselten zwischenzeitlich ihre Bühnenposition, alle drei Vorderleute sangen und der Drummer gab ‘nen kräftigen Beat vor. Zwar hatten sich nach der Vorband die Reihen ein wenig gelichtet, aber alle Dagebliebenen schienen sich einig zu sein, dass ZUNAME ordentlich Stimmung in die Bude bringen und feierten die Band entsprechend ab. Soundprobleme gab’s keine mehr, schön satt knallte die Moskauer Melange aus den Boxen. Eine Zugabe wurde ebenfalls verlangt und insgesamt dürften ZUNAME auf knapp 20 Songs gekommen sein. Klasse Band, ich freue mich auf unseren gemeinsamen Gig in Potsdam diesen Freitag!
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