Günnis Reviews

Autor: Günni (page 73 of 107)

MOFAKETTE – RESTSCHLUCK CD

(www.toxic-toast.de) / (www.mofakette.de)

MOFAKETTE stammen aus Stuttgart und spielen auf ihrem Longplay-Debüt sehr eingängigen, deutschsprachigen Punkrock mit Melodie, Chören und immer einem Bein im Rock’n’Roll. Das läuft ganz angenehm durch, tut aber auch keinem so wirklich weh, wozu die zwar unpeinlichen, aber auch unspektakulären Texte über Wochenendgestaltung, Liebe und ein wenig Gesellschaftskritik das Ihrige beitragen. Das klingt für mich an bisschen, als wäre das dem Versuch geschuldet, besonders eigenständig und klischeearm zu sein, wobei mir einfach das gewisse Etwas fehlt. Der Sänger singt größtenteils leicht angeraut und die Produktion ist gelungen; nicht zu dünn, nicht überproduziert. MOFAKETTE fallen nicht sonderlich auf, weder angenehm, noch unangenehm. Live zur Untermalung einer Party aber bestimmt nicht schlecht und spannender als aus der Konserve. Das im Comic-Stil gezeichnete Cover ist dafür ein echter Hingucker und im Booklet gibt’s alle Texte mit- und nachzulesen.
13 Songs in nur 30 Minuten. 3. Günni

SIEGFRIED WITTENBURG / STEFAN WOLLE – DIE SANFTE REBELLION DER BILDER

wittenburg, siegfried + wolle, stefan – die sanfte rebellion der bilderDieses Buch ist eine ziemlich unausgegorene und halbseidene Angelegenheit. Für einen Fotobildband sind der Text zu dominant und die Bildauswahl nicht interessant genug. Unverständlich ist allerdings, warum in manchen Kapiteln mit „1000 Worten“ z.B. gewisse Gebäude beschrieben werden, man ein entsprechendes Foto aber vergeblich sucht. Als ein Geschichtsbuch gleichwohl würde dieses Werk auf ganzer Linie versagen. Insofern erschließt sich mir die Intention dieser Veröffentlichung nicht ganz. Der Textteil versucht den Alltag in der DDR abzudecken und zu erklären, spinnt dabei aber weiter das Märchen vom faulen und unproduktiven DDR-Arbeiter (ein Märchen, weil die DDR zu den stärksten Industrienationen gehörte, jahrzehntelang Handelsboykotten und anderen Angriffen im Zuge des Kalten Krieges trotze und keinen „Marshall-Plan“ o.ä. zur Verfügung hatte, sondern quasi im Alleingang die aus der deutschen Kriegsschuld resultierenden Reparationsleistungen an die Sowjetunion zu leisten hatte), verwickelt sich in Widersprüche und stellt zahlreiche Behauptungen auf, ohne diese zu belegen. Richtig peinlich wird’s, wenn der Autor sich einzelne Themen wie z.B. perfekt in DDR-Wohnungen passende, genormte Möbel herauspickt und zum Anlass seiner Kritik nimmt. Wer seine persönliche Individualität unbedingt an so etwas Profanem wie Schrankwänden festzumachen versucht, soll dies gerne tun. Mir allerdings sind Menschen lieber, die sich nicht über den Besitz von Luxusgegenständen definieren und glaube fest daran, dass es wichtiger ist, was sich IM jeweiligen Schrank befindet und nicht, ob x-Tausend andere das gleiche Modell besitzen. Pseudo-Individualität lässt grüßen… Wie sieht es denn heutzutage in Deutschland aus? Richtig, die Menschen rennen scharenweise zu „Ikea“ & Co. und erstehen zu günstigen Preisen genormte Möbelstücke… ein Phänomen des Sozialismus? So ein Quatsch. Weiter geht es mit einer angeblichen „Nostalgiewelle“ in der DDR, in der „antiquarischer Kitsch“ gesammelt worden wäre. Dass es sich dabei mitnichten um etwas DDR-typisches handelt und heutzutage in Gesamtdeutschland ausgeprägter ist denn je, um entweder der Schnelllebigkeit der Zeit etwas entgegenzusetzen, weil die Vergangenheit aufgrund der ungemütlichen Gegenwart verklärt wird oder man schlicht aus ästhetischen Gründen in gewissen Bereichen aktuelle Produkte ablehnt, weiß anscheinen jeder außer den Autoren. Ebenso klar dürfte sein, dass während in der DDR diejenigen, die mangelhaft vorhandene Konsumgüter besaßen, eine gewisse Macht inne hatten und horrende Preise für z.B. Schallplatten verlangen konnten (soweit korrekt von den Autoren wiedergegeben), diese Macht in der BRD den Besitzern von Wohnraum und Produktionsmitteln zukommt, die also nicht mit Konsumgütern handeln, sondern mit elementaren Bedürfnissen des Menschen spekulieren. Letzteres, was wesentlich schwerer wiegt, wird ebenso wenig mit einer Silbe erwähnt wie die Gründe für das mangelhafte Vorhandensein gewisser Konsumgüter in der DDR – Stichwort: Kalter Krieg. Generell wird das, was der Autor an der DDR kritisiert, nie in Relation mit der BRD und in den Kontext der Vorgänge und Außeneinwirkungen des Kalten Krieges gesetzt. Trotz wirklich schöner Aufmachung des Buches mit seinem hochwertigen Papier, das zum Blättern und Stöbern geradezu einlädt, war ich gegen Ende der Lektüre fast zu glauben geneigt, die Fotos wären nur deshalb in Schwarzweiß, um ein tristeres Bild der DDR zu schaffen, als es der Realität entsprechen würde. Letztlich ist „Die sanfte Rebellion der Bilder“ eine belanglose, erschreckend subjektiv und von oben herab formulierte Mogelpackung; ein tendenziöser, verklärender, kontraproduktiver Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Nachkriegsgeschichte.

