Pott-Export Mäggi blies zur Geburtstagsfeier in der Lobusch und hatte all seine Lieblingsbands eingeladen. Weil aber weder die DIE AMIGOS noch DIE FLIPPERS und leider auch nicht BRUNNER & BRUNNER konnten, sprangen wir stattdessen zusammen mit zwei Bands aus seiner alten Heimat ein. Diesmal war’s nicht ich, der im Vorfeld mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, sondern Dr. Tentakel kroch auf allen Achten und war ein erbarmungswürdig vergripptes Häufchen Elend. Dazu aber ein tapferes und so verzichteten wir auf die letzten Proben und versorgten ihn stattdessen mit schlauen Tipps („Iss mal ‘nen Apfel!“), Freitag stand er Gewehr bei Fuß. Gegen 22:30 Uhr ging’s mit „Pogromstimmung“ los und elf weitere Songs folgten, von denen wir „Ghettoromantik“ spontan etwas umstrukturierten, ähem… Obwohl’s in der Lobusch keine Monitore mehr gibt, konnte ich den Sound über die P.A. gut vernehmen und der klang gar nicht übel – zumindest so lange mein Mikro nicht plötzlich leiser wurde oder zwischendurch gar ganz ausfiel. Hrmpf. Auch das Publikum war diesmal seltsam reserviert, dafür aber ungefähr in der von mir in etwa vermuteten Stärke aufgeschlagen – wenn Mäggi auch mit mehr gerechnet hatte. Hinterher konnten wir uns aber ein Lob abholen, wie schnell unsere Songs mittlerweile geworden seien – klar, wir mussten uns ja auch beeilen, schließlich musste das Tentakelchen schnellstens zurück ins Lazarett.
THE SOUL INVADERS aus Hagen traten anschließend kräftig Arsch mittels flottem englischsprachigem Oldschool-Punkrock, mal rockiger, mal melodischer, mal Richtung Rock’n’Roll oder Garage, aber immer 100 % nach vorn. Teile des Publikums tauten nun etwas auf und feierten die vor allem vom Sänger inbrünstig transportiere Punkrock-Show. Das hatte Stil, Druck und Qualität und war in jedem Fall der beste SOUL-INVADERS-Gig, dem ich bisher beigewohnt habe. Die Soundprobleme hatten hier anscheinend auch ein Ende und der coolen Abgewichstheit, mit der die SOUL INVADERS ihr Set durchzockten, merkte man die langjährige Live-Erfahrung zu jeder Sekunde an. Der Sänger, der als Ritual unmittelbar vor jedem Gig noch mal aufs Scheißhaus geht, hatte offenbar guten Stuhlgang… Ohne Zugabe ging’s nicht zur Aftershow-Party und damit hatte der Abend seinen musikalischen Zenit erreicht.
THE MAD MOISELLES stammen ebenfalls aus Hagen, dürften aber bei weitem noch nicht so lange unterwegs wie die Kollegen sein. Musikalisch fährt man ganz grob ‘ne ähnliche Schiene, englischsprachiger Punkrock der alten Schule eben, etwas ruppiger und aggressiver, angepisster und grundsätzlich echt nicht verkehrt, musikalisch ‘ne ehrenwerte, wohlklingende Angelegenheit. Nach ein paar Minuten jedoch verweigerte das Quintett den Dienst und verlangte mehr Bier – bis dahin absolut verständlich. Doch auch mit neuen Kannen ausgestattet tat sich erst mal nix und der Sänger lümmelte auf dem Bühnenboden herum. Irgendwann ging’s dann nach ‘nem verbalen Arschtritt des Drummers weiter, woraufhin der Sänger sich offenbar genötigt fühlte, ‘ne besonders ausgefallene Show hinzulegen: Er mimte den Besoffski und saß, kroch oder lag mehr auf der Bühne herum, als dass er sich in der Senkrechten befand. So richtig authentisch wirkte das nur leider nicht, was aber wiederum ganz gut war, da die Texte anscheinend saßen und gesanglich alles gepasst zu haben schien. Gute Songs und Performance aller Beteiligten also mit seltsamer, übertriebener Show-Einlage, deren Sinn sich mir nicht erschloss und die irgendwie bizarr und einfach drüber war.
Das war’s dann auch mit dem öffentlichen Teil der Geburtstagssause Señor Mäggies, der nur einen Tag später mit den SOUL INVADERS im privaten Kreise auf dem Gaußplatz weiterfeiern sollte – je oller, je doller. Glückwunsch noch mal und danke darüber hinaus an seine Helfer und das Lobusch-Team (insbesondere Sonja fürs Überwachen unseres eigentlich nur zu repräsentativen Zwecken aufgebauten Merch-Stands) sowie an Meisterkoch Olax fürs leibliche Wohl über Kaltgetränke hinaus und last but noch least an Jana und Flo für die Schnappschüsse unseres Gigs!
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