Einmal jährlich steigt auf dem Hamburger Gaußplatz das Gaußfest bestehend aus zwei Tagen Open-Air-Festival und anschließendem Fußballturnier „Zappacup“. Nachdem man uns im letzten Jahr bereits eingeplant hatte, wir aber verletzungsbedingt schweren Herzens absagen mussten, sollte diesmal alles klappen. Nachdem am Freitag bereits die erste Sause über die Bühne gegangen war, sollten wir den Samstag eröffnen. Da Freitag jedoch anscheinend einiges schief gelaufen und es aufgrund technischer Probleme zu massiven Verzögerungen gekommen war (die schließlich die Anwohner auf den Plan riefen), bat man uns um einen superpünktlichen Beginn, statt der kommunizierten 18:00 Uhr sollten wir spätestens um 17:45 Uhr die ersten Akkorde peitschen. Das war eigentlich nicht so das Problem, denn das Publikum war bei bestem Wetter zahlreich vorhanden und lümmelte sich in der Sonne. Ein ganz anderer Schnack jedoch ist dessen Motivation zu einer derart frühen Tageszeit, wenn es häufig noch fertig vom Vortag und/oder noch nicht betrunken genug ist, um uns nicht nur zu ertragen, sondern sich auch zu irgendwelchen Reaktionen provozieren zu lassen. Ach wat, so schlimm war’s gar nicht, die ersten Hartgesottenen trauten sich tatsächlich vor die Bühne, darunter ein Mädel mit beeindruckenden Kung-Fu-Künsten, die sowieso jeden weiteren Bastard in sekundenschnelle von der, äh, „Tanzfläche“ gekickt hätte. Der Gig lief problemlos, wir spielten das volle Set und im Anschluss gab’s auch den positiven Zuspruch. Nach getaner „Arbeit“ konnten wir uns ins Vergnügen stürzen, mussten uns aber auch um den Abtransport des Equipments etc. kümmern, weshalb ich THEMOROL größtenteils und THE INSERTS komplett verpasste. Wieder am Start zu mittlerweile fortgeschrittener Stunde war ich bei den kongenialen YARD BOMB um Shouter Rolf, die einmal mehr mit ihrem Oldschool-US-Hardcore-Set zu begeistern wussten und darüber hinaus viel von ihrem Charisma und Humor profitieren. Einwandfreier Gig, wie immer geil! Vor zwei Wochen waren es zwei RESTMENSCHen, die uns zum Elb-Tsunami-Festival geladen hatten, jetzt spielten sie mit ihrer De-facto-NEUE-KATASTROPHEN-Nachfolge-Band selbst „umsonst & draußen“. Erstmals bekam ich die Gelegenheit, mir die Band mal anzuschauen und was ich da im allgemeinen Trubel vernahm, war deutschsprachiger Punkrock mit beißend sarkastischen Texten von einem gewissen Niveau, ohne in verklausulierten Studentenpunk abzudriften. Interessanter, überzeugender Auftritt und ich glaub, die muss ich mal im Auge behalten. Mittlerweile war’s dunkel geworden, aber ein Blick auf die Uhr verriet den Veranstaltern, dass es noch verdammt früh war und ein Blick ins Programm wiederum offenbarte gähnende Leere: Da kam nix mehr. Gar nix mehr? Vier von fünf Motherfuckern waren noch verfügbar und halfen dem nun viel zu früh mit allem durchgewesenen Gaußfestverwaltungsapparat aus der Patsche und machten nicht nur den Opener, sondern auch den Rausschmeißer, indem sie ohne mittlerweile verhinderte zweite Terrorklampfe erneut die Bühne erklommen und ihre schlimmsten Weisen noch einmal ins nun deutlich angestacheltere Publikum rotzten. Aus vier geplanten Songs wurden sechs oder sieben und trotz unseres Alkoholpegels klappte das auch noch erstaunlich gut. Dann war aber endgültig Feierabend und ich verließ das Gelände, um zu sehen, wie England sich von Italien die Fritten aus dem Fett nehmen ließ. Auch wenn ich leider nicht schon am Freitag vor Ort sein konnte, war das Gaußfest wieder ‘ne verdammt geile Angelegenheit mit vielen lässigen Leuten, lecker Bier, schmackhaftem Essen und nicht zuletzt geilen Bands und bleibt somit jährlicher Pflichttermin – unabhängig davon, ob wir auf oder „nur“ vor der Bühne stehen. Danke an Zappa, Norman, Wurzel & Co. sowie an RESTMENSCH, über deren Equipment wir den Zugaben-Gig spielen durften!
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