ZWANGSRÄUMUNG – RUNDUMSCHLAG Demo-CD

(www.myspace.com/zwangsraeumung)

Die gepresste (!) Demo-CD der jungen Band aus Gotha hat mich leider „nackt“ und ohne jegliche Infos erreicht. Zu hören bekam ich aber elf, soweit ich es heraushören konnte, klischeebehaftete, deutschsprachige Stücke, die mal in Richtung HC- und mal mehr in die Streetpunk-Ecke gehen und von einem ganz gut krächzenden Sänger begleitet werden. Es geht um Anarchie, Punks & Skins united und das ganze Zeug und zumindest Teile der Band zählen wohl zur Casualties-Shirt tragenden Irofraktion. Ich denke, damit weiß jeder, wo ZWANGSRÄUMUNG grob einzuordnen sind. Die Aufnahme geht für ein Demo ok und wenn die Jungs etwas mehr Eigenständigkeit entwickeln, wird man sicherlich noch mal von ihnen hören. 35 Minuten Spielzeit. 3. Günni

22.05.2010, Hafenklang, Hamburg: ARRESTED DENIAL + IN VINO VERITAS + SCHLOIDERGANG + SMEGMA

Als True Rebel Records zur Jahresfeier riefen, bin ich am Samstag dann auch mal wieder ins Hamburger Hafenklang, um mir ARRESTED DENIAL, IN VINO VERITAS, SCHLOIDERGANG und SMEGMA anzusehen. Ursprünglich sollten auch noch VOLXSTURM spielen, welche aber kurzfristig ausgeladen wurden. Sie sollen in Spanien mit einer rechtsradikalen Band gespielt und sich nicht ausreichend davon distanziert haben. Was da wirklich dran ist, weiß ich nicht. Jedenfalls rückten dafür ARRESTED DENIAL nach, eine recht neue Streetpunk-Band um THIS-BELIEF-Sänger Valentin und ex-IN-VINO-VERITAS-Gitarrist Sascha. Diese machten nun anstelle IVVs den Opener und überzeugten mit einem druckvollen Set inkl. MAYTALS- und BROILERS-Coverversionen. Faire Geste und guter Service: Vor Beginn des Auftritts sagte IVV-Drummer Keller dem sich zu einem großen Teil noch vor der Tür aufhaltenden Publikum Bescheid, dass die erste Band beginnen würde. Das Hafenklang war gut gefüllt, glücklicherweise aber nicht allzu dichtgedrängt. Es folgten IN VINO VERITAS, die sich sehr darüber freuten, mal zusammen mit SMEGMA im Hafenklang spielen zu können. Aufgrund des frühen Zeitpunkts, sicherlich aber auch, weil die Bandmitglieder mittlerweile besser aufeinander eingespielt sind, ging der Auftritt geordneter als üblich über die Bühne und wurde vom Publikum sehr gut angenommen. Aus Berlin und Grimmen waren treue Fans angereist, um die Band zu unterstützen und diese sorgten für gute Stimmung. Eröffnet wurde mit „Hamburger Härte“, es folgten Hits wie „Armin Meiwes“, „Mädchen hinterm Tresen“, „Skorbut“ etc., bis im Zugabenteil dann von allen „Mit ohne Stolz“ und „Holsten“ lauthals mitgegrölt wurden. An einigen Songs wurde etwas gefeilt, um sie zu verfeinern. Ein überzeugender Auftritt! SCHLOIDERGANG hatten anschließend leichtes Spiel, brauchen sie sich ihr Publikum doch nicht mehr zu erspielen. Mit zwei Sängern und immer einem gewissen Augenzwinkern wurde deutschsprachiger Klischee-Oi! dargeboten inkl. eingedeutschten Coverversionen alter Klassiker. Der Schlagzeuger wird zum Tier hinter seiner Schießbude und am meisten Spaß machte es, ihn bei seinem Spiel zu beobachten. SMEGMA fanden schließlich ein ordentlich alkoholisiertes Publikum vor, das ihre Veraschungsshow dankbar annahm und auch ich ließ mich dazu hinreißen, die Jahrhunderthits der Schrammel-Oi!-Legende zu skandieren. Der schöne Abend mit gut aufgelegten Bands und sympathischem, zu einem großen Teil von Auswärts stammendem Publikum fand dann seinen Ausklang bzw. endgültigen Abschuss im Skorbut.

FRUEHSTUECKSPAUSE – FUX DU HAST DIE GANS GESTOHLEN CD

(www.bandworm.de) / (www.myspace.com/fruehstueckspausepunkrock)

Wenn ich den Bandnamen irgendwo las, dachte ich zunächst stets an die avantgardistischen MITTAGSPAUSE, mit denen die Thüringer aber so gar nichts gemein haben. Das schon dritte Album fällt vielmehr in die Sparte Möchtegern-LOKALMATADORE, ohne dabei aber deren Qualitäten zu erreichen – dafür wirkt mir die Komik zu oft zu bemüht auf die Asi-Schiene getrimmt. Ich muss der Band aber dennoch ein paar gute Ideen zugestehen, so z.B. einen Song über das leidige Thema „Thailand-Docs“ oder der Anti-Thor-Steinar-Song „Scheitelzecke“. Rein musikalisch betrachtet ist das fröhlicher, melodischer Punkrock mit ziemlich in den Vordergrund gemischtem Gesang, der lediglich mit seinen unlustigen, gleich in dreifacher Ausführung vorhandenen Variationen des „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“-Kinderliedes nervt. Wer nicht genug von dieser Art Punkrock bekommen kann, ist mit der FRUEHSTUECKSPAUSE sicherlich gut bedient, ich persönlich find’s trotz aller Ambitionen eher überflüssig. Die Texte sind allesamt im Booklet des Digipaks nachzulesen und von „Männertag“ gibt’s (als Bonus-Track?) ’ne Live-Version in sehr guter Qualität zu hören. Eine Vinyl-Fassung soll’s auch geben, limitiert auf gerade mal 250 Exemplare. 14 Songs in 33 Minuten. Ohne Wertung. Günni

KRANK – BIER, BLUT, BOLZENSCHUSSGERÄT CD

(www.radikalabnormal.com) / (www.snaylerecords.ch)

