Günnis Reviews

Kategorie: Tonträger K (page 2 of 2)

KOMMANDO ZURUECK – FROM OUT OF SPACE CD

(www.politicide.net) / (www.kommzu.de.vu)

Kein Punk! Zumindest musikalisch nicht. Die selbsternannten „Aliens from outer space“ haben eine Platte voll übelstem Elektrotrash (Mischung aus poppigen Discobeats und ATARI-Mucke aus den 80ern) verbrochen, vermutlich um die Menschheit in den Wahnsinn zu treiben. Dazu lernen sie sogar extra unsere Sprache und berichten uns auf extraterr(or)istische Weise von Astronauten, Laserstrahlen, Megabytes, Natriumglutamat und Bier von der Tanke. Sprich: Witzige Texte und Musik an der Grenze zur Unanhörbarkeit und manchmal auch darüber. Also genau das richtige für Freaks, Nerds und Drogenabhängige, die auf der Suche nach dem nächsten Ding sind, das garantiert niemand außer ihnen selbst hört. Kommt in äußerst minimalistischer Aufmachung mit schlecht gezeichnetem Cover und völligem Verzicht auf Booklet, unnötiges Layout oder sonst irgendwas, was ohnehin nur ablenken würde. 13 Songs in 30 Minuten. Ohne Wertung. Günni

KALTFRONT – ZIEH DICH WARM AN CD

(www.teenage-rebel.de) / (www.kaltfront-dresden.de)

KALTFRONT ist ’ne alte Ossi-Kapelle, genauer gesagt aus Dresden, wo sie sich Mitte der 80er gründete und diverse Demo-Tapes veröffentlichte. Diese wurden vor zwei Jahren auf der LP-Version dieses Tonträgers wiederveröffentlicht, die wohl recht schnell ausverkauft war. Hiermit gibt’s das ganze jetzt angereichert mit sechs Bonustracks auf CD. Freut mich, dass der alte Kram, der natürlich nicht in Top-Quali vorliegt, aber in jedem Falle sehr gut hörbar ist, dadurch nicht in Vergessenheit gerät. Denn: Die Scheibe mit ihren durchdachten, häufig persönlichen, melancholischen, aber auch wütenden und direkten Texten und vor den tollen Melodien, denen man die Fähigkeit der Musiker anmerkt, ist besser als so mancher Schrott von heute, noch immer aktuell und somit keinesfalls nur für Ostalgiker und Komplettisten interessant. Ob angedacht ist, die Bonusstücke dieser CD für Vinyl-Sammler auch auf einer EP zusammenzustellen, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, wäre meines Erachtens aber eine tolle Maßnahme für die Besitzer der LP. Im stimmig illustrierten Booklet gibt es alle Texte nachzulesen sowie Hintergrundinfos zur Band und zu den einzelnen Aufnahmen. 20 Songs in 72 Minuten. 2. Günni

KONDOR – ILLUSION & REALITÄT CD

(www.nix-gut.de) / (www.kondor-punk.at)

RAZZIA-Klon aus Österreich. Sorry, aber diese Platte erinnert mich sowohl von den düsteren, kritischen Texten als auch von der musikalischen Untermalung selbiger so dermaßen an die alten Aufnahmen der Hamburger HC-Punk-Veteranen, dass mir spontan keine bessere Bezeichnung einfällt. Den 80er-Sound haben sie auf jeden Fall sehr authentisch hinbekommen. Schlecht ist das nicht, besonders eigenständig aber auch nicht. Andererseits kann es einen als Band wesentlich härter treffen, als mit den großartigen RAZZIA-Frühwerken verglichen zu werden. Die Aufmachung mit farbigem, alle Texte + Linernotes enthaltenem Booklet kann sich ebenfalls sehen lassen. 15 Songs in 49 Minuten, Anspieltipp: „Blauer Rassismus“. Solide 3. Günni

KOLLATERALSCHADEN – FLIEHKRAFT Mini-CD

(www.nix-gut.de) / (www.koscha.net)

„Außen hui, innen naja bis pfui…“, bin ich geneigt zu konstatieren. Sechs mal deutschsprachiger Punk der Sorte „Gääääähn…“ aus München mit bedeutungsschwangeren Texten. Dazu passend der kraftlose, irgendwie nervige Gesang. Nee, nix für mich. Dafür gab man sich aber bei der Aufmachung Mühe: Digipak inkl. illustriertem Booklet mit allen Texten. 20 Minuten Spielzeit. 4-. Günni

KREFTICH – STIL LOS! CD

(www.nix-gut.de) / (www.kreftich.de)

