Wieder ein D.I.Y.-HC-Punk-Konzi, diesmal mal wieder inner Lobusch. ASIMATRIX spielen momentan eine Vielzahl an Gigs, so hatte ich sie erst kürzlich in der Flora gesehen. Da ich sie mir noch lange nicht sattgehört habe, hatte ich auch Bock auf diesen Gig, der von der relativ neuen Konzertgruppe „Disgigz“ organisiert wurde. Sängerin Juli war gesundheitlich etwas angeschlagen und sich mit den möglichen Nebenwirkungen ihres Medikaments mittels Beipackzettel vertraut zu machen, ein kurzweiliger Spaß im Vorfeld. Zugutehalten muss man dem Zeug aber, dass es offenbar wirkt, denn als die Band nach kurzem Soundcheck loslegte, klang eigentlich alles wie gewohnt – außer vielleicht das diesmal heftig polternde Schlagzeug, das etwas eigenwillig abgemischt war, dafür aber umso mehr ballerte. Großartig den apokalyptischen HC-Punk/Skacore-Bastard von Bandsound beschreiben werde ich jetzt nicht mehr, war wieder ein rabiates Brett mit herrlich angepissten weiblichen Vocals und Gebrüll von beiden Bühnenflanken. Drummer Spike hängt sich so richtig schön in die Schießbude rein und verprügelt das Ding, als habe er mehr Gliedmaßen zur Verfügung als andere. Natürlich gelang’s der Band, das Publikum aufzutauen und erste Tanzeinlagen waren zu vermelden. ASIMATRIX dürften auch an diesem Abend den einen oder anderen Freund hinzugewonnen haben.
WIRRSAL aus Hamburg und Lübeck, wie ich an diesem Abend in Erfahrung bringen konnte, hatte ich letztes Jahr erstmals im Onkel Otto gesehen, bleibenden Eindruck hatte der Gig jedoch nicht unbedingt hinterlassen. Das sollte sich heute ändern. Von null auf hundert fackelte der Vierer ein deutschsprachiges HC-Punk-Feuerwerk ab; schnelle Songs, die sich nicht vor Gitarrensoli scheuen, ein Sänger mit kräftigem Organ, der ständig in Bewegung war und kritische, direkte, wütende Texte über diesen und jenen Scheiß, in guter alter ‘80er-Tradition und mit scheppernden Becken, hier und da zusätzlich durch Midtempo-Parts oder Offbeats aufgelockert. Der Sound war top, sodass die Songs voll zur Entfaltung kamen. Auch vor der Bühne war nun noch mehr los und das Band-Vinyl nehme ich mir beim nächsten Mal mit.
Die Bremer CHOLERA TARANTULA wussten vor’n paar Wochen bereits im Gängeviertel zu gefallen und hatten diesmal (möglicherweise auch schon seinerzeit) ‘ne Gruppe feierwütiger und zum Teil schon vorm Gig gut angeschossener Münsteraner im Schlepptau. Die Band hat ihren eigenen Stil mit hohem Wiedererkennungseffekt, Uptempo-Anarcho-/HC-Punk mit hektischen Ausbrüchen und deutschsprachigen Texten mit weniger gebrüllten, mehr cleanem, zeterigem Gesang und gewohnt kritischen Inhalten. Sänger Örnie fühlt sich auf der Bühne sichtlich wohl, setzt ’nen irren Blick auf, posiert und dirigiert das Publikum, das nun endgültig ’ne große Party feierte. Beim aus nicht mehr aus eben diesem einen Wort bestehenden „Bullenterror“ dürfte es gewesen sein, als kräftig auf die Bühne geklettert, mit Bier herumgespritzt und in die Mikros mitgegrölt wurde, wobei sich besonders besagte Münsteraner hervortaten. Da war ordentlich Stimmung inner Bude, die für manch eine(n) noch getoppt wurde, als man im Zugabenteil zum unvermeidlichen ’90er-Trash-Medley ansetzte und BLÜMCHENs „Herz an Herz“ verpunkte, jedoch abgebrochen durch den selbstlosen Einsatz eines Musikfreunds, der einen heftigen Stunt in Form eines Sturzes hinlegte und somit Schlimmeres verhindert konnte – zumindest fast, denn „Boom Boom Boom Boom“ vonne VENGABOYS wurde lautstark aus weiblichen Kehlen gefordert und das Unheil nahm seinen Lauf… Im Original sind beide Songs hart an der Kotzgrenze, in diesen Versionen bizarr und die eigenen, anspruchsvolleren Songs konterkarierend. Für diese Scheiße bin ich vermutlich einfach zu alt bzw. weiß ich nicht, wie viel ich noch saufen müsste, um das abzufeiern. Ansonsten aber alles im giftgrünen Bereich und ein abermals überzeugender Gig von einer Band, von der man sicherlich noch einiges erwarten kann.
Bis sich die Lobusch schließlich leerte, verging noch eine ganze Weile, es wurde weitergefeiert, -getrunken und -gequatscht, Kontakte wurden geknüpft/vertieft etc. Ein geiler Abend, an dem ich eigentlich noch den einen oder anderen Hamburger mehr erwartet hätte, doch das Konkurrenzprogramm war auch diesmal unerbittlich. Der Konzertgruppe Disgigz jedenfalls wünsche ich weiterhin ein derart gutes Händchen!
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