Schweizer Deutschpunk kann durchaus besser sein als deutscher Deutschpunk. Das beweisen jedenfalls KRANK, die nach einer EP und Debüt-CD, beide mir unbekannt, ihr zweites Album mit der interessanten Alliteration im Titel veröffentlichen. Ganz so krank wie durch die blutverschmierte Coverzeichnung sowie Band- und Albumnamen angedeutet gibt man sich dann zwar nicht, dafür aber durchaus eigenständig mit teils absurden, banalen aber emotionalen, teils aber auch interessanten, kritischen Texten mit sarkastischer bis depressiver Tendenz, zu denen der überdrehte Gesang gut passt. Musikalisch ist das auch nicht verkehrt, „moderner“, wütend-melodischer Punkrock ohne allzu starke Metalkante oder dergleichen, der einige kleine Hits vorzuweisen hat, die im Ohr bleiben – allen voran „Anders als wie du“ und „Lange nicht genug“. Aber auch der Opener „2000 jetzt“ bollert gut los und einen Totalausfall findet man eigentlich nicht. Textlich fallen „Sie will“ („…nur ficken“) und das sinnfreie „Bratwurst“-Lied am stärksten ab, der Rest befindet sich auf einem gewissen Niveau. Ich vermute, dass am meisten der Gesang polarisieren wird und empfehle Fans von NOVOTNY TV bis RAZZIA, der Band eine Chance zu geben. Die Liveshows sollen übrigens unter Zuhilfenahme von reichlich Kunstblut über die Bühne gehen. Eine Schweizer Mischung aus ALICE COOPER und GWAR? Das mit roten Spritzern illustrierte Booklet bietet, leider nicht ganz rechtschreibfehlerfrei, alle Texte der in rund 41 Minuten vorgetragenen, inkl. „verstecktem“ Bonusstück 15 Songs des Albums. 2-3. Günni

AMOR & OPHELIA – INTIMPIERCING CD

(www.amorundophelia.de) / (www.bosworth.de)

Ein dauergewelltes blondes Mädel (Wer hat da „Püppchen“ gerufen?!) präsentiert sich acht Songs lang als selbstbewusste Nymphomanin und singt hauptsächlich über Lust und Leidenschaft, begleitet von glasklar produziertem, punkigem Pop-Rock mit Ohrwurmcharakter inkl. balladesken Ausflügen. Inwieweit die deutschen Texte tatsächlich die Gefühlswelt der Sängerin/Gitarristin widerspiegeln oder nur provokatives Mittel zum Zweck, möglichst aufzufallen und Tonträger zu verkaufen, sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Beurteilen kann ich aber, dass die Gute tatsächlich singen kann und die Texte nie niveaulos werden oder allzu sehr unter die Gürtellinie gehen. Das dürfte die einen beruhigen, den anderen aber zu bieder sein. Ich find’s eigentlich ziemlich unspektakulär, aber besser als das, was seit einigen Jahren so an deutschsprachigem Pop-Rock aus dem Radio dudelt. Im farbigen Booklet gibt’s neben allen Texten leider keine schlüpfrigen Bilder und die CD kommt mit ebenso unschlüpfrigem Video-Bonus, dafür allerdings gleich 3x hintereinander. Wem die PARASITEN zu hart sind, könnte hier fündig werden. Neun Songs in nur 28 Minuten. Ohne Wertung. Günni

Erich Buchholz – Unrechtsstaat DDR? Rechtsstaat BRD? Ein Jurist antwortet. Streitbare Ansichten von Erich Buchholz

buchholz, erich - unrechtsstaat ddr - rechtsstaat brd - ein jurist antwortetHilfreich zum Bilden einer objektive(re)n Betrachtungsweise

Während Friedrichs Wolffs Buch zum gleichen Thema überwiegend sachlich verfasst wurde, vertieft Erich Buchholz einige Themenbereiche und poltert mitunter ganz gut drauf los, polemisiert etc. Ist man dann schon fast geneigt, ihn als unverbesserlichen Hardliner abzutun, überrascht er aber wieder positiv, indem er z.B. gewisse Gesetze, die u.a. ausschlaggebend für den Aufstand am 17. Juni 1953 waren, aufs Schärfste verurteilt und sauber juristische und politische Begrifflichkeiten voneinander trennt, gründlich seziert und erläutert sowie die Unterschiede zwischen beiden Rechtssystemen herausarbeitet.

Allerdings werden hier auch ellenlange Gesetzespassagen in typischem Beamtendeutsch zitiert und Buchholz selbst formuliert gern sehr verschachtelte Sätze mit zahlreichen Nebensätzen und Einschüben, was den Lesefluss etwas hemmt und das Buch nicht leichter konsumierbar macht. Für den Versuch, eine halbwegs objektive Sicht auf die DDR-„Bewältigung“ zu erlangen, ist eine Lektüre wie diese aber vermutlich unabdingbar. Nebenbei lernt man auch so einiges über deutsche Geschichte, die (immer noch) aktuelle BRD-Justiz, Völkerrecht und Politik.