„Stillos“ ist das nach zwei in Eigenregie veröffentlichten CDs erste „richtige“ Album der drei Dinslakener sicher nicht, im Gegenteil: Was ich da höre, weiß meinen geplagten Ohren durchaus zu schmeicheln. Es gibt zwölf mal melodischen, deutschsprachigen Punkrock ohne Metal-Einflüsse, meist recht flott und schnörkellos dargeboten, darunter ein Offbeat-Stück. Nicht zuletzt durch seinen leicht näselnden Gesang erinnert mich das etwas an eine Mischung aus WIZO und älteren MUFF POTTER oder so… Das Songwriting ist, auch, wenn’s hier und da noch etwas holpert, im Großen und Ganzen unpeinlich gelungen und schweift oft ins philosophische ab, ohne dabei zu hippiesk zu werden. Textlich direkter wird’s dann bei Songs über Gesetzestreue, vermeintliche Hip-Hop-Gangster („doch bewegen wollt ihr nichts/ihr wollt nicht, dass was passiert/weil euer ganzer Scheiß nur auf Wettbewerb basiert/jeder will der Beste sein, ihr liegt damit im Trend der Zeit/ihr nennt euch Bewegung, obwohl ihr stehen bleibt“), Plastikmusik oder auch beim naiv-fröhlichen Urlaubssong „Graues Deutschland“. Hervorheben möchte ich noch den Song „Eigenbrötler“, bei dem man zunächst geneigt ist, zu glauben, es ginge um einen „Penner-Punk“, obwohl letztendlich ein Computer-N3rd gemeint ist – keine Ahnung, ob das beabsichtigt war, kommt jedenfalls gut. Die Texte kann man alle im fetten, schön gestalteten Booklet nachlesen, das dem glänzenden Digipak beiliegt. Alles in allem eine gute Debüt-Scheibe, die trotz der philosophischen Ausflüge eher unbeschwert daherkommt. Irritiert hat mich aber die Limitierung auf 2000 Exemplare, wovon anscheinend jedes einzeln nummeriert ist…?! Als ob es so schnell ginge, 2000 Einheiten einer recht unbekannten Band unter die Leute zu bringen… Zwölf Songs in 45 Minuten, Anspieltipp: „Auf der Suche“. 2-3. Günni

KICK JONESES – STREETS FULL OF IDIOTS CD

(www.rookie-records.com)

Neuauflage des ersten Studio-Albums von 1997 der Pop-Punk-Band um SPERMBIRDS/WALTER-ELF-Musiker, angereichert mit sieben Bonussongs. Sehr poppig und „modern“ klingender Sound. Zwar ist durchaus die eine oder andere nette Melodie dabei, aber leider wurde der Gesang zu sehr in den Hintergrund gemischt, wodurch er harm- und drucklos daherkommt, während mir die Mucke zu überproduziert ist. Da wollte man es wohl ZU eingängig gestalten… insgesamt ist mir die Scheibe zu glatt und „mainstreamig“ und erinnert häufig eher eine Ami-Indie-/Punk-Combo mit MTViva-Bestrebungen denn an eine deutsche Punk-Combo – auch, wenn die englischsprachigen persönlichen bis kritischen Texte voll ok gehen und das Booklet mit seinen Comic-Illustrationen wirklich liebevoll gestaltet wurde. Gecovert werden übrigens MEN WITHOUT HATS („Safety Dance“) und SAILOR („A Glass Of Champagne“). 23 Songs in 71 Minuten. 4. Günni

KONFLIKT – SAPERE AUDE CD

(www.rebelproducts.de) / (www.konflikt.sk)

Das vierte Album der wohl bekanntesten slowakischen Punkband. Fetter, sehr gekonnt vorgetragener und nie altbacken klingender Streetpunk mit osteuropäischem Folk-Einschlag, was die Besonderheit und Eigenständigkeit dieser Band ausmacht. Der Gesang klingt rauh, dreckig und kraftvoll, so soll es sein! Einige der Melodien haben absoluten Ohrwurmcharakter, fallen aber nie ins Poppige ab. Da die Texte ausnahmslos in der Landessprache gesungen werden, kann ich mir über sie leider kein Urteil erlauben. Ein weiterer Pluspunkt ist aber die Aufmachung: Glänzendes, schön gestaltetes Digipack mit dickem Booklet, das alle Texte und zahlreiche Zeichnungen irgendwelcher Schlachten und kriegerischen Auseinandersetzungen beinhaltet (aber sicherlich nicht kriegsverherrlichend sein will – bevor irgendwelche Schlaumeier jetzt mit derlei Vorwürfen kommen). Lohnt! 2-. Günni

KONFUZ – NICHT DABEI CD

(www.nixgut.de) / (www.konfuz.de)

Label und das etwas kindisch anmutende Cover ließen mich das Schlimmste fürchten, aber so schlimm wurd’s dann doch nicht. KONFUZ aus Hameln spielen melodischen, deutschsprachigen Punkrock, mal auch Ska-Punk, der, wenn er etwas Pfeffer im Arsch hat, positiv an COMBAT SHOCK oder GOTTKAISER erinnert. Beim Lesen der Texte merkt man, dass man sich wirklich mal Gedanken machte. Da wirkt nichts gezwungen und gängige Nix-Gut-Klischees werden erfreulicherweise gekonnt umschifft. Es werden kleine Geschichten aus dem Leben eines etwas verträumten Verlierers erzählt, natürlich nicht ohne Seitenhiebe auf äußere politische Umstände. Gefällt mir gar nicht schlecht, allerdings ist mir der Gesang manchmal zu kraftlos und monoton und allgemein könnte es für mein persönliches Punkrock-Empfinden etwas ungehobelter und fixer zugehen. Aber Substanz, Potential und Charakter hat es. Kommt im Digipack, das Booklet mit allen Texten sieht aus wie Kinderbuch. 14 Songs in 53 Minuten. 3. Günni

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