Weil Bolanow-Brawler Stulle all sein Geld versoffen, verhurt und den Rest verprasst hatte, war nichts mehr für den 40. Geburtstag seines Bruders und seiner Schwägerin übrig. Noch unter dem Eindruck unseres Privat-Gigs in Rostock stehend, kam er auf die Idee, ihnen einfach einen solchen zu schenken. Gesagt, getan, Equipment eingepackt und das „Island“ in der Nähe des Hamburger Hauptbahnhofs aufgesucht, um alles aufzubauen und sich die ersten Freigetränke einzuverleiben. Das Island ist für gewöhnlich ‘ne schummrige Disse ohne Punkrock-Faktor, hat aber den Vorteil, ordentlich Krach machen zu können, ohne dass es irgendwelche nervigen Nachbarn gäbe – und den Nachteil, dass es über eine Liveakustik verfügt, die uns mit ihrem arschlauten Hall vor Herausforderungen stellte. Mit Jazzbesen statt den normalen Klöppeln die Drums zu bedienen, fiel soundtechnisch jedenfalls flach. Letztlich nahmen wir die Gegebenheiten mehr oder weniger in Kauf, mussten uns einige Stunden lang gedulden und zockten dann hörbar ungeprobt (Drummer Raoul war gerade erst aus Malle zurückgekommen) ein gekürztes Set. Ergebnis: Die Spreu trennte sich vom Weizen, einige verließen die Räumlichkeiten, andere hielten tapfer durch und ein paar tanzten sogar oder gaben über Höflichkeitsapplaus hinausgehende Begeisterungslaute von sich. War ok, aber auch nicht sonderlich spektakulär – und darüber, welchen Aufwand man für ‘ne gute halbe Stunde Livemucke vor größtenteils genrefremdem Publikum betrieben hat, denkt man besser nicht nach. Die Freigetränke rissen’s raus und mit MICHAEL JACKSON oder DEPECHE MODE hatte der Elektro-DJ, der die restliche Nacht die Beschallung übernahm, sogar einige lichte Momente – bevor es mich endgültig zurück in eine Punk-Spelunke trieb. Dennoch ‘ne interessante Erfahrung und danke an Stulles lockere Familie sowie diejenigen, die ehrliches Interesse zeigten und sichtlich ihren Spaß hatten!

Außerdem danke an Katharina für die Fotos!