Allerdings hätte ein (fähigerer) Lektor dem Buch gut getan. Und ob das Titelfoto sonderlich vorteilhaft ist, das Buchholz als zeternden Opa zeigt, sei mal dahingestellt…

25.04.2010, Fabrik, Hamburg: DICK DALE

Gestern DICK „King Of The Surf Guitar“ DALE in der Hamburger Fabrik. Dass der Altmeister des Surf-Rock sein Publikum trotz Alters von 72 Jahren und Krebserkrankung noch einmal mit einer Europatour beehren würde, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ich hatte ihn vorher nie live gesehen und wer weiß, ob man zu einem späteren Zeitpunkt noch Gelegenheit dazu bekommen würde? 23,70 EUR für die Karte im Vorverkauf war für ein Konzert ohne Vorband (angeblich aus organisatorischen Gründen, bis 19:00 Uhr fand in der Fabrik irgendein Kinderfest statt) zwar ziemlich happig, ich konnte es mir aber trotzdem leisten, da ich nicht mehr zu jedem anderen bekloppten Konzert renne. Schade, denn es gibt mehrere wirklich gute Hamburger Surfbands, die sich sicherlich gefreut hätten, im Vorprogramm von Mr. Dale auftreten zu können. Dieser betrat dann gegen 21:20 Uhr die Bühne der nicht übermäßig, für einen Sonntagabend aber bestimmt respektabel gefüllten Fabrik mit „Nitro“ und es klang großartig. Dale trägt seine letzten Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ein schwarzes Stirnband und ein T-Shirt „Dick Dale For President“ – und hat sichtlich Spaß auf der Bühne. Er kommuniziert mit dem Publikum und seiner Mimik kann man die Leidenschaft zu seiner Musik entnehmen. Zwischenzeitlich griff er sich zwei Drumsticks und spielte zusammen mit seinem Schlagzeuger, der mit herrlich aggressiver Mine auf die Drums eindrosch, Schlagzeug und später auch Bass (Dale bekommt die Bassgitarre hingehalten und spielt diese, indem er mit den Drumsticks drauf herumhaut), blies in die Trompete, imitierte Louis Armstrong usw… seine beiden Begleiter an Bass und Schlagzeug sind etliche Jahre jünger, tragen die gleiche Frisur und machen einen klasse Job. Nach gut 90 Minuten endet der sehr unterhaltsame Auftritt ohne Zugaben, aber was soll’s – sei dem alten Mann seine Erholung gegönnt. Alle wichtigen Songs wurden gespielt.

Das Publikum bestand neben ein paar bärtigen alten Männern zu einem großen Teil aus jungen Leuten, einigen Psychos und Rockabilly-Typen, aber auch vielen „Normalen“. Ähnlich wie bei alten Ska-Recken scheint sich das Publikum immer wieder zu verjüngen. Ich persönlich habe das Konzert sehr genossen, zumal es die perfekte Abrundung eines herrlich warmen Tages war. Es war sehr angenehm, mal wieder auf einem Konzert zu sein, bei dem es einfach nur um die Musik ging, die Musik selbst die Message war.

FEUERWASSER – STÜRME DER ZEIT CD

(www.feuerwasserpunk.com)

Zweites, in Eigenproduktion veröffentlichtes Album der Ruhrpottler FEUERWASSER, die mir erstmalig mit ihrem Beitrag zum Slime-Tribut-Sampler „Alle gegen Alle“ aufgefallen sind. Zu melodischem HC-Punk mit starkem Metal-Einfluss irgendwo zwischen späten BOSKOPS, PARANOYA, …BUT ALIVE und DRITTE WAHL werden mitunter recht gute kämpferische, sozialkritische Texte in deutscher Sprache unpeinlich von einem angenehm rauen Organ vorgetragen, die sich im stilvoll gestalteten Booklet nachlesen lassen. Das hat Substanz und wurde auch gut produziert, allerdings klingen mir die Chöre ein wenig zu kraftlos. Ansonsten aber keine verkehrte Scheibe. Wer mit o.g. Bands etwas anfangen kann, sollte hier ruhig mal reinhören! 13 Songs in 36 Minuten. 2-3. Günni

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