(www.alarmsignal-punk.de.vu) / (www.nixgut.de)

„Lustiger Titel“, war mein erster Gedanke. ALARMSIGNAL aus Celle spielen erfrischenden, dynamischen, deutschsprachigen Punkrock ohne Hardrock-, Metal- oder Offbeat-Anleihen. Geht gut nach vorne los und wurde auch gut produziert. Geht etwas in Richtung FLUCHTWEG, aber mit mehr Pfeffer im Arsch. Teilweise wird’s auch sehr eingängig, allerdings ohne nach WIZO oder Konsorten zu klingen. Rotziger, akzentuierter Gesang, der m.E. stellenweise noch etwas dreckiger sein könnte, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Kräftige Chöre runden das Hörvergnügen ab. Textlich gefällt’s mir überraschend gut, wenn ich auch nicht alles so unterschreiben würde. Man gibt sich sozialkritisch und kämpferisch, und das weitgehend unpeinlich. Etwas persönliches gibt’s auch noch, das lockert die Platte ebenso auf wie die eher humoristischen, mit einem Augenzwinkern vorgetragenen Nummern wie „Hartz IV (Scheißen ohne Spülen)“ oder der Titelsong. Meine Favoriten sind „Piraten“ und „Scheinheiliges Pack“. Das Booklet kommt mit allen Texten und man hat sich sogar die Mühe gemacht, zu jedem Song noch Linernotes zu verfassen. Das Cover allerdings hätte gute Chancen auf den Titel „hässlichstes Cover 2006“. Die Bandmitglieder gammeln im Arbeitslosen-White-Trash-Outfit vorm Arbeitsamt rum und der Dicke rechts sieht dabei aus, also hätte er dem magersüchtigen Hängeiroträger neben ihm das Essen geklaut – seit 10 Jahren. Wer auf flotten, angepissten, spritzigen Punkrock steht, mit den anderen Nix-Gut-VÖs aber nichts anfangen kann, sollte trotzdem mal ein Ohr riskieren. Gibbet ja für billich. Interessante junge Band. 16 Songs + ein versteckter, 2. Günni

Nachtrag: Offensichtlich sind (Edit 2015: möglicherweisen waren) zwei Mitglieder der Band bei den „Jesus Freaks“ und einer außerdem beteiligt an der Band „CHRISTCORE“, die offen als christliche „Punk“band auftritt, aufgrund ihrer Plattheit zum Glück aber von den Meisten als Realsatire aufgefasst wird. Nichtsdestotrotz kommt das ALARMSIGNAL-Album glaubwürdig rüber und das Thema Religion wurde komplett ausgeklammert. Dennoch stehe ich auf dem Standpunkt, dass Religion Privatsache ist und sein muss und religiösen, missionierenden Organisationen wie z.B. den „Jesus Freaks“ kein Fußbreit in der Punkszene gewährt werden darf. Inwieweit er trotzdem diese Band unterstützt, muss jeder für sich selbst entscheiden.